Sprengstofffabrik im Sterbecketal


Quelle: WR Schalksmühle vom 20.10.2009

Karsten Binzyk erforscht Stollen
Zeugen für rege Bergbau-Tätigkeit


Gustavus, Mathilde, Albert, Emil, das sind die Namen ehemaliger Gruben in und rund um Schalksmühle, in denen einst Eisenerz und Manganerz abgebaut wurde. Repro: Martin Büdenbender

Schalksmühle. Verlassen, verschüttet und vergessen interessieren sie heute nur noch einen kleinen Kreis von Heimatforschern, die dieses Kapitel heimischer Industriegeschichte für die Nachwelt bewahren wollen. Zu den fleißigsten Forschern im Märkischen Kreis gehört Karsten Binczyk. Der Lüdenscheider hat jetzt am Ortseingang von Schalksmühle ein altes Kupfererzbergwerk aus dem 19. Jahrhundert erforscht.

Mosaikstein für Dokumentation
Keine sensationelle Entdeckung, Karsten Binczyk war der Standort schon länger bekannt. Aber eben doch ein weiterer Mosaikstein in der Dokumentation der Schalksmühler Geschichte. Hinweise auf die Existenz des Stollens gaben zwei Schwarzweiß-Fotografien aus dem Jahr 1953. Sie zeigen den Stollenmund an der Volmestraße. Jahre später ist dieser zugeschüttet worden und damit in Vergessenheit geraten. Vor gut fünf Jahren ist jedoch die Verfüllmasse vor dem Stollen nachgesackt. So war es Karsten Binczyk möglich, in den alten Bergwerksstollen hineinzuschauen. Aufgrund der Lage direkt der Fahrbahn der B 54 konnte er ihn aber nicht gefahrlos betreten. Erst als während der Straßenbaumaßnahme an der Volmestraße der Verkehr nur einspurig geführt wurde, war diese Untersuchung möglich.

Beim Betreten des Stollens zeigte sich ein Gang in einer Länge von acht Metern. Er hat eine lichte Höhe von 1,70 Meter und eine Breite von 70 Zentimetern. „Ich habe so gerade hineingepasst”, scherzt Karsten Binczyk. Der Stollen wurde von Hand in den Felsen geschlagen. „Reste von Bohrlöchern, die vom Sprengen herrühren, habe ich nicht gefunden.” In heimatkundlichen Veröffentlichungen wird der Stollen als verstürzt und eingefallen bezeichnet. „Das ist nicht so”, korrigiert der Bergwerksforscher. „Der Stollen endet ganz einfach nach acht Metern. Eine Förderung von Erzen hat im diesen Teil des Grubenfeldes nicht stattgefunden.”

Dass überhaupt an dieser Stelle nach Kupfererz gegraben worden ist, kann Karsten Binczyk jedoch verstehen. Aus alten Dokumenten geht hervor, dass der Schalksmühler Ingenieur Albert Reinecken und der Obersteiger Theodor Schulte am 6. Dezember1880 beim Bergamt eine Mutung auf Kupfererze einreichten. Sie vermuteten ein gewinnbringendes Kupferzvorkommen, da das Areal im Bereich einer tektonischen Störung liegt und sich dort durch hydrothermale Lösungen Quarzgestein gebildet hatte, das häufig Kupfererze enthält. In diesem Fall war der Gang jedoch taub und damit die ganze Arbeit umsonst. Deswegen konzentrierten sich die Arbeiten damals auf den Bereich der gegenüberliegenden Talseite. Dort, wo heute die Bahntrasse verläuft, wurde tatsächlich Kupfererz gefunden.


Beide Aufnahmen stammen von Fritz Bertram aus seiner Arbeit "Bergbau im Bereich des Amtsgerichts Lüdenscheid" von 1952-54 (S. 214, Foto 78 u. 79) und zeigen das "Schalksmühler Kupferwerk"


Quelle: Fritz Bertram "Bergbau im Bereich des Amtsgerichts Lüdenscheid" von 1952-54, S. 214

3. Schalksmühler "Kupferwerk"
- Kupfererzgrube im Amtsgerichtsbezirk Lüdenscheid

Dieses Grubenfeld wurde in den Gemeinden Halver, Hülscheid und Lüdenscheid von Albert Reinicke und Obersteiger Theodor Schulte aus Schalksmühle am 06.12.1879 gemutet und an diese am 09.07.1880 verliehen. Es ist leider nicht mehr zu erfahren, ob hier ein größerer Betrieb umgegangen ist. Alte Leute berichten, dass im Laufe der Zeit immer wieder in dieser Grube gearbeitet worden ist.

Der Stollen wurde unmittelbar am nördlichen Straßenrand der Bundesstraße 54 (Brügge - Hagen) angefahren. Man kann das Mundloch noch sehr gut erkennen und leicht finden, wenn man unmittelbar hinter der ersten großen Kurve hinter Schalksmühle gemäß Karte auf Seite 213 den linken Straßenrand betrachtet. Der Stollen setzt unmittelbar an der Straße an und ist heute noch etwa 5 m weit zu begehen, dann ist er eingefallen. Die beiden Bilder 78 und 79 geben uns eine Anschauung der heutigen Situation wider.


Quelle: "Schalksmühle", Beiträge zur Heimat- und Landeskunde, herausgegeben vom Heimatbund Märkischer Kreis eV, Sept. 1996, S. 26 ff.: Bodendenkmäler in Schalksmühle von Bernd Gohlicke

Gruben, Pingen und Verhüttungsplätze

In Schalksmühle wie auch in den übrigen Städten und Gemeinden des Märkischen Kreises existieren viele Spuren, die auf den Abbau und die Weiterverarbeitung heimischer Bodenschätze hinweisen. Neben alten Steinbrüchen, die Baumaterial lieferten, fallen besonders die bergbaulichen Anlagen zur Gewinnung von Erzen und Mineralien auf.

Mit einfachsten Werkzeugen wurden die Lagerstätten in früheren Zeiten ausgebeutet. Pingen, das sind tiefe Mulden im Gelände, Stollen, Luftschächte oder Schutthalden zeugen noch heute davon.
Auf Schalksmühler Gebiet wurde überwiegend Eisenerz abgebaut. Als ein Beispiel hierfür kann die Eisensteingrube "Abendlicht" stehen, die am 10. Mai 1873 gemutet wurde. Sie ist noch durch südlich von Heedfeld gelegene Pingen im Gelände aufspürbar. Viele andere überlieferte Eisenerzgruben mit Namen wie "Albert-Emil" oder "Glückauf Hülscheid" lassen sich nach den durch das Kreiskulturamt beauftragten Nachforschungen nicht mehr im Gelände finden.

Auch Kupferabbau hat in Schalksmühle stattgefunden. Hierfür stehen die Gruben "Schalksmühler Kupferwerk" bei Niederworth und "Gustavus" südlich von Herbecke. Von der Grube Gustavus sind noch ein Stolleneingang, eine Mulde und einige Halden vorhanden.





Quelle: Fritz Bertram "Bergbau im Bereich des Amtsgerichts Lüdenscheid" von 1952-54, S. 213

2. Kupfererzgrube "Gustavus"
im Amtsgerichtsbezirk Lüdenscheid

Dieses Lager wurde zufällig von dem Gustav Göbel an der Straße von Schalksmühle nach Halver (Oeckinghausen) entdeckt. Der Mutungsbericht der Mutung vom 30.06.1862 besagt, dass das Kupfererzlager direkt zu Tage ausstrich und der Malachit deutlich zu sehen war. Man hatte einen 5 Ltr. tiefen Stollen getrieben in Grauwackenschiefer, der h W 5 1/4 streichend mit 60 Grad nach Süden einfiel. Man fand 19 Zoll mächtigen Quarz mit Funken und größeren Partien von Kupferkies. Der Malachit war nicht nur auf den Klüften, sondern auch in den Quarzmassen und Hohlräumen zu finden. Selbst das Liegende führte im Grauwackenschiefer noch Kupferkies.

Nach dem Tode des Inhabers wurden seine 5 Kinder als Inhaber der Grube Gustavus eingesetzt. Mit Schreiben vom 08.07.1918 begehrte der Leutnant von Maenen als Alleinerbe sämtliche Kuxen. Und mit Schreiben vom 18.08.1934 begegnen wir demselben H. v. Maenen, nun Postoberinspektor a. D. aus Köln-Nippes, der wiederum seine alten Rechte wahrnimmt (GBA Lüdenscheid).
Das Feld ist heute leicht zu finden, es zeigt sich ein gut erhaltener Stollen und eine Halde, auf der noch viele Kupfererzproben zu finden waren.


Lexikon für die Stadt Plettenberg, erstellt durch Horst Hassel,
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