Quelle: "Bergbau im Bereich des Amtsgerichtes Plettenberg", Fritz Bertram, 1952-1954, S. 34-35

14. Silberblick/Glückshoffnung - Kupfer und Bleierzgrube
bei der Herscheider Mühle

Gemäß der Lagezeichnung auf Seite 33 liegt der Fundpunkt der Grube Silberblick unterhalb der Straße Herscheid-Lüdenscheid, etwa 100 Meter südwestlich der Herscheider Mühle. Wir haben es hier mit einem sehr alten Betrieb zu tun, denn schon Jakob am Ende schrieb: Es gibt ein Kupferbergwerk zu Herscheid, betrieben von den Gebr. Haas. Dieses Bergwerk wurde 1654 als taub befunden. Im Jahre 1670 stellte der Bergmeister Caspar Scheiner den Antrag, an dem Herscheider Kupferbergwerk beteiligt zu werden, falls dieses wieder in Betrieb genommen würde.
Am 24.01.1674 fand dann eine Besichtigung statt, als Interessenten waren zugegen: Gewerke Dr. Hymmen, der Rentmeister zu Altena Hoevel, der Rentmeister zu Hörde Marscherell u. a. m. Am 26.09.1674 wurde dann Caspar Scheiner mit der Grube belehnt. Aber schon im Dezember des gleichen Jahres verkaufte er es an den Domdechanten von Brabeck zu Hildesheim, der sich um den hiesigen Bergbau sehr verdient gemacht hatte (Quelle: Berichte am Ende, f. 197, StA Münster, abgedruckt bei Meister, Mark, Bd. II Nr. 11a).



Oben rechts das vorgesetzte, gemauerte Stollenmundloch, hier das dahinter liegende eigentlich Stollenmundloch der Kupfer- und Bleierzgrube Silberblick/Glückshoffnung. Von hier führt ein Grubenlehrpfad bergan zu einem Schachtloch und einem weiteren Stollenmundloch.

Nahe bei dieser Grube, unweit des Hofes Hardt, stand auch früher eine Schmelzhütte, die aber im 17. Jahrhundert schon nicht mehr betrieben wurde (Quelle: Frommann, Plettenberg S. 84). Im 18. Jahrhundert war dort keine nennenswerte Ausbeute, die Grube wurde betrieben von dem Grafen von Wittgenstein (Quelle: Voye, Handelskammer Bd. II).

Nachdem das Feld fast 80 Jahre wüst gelegen hatte, wurde am 30.01.1859 eine neue Muthung eingelegt. Wenn man in früherer Zeit genau wie bei der Grube Silberberg das Erz mit Hilfe von kleinen Schürfschächten gelöst hatte, wie Überreste um das später angelegte Schachtloch noch heute deutlich zeigen, so wurde jetzt gemäß Muthungsbericht ein Schacht abgeteuft, der zur Zeit der Muthung eine Teufe von 1 1/2 Lachter hatte. Man fand Grauwackenschiefer, der ein Streichen von h 7 1/2 hatte und mit 60 Grad nach Norden einfiel. Diese Grauwackenschicht war durchsetzt von einer 1 bis 2 Fuß mächtigen Kluft im Streichen in h 6 mit Fallen von 65 Grad nach Süden. Die Kluft war ausgefüllt mit Hornstein, Quarz, Schwerspat, Eisenoker und eisenschüssiger Lette. Im Hornstein und Quarz fand man Kupferkies, Malachit, Bleiglanz in Schnüren sowie Eisenoker in Knollen. Die Verleihung geschah am 09.09.1861. (Quelle: GbA Plettenberg).


In der Folgezeit herrschte dort ein reger Betrieb und man förderte Blei und Kupfer, was von Natur aus eine Menge Silber enthielt. Nachdem im I. Weltkrieg der Betrieb ruhte, wurde er später wieder spärlich aufgenommen, um dann 1926 endgültig stillgelegt zu werden. Heute findet man noch ein sehr tiefes, senkrecht in Grauwackenschiefer abgeteuftes Schachtloch. Es steht sauber im Gestein und die Aufnahme auf Seite 34 wurde fast senkrecht von oben im April 1952 angefertigt. Der Schacht hat schätzungsweise eine Teufe von 7 bis 8 Lachter.


Die Beschreibung von Fritz Bertram zum vorgefundenen Schachtloch aus dem Jahre 1952 würde man unverändert auch der am 8. Januar 2006 entstandenen Aufnahme zuordnen können.

Das obere Stollenmundloch und die ersten Meter (re.) des Grubenganges, der rund 30 Meter über dem unteren Stollenmundloch liegt.



Quelle: Süderländer Tageblatt vom 26. Juli 1978

Ein Grubenlehrpfad ensteht am Silberg
Alte Grube "Silberblick" bei Herscheider Mühle wurde freigelegt

Herscheid. Um ein wertvolles technisches Kulturdenkmal wird der Märkische Kreis und zugleich die Gemeinde Herscheid demnächst reicher sein. Mit der Verwirklichung des Grubenlehrpfades wird das Mundloch der Grube "Silberblick" unweit der Herscheider Mühle freigelegt.
Der etwa zehn Meter tiefe Schacht am Ende dieser Grube bekommt einen sicheren Verschluss und bleibt so erhalten. Ebenfalls freigelegt wird der Zugang zur Grube "Glückshoffnung" in unmittelbarer Nähe des Luftschachtes.

Nachdem das Mundloch von "Silberblick" freigebaggert worden ist, wird zur Zeit der Zugang durch eine Bruchsteinmauer abgesichert. Eine anzulegende Kanalisation wird das Wasser aus der Grube herausführen. Die Grube "Glückshoffnung", wohl die letzte Grube, die im Märkischen Kreis befahren wurde - hier erscholl das letzte "Glück auf!" 1926 - soll ebenfalls freigelegt werden. Altes Astwerk wurde bereits schon entfernt. Hier wurde vor allem Schwerspat aus dem Berg geholt.

Der Grubenlehrpfad wird aber nicht nur an diesen beiden interessanten Zeugen des ehemaligen Bergbaus in unserer Heimat vorbeiführen, sondern auch die beiden höher gelegenen Gruben "Silberstern" und "Silberberg" berühren. Schon jetzt können sich alle Heimatfreunde auf die Fertigstellung dieses Pfades - der einmalig in der weiteren Umgebung sein dürfte - freuen. Ein Dankeschön gebührt dem Eigentümer, der die Anlage erlaubte, sowie all den Spendern, die die Herrichtung des Weges und die Öffnung der alten Gruben ermöglichten.


Quelle: WR-Lenne, 29. September 1978

Bedenken wegen Haftungsfrage
Wird teurer Grubenlehrpfad verrammelt?

Herscheid. Unvorhersehbare Kosten haben den Grubenlehrpfad am Silberg wesentlich teurer werden lassen als geplant: Statt der ursprünglich vorgesehenen 15.000 DM erfordert der Ausbau des Stollens jetzt 32.000 DM. Gemeindebaumeister Koch: "Das Deckgebirge ist heruntergekommen, außerdem muss alles in kostspieliger Handarbeit gemacht werden." Die Gemeinde hoffe überdies, den bereits gewährten Zuschuss des Kreises von 10.000 DM auf 20.000 DM aufgestockt zu bekommen.

Die schlichte Frage eines Ratsherrn, der wissen wollte, was denn mit dem Projekt bezweckt werde, und ob nach Fertigstellung jeder in den Tunnel krauchen dürfe, förderte für die meisten der Parlamentarier Verblüffendes zu Tage. Aus Gründen der Haftung nämlich, so Gemeindedirektor Schürmann, sei daran gar nicht zu denken: "Da kommt ein Gitter vor." Außerdem werde ja allerlei Wissenswertes auf Schautafeln am Eingang vermittelt.

Warum aber dann ein kostspieliger Ausbau auf 150 Meter Länge, wenn man schließlich nur ein paar Meter weit ins Düstere gucken könne, rätselte mancher, der sich unter dem Begriff Lehrpfad etwas ganz anderes vorgestellt hatte. Auch der SGV musste zurückstecken. Die Begehung des Tunnels, für Samstag unter Leitung von Höhlenforscher Heinrich Streich angesetzt, muss wegen genannter versicherungsrechtlicher Erwägungen ins Wasser fallen.



Quelle: Süderländer Tageblatt vom 05.10.1978

Grubenlehrpfad Herscheid beschädigt
Herscheid. Anzeige erstattete die Gemeinde Herscheid, weil Unbekannte in der Zeit vom 26. September bis gestern den Eingang zum Grubenlehrpfad am Silberg beschädigten. Die Täter brachen Gestein aus der Böschung und beschädigten das Eingangstor. Die Höhe des Schadens wird mit 400 Mark angegeben.


Quelle: Berggrundbuch am Amtsgericht Plettenberg, Bd. II, Kopiar im StA Plettenberg (M. Zimmer), neue Zählung, hier: II/75



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