Quelle: "Liebes altes Iserlohn", Herausgegeben von Fritz Kühn, Neuausgabe 1967, S. 39; Verlag: Buchhandlung Alfred Potthoff - Iserlohn/Westf.



Quelle: "1856 –2006: 150 Jahre Stadtwerke Iserlohn"

. . . stillgelegte Schächte des
Galmeibergbaus erschlossen

". . . Iserlohn hatte nun eine neue Wasserversorgung,und Disselhoff wurde der erste Technische Direktor des Wasserwerks. Und die Iserlohner waren glücklich, das köstliche Wasser aus den angrenzenden Bergen genießen zu können. Sie zahlten dafür 25 Pfennig pro Kubikmeter bei einer Abnahme bis zu 100 Kubikmeter, bis zu 500 Kubikmeter wurden 20 Pfennig verlangt, und wer mehr als 500 Kubikmeter bezog, zahlte 15 Pfennig.

Allerdings ergab sich recht schnell neuer Handlungsbedarf. Zur Jahrhundertwende war die Einwohnerzahl auf nahezu 27.000 gewachsen, und der Pro-Kopf-Verbrauch stieg ständig. Hinzu kam, dass die Quellen weniger ergiebig waren als in früheren Jahren. Für kurze Zeit wurde erwogen, eine Talsperre im Wermingser Tal oder im Obergrüner Tal zu errichten; aus Kostengründen ließ man diesen Plan jedoch wieder fallen. Eine Trockenperiode im Jahr 1901 führte dazu, dass neue Wasservorkommen aus dem Bereich stillgelegter Schächte des Galmeibergbaus erschlossen wurden. Nach langwierigen Verhandlungen gelang es, vom Bergwerksverein sowohl den Westiger Schacht als auch den Schacht »Krug von Nidda« zu erwerben. Das Wasserwerk »Krug von Nidda« hat seinen Namen von »Seine Exzellenz, der Wirklich Geheime Rath, Oberberghauptmann Dr. Otto Krug von Nidda« aus dem preußischen Ministerium für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten.

Der Westiger Schacht liegt etwa 50 Meter tief im Kalkgebirge und besitzt ein ausgedehntes Stollennetz. Der Schacht wurde zu einem Pumpwerk ausgebaut; zunächst mit einer durch Sauggasmotor angetriebenen Tiefbrunnenkolbenpumpe – eine zweite, gleicher Art, wurde einige Jahre später eingebaut. Der Westiger Schacht konnte innerhalb von 24 Stunden etwa 3.000 Kubikmeter Wasser fördern.

Die Anlage samt der 4,5 Kilometer langen Rohrleitung zum 85 Meter höher gelegenen Hochbehälter auf der Hardt war 1905 fertig gestellt. In diesem Jahr begann man auch mit dem Bau eines zweiten Hochbehälters am Mühlenberg. Er liegt 26 Meter höher als der Hochbehälter auf der Hardt. Um die Quellen im Lägertal besser ausnutzen zu können, wurde dann im Jahr 1914 eine zweite Rohrleitung von 175 Millimeter Durchmesser von der Brunnenkammer im »Rudolfstollen« zum oberen Behälter am Mühlenberg verlegt. Gleichzeitig förderte die vorhandene Leitung das Wasser aus den tiefer gelegenen Siepen- und Sickerleitungen nach wie vor zum unteren Hochbehälter auf der Hardt.

Wie sinnvoll diese Investitionen waren, sollte sich spätestens im Jahr 1921 zeigen. Es herrschte eine beispiellose Trockenheit. Die Quellgebiete versiegten zuweilen fast vollständig; wenn sie vorher täglich 3.500 Kubikmeter geliefert hatten, dann gaben sie jetzt nur noch 700 Kubikmeter oder weniger. So wurde das Westiger Werk mit seiner inzwischen auf zwei Tiefbrunnenpumpen erweiterten Anlage sozusagen zum Retter in der Not. Die Pumpen arbeiteten Tag und Nacht. Damit sie nicht trocken liefen, musste sogar ein Taucher die Saugrohre im Schacht tiefer legen. Außerdem musste eine provisorische Pumpenanlage im »Krug von Nidda«, die eigentlich nur als Aushilfe gedacht war, voll eingesetzt werden. So überstand man den ungewöhnlich heißen und trockenen Sommer . . ."


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