Quelle: "Geschichte der Industrie im märkischen Sauerland", Dr. Ernst Voye, Band III Iserlohn, 1908, S. 216-223

Bergbau in Iserlohn: Venetianer sollen
zuerst damit begonnen haben

In Letmathe ist der Sitz des Märkisch-Westfälischen Bergwerks-Vereins, dem die Grubenfelder im Kreise Iserlohn sämtlich gehören. Es ist deshalb hier wohl der Ort, den Galmeybergbau des Iserlohner Kreises im Zusammenhange zu schildern:
Der Anfang des Bergbaus ging von Iserlohn aus; er lässt sich zwar wegen Mangel urkundlicher Nachrichten nicht mehr konstatieren, "doch kann er nach den vorhandenen ausgehauenen Räumen zu schließen, mit Sicherheit in das 13. oder gar 12. Jahrhundert zurückdatiert werden. Venetianer sollen zuerst damit begonnen haben. Der älteste aktenmäßige Bericht über die Iserlohner Galmey-Zechen stammt aus dem 16. Jahrhundert; sodann liegen vollständigere Nachrichten aus der Zeit vom Jahre 1637 bis 1686 vor.

Es war damals der fragliche Bergbau schon in weitern Kreisen bekannt, was daraus hervorgeht, dass nach Ausweis der Akten sowohl die Messingfabrikanten in den Niederlanden als auch die landgräflich hessische Schmelzadministration in Kassel sich um den Bezug des Iserlohner Galmeys bewarben." (Bericht der Handelskammer Iserlohn 1851)

Aus einem Bericht des Jacob vom Ende über die Bergwerke und Salinen der Grafschaft Mark vom Jahre 1688 führen wir folgendes an:
Callmeybergwerk auf dem Kellerbruch und Groven allernechst der Stadt Iserlohe: Dieses hat vor alters Heinrich und nachgehents Hermann Gieße zu Iserlohn gebawet, und der letzte zehend ao. 1620 an Rentmeistern daselbst bezalt worden; von solcher Zeit bis ad annum 1630 ist wegen des continnuirlichen Kriegswesen, und dass es an der Abfuhr ermangelt, nichts davon kommen; von ao. 1631 aber bis ad annum 1641, in welcher Zeit Reiniervon Goltstein, Extraodinari Rath von der Provintie Utrecht, und Gerrat Thiens am 12 Augusti 1636 die Muthung gethaen und den 29 May 1637 damit belehnet, auch solche Belehnung am 16 Sept. 1637 von hochstg. S. Churf. Durchl. confirmirt worden ist, in welcher Zeit sotaenes Bergwerk getrieben und der churf. Zehent vom Rentmeistern berechnet worden.

Folgende Jahren bis ao. 1665 hat dieses Bergwerk stille gestanden, wie aber hochstg. S. Churf. Durchl. einen Bergmeistern Hans Kutzschawern von Hoeve aus in die Grafschaft Mark gesant, die Bergwerke fortzusetzen, so haben vor hochstg. S. Churf. Durchl. selbsten 2 Kuxen angenommen und mit anderen Gewerken das Bergwerk etwas treiben und ihres Theils 121 Rth 48 1/2 St anlegen lassen. Es haben aber die Mitgewerken solches ligen lassen.
Ferner befindet sich aus einer Belehnung vom 12. Junii 1675, dass auch der Rentmeister zu Hoerde Mascherell mit diesen Callmeyberg ist belehnet worden (Wobey S. Churf. Durchlaucht selbst mit interessirt gewesen), aber nie angetrieben.

Entlichen findet sich Bericht, dass dem Rentmeister zu Altena verschieden malen anbefohlen, dies Bergwerk zu bearbeiten, wie geschehen, bis daran am 13. Aug. 1681 ofthöchstgedachte S. Churf. Durchl. gnädigst befohlen, mit der Arbeit anzustehen, solches aber den fürstl. hessischen Berg-Registratoren, Conraden Spanknaben, wissen zu lassen, wie geschehen. Es hat sich aber derselbe nicht angeben, sondern das Werk stille liegen lassen, inmittels sind an Unkosten angewant, aber nichts davon kommen 70 Rthlr. 20 St. 6 H. Nachgehents im Maio 1686 hat der H. von Brabeck zu Letmathe umb die Belehnung angehalten, dasselbe fortzusetzen und ist am 19 Aprilis 1687 damit dieser Gestalt belehnet, dass 3 Jahr Zehentfreyheit genießen, in folgenden Jahren aber den Zehenden abrichten solle. (Ist aber liegen geblieben)

Silber- und Bleyerzbergwerk auf der Hülfe Gottes genannt: Im Kerspel Hemeren zwischen Westick und Sundtwich ist zwarn das alde vorhandene Silber- und Bleyerzbergwerk in ao. 1664 eröffnet, aber bis 1681 nichts davon gekommen.
(Extr. prot. de anno 1742 23. Merz: Anno 1742 [ms 1642] war dieses Werk wieder unter dem Namen "Gott hilft gewiß" in Betrieb. Daselbst war ein Schacht in purem Spatgebirg abgeteuft und beim Auslenken einige Centner Kupfer und Bley Erz gewonnen worden, die aber nicht angehalten.

Extr. prot. de anno 1736 31. Juli: Ist durch den Holzrichter Romberg und Consorten betrieben worden und haben alle Tage einen Trag Bley Erz gewonnen. Der Steiger war entlaufen, darum blieb das Werk liegen. Die alten Halden zeigen überall einen lockeren kiesigen Sandstein mit Spat und eingesprengtem Bleiglanz. Liegen vermutlich nur nesterweise Lage, denn der Schacht soll nicht über 3 Lachter tief gewesen sein. Ohnweit davon im Bockelsch ist auch von denen Interessenten der Messingfabrique gearbeitet und Erz gewonnen, aber wegen der Grundwasser wieder verlassen worden. - Dieses Werk soll zu Gange setzen und daher mussten bey einem zunehmenden Versuch ein paar alte Schächte aufgeräumet werden, um das Streichen zu untersuchen, die Westiger Bach gib Aufschlag- Wasser genug.

Im Jahr 1751 gründete ein Konsortium von 13 angesehenen Iserlohner Bürgern, deren Namen nach verschiedenen Mitteilungen in metallene Tafeln graviert die Fassade der Zinkhütte in der Grüne zierten, jetzt aber leider nicht mehr festzustellen sind, die sogenannte Messinggewerkschaft. Die führenden Männer sind uns bekannt, es waren Kriegs- und Steuerrat Goering und Hofrat Bürgermeister Lecke. Letzterer schreibt über die Messinggewinnung in seiner Selbstbiographie:
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