Quelle: Unterirdische Zauberreiche des Sauerlandes, Heinrich Streich, 1967, S.129-130

Honert-Höhle


Die Honert-Höhle "endet in einer geräumigen Halle von 9 m Länge und 5 m Breite". Text u. Foto: Walter Sönnecken, 1966

Wandert man das Grübecker Tal hinauf Richtung Eisborn, erblickt man rechter Hand, etwa 800 Meter vom Abzweig Hönnetal, einen noch heute in Betrieb befindlichen Steinbruch: Kalkwerk Grübeck, Besitzer Heinrich Thorwesten. In diesem Steinbruch befand sich bis vor wenigen Jahren eine Kulturhöhle, welche bedeutende Funde gebracht hatte.

Bereits bei Grabungen im Jahre 1891 (Dr. Carthaus) wurden Stücke eines Menschenschädels in dieser Höhle gefunden, ebenso Topfscherben und fossile Knochen von Elefant, Urrind, Wildpferd u. a.. Auch wurden neben menschlichen Überresten Artefakte aus der Willendorfer Stufe gefunden.

Nach Prof. Andree, Münster, wurde ferner in dieser nicht mehr bestehenden Kulturhöhle eine alte Falschmünzerwerkstatt vermutet, denn man fand gestanzte Kupferplättchen und einige Dreipfennigstücke der Städte Soest und Hamm aus den Jahren 1736, 1738 und 1740.

Ob die Honert-Höhle jemals als Wohn- oder Bestattungs-Höhle den Menschen vergangenen Zeit gedient hat, kann nicht mehr gesagt werden, vermutlich sind die Reste menschlicher Skelette und eiszeitlicher Knochenreste durch Einschwemmung in die Höhle gelangt. Für das Auffinden menschlicher Skelettreste läßt sich also nur schwer eine Erklärung abgeben.

"Nach Lage der Dinge besteht die Möglichkeit, dass es sich hier um die Bestattung von Kindern und jungen Leuten aus der Zeit der Willendorfer Kultur handelt. Die Artefakte wären dann als Grabbeigaben aufzufassen. Gegen diese Annahme spricht, dass sich keinerlei andere menschliche Reste als nur solche von Schädelteilen gefunden haben, auch nichts, was als Schmuck gedeutet werden konnte. Es wäre ebenso denkbar, dass Tier- und Menschenreste wie Artefakte vom oberen, vorderen Raum der Höhle in den hinteren, unteren eingespült sind. Andrerseits können auch ursprünglich evtl. noch vorhanden gewesene menschliche Skelette und Artefakte durch von oben her eindringendes Wasser wieder fortgeschafft worden sein, und zwar in dem engen Schlauch am Ende des hinteren Raumes." (Nach Prof. Andree).

Wer heute den Steinbruch betritt, findet von der Honert-Höhle nichts mehr vor. Ältere Arbeiter, die sich noch entsinnen können, wie der Verlauf der Höhle war, sind der Ansicht, dass beim Abbau der unten noch stehenden Kalkstein-Wand vielleicht einmal der schlauchförmige Fortsatz des letzten, hinteren Höhlenteiles freigelegt werden kann. Die Höhle war rund 50 m lang, der tiefste Punkt lag 16 m unter Eingangs-Niveau. Typische Spaltenhöhle.
Die Honert-Höhle gehörte zu den wenigen Kultur-Höhlen im Sauerland, die von der heimischen Entwicklung seit den frühesten menschlichen Zuständen Kunde gab. Schade, dass sie dem Sprengschuss zum Opfer fiel.

Auf der Karte rechts oben ist die Lage der ehemaligen Honert-Höhle zu sehen. Der Steinbruch wurde inzwischen als Deponie genutzt und bis zur Geländeoberkante verfüllt.


Quelle: Ruhrtalmuseum.de

Eine Falschmünzerwerkstatt im Hönnetal
Funde aus (der Honert-Höhle) dem Hönnetal

1925 und 1926 unternahm der Geologe Dr. Julius Andree, Münster, in einer Anzahl von Höhlen des Hönnetals Grabungen, u.a. untersuchte auch die sog. Honert-Höhle (Märkischer Kreis). Diese nach ihrem Besitzer genannte Höhle lag laut Beschreibung des Ausgräbers 800 m von der Hönnestraße entfernt versteckt in einem Kalksteinfelsen des südlichen Ufers des Grübecker Tals. Andree setzte insgesamt 4 Grabungen in der aus 3 Kammern bestehenden Höhle an.

In der hintersten Kammer der Höhle entdeckte Andree die Reste einer steinzeitlichen Bestattung sowie Keramikscherben der Eisenzeit aber auch eine Anzahl von kleinen ovalen Plättchen aus Kupfer und Kupferbleche mit ovalen Löchern. Als unter diesen Fundstücken auch 4 Dreipfennigstücke der Stadt Hamm (geprägt 1736 und 1737) und ein Dreipfennigstück der Stadt Soest (1740) zum Vorschein kam, lag der Verdacht nahe, dass er die Reste einer Falschmünzerwerkstatt gefunden hat.

Die gefundenen Kupfermünzen von Hamm und Soest sind aber nicht als die eigentlichen Fälschungen zu betrachten. Die Qualität der Stempel, mit denen die Stücke hergestellt worden sind, kann bestenfalls als durchschnittlich beschrieben werden. Dennoch entspricht die Qualität der Leistung der damaligen Stempelmacher in Hamm und Soest. Wahrscheinlich haben die in der Honert-Höhle gefundenen Kupfermünzen als Vorlage für die Fälschungen gedient.


Auf den Artikel "Anthropologie: Kunst à la Neandertal?" vom 08.07.2004, Autor JÜRGEN LANGENBACH (Die Presse), mit der Feststellung "Eine neue Datierung alter Funde lässt zweifeln, dass die Aurignac-Kultur das Werk moderner Menschen ist" hat Detlef Rothe am 20. Juli 2004 geantwortet:

Quelle: www.archaeologie-online.de/links/detail/6462.php

. . .angeblich jungpaläolithischen Menschenknochenfunden in der Honerthöhle

"Zunächst einmal dürfen wir uns über Menschenreste in Höhlenlehm richtig freuen, denn meistens ist der Erhaltungszustand recht gut. Freilich macht dies die Datierung auf Grund möglicher Stratigraphien nicht einfacher, denn Eingrabungen sind in den Straten nicht immer erkennbar, und Höhlen dienten besonders in den Metallzeiten gerne zur Deponierung menschlicher Überreste (angekaut - wie manche meinen - oder auch nicht).

Das Problem ist seit den angeblich jungpaläolithischen Menschenknochenfunden in der - heute nicht mehr existierenden - Honerthöhle (unmittelbar östlich des Hönnetales in Westfalen) bekannt; neue Erkenntnisse - und Überraschungen - lassen sicherlich auch hier neue naturwissenschaftliche Untersuchungsmethoden erwarten. Leider wird die Datierungsfrage noch etwas vernachlässigt. Der Presse-Bericht verdeutlicht den Gewinn durch wissenschaftliche Neubearbeitungen. Sicherlich wird auch zu Anthroprophagie- und überhaupt zu Kult-Fragen noch Interessantes zu entdecken sein, auch wenn zur Zeit wohl künstlerische Aspekte im Vordergrund stehen. Forschung tut not!"


Quelle: Höhlen des Sauerlandes, Walter Sönnecken, 1966, S.32-34

Die Honert-Höhle

Im Grübecker Tal, etwa 700 m von der Hönnetalstraße entfernt, liegt an der südöstlichen Talwandung ein Kalksteinbruch. In der mittleren Steilwand befand sich bis Ausbruch des letzten Krieges noch der Eingang zu einem niedrigen Gang. Von hier führte der Gang in die Tiefe des Berges und endete in einer geräumigen Halle von 9 m Länge und 5 m Breite (Abb. oben).

Es handelt sich hier um den restlichen Teil der ehemaligen Honerthöhle. Ursprünglich war die Höhle 49 m lang und bestand aus einem großen Vorraum (Eingang) von 12 m Länge, einem 28 m langen Gang und der genannten 16 m tiefer liegenden Halle.

"Die von Dr. Carthaus angesetzten Grabungen ergaben sehr interessante Funde, unter denen ein Bernsteinarmband und Teile eines großen Menschenschädels die bedeutsamsten sind". (Quelle: Andree, Julius, Zit.: Höhlen des Hönnetales, S. 85)
Dr. Andree setzte 1926 eine planmäßige Grabung in der Höhle an. "Der vordere Raum brachte nichts Neues, es wiederholten sich lediglich Funde, wie sie auch Carthaus schon gemacht hatte. Die angeschnittene Kulturschicht war hier auffällig stark mit Topfscherben durchsetzt". (Quelle: Andree, Julius, Zit.: Höhlen des Hönnetales, S. 92)
Nach Andree handelt es sich bei dem Fundmaterial um Überreste aus der vorrömischen Eisenzeit.

Ein wesentlich anderes Bild ergab sich aus den Grabungen im hinteren Raum. Außer Fundstücken, wie sie bereits in der vorderen Halle gemacht wurden, zeigten sich in einer Schicht Tierreste einer eiszeitlichen Fauna, einige menschliche Überreste und fünf Steinwerkzeuge, die als hervorragend schöne Stücke bezeichnet werden. Es lässt sich nur schwer eine Erklärung abgeben für das Auffinden menschlicher Skelettreste und Steinwerkzeuge mit eiszeitlichen Tierresten in dem hinteren Raum.

"Nach Lager der Dinge besteht die Möglichkeit, dass es sich hier um die Bestattung von Kindern und jungen Leuten aus der Zeit der Willendorfer Kultur handelt. Die Artefakte wären dann als Grabbeigaben aufzufassen. Gegen diese Annahme spricht, dass sich keinerlei andere menschliche Reste als nur solche von Schädelteilen gefunden haben, auch nichts, was als Schmuck gedeutet werden könnte. Es wäre ebenso denkbar, dass Tier- und Menschenreste wie Artefakte vom oberen, vorderen Raum der Höhle in den hinteren, unten eingespült sind. Andrerseits können auch ursprünglich evtl. noch vorhanden gewesene menschliche Skelettreste und Artefakte durch von oben her eindringendes Wasser wieder fortgeschafft worden sein, und zwar in den engen Schlauch am Ende des hinteren Raumes." (Quelle: Andree, Julius, Zit.: Höhlen des Hönnetales, S. 92)

Um hierüber Klarheit zu erhalten, habe ich lange Jahre die Sprengarbeiten in dem Kalksteinbruch verfolgt. Eines Tages, dachte ich, muss der von Andree erwähnte enge Schlauch freigelegt sein, und dann wird es sich erweisen, ob noch Steinwerkzeug und Skelettreste fortgeschwemmt wurden. Leider blieb der Erfolg versagt. Wohl ist durch Abtragen des Gesteins der hintere, untere Raum freigelegt worden, aber der schlauchartige Fortsatz liegt einige Meter tiefer, als die heutige Sohle des Steinbruchs ausmacht, und ist infolgedessen durch Gesteinsschutt vollständig verschüttet. Lediglich in der Ausfüllung des langen Hauptganges fand ich eines Tages in etwa 30 cm Tiefe ein größeres und zwei kleinere Schädelstücke von Menschen sowie ein Rippenbruchstück.

Aller Wahrscheinlichkeit nach sind die Stücke mit den von Andree genannten identisch. Das würde dann bedeuten, dass sie tatsächlich, wie Andree erwähnt, vom vorderen Raum der Höhle in den tieferliegenden Gang und die hintere Kammer eingeschwemmt sind. Dasselbe wird für die Artefakte und eiszeitlichen Fossilien zutreffen, zumal ich später noch eine eiserne Gürtelschnalle mit Bronceauflage dort fand, die sicherlich nur dem gleichen Fundmaterial zuzuschreiben ist, wie es Carthaus schon vorher im vorderen Raum gefunden hatte.


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