Quelle: Westfalenpost - Altenaer Kreiszeitung vom Dezember 1951 - von Fritz Bertram

In Plettenberg fast vergessen
Reichtümer in den Tiefen der Berge

Plettenberg. In unserem letzten Aufsatz über die Reichtümer in den Bergen der Umgebung von Plettenberg erwähnten wir auch die Grube "Neues Glück", die etwas nördlich des Plettenberger Schlachthofes gelegen ist. In nachstehenden Ausführungen soll nun geschildert werden, wie diese Grube und die Hermannszeche an der Bracht unter der Erde heute aussehen.

"Neues Glück" wurde Luftschutzraum
Wir steigen durch den obersten Eingang ein, das etwas weiter nördlich gelegene zweite Mundloch werden wir als Ausgang benutzen. Der oberste Stollen ist zunächst geradezu ideal zu begehen. Etwa einen Meter breit und fast zwei Meter hoch ist der Stollen, der waagerecht nach etwa fünf Metern zu einer Abzweigung führt. Nach einer kleinen Auslenkung nach links führt dann der Stollen in der früheren westlichen Richtung etwa sechs Meter weit, um auf eine direkte Kreuzung zu stoßen. Hier führt zunächst ein Stollenstück vier Meter weit nach Süden, nach Norden hin kann man nur einen kleinen kurzen Ansatz feststellen und in der alten Richtung nach Westen führt der Stollen weiter, wobei er nun eine leichte Steigung annimmt. Nun erst erkennen wir die wirkliche Größe des vorgetriebenen Stollens: Einen Meter hoch und höchstens 80 Zentimeter breit ist der Gang und die Bergleute konnten nur in gebückter Haltung bis vor Ort kommen.

Und wir kommen des Rätsels Lösung gleich näher, wenn wir bedenken, dass unsere Vorfahren diesen Stollen nur mit Hammer und Meißel von Hand vortreiben mussten, also nur so viel festes Gestein wegschlugen, wie unbedingt notwendig war. Dass der erste Teil des Ganges so bequem begehbar war, kommt daher, dass die Grube durch die Fa. Voß & Schröder, Plettenberg, im letzten Krieg zum Luftschutzbunker ausgebaut wurde.

Dieser niedrige Gang konnte von der Kreuzung aus etwa 40 Meter weit verfolgt werden, bis eingestürzte Berge das Weitervordringen verhinderten. Diese Entfernung entspricht ungefähr der Stollenlänge, die man bei einer Besichtigung am 26.06.1759 feststellen konnte. Wenn man nun der Erzählung alter Leute Glauben schenken kann, so soll der Stollen noch viel weiter vorgetrieben worden sein, bis er am Bergabhang von der Kersmecke nach Böddinghausen wieder zu Tage gekommen war. Noch heute erinnern die sogenannten "Blykaulen" an dieser Stelle an Bergbautätigkeit alter Zeit.

Wir wenden uns von der Kreuzung zuück bis zu der zuerst erwähnten Abzweigung, verfolgen nun aber einen zweiten Stollen, der dort rechts, also nach Süden abbog und kommen nach einer kurzen Strecke auf einen wiederum nach rechts abzweigenden Gang, der bei dem Ausbau zum Luftschutzbunker neu angelegt wurde, um einen zweiten Ausgang zu schaffen.

An dieser eben erwähnten letzten Biegung nach rechts geht der ursprünglich südlich gerichtete Gang aber noch weiter und führt in der oben angegebenen niedrigen Höhe weiter nach Süden ins Gebirge, wo er aber wegen Wasseransammlung nicht verfolgt werden konnte. Durch den zweiten Ausgang verlassen wir die Grube "Neues Glück". Nicht vergessen werden wir aber die herrlichen Gesteinsschichtungen und Faltungen, die wir in dieser Grube eingehend bewundern konnten.


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