Quelle: www.derwesten.de vom 16.01.2011
„Höhlen-Monitoring“:
Sandra Finster
Letmathe. Ausgestattet mit einem langen durchsichtigen Schlauch zum
Wasserabpumpen und Taschen gefüllt mit einem kleinen „Chemielabor“ und
Messarmaturen machen sich die beiden Studierenden Melanie Lyhs-Aliu und
Felix Tillman Meyer der Ruhr-Universität Bochum auf in die dunkle nasskalte
Welt der Bunkerhöhle an der Igelstraße.
Die beiden studieren Geo-Wissenschaften und erforschen das Erdklima mit Hilfe der Tropfsteine. Die sind nämlich wahre Klima-Zeugen. Seit fünf Jahren werden an den Tropfsteinen der Bunkerhöhle Messungen vorgenommen, um Informationen über das Klima vergangener Jahre zu bekommen, dabei handelt es sich um das so genannte „Höhlen-Monitoring“.
Der 24-jähige Felix Tillman Meyer kramt aus seinem orangefarbenen mit Schlamm versetzten Ganzkörperanzug nach dem Schlüssel und versucht das Schloss der Metalltür, die das tischhohe „Loch“ zur Höhle verschließt, mühsam zu öffnen. Melanie Lyhs-Aliu hat noch schnell eine Zigarette geraucht und die Lampen der beiden roten Helme angezündet. Da öffnet sich die Tür, nun robben die beiden mühselig Stück für Stück nacheinander in die Dunkelheit der nassen, schlammigen Höhle. Zehn Grad Celsius ist es hier warm und still - einfach still, wie man es nicht kennt.
„Das fasziniert mich, diese völlige Ruhe in Höhlen und zum anderen, das die Natur keinen Fehler verzeiht - ein falscher Griff kann den Tod bedeuten“, erzählt die 31-jährige Melanie Lyhs-Aliu, die auch jedes viertel Jahr in den Höhlen Marokkos für ein anderes Forschungsprojekt unterwegs ist. Vor dem Studium war sie sieben Jahre lang beim Bund. „Hier unten ist einfach eine andere Welt: still, dunkel und alle Geräusche gedämpft. Man hört nur das Wasser von der Decke tropfen“, schwärmt Felix Tillman Meyer, der mittlerweile im fünften Semester studiert und die Messwerte der Höhle im Rahmen einer Tätigkeit als studentische Aushilfe ermittelt.
Heute haben die beiden jungen Forscher besonders Pech, denn in der Höhle hat sich sehr viel Wasser angesammelt, dass sie erst einmal abpumpen müssen. Das Ganze ist schon ohne dieses Hindernis immer eine sehr schlammige, feuchte und schmutzige Angelegenheit - doch sie schaffen es.
Wenig später schwenkt Melanie Lyhs-Aliu ein kastenförmiges Gerät mit Antennen hin und her durch die Luft. „So können wir den Kohlendioxid-Gehalt der Höhlenatmosphäre bestimmen“ sagt sie. Wenn zu viele Menschen in der Höhle sind, würden die Messungen durch ihre Atemluft verfälscht, deshalb führen die beiden diese auch direkt am Anfang ihres Forschungs-Trips durch.
Vier kleine Gläser sind in der Höhle zwischen den funkelnden Tropfsteinen aufgestellt, sie stehen dort knapp ein viertel Jahr. Eine kleine Kristallschicht hat sich darin gebildet, diese wird später im Labor untersucht. Anhand von Proben des Höhlenwassers können die beiden Studenten unter anderem pH-Wert- und Leitfähigkeitsmessungen der Tropfsteine ermitteln. „Viele Tropfsteine wachsen seit Urzeiten in Höhlen“, erzählt Melanie Lyhs-Aliu. Eindringendes Niederschlagswasser reicherte sich auf dem Weg durch die Erdschichten mit Kohlendioxid an und Kalkgestein löste sich. Die Tropfsteine werden so zu Klima-Zeugen, denn im Kalk sind Informationen über das vergangene Klima gespeichert.
Vier Stunden später, nachdem alle Messungen und Untersuchungen abgeschlossen sind, zwängen sich die beiden Studierenden wieder durch das kleine Loch von ihrer anderen Welt, die Melanie Lyhs-Aliu als märchenhaft bezeichnet, manch einer stünde hier Todesängste aus. So machen sich die beiden - erschöpft, aber zufrieden - mit ihren gesammelten Daten auf den Rückweg zur Ruhr-Universität nach Bochum.
Pressemitteilung der Stadt Iserlohn vom 24.05.2006
Exkursion durch die Bunkerhöhle -
Iserlohn. Sieben Mädchen im Alter von zwölf bis fünfzehn Jahren lernten kürzlich
die Iserlohner Höhlenwelt kennen. Fern Ströter vom städtischen Sozialraumteam Nord-West
und Jugendreferentin Almuth Gärtner vom Evangelischen Jugendreferat hatten zu diesem
Erlebnis der besonderen Art eingeladen.
Unter Anleitung der Höhlenführer Benjamin Solveig und einem weiteren Mitglied der
Speläogruppe Letmathe erkundeten die Mädchen die Bunkerhöhle an der alten B 7. Bevor
sie - ausgestattet mit Schutzhelmen und Lampen - an der Igelstraße in die Höhle einstiegen,
galt es zunächst, die eigene Angst vor Spinnen und vor der Dunkelheit zu überwinden.
Der Eingang der Bunkerhöhle fällt relativ steil ab bietet nicht viel Platz, sodass
die jungen “Höhlenforscherinnen” auf allen Vieren durch Wasserpfützen und zum Teil
durch nur etwa siebzig Zentimeter hohe Gänge robben mussten, um einen größeren Höhlenraum
zu erreichen. Von dort aus ging es auf dem Hinterteil rutschend über Steinblöcke immer
tiefer in die Höhle hinein. Neben guter Kondition war bei der Exkursion vor allem
Teamwork gefragt. Zwischendurch erklärten die beiden Speläologen den Mädchen die
Besonderheiten der Höhle und ihrer Tropfsteine. Aber auch Geschichten von Höhlenspinnen
wussten die Höhlenführer zu erzählen, was bei den Mädchen den einen oder anderen lauten
Schrei hervorrief.
Den Rückweg schafften sie mit Bravour und nachdem alle wieder aus der Höhle
herausgekrabbelt waren, “begutachteten” sie erst einmal ihre dreckige Kleidung. Zum
Abschluss stand dann noch eine Führung durch die Dechenhöhle auf dem Programm.
Nach vier Stunden ging ein erlebnisreicher Nachmittag zu Ende.
|