Quelle: WR Altena vom 09.11.2010

Luftschutzstollen: Ort der Zuflucht wurde zur Gefahr


An der Werdohler Straße wird ein Luftschutzstollen verfüllt.

Michael Schuh

Altena. Vieles zur Geschichte des Luftschutzstollens am Schwarzenstein liegt im Dunkeln, zurzeit erhellen allerdings elektrische Lampen den Gang am Altenaer Ortsausgang Richtung Werdohl. Mitarbeiter, in diesem Falle Kumpel, der Schmallenberger Firma Feldhaus verfüllen momentan den Stollen, der voraussichtlich Ende des Monats Geschichte sein wird.

„Vermutlich ist er damals von Zwangsarbeitern in den Berg aufgefahren worden“, sagt Diplom-Ingenieur und Bauleiter Stefan Höber, „denn das war damals häufig der Fall“. Als sicher gilt indes, dass die Firma VDM den Stollen 1943 bauen ließ, um ihre Mitarbeiter im Falle eines Bombenangriffs in Sicherheit bringen zu können. Nach dem Zweiten Weltkrieg besaß der 86 Meter lange, u-förmig angelegte Gang aber keine Aufgabe mehr, wurde verschlossen und sich selbst überlassen. Erst ein bergtechnisches Gutachten ergab unlängst, dass auf Dauer Gefahr von dem Stollen ausgehen könnte: Da das Gebirge drückt, wie der Bergmann sagt, und deshalb die Möglichkeit besteht, dass Gesteinsbrocken auf die Werdohler Straße rollen, beschloss der zuständige Bau- und Liegenschaftsbetrieb Dortmund die Verfüllung.

Bauleiter Höber geht davon aus, dass die Arbeiten an dem Tunnel seinerzeit nie zu Ende geführt wurden, denn normalerweise besäßen solche Bauten neben dem Ein- auch einen Ausgang. Zumindest existiert etwa 60 Meter vom Eingang straßenaufwärts in Richtung Altena in mehreren Metern Höhe aber eine Art Fenster mitten im Fels. Zum Glück für die Kumpel, die beim Baubeginn vor zwei Wochen somit Leitungen durch diese Öffnung legen und Magerbeton in eine Vorkammer des Stollens pumpen konnten. Der inzwischen bis unter die Decke verfüllte Raum dient nun als eine Art Plombe, die den eventuellen Druck aus dem dahinter liegenden Gang stoppt.

Der Rest des Stollens wurde mit Mauern in weitere Kammern unterteilt, die derzeit komplett mit einem Zementgemisch aufgefüllt werden. Dieser so genannte Dämmer härtet danach aus, die Öffnungen der Leitungen werden anschließend verstopft – und der Tunnel war einmal.

Bei der Arbeit entdeckten die Schmallenberger Kumpel Spuren an den Wänden, die darauf schließen lassen, dass beim Bau des Stollens sowohl Bohrgeräte als auch Schwarzpulver verwendet wurden. Ansonsten gab es aber nicht viel zu sehen. Während in vergleichbaren Stollen häufiger noch Munition oder anderes Kriegsmaterial entdeckt wird, erwies sich das Altenaer Exemplar als geradezu leer geräumt: ein bisschen vermodertes Holz und ein paar alte Apfelsaftflaschen – das war’s auch schon.

Höber rechnet damit, dass sein Team gegen Ende des Monats mit den Arbeiten fertig geworden ist. Knapp sechs Wochen hat die Verfüllung dann insgesamt gedauert, ein Augenblick im Vergleich zur Beständigkeit des Füllmaterials. „Das hält sehr, sehr lange“, ist sich der Ingenieur sicher. Doch ein Bauwerk für die Ewigkeit sei selbst ein komplett verfüllter Stollen nicht: „Irgendwann meldet sich die Natur wieder zurück.“



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