Fortsetzung (S. 3)
Die Herzogsgewalt in Sachsen war zu der Zeit im Besitze Heinrichs
des Löwen, der sie aber 1180 infolge seiner Treulosigkeit gegenüber
seinem kaiserlichen Vetter Friedrich Barbarossa verlor. Als Herzog
über das westliche Sachsen (Westfalen) setzte der Kaiser den
Kölner Erzbischof, der von nun an außer seinem geistlichen Amte
noch ein einflussreiches weltliches zu verwalten hatte. Der damalige
Kölner Erzbischof, Philipp von Heinsberg, schwächte die Macht der
Arnsberger Grafen beträchtlich, indem er Besitzungen in Westfalen
kaufte und dadurch die Grafschaft Arnsberg mit einem Kranze
kölnischer Besitzungen mit befestigten Städten darin umgab.
Um jene Zeit saßen wiederholt Söhne des Grafengeschlechts von Altena
auf dem Kölner erzbischöflichen Stuhle, und zwar Bruno II. 1132-37,
Friedrich 1156 bis 1158, Bruno III. 1191-93 und Adolf I. 1193 bis
1204.
Letzterem begegnet man auch in Urkunden der Erzbischöfe Adolfs I.
(1196 und 1197) und Heinrichs (1231). Daneben stand er sowohl in
Verbindung mit den Arnsberger Grafen Gottfried II. und Gottfried
III., als auch mit dem Grafen Adolf III. von Altena. 1189 kommt
in einer Urkunde des Grafen Engelbert von Berg auch Heidenricus
de plettenbreht vor. Das sind alles Beweise dafür, dass die
Ritter von Ole und von Plettenberg damals sehr angesehen und
reich begütert gewesen sein müssen.
Durch das Vorkommen der Ritter von Plettenberg und von Ole ist
auch erwiesen, dass im 12. Jahrhundert in Plettenberg und Ohle
Ritterburgen gestanden haben. Leider fehlen Überlieferungen
über das Verhältnis dieser Ritter zu den Bewohnern ihres
Heimatortes. Mit großer Wahrscheinlichkeit aber kann aus den
Zuständen späterer Jahrhunderte gefolgert werden, dass die
gesamte Ohler Bevölkerung sich in Abhängigkeit von den Rittern
ihres Dorfes befand, während das für Plettenberg nicht zutraf.
1144 gab es in Plettenberg noch Freie. Die Lage derselben wurde
anscheinend immer schwieriger. Vielleicht um drückenden Kriegsdiensten
oder Übergriffen ihrer mächtigen adeligen Nachbarn zu entgehen,
begaben sich etliche von ihnen unter den Schutz eines Klosters.
1144 bekundet Erzbischof Arnold I., dass sich die Freien
Wenneken, Haszecha, Mudreken und Hanno in Pletenbreth dem
Kloster S. Severini in Köln als Wachszinsige mit einem Zins
von 2 den. übergeben haben (Quelle: Knipping, Die Regesten der
Erzbischöfe von Köln, II. Band. Knipping bezeichnet diese
Urkunde als "verdächtig").
Erzbischof Engelbert gerät am 7. November 1225 in einen tödlich Hinterhalt
II. Aus dem 13. Jahrhundert.
Schon Engelbert I. von der Mark hat deshalb mit dem Erzbischof
Engelbert von Falkenberg eine Fehde geführt, und später hat
Eberhard II. von der Mark mit dem streitbaren Kirchenfürsten
Siegfried von Westerburg erbitterte Kämpfe ausgefochten. Gegen
letzteren verbündeten sich zweimal eine Reihe von Grafen und
Herren des niederrheinischen Gebietes. Das zweite Bündnis führte
im Limburger Erbschaftsstreite am 5. Juni 1288 zu der blutigen
Schlacht bei Worringen, in der der Erzbischof besiegt und sogar
Gefangen genommen wurde.
Das hatte naturgemäß eine Schwächung der Herzogsgewalt im Gefolge
und verschaffte den Grafen von der Mark das Recht der Anlegung
befestigter Burgen, das sie schon lange erstrebt hatten. Deshalb
berichtet denn auch Gert von der Schüren in seiner Chronik:
Das am Anfang des Jahrhunderts noch bestehende gute Einvernehmen
zwischen dem Kölner Erzbischof und den fast stets unter einander
verwandten Grafengeschlechtern von Altena und von Arnsberg hatte
seinen Grund in verwandschaftlichen Beziehungen. Der Kölner Erzbischof
Adolf I. von Altena (1193 - 1205) war der Oheim des Grafen Adolfs
III. von Altena und (hier beginnt im Buch die Seite 7) sorgte nicht
allein für diesen, sondern übertrug auch dem Grafen Gottfried II.
von Arnsberg (1185 - 1235) Einkünfte aus Rüthen.
Anscheinend haben aber die späteren Erzbischöfe die Gefahr für
ihre Herzogsgewalt klar erkannt, die ihnen aus der immer größer
werdenden Macht der Grafen von Altena erwuchs. Diese erweiterten
ihre Grafschaft durch ein großes Gebiet an der mittleren Lippe
mit der Burg Mark, nach der sie sich später nannten. Das veranlasste
wohl den Erzbischof, mächtige Adelige an den Grenzen der
Grafschaft Altena zu Feindseligkeiten gegen diese zu vereinigen.
Der gelehrte Lewold von Northoff, der in Dresel an der Lenne
gelebt hat, erzählt darüber:
Die Berichte beider Chroniken über das Ereignis sind derart kurz
und dürftig, dass nichts Genaueres über den Ort, die Zeit und
die Art des Kampfes daraus zu entnehmen ist. Jedenfalls haben die
verbündeten Edlen aus dem Gebiet der Bigge, weil sie des Grafen
Burg und seine anderen Besitzungen nicht erreichen konnten, die
Felder und Häuser seiner Untertanen in den Gemeinden Valbert und
Herscheid durch Raub und Brand, wie es im Mittelalter Sitte war,
verwüstet, bis der Graf, seine Ritter und das Aufgebot der Bauern
des Amtes Altena, zu dem auch die erwähnten Gemeinden gehörten,
ihrem unheilvollen Tun ein Ziel setzten.
Noch ein anderes Mittel wandten die Erzbischöfe gegen die ihnen
unbequemen Grafen von der Mark in der zweiten Hälfte des 13.
Jahrhunderts an. Sie sahen in den mächtigen Rittern am Rande
der Grafschaft Mark ein natürliches Gegengewicht gegen die
märkischen Grafen und begünstigten diese daher in mancher
Hinsicht. Im Süden war das hervorragendste und am weitesten
verzweigte edle Geschlecht das von Plettenberg. Glieder
desselben besaßen in den verschiedensten Gegenden Güter und
Lehen. Otto und Rudolf von Plettenberg waren 1286 Stiftsherren
der Abtei Essen (Quelle: Lacomblet II. Urk. 818). Gleichzeitig
fungierte Heidenreich von Plettenberg als Domherr in Paderborn.
Bei der 1231 in Soest erfolgten Gründung des ersten deutschen
Dominikaner-Klosters wird Rabodo von Plettenberg als dessen
Hauptstifter angegeben (Quelle: v. Steinen). In Anbetracht der
Bedeutung dieses Geschlechts ist es ganz natürlich, dass die
Erzbischöfe schon im 13. Jahrhundert tüchtige Ritter desselben
in bevorzugte Stellen brachten. Hunold von Plettenberg war
Droste zu Hovestadt und kam als solcher in eine Fehde mit
Berthold von Thülen, dem Drosten Eberhards II. von der Mark
zu Hamm, der ihn allerdings 1301 besiegte (Quelle: Northoffs
Chronik).
Nacheinander waren Marschall in Westfalen: 1258 Hunold von
Plettenberg, 1266 Heidenreich von Plettenberg, und später hat
Hunolds Sohn, der Ritter Johann von Plettenberg, dieses Amt
lange Zeit verwaltet (Quelle: Seibertz, Urk.-B. I. 340, 336).
Daher übergaben 1295 in Bonn in seiner Gegenwart Wedekind und
Werner von Wittgenstein ihre Burg Wittgenstein nebst der Stadt
Laasphe dem Erzbischof Siegfried, um sie als Lehen von ihm
zurückzuempfangen (Quelle: Lacomblet II. 955).
1300 bestellte der Erzbischof Wigbold vom Holte den Marschall
Johann von Plettenberg, von dem er in demselben Jahre ein Darlehen
von 700 M. erhalten hatte, zum Drosten des weit ausgedehnten
Amtes Waldenburg (Die Burg Waldenburg stand in der Nähe der Ihnemündung
an der Bigge). Er führte 1296 eine Fehde mit dem märkischen Drosten
Rötger von Altena. Einzelheiten über diese sind uns nicht überliefert.
Vermutlich aber hatten während derselben viele Bewohner des Kirchspiels
Plettenberg unter Raub und Brand zu leiden und persönlich an den
Kämpfen teilzunehmen. Diese Fehde ist wohl eine Ursache mit gewesen,
die Rötger von Altena 1301 zur Erbauung der Burg Schwarzenberg veranlaßte.
Trotz aller Anstrengungen . . .
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