Quelle: "Von der Hünenburg auf dem Sundern bei Ohle und
ländlichen Siedlungen in ihrer Umgebung", P. D. Frommann, Weihnachten 1949, S. 160 ff.
H O L T H A U S E N
Holthausen bestand im Mittelalter aus 13 bäuerlichen Besitzungen
und war deshalb schon damals das größte Dorf im mittleren Elsetal.
Es hat eine geschützte Lage in einer kleinen nach Südosten gerichteten
Talmulde. 4 der damaligen Bauernhöfe liegen im oberen Teil des
Tälchens in geringer Entfernung von den 9 anderen, die nun den
mitteleren Teil der Ortschaft bilden.
Die ältesten Nachrichten über Holthausen stammen aus dem 14. Jahrhundert.
Nach den Lehnsregistern der Arnsberger Grafen verfügten diese über
Einkünfte aus Holthausen. 1338 belehnte Graf Gottfried IV. den
Ambrosius de Bredenbeke außer mit Gütern in Frehlinghausen noch mit
einem Hof "in Holthusen in Parochia Plettenbracht".
1446 ist neben den anderen Kapellen im Kirchsprengel Plettenberg auch
die Holthauser Kapelle angegeben. Weil die Bewohner Holthausens am
Anfang des vorigen Jahrhunderts erlaubten, dass Pet. Kasp. Glingener
sich dort, wo früher die Kapelle gestanden hatte, ein Haus erbaute,
so ist der Kapellenplatz bekannt. Dieses Glingersche (später
Viereggesche) Haus hatte auch die Bezeichnung "unter der Klocke".
Weil 1486 die Hausbezeichnung "ter Klusen" gebräuchlich war, so wird
in der Holthauser Gemarkung früher ein Einsiedler gelebt haben. In der
Gegend der Kluse mag später die Kapelle errichtet worden sein. Jedenfalls
hat man sie erst erbaut, als das Dorf schon bestand, und zwar wie in
Eiringhausen und Köbbinghausen, außerhalb des Ortes. Sie war das letzte
Gebäude an dem Weg nach Hechmecke. Daraus ergibt sich die Zugehörigkeit
Hechmeckes zur Holthauser Kapelle. Diese war der hl. Barbara geweiht.
An ihrem Tage, dem 4. Dezember, wurde darin die Messe gelesen und nach
der Reformation anstatt dieser gepredigt. Die Kapelle wird nicht
groß gewesen sein, ein Strohdach und einen Dachreiter mit einer
kleinen Glocke gehabt haben. Ihre Stifter statteten sie auch mit
Grundstücken aus, mit einem an den "Kirchhof" grenzenden Garten,
einem Felde auf dem Maiboume un einem anderen zwischen Wernecken
und Schulten Grundstücken liegendem, dem Barbenstück. Aus dem
Ertrage dieser Liegenschaften erhielt zunächst der Pastor zu
Plettenberg 6 Scheffel Hafer. Soweit der Rest nicht zum Unterhalt
des Kapellengebäudes verwendet werden musste, verblieb er dem
Kapellenküster.
Wie in Eiringhausen und Köbbinghausen, so wird man auch in Holthausen
Tote auf dem Kapellenplatz beerdigt haben.
Alle Holthauser Familien trieben Viehzucht und Ackerbau. Das "Schattboik
in Marck" aus dem Jahre 1486 gibt die Namen der einzelnen Hofbesitzer
und die von ihnen damals zum erstenmal gezahlten Beträge der Landessteuern
an. Es sind drei Arten:
Geschichte der Bauerschaft Holthausen
Quelle: Privatarchiv H. Hassel, Kopie aus Stadtarchiv Plettenberg
Im Sauerlande gibt es der Holthausen gar viele, ein kleines bei Hülscheid, ein
größeres bei Hohenlimburg und bei Hattingen, an der Wenne Wennholthausen,
im Röhrgebiet Dörnholthausen, nicht weit von Lenhausen Schönholthausen und
andere. Keine dieser Ortschaften hat aber in den letzten Jahrzehnten einen
solchen gewaltigen wirtschaftlichen Aufschwung genommen wie Holthausen im
Elsetale, das deshalb das Interesse der Leser "Heimatblätter" verdient.
Ohne Zweifel gehört Holthausen nicht zu den ältesten Siedlungen im Elsetale. Das
lehrt schon der Name. Während die Erklärung der meisten heimischen Ortsnamen
mehr oder weniger Schwierigkeiten bereitet, ist die Bedeutung des Wortes
Holthausen ganz offensichtlich: Als schon größere Flächen des weiten Elsetales urbar
gemacht, zu Weiden und Feldern umgestaltet worden waren, da lag das Gebiet des
Dorfes Holthausen noch als Gehölz da. Über die Zeit, wann die erste Siedlung in
demselben entstanden ist, gibt die im 15. Jahrhundert gebräuchliche Hofbezeichnung
"ter Klusen" einen wichtigen Anhaltspunkt. "Kluse" nannte man die Wohnstätten der
Einsiedler, jener Männer, die die Welt mit ihren Zerstreuungen und Versuchungen
flohen, um sich in stiller Waldeinsamkeit und völliger Zurückgezogenheit ganz Gott
und ihrem Seelenheil zu widmen. Solche gab es natürlich erst nach Einführung des
Christentums in unserer Gegend, somit kann der Grund zu der ersten Holthauser
Siedlung schwerlich vor 800 gelegt worden sein.
Die weitere Entwickelung kann man sich nun leicht vorstellen. Ähnlich wie bei Kirchen,
so errichtete auch ein Teil unserer Vorfahren, wenn das Gelände dies zuließ, gern seine
Wohnungen in der Nähe eines Einsiedlers. Ein solch frommer Mensch war nicht nur ein
Ratgeber in geistlichen und oft auch in weltlichen Dingen, man erhoffte auch von seiner
Fürbitte mancherlei Segen und Schutz. Wie nicht weit von der Volmequelle um die Hütte
des Einsiedlers Meinhard sich die Anfänge des Dorfes Meinerzhagen bildeten, so sind
auch bald in der Nähe unseres Einsiedlers, dessen Name uns nicht einmal bekannt ist,
einige bescheidene menschliche Wohnstätten errichtet worden. Damit hatte die Kultur
ihren Einzug in das Gehölz gehalten. Fleißige Hände rodeten, hackten, pflügten; ein Stück
Wald nach dem andern verschwand. Um die Bedeutung der neuen Ortschaft in den
ersten acht Jahrhunderten ihres Bestehens nicht zu überschätzen, sei hier schon erwähnt,
daß Holthausen sogar im Jahre 1722 erst von 14 Familien bewohnt war.
Das Leben der ersten Bewohner Holthausens war zwar angefüllt mit anstrengender Arbeit,
aber wenn morgens und abends das Glöcklein des Eremiten durch den Wald erschallte,
dann ließen sie doch für Augenblicke ihre Beschäftigung ruhen, um gmeinsam mit dem
frommen Gottesmanne Hände und Herzen zu Gott, dem Geber aller guten Gaben, zu
erheben. Dadurch wurde die Kluse der geistliche Mittelpunkt der neuen Siedlung, und das
ist die Stätte auch geblieben, nachdem der Einsiedler sein müdes Haupt längst zur Ruhe
gelegt hatte. An die durch die Erinnerung an den ehrwürdigen Mann und die dort volbrachten
gottesdienstlichen Übungen geweihte Stelle baute man später eine Kapelle.
Über die Zeit ihrer Erbauung fehlen jegliche Angaben; erwähnt ist sie im Jahre 1446. Weil
die Dorfbewohner dem Peter Kaspar Glingener um das Jahr 1800 gestatteten, an der Stelle,
wo früher die Kapelle gestanden hatte, sich ein Wohnhaus zu erbauen, so ist der Kapellenplatz
genau bekannt. Der jetzige Eigentümer des für gewöhnlich als "unter der Klocke" bezeichneten
ehemaligen Glingerschen Hauses ist Herr Karl Vieregge.
Die Kapelle war für die ganze Bauerschaft bestimmt. Weil diese aber nur wenige Familien
umfaßte, so wird sie nicht groß gewesen sein. Vermutlich hatte sie auch, wie die zu Teindeln,
ein Strohdach, und wie die übrigen Kapellen in den heimatlichen Gemeinden als Turm nur einen
sogenannten Dachreiter mit einem Glöcklein darin. Ihre Stifter statteten sie auch mit
Grundstücken aus, mit einem an den Kirchhof grenzenden Garten, einem Felde auf dem
Maiboume und einem anderen zwischen Wernecken und Schulten Grundstücken liegenden,
dem sogenannten Barbenstück. Aus dem Ertrage dieser Liegenschaften erhielt zunächst der
Pastor zu Plettenberg 6 Scheffel Hafer. Soweit der Rest nicht zum Unterhalt des Kapellengebäudes
verwendet werden mußte, verblieb er dem Kapellenküster.
Das kleine Gotteshaus war der heiligen Barbara geweiht. Es bot den Bauerschaftsbewohnern einen
würdigen Raum zur Verrichtung ihrer Gebete und Andachtsübungen, war also ein Oratorium. Ferner
wurde wohl in vorreformatorischer Zeit darin am 4. Dezember, dem Tag der hl. Barbara, die Messe
gelesen und nach der Reformation statt dessen gepredigt. Wenn ein Schluß von den anderen Kapellen
hiesiger Gegend zulässig ist, so wurden auch in der Holthauser die Kinder getauft und die Ehen
eingesegnet. Vermutlich verfuhr man zu Holthausen in alter Zeit ähnlich wie in Pasel, wo man die
Gestorbenen in und neben der Kapelle beerdigte.
Durch die Einführung der Reformation erlitt sie Einbuße an ihrer früheren Bedeutung. Wenn man auch
am Althergebrachten mit Zähigkeit festhielt, so trugen doch die Stürme des Dreißigjährigen Krieges
sehr dazu bei, daß sie in der Mitte des 18. Jahrhunderts allmälich verfiel. Die Glocke wurde indessen
noch weiter benutzt, außer zum Morgen-, Mittag- und Abendläuten, noch zu Beerdigungen, Bränden,
feindlichen Einfällen u. dgl.
Wessen Eigentum der Wald gewesen, auf dem vor mehr als 1000 Jahren Holthausen erstand, ist nicht
ersichtlich. Weil Funken, Viereggen und Schulten Gut zu Holthausen, sowie das obere Bröckers Gut zu
Hechmecke schon früh abgabepflichtig an das Kloster Oedingen waren, so ist es möglich, daß der Grund
und Boden in der Vorzeit staatliches Eigentum gewesen ist und daß der Kaiser oder der Kölner Erzbischof
bei der Gründung des erwähnten sehr alten Klosters diesem das Obereigentumsrecht an den erwähnten
vier Bauernhöfen übertragen haben. Das Kloster verkaufte seine Rechte an diesen Gütern im 17. Jahrhundert
an den Drosten Christopher von Plettenberg zu Schwarzenberg, bei dessen Nachkommen sie bis vor etwa
100 Jahren verblieben sind. - Baumeisters und Klumpen Gut bestimmte Graf Engelbert der Dritte von der
Mark, als er 1385 die Burgkapelle zu Schwarzenberg - das Beneficium in Castro - stiftete, mit zum Unterhalte
des Kaplans derselben.
Nach der Einführung der Reformation wurden die Einkünfte aus obigen Höfen nebst den andern zum
Beneficium in Castro gehörenden der reformierten Pfarrstelle zu Plettenberg zugeteilt. Baumeisters Gut war
zu 6 Pflugdiensten, von denen je 2 im Frühjahr, in der Ernte und im Herbst geleistet werden mußten, verpflichtet
und hatte außerdem alljährlich eine Gans und zwei Hühner zu liefern. Auf Voßens Gute lastete die
Verpflichtung zu drei Handdiensten; die jährlichen Abgaben bestanden in 6 Rtl. ind 2 Hühnern.
Außerdem gab es in Holthausen die vier sogenanten Neuhoffer Güter, deren Obereigentumsrecht
später an die von Spies zu Dückenburg überging. Es waren: Jacobsmann, Hennemann, in den Planken und
Wernecke. - Zu den Freigütern gehörten Knapps Gut zu Holthausen, das untere Bröckers Gut
und das Gut in der Mühre zu Hechmecke. An Knapps Gut hatten 1708 aber schon die von Plettenberg
Obereigentumsrecht. - der Hof zu Marl war bis 1604 dem Beneficium Novae Capellae und St. Stephani
zuständig, ging dann aber für 250 Goldgulden in den Besitz des Drosten Christoph Diederich von Plettenberg
über.
Wie man sieht, trieben alle Familien Viehzucht und Ackerbau. Das "Schattboick in Marck" aus dem Jahre
1486 gibt die Namen der einzelnen Hofbesitzer und die von ihnen damals zum allererstenmal gezahlten Beträge
der Landessteuern an. Es sind drei Arten:
1. Freie Märkische
2. Freie Kölnische:
3. Hofleute
Die Kölnischen sind damals Untertanen der Arnsberger Grafen gewesen. Seitdem der letzte Arnsberger Graf
Gottfried der Vierte seine Grafschaft 1368 an den Kölner Erzbischof verkauft hatte, waren sie kölnisch.
|