Aus der Geschichte der Gemeinden
Plettenberg, Ohle und Herscheid

nach vielen Quellen berichtet von P. D. Frommann (1927, hier: S. 6 ff.)


Fortsetzung (S. 3)

Die Herzogsgewalt in Sachsen war zu der Zeit im Besitze Heinrichs des Löwen, der sie aber 1180 infolge seiner Treulosigkeit gegenüber seinem kaiserlichen Vetter Friedrich Barbarossa verlor. Als Herzog über das westliche Sachsen (Westfalen) setzte der Kaiser den Kölner Erzbischof, der von nun an außer seinem geistlichen Amte noch ein einflussreiches weltliches zu verwalten hatte. Der damalige Kölner Erzbischof, Philipp von Heinsberg, schwächte die Macht der Arnsberger Grafen beträchtlich, indem er Besitzungen in Westfalen kaufte und dadurch die Grafschaft Arnsberg mit einem Kranze kölnischer Besitzungen mit befestigten Städten darin umgab.

Um jene Zeit saßen wiederholt Söhne des Grafengeschlechts von Altena auf dem Kölner erzbischöflichen Stuhle, und zwar Bruno II. 1132-37, Friedrich 1156 bis 1158, Bruno III. 1191-93 und Adolf I. 1193 bis 1204.
Vielleicht kamen durch sie angesehene Ritter unserer Gegend in Beziehungen zu den Kölner Erzbischöfen. Schon 1187 ist in einer Urkunde des Erzbischofs Philipp von Heinsberg, durch die er dem Kloster Oelinghausen etwas bewilligte, Heidolphus de plettenbrath als Zeuge angegeben (Quelle: Knipping, Regesten der Erzbischöfe von Köln). 1193 sind Zeugen beim Ausstellen einer Urkunde Erzbischofs Brunos III. gewesen Godeschalkus de plathberch und Wilhelmus de Ole (Quelle: Seibertz, Urkundenbuch I, Urkunde 103).

Letzterem begegnet man auch in Urkunden der Erzbischöfe Adolfs I. (1196 und 1197) und Heinrichs (1231). Daneben stand er sowohl in Verbindung mit den Arnsberger Grafen Gottfried II. und Gottfried III., als auch mit dem Grafen Adolf III. von Altena. 1189 kommt in einer Urkunde des Grafen Engelbert von Berg auch Heidenricus de plettenbreht vor. Das sind alles Beweise dafür, dass die Ritter von Ole und von Plettenberg damals sehr angesehen und reich begütert gewesen sein müssen.

Durch das Vorkommen der Ritter von Plettenberg und von Ole ist auch erwiesen, dass im 12. Jahrhundert in Plettenberg und Ohle Ritterburgen gestanden haben. Leider fehlen Überlieferungen über das Verhältnis dieser Ritter zu den Bewohnern ihres Heimatortes. Mit großer Wahrscheinlichkeit aber kann aus den Zuständen späterer Jahrhunderte gefolgert werden, dass die gesamte Ohler Bevölkerung sich in Abhängigkeit von den Rittern ihres Dorfes befand, während das für Plettenberg nicht zutraf.

1144 gab es in Plettenberg noch Freie. Die Lage derselben wurde anscheinend immer schwieriger. Vielleicht um drückenden Kriegsdiensten oder Übergriffen ihrer mächtigen adeligen Nachbarn zu entgehen, begaben sich etliche von ihnen unter den Schutz eines Klosters. 1144 bekundet Erzbischof Arnold I., dass sich die Freien Wenneken, Haszecha, Mudreken und Hanno in Pletenbreth dem Kloster S. Severini in Köln als Wachszinsige mit einem Zins von 2 den. übergeben haben (Quelle: Knipping, Die Regesten der Erzbischöfe von Köln, II. Band. Knipping bezeichnet diese Urkunde als "verdächtig").
Die Geldabgaben der Wachszinsigen wurden vorwiegend dazu benutzt, die Ausgaben für Wachskerzen zu bestreiten.


Erzbischof Engelbert gerät am 7. November 1225 in einen tödlich Hinterhalt


Bild rechts: Fresko Schloss Burg, Solingen: Die Verfolgung des Erzbischofes.
Manchmal geraten auch Meilensteine der Geschichte in Vergessenheit. Der 7. November 1225 ist ein solcher Wendepunkt in der Geschichte des Ruhrgebietes: In dieser Nacht wurde Erzbischof Engelbert im Hohlweg bei Gevelsberg Opfer eines Anschlages und verlor sein Leben. Bis heute sind die genauen Hintergründe der Tat nicht geklärt. Als Drahtzieher des Anschlages gilt ein Verwandter des Erzbischofs, Friedrich von Isenberg, dessen Stammburg mitten im Ruhrgebiet liegt. Was auch immer mit dem Anschlag ursprünglich bezweckt war: Die Folgen des tödlichen Hinterhaltes waren enorm und in ihrer Tragweite sicherlich weder beabsichtigt noch vorhersehbar: Die Vormachtstellung des Erzbischofs geriet ins Wanken, unzählige Kleinkriege, mehrere hundert Burgenbauten, Aufstieg und Niedergang von Adelsfamilien, die miteinander um Rang und Bedeutung stritten, sind das Ergebnis.
(Quelle: www.lwl.org/LWL/Kultur/Aufruhr/Meilenstein)


II. Aus dem 13. Jahrhundert.
Nicht ohne Einfluss auf die Verhältnisse der Heimat war im dreizehnten Jahrhundert die geschwächte Reichsgewalt. Zunächst nahm Italien das Interesse der letzten Hohenstaufischen Kaiser völlig in Anspruch, und dann folgte die Zeit des Faustrechtes. Unter diesen Umständen war das Schwinden der Ordnung im Reiche natürlich. - Dadurch, dass die Kölner Erzbischöfe die ihnen 1180 übertragene Herzogswürde in Westfalen auch zu behaupten suchten, gerieten sie in langwierige Feindseligkeiten mit den ihnen unterstellten mächtigen Grafen, die auf Kosten der herzoglichen Rechte nach immer größerer Selbständigkeit trachteten.

Schon Engelbert I. von der Mark hat deshalb mit dem Erzbischof Engelbert von Falkenberg eine Fehde geführt, und später hat Eberhard II. von der Mark mit dem streitbaren Kirchenfürsten Siegfried von Westerburg erbitterte Kämpfe ausgefochten. Gegen letzteren verbündeten sich zweimal eine Reihe von Grafen und Herren des niederrheinischen Gebietes. Das zweite Bündnis führte im Limburger Erbschaftsstreite am 5. Juni 1288 zu der blutigen Schlacht bei Worringen, in der der Erzbischof besiegt und sogar Gefangen genommen wurde.

Das hatte naturgemäß eine Schwächung der Herzogsgewalt im Gefolge und verschaffte den Grafen von der Mark das Recht der Anlegung befestigter Burgen, das sie schon lange erstrebt hatten. Deshalb berichtet denn auch Gert von der Schüren in seiner Chronik:
"In den Jair duysent CCCI Sent Servatius Dag begon de Rutger van Altenae, Drost des Greven van der Marcke, tho thymmern die nye Stadt in Suyderland und daer des negsten Dages nae Sent Remigius Dag begonde deselve Rutger tho thymmeren dat Slott van Swartenberg."

Das am Anfang des Jahrhunderts noch bestehende gute Einvernehmen zwischen dem Kölner Erzbischof und den fast stets unter einander verwandten Grafengeschlechtern von Altena und von Arnsberg hatte seinen Grund in verwandschaftlichen Beziehungen. Der Kölner Erzbischof Adolf I. von Altena (1193 - 1205) war der Oheim des Grafen Adolfs III. von Altena und (hier beginnt im Buch die Seite 7) sorgte nicht allein für diesen, sondern übertrug auch dem Grafen Gottfried II. von Arnsberg (1185 - 1235) Einkünfte aus Rüthen.

Anscheinend haben aber die späteren Erzbischöfe die Gefahr für ihre Herzogsgewalt klar erkannt, die ihnen aus der immer größer werdenden Macht der Grafen von Altena erwuchs. Diese erweiterten ihre Grafschaft durch ein großes Gebiet an der mittleren Lippe mit der Burg Mark, nach der sie sich später nannten. Das veranlasste wohl den Erzbischof, mächtige Adelige an den Grenzen der Grafschaft Altena zu Feindseligkeiten gegen diese zu vereinigen.


Die Burg Mark war eine mittelalterliche Befestigungsanlage in Hamm-Mark. Seit 1198 befand sie sich im Besitz der Grafen von Berg-Altena. Als erster Graf machte Adolf I. von der Mark die Burg zu seinem Sitz und nannte sich nach ihr comes de Marca bzw. modern Graf von der Mark. Seit dem 3. April 1990 ist das Gelände als Bodendenkmal "Burghügel Mark " kategorisiert. . . Die Reste der Turmhügelburg Mark (auch Haus Mark genannt) liegen heute im Stadtgebiet von Hamm; das Dorf Mark wurde 1939 nach Hamm eingemeindet. (Quelle: Luftbild Google Earth, Text www.fv-burgmark.de)

Der gelehrte Lewold von Northoff, der in Dresel an der Lenne gelebt hat, erzählt darüber:
"Graf Adulff (III. 1197-1249) hefft noch einen Kriegh geholden up dem Berge genannt Garsenbracht by Herschede tegen den Herrn van Wirdelborch und vele andere edle Manss, dair tosamen vergaddert, de in sya Landt gefallen wern, dar de von Altenae sich sehr menlich gehalden, hefft de Graff de Querhandt behalden." (Quelle: Lewold von Northoffs Chronik der Grafen von der Mark) Eine andere Chronik gibt den Herren von Wildenborch und als Ort der Fehde Garsebrach (Gersebach, Gerseborch) an. (Quelle: Gerts von der Schüren Chronik von Cleve-Mark)

Die Berichte beider Chroniken über das Ereignis sind derart kurz und dürftig, dass nichts Genaueres über den Ort, die Zeit und die Art des Kampfes daraus zu entnehmen ist. Jedenfalls haben die verbündeten Edlen aus dem Gebiet der Bigge, weil sie des Grafen Burg und seine anderen Besitzungen nicht erreichen konnten, die Felder und Häuser seiner Untertanen in den Gemeinden Valbert und Herscheid durch Raub und Brand, wie es im Mittelalter Sitte war, verwüstet, bis der Graf, seine Ritter und das Aufgebot der Bauern des Amtes Altena, zu dem auch die erwähnten Gemeinden gehörten, ihrem unheilvollen Tun ein Ziel setzten.
Weil manchen Eingesessenen des Amtes Altena in dem Kampfe auf dem Berge Garsenbracht Gelegenheit zur Rache an denen geboten wurde, die sie an Hab und Heim geschädigt hatten, so ist es begreiflich, dass "de von Altenae sich sehr menschlich gehalden."

Noch ein anderes Mittel wandten die Erzbischöfe gegen die ihnen unbequemen Grafen von der Mark in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts an. Sie sahen in den mächtigen Rittern am Rande der Grafschaft Mark ein natürliches Gegengewicht gegen die märkischen Grafen und begünstigten diese daher in mancher Hinsicht. Im Süden war das hervorragendste und am weitesten verzweigte edle Geschlecht das von Plettenberg. Glieder desselben besaßen in den verschiedensten Gegenden Güter und Lehen. Otto und Rudolf von Plettenberg waren 1286 Stiftsherren der Abtei Essen (Quelle: Lacomblet II. Urk. 818). Gleichzeitig fungierte Heidenreich von Plettenberg als Domherr in Paderborn.

Bei der 1231 in Soest erfolgten Gründung des ersten deutschen Dominikaner-Klosters wird Rabodo von Plettenberg als dessen Hauptstifter angegeben (Quelle: v. Steinen). In Anbetracht der Bedeutung dieses Geschlechts ist es ganz natürlich, dass die Erzbischöfe schon im 13. Jahrhundert tüchtige Ritter desselben in bevorzugte Stellen brachten. Hunold von Plettenberg war Droste zu Hovestadt und kam als solcher in eine Fehde mit Berthold von Thülen, dem Drosten Eberhards II. von der Mark zu Hamm, der ihn allerdings 1301 besiegte (Quelle: Northoffs Chronik).

Nacheinander waren Marschall in Westfalen: 1258 Hunold von Plettenberg, 1266 Heidenreich von Plettenberg, und später hat Hunolds Sohn, der Ritter Johann von Plettenberg, dieses Amt lange Zeit verwaltet (Quelle: Seibertz, Urk.-B. I. 340, 336). Daher übergaben 1295 in Bonn in seiner Gegenwart Wedekind und Werner von Wittgenstein ihre Burg Wittgenstein nebst der Stadt Laasphe dem Erzbischof Siegfried, um sie als Lehen von ihm zurückzuempfangen (Quelle: Lacomblet II. 955).
1296 kaufte Johann das städtische Gericht zu Attendorn von dem Ritter Herbord von Helden, das später sein Sohn Heidenreich erbte, der es aber 1339 an den Erzbischof als den obersten Gerichtsherrn zurückgab (Quelle: Brunnabend, Attendorn, S. 55).

1300 bestellte der Erzbischof Wigbold vom Holte den Marschall Johann von Plettenberg, von dem er in demselben Jahre ein Darlehen von 700 M. erhalten hatte, zum Drosten des weit ausgedehnten Amtes Waldenburg (Die Burg Waldenburg stand in der Nähe der Ihnemündung an der Bigge). Er führte 1296 eine Fehde mit dem märkischen Drosten Rötger von Altena. Einzelheiten über diese sind uns nicht überliefert. Vermutlich aber hatten während derselben viele Bewohner des Kirchspiels Plettenberg unter Raub und Brand zu leiden und persönlich an den Kämpfen teilzunehmen. Diese Fehde ist wohl eine Ursache mit gewesen, die Rötger von Altena 1301 zur Erbauung der Burg Schwarzenberg veranlaßte.

Trotz aller Anstrengungen . . .

Fortsetzung


Lexikon für die Stadt Plettenberg, erstellt durch Horst Hassel,
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