Quelle: Kierspe - Märkischer Kreis, Festschrift zum Kreisheimattag 1990, S. 67-71      Das Hülloch

Der Erzbergbau

Von Willi Binczyk
Es lässt sich nicht genau feststellen, wann im Raum Kierspe mit dem Erzbergbau begonnen worden ist. Man darf jedoch davon ausgehen, dass auch hier - wie fast im gesamten märkischen Sauerland - schon im frühen Mittelalter mit Erfolg nach Eisen-, Kupfer-, Blei- und Manganerz gegraben wurde.

Unser Gebiet war bereits zur Steinzeit von Menschen bewohnt. Mit Sicherheit trifft diese frühe Besiedlung für Nachbarregionen, wie z. B. für das Hönnetal zu. Die dortigen Höhlen boten den frühen Bewohnern Schutz gegen wilde Tiere und gegen die Unbilden der Witterung.

Die Menschen lebten damals von der Jagd und Fischerei. Hinzu kam später die Landwirtschaft als Haupterwerbsquelle. Mit zunehmender Besiedlung reichten jedoch die Erträge aus der Landwirtschaft nicht mehr aus, da die wenig fruchtbaren Böden, in Verbindung mit den ungünstigen klimatischen Verhältnissen, unserer bergigen Landschaft zu wenig hergaben. Auf der Suche nach neuen Existenzgrundlagen brauchte man sich jedoch im märkischen Sauerland nicht lange aufzuhalten, denn beim Graben nach Bodenschätzen wurden die Menschen im wahrsten Sinne des Wortes schnell fündig, indem man auf Eisenerz stieß.

Auf Kiersper Stadtgebiet findet man noch heute die Spuren dieses frühen Erzabbaus (Stollen-, Graben- und Trichtergrubenpingen). Das Eisenerz wurde meist im Tagebau mit einfachen Werkzeugen geschürft. Die Gruben und Gräben nennt man Pingen. Durch einen Waschvorgang wurden die lehmigen und tonigen Verunreinigungen der Erze beseitigt. Es wurde jedoch auch Erz durch Vortreiben von unterirdischen Stollen gefördert. Diese Form des Erzabbaus ist ebenfalls noch gelegentlich aufgrund von erhaltenen Stollenmundlöchern und Berghalden erkennbar. Auch Spuren der frühen Eisenverhüttung sind noch aufzuspüren. Vor dem Schmelzen wurde das Erz durch Rösten für die Verhüttung vorbereitet, dann in den sogenannten Rennöfen (früheste Form der Eisenverhüttung) und später in den Massenhütten geschmolzen. Die Verarbeitung des Metalls zu einfachen Geräten und Werkzeugen geschah anfangs in den Waldschmieden.

Durch den damals großen Waldreichtum war stets gewährleistet, dass ausreichend Holz zur Herstellung des Brennmaterials für die Erzverhüttung vorhanden war. Aufmerksamen Wanderern fallen in den Wäldern die noch an vielen Stellen vorhandenen kreisrunden, schwarzen, ehemaligen Kohlenmeilerplätze auf.

Vom 14. bis in das 20. Jahrhundert lieferten auch in Kierspe die Bachläufe die Energie für den Antrieb der Wasserräder, wie beispielsweise für das Wasserrad, welches vermutlich den Blasebalg des nur 200 m südlich von Haus Rhade Ende des 13. Jahrhunderts bereits in Betrieb befindlichen Masse- oder Stückofens angetrieben hat. In unmittelbarer Nähe, im "Gokesberg" zwischen Rhade und Bollwerk, ist übrigens in den dort heute noch vorhandenen Gruben bereits in sehr früher Zeit Erz im Tagebau gewonnen worden. Ferner ist in einem Vertrag aus dem Jahre 1725 die Nutzung der Rhader Kalkgrube - Kalk ist als Zuschlag für die Eisenverhüttung erforderlich - im einzelnen geregelt.

Abbauwürdige Erzgänge und -lager befanden sich außerdem in Griesing, Homert-Wehrhahn, Arney, Graefingholz, auf der Mark sowie in der Ebbeverwerfung. Es wurde überall nach Erz gegraben. Nur der Ortskern von Kierspe selbst blieb vom Bergbau frei.
...


Nachstehende Aufstellung gibt eine interessante Übersicht für die von 1858 bis 1902 in und um Kierspe verliehenen Bergwerksfelder:

Grubenfeld
Alex VIII
Alex IX
Gute Hoffnung
Homert I
Homert
Alex XII
Griesing
Drögenpütt

Rothenstein
Mallinckrodt
Windhorst
Werder
Reichensprenger
Lasker
Falkenstein
Sophia
Gustav Otto
Friedrich Wilhelm
Alex VII
Alex VI
Bollwerk
Bollwerk I
Mark I
Mark
Zilla
Elisabeth
Volme
Schmidthausen
Schmidt
Ennepe
Anna
Brügger Robert
Asbeck Brügger
Brügger Wilhelm
Johann Bernhard
Feld
10
11
12
13
14
15
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34
35
36
37
38
39
40
41
42
43
44
Verleihung
14.11.1872
09.12.1872
22.11.1869
27.02.1874
26.08.1875
09.12.1872
17.04.1874
03.07.1873

03.07.1874
31.03.1874
31.03.1874
28.03.1874
31.03.1874
28.03.1874
28.03.1874
19.08.1874
11.09.1858
19.08.1874
14.11.1872
14.11.1872
12.03.1874
12.03.1874
07.02.1874
07.02.1874
09.08.1873
06.06.1876
28.03.1874
30.11.1874
30.11.1874
24.12.1874
25.07.1873
08.01.1902
08.01.1902
04.03.1874
01.02.1862
auf
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Cu
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Fe/Ma
Fe/Ma
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Fe
Pb/Cu
Pb/Cu
Fe
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Bergwerkseigentümer
Kaufmann Schmöle, Langendreer
Schmöle
Schmöle
Schmöle
Schmöle
Schmöle
Schmöle
Ing. Adolph Resow, Essen; Berginvalide
H. Schäfer, Königsheide/Breckerfeld
Schmöle
Schäfer/Resow
Schäfer/Resow
Schäfer/Resow
Schäfer/Resow
Schäfer/Resow
Schäfer/Resow
Friedrich Röper, Essen
Kanzleigehilfe Peter Corbach, Dortmund
Röper
Schmöle
Schmöle
Schmöle
Schmöle
Schmöle
Schmöle
Carl Stöter, Hülscheid
Wilhelm Brand, Witten
Heinrich Steinbach, Volme
Wilhelm Henkel, Hamburg
Wilhelm Henkel, Hamburg
Wilhelm Henkel, Hamburg
Emilie Asbeck, Rhönsal
Robert Asbeck, Rhönsal
Robert Asbeck, Rhönsal
Mina Asbeck, Rhönsal
Henkel


Gruben Alex VI und VII
Die beiden Mutungsfelder der Eisengruben Alex VI und Alex VII überdecken die schon erwähnten Mutungsfelder der Gruben Bollwerk und Bollwerk I. Sie liegen östlich von Bollwerk auf dem Bergrücken der Schlenker Höhe - geologisch gesehen an der Ebbeverwerfung (Aufschiebung) an der Schichtgrenze der unteren Honseler und Selscheider Schichten des Mittleren Devon. Beide wurden von dem Gewerken und Kaufmann Heinrich Schmöle aus Langendreer am 08.04.1872 gemutet und am 14.11.1872 verliehen.

Die meisten erzführenden Verwerfungen sind heute noch für den Kenner leicht an der Geländestruktur zu erkennen. Auf den Verwerfungen wurden Schürfschächte abgeteuft und eisenhaltige Gangvorkommen angefahren. Die Gänge wurden vermessen und am Fuß des Berges im Stollen wieder aufgeschlossen. Man stellte 2 1/2 Zoll mächtiges Erzvorkommen und 20prozentiges Brauneisen fest. Nach diesem Aufschluss wurden die Arbeiten wieder eingestellt und die Grubenfelder mehrmals verkauft. 1987 sind sie ebenfalls "ins Freie" gefallen.


Lexikon für die Stadt Plettenberg, erstellt durch Horst Hassel,
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