Quelle: Süderländer Tageblatt vom 23.02.2009

Volles Haus und krumme Gänge
Vortrag von Vermessungsexperte Gero Steffens über Bleierzgrube "Emanuel": Im Umkreis von 50 Kilometern ist die Grube "schon eine echte Hausnummer"

Sehr interessante Einblicke in die Welt des heimischen Bergbaus vermittelte der Vermessungsexperte Gero Steffens am Mittwoch rund 40 interessierten ZUhörern im Heimathaus. Dort war zum Auftakt der Vortragsreihe über den heimischen Bergbau kein Platz mehr frei, worüber sich die Heimatkreis-Vorsitzende Martina Wittkopp-Beine bei ihrer Begrüßung hocherfreut zeigte.

Plettenberg. Anhand einer historischen Mutungskarte klärte Steffens die Verwirrung um den Namen der Bleierzgrube auf, deren drei Stollenmundlöcher im Bommecketal als "Grube Henriette" bezeichnet werden, wohingegen in älteren Karten die Bezeichnung "Emanuel - gelöscht" zu finden sei. Das Besondere an der Grube sei der "Abbau im Gegenort" gewesen. Wie beim Tunnelbau sei dabei von zwei verschiedenen Seiten aufeinander zugearbeitet worden. Anhand verschiedener Berechnungen sei die Richtung festgelegt worden - "so wurde bereits 500 vor Christus gearbeitet", betonte Steffens. Um nicht aneinander vorbei zu graben, habe man die Gänge teilweise stark abgewinkelt, um so eine höhere "Treffsicherheit" zu bekommen.

"Der Stollenverlauf ist nicht gerade, der ist so etwas von schief und krumm. So etwas hatte ich vorher noch nicht gesehen", berichtete der Vermessungsexperte, der vor 15 Jahren seine Diplomarbeit über die Vermessung der Bleierzgrube ablieferte. Die Ergebnisse der dabei verwendendeten 3-D-Vermessung präsentierte der Montanarchäologe, der für das Deutsche Bergbau-Museum in Bochum arbeitet, per Videobeamer. Dabei wurde deutlich, wie verschachtelt und aufwändig die Grube aufgebaut ist, die auf drei Ebenen mehrere hundert Meter tief in den Berg hineinführt.

Abgebaut wurden dort vom Mittelalter an in mehreren Betriebsphasen Bleierz und Kupfer. Silber sei laut Steffens vermutlich nur in geringen Mengen vorhanden gewesen. Ungenutzte Streckenabschnitte unter Tage habe man mit taubem - also wertlosem Gesteinsmaterial - verfüllt. "So musste man es nicht mühsam nach draußen schaffen", sagte Steffens, der die knochenharte Arbeit der Bergleute bewunderte. "Ich möchte nicht wissen, wieviele Jahrzehnte der Ausbau der Grube in Handarbeit gedauert hat."

Fasziniert zeigte er sich auch von einigen Grubengängen. "Die sind teilweise wie mit dem Lineal geschlägelt." Dadurch sei es zu einer besseren Luftzirkulation in dem Grubensystem gekomen, weil es nur wenig Luftverwirbelungen gab. "Im Umkreis von 50 Kilometern ist diese Bleierzgrube schon eine echte Hausnummer", befand Steffens, der die Grube "Emanuel" zwecks Vermessung sehr genau inspizierte und den Besuchern so auch eindrucksvolle, sehenswerte Aufnahmen aus dem "Herzen des Berges" zeigen konnte. Am Ende des kurzweiligen Vortrags gab es langanhaltenden Applaus der Besucher im Heimathaus, die viel Neues erfahren konnten. ged


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