Quelle: WP Balve vom 16.09.2008

TV-Team ließ geräucherte Fledermäuse zurück

Von Wolfgang Simon

Balve. Für den, der die Zeichen zu lesen versteht, ist eine Höhle wie ein Geschichtsbuch, das über Millionen Jahre der Erd- und Menschheitsgeschichte berichtet. ...


In der Feldhofhöhle erfuhren die Teilnehmer der Wanderung zum Tag des offenen Denkmals, mit welchen Schwierigkeiten die Höhlenschützer immer wieder zu kämpfen haben. Fotos: Wolfgang Simon

... Einen kleinen Eindruck vom Inhalt dieses Buches vermittelten Björn Wegen und Horst Buchholz von der Speläo-Gruppe Sauerland allen, die an der Wanderung am Tag des offenen Denkmals zur Feldhofhöhle teilnahmen.

Vor Jahrmillionen befanden sich da, wo sich heute die Höhle befindet, nur einige Spalten und Risse in den massiven Kalksteinfelsen. Im Laufe von vielen Jahrtausenden erweiterte das Wasser die Risse zu einer geräumigen Höhle, so erfuhren die staunenden Zuhörer. Wie in vielen Höhlen des Hönnetales, fanden sich auch in der Feldhofhöhle die Spuren menschlicher Nutzung, doch wiesen Wegen und Buchholz darauf hin, dass die steinzeitlichen Menschen wohl kaum für längere Zeit in den Höhlen gelebt hätten. Sie suchten sie regelmäßig als Rastplätze auf, nutzten sie, um Vorräte zu lagern und entzündeten vor den Eingängen ihre Feuer. Doch für den dauernden Aufenthalt waren die Gänge im Fels, in denen eine konstante Temperatur von acht bis zehn Grad herrscht, nicht unbedingt geeignet.

Die beiden Höhlenforscher berichteten auch von den Problemen, die bei der Erkundung der heimischen Gangsysteme immer wieder auftauchen: Nachdem der Boden der Höhlen lange Zeit als willkommener Dünger mitsamt der steinzeitlichen Reste abgefahren und auf die Felder verteilt wurde, stellen heute Raubgräber ein großes Problem dar. Um die Artefakte der Vergangenheit zu rauben, graben sie Fundstellen auf und zerstören bei dieser Gelegenheit die Schichtung des Materials, die für eine genaue Datierung der Funde so wichtig ist. Doch auch von anderer Seite droht den heimischen Höhlen Gefahr. Immer wieder finden sich, auch in der Feldhofhöhle, die Spuren schwarzer Messen, nachdem sich sogenannte Satanisten zu ihren verqueren Ritualen versammelten. Die Begegnung mit dieser Sorte Menschen sei nicht immer ungefährlich, warnte Horst Buchholz.

Schaden in der Feldhofhöhle wurde aber vor einigen Jahren auch von einem Fernsehteam angerichtet, das für eine Reality-Show einen Notfall in einer Höhle nachstellen wollte. Die Leute vom Fernsehteam fielen im Winter in die Feldhofhöhle ein, die zu diesem Zeitpunkt auch Fledermäusen als Unterschlupf diente. Als Mitglieder der TV-Crew mitten in der Höhle ein Feuer entzündeten, wurden die Fledermäuse unter der Höhlendecke regelrecht geräuchert.

Nach all diesen Erfahrungen ist es nicht weiter verwunderlich, dass die meisten der 50 bekannten Höhlen und Gänge im Bereich des Hönnetales heute gesperrt sind. Nur die Höhlenforscher der Speläo-Gruppe dürfen sie zu Forschungszwecken und zur Kontrolle betreten. Und auch die vermeiden es, allzu oft das empfindliche Ökosystem tief unter der Erde durch ihre Anwesenheit zu stören.


Quelle: "Unterirdische Zauberreiche des Sauerlandes", 1967, Heinrich Streich, S. 68

Die Feldhof-Höhle


Ausblick aus der Feldhofhöhle auf Burg Klusenstein im Hönnetal. Nach einem Aquarell von Adolf Kraemer (Arnsberg).

Über die Schafsbrücke im Hönnetal, auf der SGV Hauptwanderstrecke 4, am alten Forsthaus vorbei aufwärts Rchtung Bäingsen. Etwa 160 Meter von der Schafsbrücke liegt linker Hand am Wege die räumlich große Feldhofhöhle.
Länge der Höhle: Hauptgang 97 Meter, Länge aller Gänge 130 Meter. Eingang: Breite 8 Meter, Höhe 4 Meter. Die Höhle besitzt einen zweiten Eingang dicht neben diesem größeren. Im allgemeinen verläuft die Höhle söhlig, lediglich das letzte Stück, etwa 15 Meter, verläuft steil nach oben, Versturz. Höhle trocken, Höhe über Talsohle 37 Meter. Flußhöhle im Streichen des Massenkalkes. Wenig Tropfstein.

Die Großräumigkeit und die geschützte Lage der Höhle machte sie in früheren Kulturepochen zu Behausungen und Unterkünften der Höhlenbewohner. Bedeutende Grabungen nach dem ersten Weltkrieg erbrachten Funde von Tieren und Menschen. Bei den Grabungen 1925/26 durch Professor Andree fand man 5 Kulturschichten, in denen sich Holzkohlenreste, Knochensplitter, abgerollte Knochenstücke und Knochenreste vom Höhlenbären, Rentier, Wildpferd, Wolf, Rhinozeros und Höhlenhyäne befanden.


Quelle: Sauerländischer Gebirgsbote, 44. Jahrgang, Heft 6, Juni 1936

Der älteste Fund, ein Feuersteinwerkzeug, wurde in dieser Höhle geborgen. Kulturstufe unklar. Im Winter finden wir noch häufig Fledermäuse und Schmetterlinge, die hier überwintern.
Wenige Schritte oberhalb der Feldhof-Höhle befindet sich ein früherer Kamin der Friedrich-Höhle, der von den damaligen Höhlenbewohnern vielleicht als Knochenabfallgrube benutzt wurde. Diese Abfallgrube ist heute bewachsen. Sie liegt schräg über dem Weg nördlich, etwa 15 Schritt vom Eingang der Feldhof-Höhle und kann von der Friedrich-Höhle unterirdisch erreicht werden. Sie befindet sich im äußersten nördlichen Arm dieser Höhle und erkennt man die Abfallgrube an den im Hangenden noch vielen Knochenresten.
Besitzer (1967): Rheinisch-Westfälische Kalkwerke, Dornap, Betrieb Ober-Rödinghausen, Hönnetal. Kulturhöhle.



Quelle: Andreas Ritzel: "Schülerexkursion Hönnetal", 1990, Selbstverlag Westfälischer Heimatbund, 124 Seiten, hier: S. 59 ff.

Mit 95 Metern die zweitlängste Höhle im Hönnetal


Die Feldhof-Höhle ist 95 m lang und damit die zweitlängste im Hönnetal.

. . . Da vom Höhlenvorplatz die Eisenbahnschienen, die Hönne und die Hönnetalstraße gut zu erkennen sind, ist die Lage der Höhle über dem Hönne-Niveau annähernd abzuschätzen. Sie liegt rund 37 m über dem Wasserspiegel der Hönne.
Beim Ausleuchten (Halogenlampe) des vorderen Höhlenteils erkennt man, dass sie zwei portalartige Eingänge mit halbrunden Gewölben hat. Dies deutet auf die Entstehung aus tonnenartigen Röhren hin, die durch fließendes Wasser ausgeweitet worden sind. Beweise dafür sind auch die Fließspuren und Auskehlungen an den Wänden und ein Konglomeratbrocken aus Flußschotter an der rechten Seite des größeren Eingangs.

Der Nebeneingang verläuft im Winkel von 65 Grad zur Längsachse der Höhle; er ist 5 m breit und verstürzt. An Hand des Grundrisses kann das Aussehen der Höhle erläutert werden, vor allem auch der Verlauf der Nebenarme (s. Abb. oben). Wegen des weit offenen Eingangs wird sich auch als Halbhöhle bezeichnet.

Die Höhle ist 95 m lang und damit die zweitlängste des Hönnetals. Der Boden ist vom Haupteingang aus 64 m lang eingeebnet und begehbar (Achtung: Naturschutz! Nicht betreten!).Die ehemaligen Ablagerungen sind als Dünger verwendet worden. Leuchtet man die Höhle aus, so kann man an den Wänden außer den bereits erwähnten Fließspuren auch einen Sinterüberzug erkennen. Es ist die Kalkausscheidung des Wassers, das durch die Decke gesickert und aus dem der CO 2- Gehalt entwichen ist.

An der Decke sind neben Versinterungen auch kleinere, meist euterförmige Tropfsteine zu sehen. Am Ende dieser Stalaktiten glänzt ein Tropfen, dessen Verdunstung zur Ablagerung des Kalkes und damit zur Tropfsteinbildung führt. Stalagmiten können am Boden nicht entstehen, weil dies u. a. durch die (nicht gestattete) Begehung verhindert wird.

Die Höhle erstreckt sich in N-S-Richtung, wie der Hönneverlauf, und entspricht dem Streichen der Kalksteinschichten; Höhlen, die in Streichrichtung der Gesteinsschichten ausgebildet sind, bezeichnet man als Lagerhöhlen.
Im hinteren Bereich befinden sich Spalten, die vermutlich bis an die Oberfläche reichen. Dieser Teil ist eine Spaltenhöhle, also durch Auswaschungen vorhandener Spalten entstanden. Der größte Teil dagegen ist nach seiner Entstehung eine Flußwasserhöhle, die vor der Tieferverlagerung von der Urhönne durchflossen wurde.
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