21.12.2004 / WR LOKALAUSGABE LUEDENSCHEID

In nasskalten Stollen der
Heimatgeschichte auf der Spur

Märkischer Kreis. (Bü) In dunklen Höhlen durch knietiefes Wasser zu kriechen, verfallene, nasskalte Stollen zu durchforschen oder sich durch Geröll und Gestein zu graben, das ist nicht jedermanns Angelegenheit. Für Karsten Binczyk und Volker Haller ist es ein außergewöhnliches Hobby, aber mit durchaus ernsthaftem Anspruch.

Denn alles, was die beiden Lüdenscheider bei ihren Exkursionen unter Tage entdecken, wird gewissenhaft dokumentiert und archiviert und hat jetzt seinen Niederschlag in einem Buch gefunden, das sie zusammen mit dem Vorsitzenden des Heimatvereins Dahle, Horst Werner Stein, und mit dem Kiersper Hans Ludwig verfasst haben. Die mit vielen Bildern illustrierte Dokumentation trägt den Titel "Dahle - Alter Bergbau und Erdgeschichte". Herausgeber ist der Heimatverein Dahle.

Was geschah früher in Dahle unter der Erde? Wie versuchten Menschen der Erde wertvolle Schätze zu entlocken? Die Heimatforscher begaben sich auf die Spuren des Dahler Bergbaus und fanden Antworten. Beim Erforschen der alten Stollen des Bergwerks Sibylla setzten sich für die vier nach und nach die kleinen Mosaiksteine der Geschichte zu einem klaren Bild über die Geschehnisse unter Tage zusammen.

Im ganzen Märkischen Raum wurde bis vor etwa 150 Jahren intensiv Bergbau betrieben. Das Bergwerk Sibylla in Dahle ist nur eines von vielen. In Lüdenscheid etwa wurden nachweislich schon 1464 Schürf-Rechte an Gottschalk Zellhoff und Hütten-Hennesken vergeben. Ihnen wurde erlaubt "in dem Berge gelegen to Averhonschede ind Nederhonschede (Oberhunscheid und Niederhunscheid) im dem Kirspel (Kirchspiel) van Ludenscheit" nach Eisen und anderen Metallen zu graben. In Dünnebrett wurde bis 1861 Kupfererz abgebaut.

Die Reste von über 50 Gruben und Bergwerken sind noch heute in Lüdenscheid zu finden. Viele wurden im Laufe der Jahrhunderte verschüttet. Übrigens auch das Dahler Eisensteinbergwerk Sibylla. "Den Eingang musste ich erst einmal freilegen", erinnert sich Karsten Binczyk an seinen ersten Besuch in der Dahler Unterwelt. Das war im Jahr 1993. "Etwa seit 2000 haben wir dann intensiv geforscht." Bis in die letzten Winkel des Stollenlabyrinths drang die Gruppe vor, sammelte Hinterlassenschaften früherer bergbaulicher Aktivitäten, entnahm Gesteinsproben und analysierte geologische Strukturen.

Seit mehr als 20 Jahren ist Karsten Binczyk den Relikten des Bergbaus im Märkischen Sauerland auf der Spur. Die ersten Schritte waren mühsam: "Wer nimmt schon einen 16-jährigen Burschen ernst, der bei Behörden vorspricht, um in alten Bergwerken forschen zu dürfen?" Doch Karsten Binczyk hat sich einen Namen gemacht, ist ehrenamtlicher Museumsführer im eisengeschichtlichen Museum Bremecker Hammer, Mitglied im Arbeitskreis Bodendenkmalpflege im Heimatbund Märkischer Kreis und im Arbeitskreis Bergbau Sauerland des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe aktiv. Ähnlich ist der Werdegang von Volker Haller (38). Der Landschaftsgärtner Lüdenscheider ist Fachbereichsleiter Geologie der Naturwissenschaftlichen Vereinigung Lüdenscheid und arbeitet zur Zeit an einer weiteren Dokumentation zum Thema Erzlagerstätten und Geologie der Lüdenscheider Mulde.


14.06.2004 / LOKALAUSGABE / ALTENA

Der Regen hielt die Erinnerung nicht auf

Dahle. (HL) Auch der plötzlich einsetzende Regen hielt die Exkursionsteilnehmer nicht von ihrem Vorhaben ab: 28 Frauen und Männer hatten sich am Samstag um Horst Werner Stein geschart, um sich mit ihm auf die Spuren des Dahler Eisenerz-Bergbaus zu begeben. Unterstützung hatte der Vorsitzende des Heimatvereins bei seiner Führung durch die beiden Lüdenscheider Hobby-Bergbauexperten, Karsten Binczyk und Volker Haller. Die Besichtigung der fünf Schächte der Eisenerzgrube Sybilla stand auf dem Programm. Während der erste Schacht in der Hochstraße sich mitten im Wohngebiet befindet, liegen die anderen Einstiege alle in Richtung Giebel, außerhalb des bebauten Dorfes. Die Gruben sind heute nicht mehr vorhanden.

Anhand von wiederentdeckten Zeichnungen und anderen Dokumenten konnten Horst-Werner Stein, Karsten Binczyk und Volker Haller abwechselnd der Gruppe die Vergangenheit nahe bringen. Der Regen verhinderte den Besuch der fünften Grube. Der soll zu einem späteren Termin nachgeholt werden.


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