Quelle: "Unterirdische Zauberreiche des Sauerlandes", 1967, Heinrich Streich, S. 77/78

Karhof-Höhle

Etwa 800 Meter südlich des Bahnhofes Binolen im Hönnetal zweigt von der Talstraße nach Nordosten die Landstraße ins Grübeckertal nach Neheim-Hüsten ab. Hier am Abzweig finden wir zu beiden Seiten der Grübecker Landstraße das Karhof-Kalkstein-Massiv. In der südlichen Felsengruppe befinden sich allein 7 Höhlen, drei davon bilden die Eingänge zum Karhof-Höhlen-System. Es sind: Der Große Dom, der Kleine Dom, Nischen- und die Wiesen-Höhle. Die Gesamtlänge der Karhof-Höhle: 125 Meter. Eingänge:
Karhof 1 - Breite 1,50 Meter, Höhe 1,30 Meter, mit prächtiger Felskulisse. Höhe über Talsohle: 20 Meter.
Karhof 2 - Breite 2,00 Meter, Höhe 1,00 Meter, heute vom übrigen Höhlenlabyrinth getrennt. Höhe über Talsohle: 20 Meter.
Karhof 3 - Breite 1,30 Meter, Höhe 1,50 Meter, Höhe über Talsohle: 20 Meter.


Ein besonderes Einfallen hat das große Höhlensystem der Karhof-Höhle nicht. Vielmehr verläuft dieses im großen und ganzen waagerecht. Typische Spaltenhöhle, trocken, doch zeigen größere Auswaschungen, dass sie einst eine bedeutende Flußhöhle war. Wie alle Höhlen des Hönnetals gehört auch die Karhof-Höhle zum großen Gebirgsstock des Massenkalkes. Die Befahrung ist im allgemeinen leicht bis mittelschwer. Doch Vorsicht, die Höhle ist seit Jahren starken Veränderungen unterworfen. Versturz!



Die Karhof-Höhle gehört zu den ältesten Kulturhöhlen Westfalens. Als vor vielen Jahren ein Profil durch die Ablagerungsschichten gelegt wurde, zeigte sich der Querschnitt einer tadellos erhaltenen Herdstelle aus dem Neolithikum. Die Herdstelle wurde vorsichtig ausgegraben, und heute ist ihr Inhalt im Museum zu Menden zu besichtigen. In dem damals freigelegten Feuerloch befanden sich ferner Tonscherben, Reste von Holzkohle, gebranntes Getreide und Knochenschichten verschiedener Art.
Die Gefäßreste gehören nach näherer Bestimmung durch das Forschungsinstitut Tübingen der Jüngeren Steinzeit an. Aber auch die Bronce-, Hallstatt- und La Tene-Zeit ist gut vertreten.



In der Asche des Herdes fanden sich Reste von 22 verschiedenen Pflanzen. Unter anderem waren Reste von Weizen, Roggen und Zwergweizen ermittelt worden. Aber auch Spuren von Saathafer wurden gefunden. Diese in der Karhof-Höhle gefundenen Körner sind wahrscheinlich die ältesten Haferfrüchte aus Nordwestdeutschland.
Ehemals war die Höhle auch Tropfsteinhöhle. Dieser Schmuck ist heute nicht mehr zu finden, die Tropfsteine wurden zerschlagen und geraubt. Winter-Befahrungen zeigen, dass einzelne Fledermaus-Kolonien hier überwintern. Die Höhle ist nach dem früheren Eigentümer, Landwirt Karhof, Volkringhausen, benannt. Jetziger Eigentümer: Rheinisch-Westfälische-Kalkwerke, Betriebsabteilung Hönnetal.


Quelle: "Unterirdische Zauberreiche des Sauerlandes", 1967, Heinrich Streich, S. 80

Wiesen-Höhle

Die Wiesen-Höhle ist die südlichste im Karhof-Kalkstein-Massiv, mit Öffnung zum Hönnetal, etwa 10 Meter von der Nischen-Höhle entfernt. Eine Verbindung zum Karhof-Höhlensystem hat die Höhle, wie auch die Nischen-Höhle, nicht. Länge der Höhle: 15 Meter. Das Eingangsportal ist schmal und hoch. Breite: 1,00 Meter, Höhe 3,50 Meter, Höhe über Talsohle 22 Meter. Die Höhle ist trocken, die Anordnung waagerecht; eine typische Spaltenhöhle.
Funde wurden bisher nicht gemacht, doch vermutet Dobberstein fossile Knochenreste und Artefakte in und vor der Höhle. Eigentümer: Rheinisch-Westfälische Kalkwerke, Betriebabteilung Hönnetal. Die Höhle ist nicht naturgeschützt. (letztere Aussage von 1967 ist nicht mehr aktuell - die Höhle ist als Kulturdenkmal eingetragen)


Nischen-Höhle
Quelle: "Unterirdische Zauberreiche des Sauerlandes", 1967, Heinrich Streich, S. 79

Wandert man von der Karhof-Höhle 3 weiter um das Massiv in südlicher Richtung herum, erreicht man nach etwa 25 Metern die Nischen-Höhle, welche hinter einer kleinen Felsnase versteckt liegt. Die Höhle hat ihre Bezeichnung von den vielen kleinen Nischen, die ringsherum um eine Grotte, dicht hinterm Eingang, verteilt sind.
Länge der Höhle: 8 Meter. Eingang: Breite 1,50 Meter, Höhe 1,30 Meter, Höhe über Talsohle 22 Meter. Obwohl die Nischen-Höhle dicht neben Karhof 3 liegt, besteht keinerlei Verbindung zum Karhof-Höhlensystem. Dobberstein vermutet, dass die Nischenhöhle, ebenso wie die 10 Meter südlich liegende Wiesen-Höhle, als Kulturhöhle anzusprechen ist. Ausgrabungen dürften hier zum Erfolg führen. Keine besondere Fauna. Besitzer: Rheinisch-Westfälische Kalkwerke, Betriebsabteilung Hönnetal.

Dachs-Höhle
Quelle: "Unterirdische Zauberreiche des Sauerlandes", 1967, Heinrich Streich, S. 43-44

Wenn wir im Hönnetal vom Bahnhof Binolen südlich wandern, erreichen wir nach 800 Metern das Grübecker Tal. Wandern wir in diesem aufwärts, so sehen wir nach 830 Meter linke Hand im schönen Buchen- und Eichenbestand eine mit Moos bewachsene kleine Kalksteinwand. In dieser Wand liegt die wenig bekannte Dachs-Höhle, etwa 7 Meter über Talsohle (Grübecke). Die Höhlenbezeichnung rührt von der Losung des Dachses her, der vor dem Höhleneingang seine Abtritte hat.

Sie liegt fernerhin unmittelbar über dem Kilometerstein 3/4. Gegenüber, auf der anderen Talseite, liegt der noch in Betrieb befindliche Steinbruch, in welchem sich bis vor wenigen Jahren die Honert-Höhle befand (siehe obigen Lageplan zum Karhof-Kalkstein-Massiv).
Gesamtlänge der Dachs-Höhle: 16 Meter, kein endgültiger Wert, es deutet vielmehr manches darauf hin, dass sich im Bergesinnern noch ein größeres Höhlensystem offenbart.
Eingang: Breite 0,60 Meter, Höhe 0,3 Meter, man sieht, der Eingang ist winzig, zudem liegt die Höhlenöffnung hinter einer kleinen Felsnase versteckt. Die Höhle gehört noch zum Karhof-Kalkstein-Massiv des Devonischen Massenkalkes.

Um den Charakter der Höhle festzustellen, bedarf es eingehender Forschungsarbeit. Die Lage der Höhle an sich, als auch die in unmittelbarer Nähe verschwundene Honert-Höhle lassen verraten, dass in der Dachs-Höhle fossile Knochenreste und Artefakte verborgen sind. Versinterungen sind nur im hintersten Teil der Höhle sichtbar. Die Höhle untersteht nicht dem Naturschutz.

Hörster-Höhle
Quelle: "Unterirdische Zauberreiche des Sauerlandes", 1967, Heinrich Streich, S. 45

Etwa 800 Meter südlich Binolen im Hönnetal zweigt das schöne Grübecker Tal in Richtung Neheim-Hüsten ab. Wandern wir in diesem letztgenannten auswärts, erblicken wir nach etwa 150 Metern links zurückliegend im Buchenbestand die erste aufragende Kalkstein-Wand. In dieser befindet sich die Höster-Höhle (siehe auch Lageplan zum Karhof-Kalkstein-Massiv).

Länge der Höhle: 8 Meter (vorläufiger Wert). Eingang: Breite 2,00 Meter, Höhe 1,00 Meter. Höhe über Talsohle: 20 Meter (Grübecke). Die kleine Höhle verläuft waagerecht und gehört zum Massenkalk, wie alle Höhlen des Karhof-Kalkstein-Massivs. Die einzigartige Lage dieser Höhle spricht dafür, dass während der Eiszeiten auch hier Mensch und Tier einen Unterschlupf fanden. Tropfstein und Versinterungen weist die Hörster-Höhle nicht auf. Sie steht nicht unter Naturschutz.


Quelle: Balve, 1930, zur Tausendjahrfeier und 500. Wiederkehr der Verleihung der Stadtrechte, S.32, von Dr. Clementine Lipperheide "Die Höhlen um Balve"

Karhof Höhle - ein unterirdisches Felsenmeer
. . . Vor uns, in dem Winkel zwischen dem Grübecker Tal und dem Hönnetal, ragt grauer Kalksteinfels, von großen und kleinen Spalten durchzogen, vielfach zerquetscht durch den Gebirgsdruck, der einmal den horizontal abgelagerten Kalk gefaltet hat. Wir stehen vor der Karhof-Höhle.
Der kleine Eingang ist von den Straßen aus nicht zu sehen; seine Lage ist nur an dem Spalt zu erkennen, der sich bis oben zum Kalkplateau hinzieht. Der Weg führt bis 31 Meter über der Hönne über eine Steinhalde. Durch die kaum 1 1/2 Meter hohe schmale Enge führt uns der stollenartige Gang in das Innere des Berges. Es scheint, als sei er in das feste Kalkgestein geschnitten, so eben sind seine Wände und die Decke.

Bald ändert sich das Bild von Schritt zu Schritt. Nach sieben Metern stehen wir vor einem mächtigen Felsblock, der den Weg zu versperren scheint. Doch führen zwei enge Spalten rechts und links um ihn herum. Links steigt der unbequeme schale Pfad über herabgestürzte, in einem wirren Durcheinander liegende große und kleine Felsen aufwärts.

Wir umgehen sie und steigen dann hinab in die Tiefe, bis wir am Anfange des großen, nach oben spitz zulaufenden südöstlichen Haupthöhlenraumes (17 Meter lang, 7 1/2 Meter breit, 6 1/2 Meter hoch) stehen, den unser Bild (S. Abb.) zeigt. Um den Verlauf der ganzen Höhle kennen zu lernen, lassen wir uns den engen, mit scharfen kleinen Kalkgesteinen mehr oder weniger angefüllten Gang hinunter zu der tiefsten Stelle der Höhle, die auch zugleich die engste und unbequemste ist. Wir müssen uns flach auf den Boden legen, um in den schmalen, aber hohen Gang kommen zu können, der das Nord-Ost-Ende der Höhle bildet.

Hier bietet sich dem Auge ein ganz anderes Bild. Die Wände und alleinstehenden Felsen scheinen poliert zu sein und schimmern in den buntesten Farben. Der Rückweg führt wieder in den Haupthöhlenraum. Ein dort entzündetes Feuer gibt erst die genügende Beleuchtung des hohen Raumes. Unsere kleinen Bergmannslampen reichen nicht aus. Der Boden ist sehr uneben und mit Lehm und großen und kleinen Geröllen bedeckt. Wände und Decken zeigen Spuren gewaltiger Veränderungen. Sie sind von kreuz- und querziehenden Spalten und Klüften, die teils mehr, teils weniger erweitert sind, durchzogen.

Diese durch die Gebirgsbildung bedingten Klüfte erhielten ihre Umgestaltung durch das Wasser. Im Niederfallen auf die von verwesenden Pflanzenresten durchsetzte Erdoberfläche hat der Regentropfen Kohlensäure aufgenommen. Dann führte ihn die Schwerkraft auf den Klüften des Kalksteins erdeinwärts. Infolge seines Kohlensäuregehaltes löste das Wasser den Kalk und erweiterte hier und da eine Kluft, wie sie massenhaft das Gestein durchziehen. So schuf stetig auf Kluftflächen abfließendes Wasser eine nach der Tiefe zunehmende Erweiterung einzelner Spalten, schuf eine Spaltenhöhle, deren spitzes Dach und unebener Boden diese Entstehung kundgeben. Schneiden sich bei solchen Höhlen mehrere Spalten, die erweitert werden, so entsteht ein größerer Raum als der eigentlich typische.

Im Haupthöhlenraum der Karhof-Höhle ist das der Fall. Auch das wirre Durcheinander in der Karhof-Höhle, diesem unterirdischen Felsenmeer, findet seine Erklärung. Durch die Erweiterung der Spalten verloren manche Felsen ihren Halt und stürzten auf den Boden der Höhlung, andere sind so sehr aus dem Schichtenkomplex losgelöst, dass sie jeden Augenblick herunterzustürzen drohen. . .



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