Quelle: "Unterirdische Zauberreiche des Sauerlandes", 1967, Heinrich Streich, S. 63-65

Die "Alte Höhle" am Perick
auch "Von der Becke Höhle"

Wandert man von der Heinrichs-Höhle in Hemer Sundwig in nordwestlicher Richtung entlang des Perick-Berges nach Hemer, so erreicht man nach 280 Meter rechts im aufsteigenden Kalksteinmassiv einen Steinbruch, in welchem sich die Von-der-Becke-Höhle als auch die Prinzen-Höhle befinden. Während die Von-der-Becke-Höhle an der Sohle des Steinbruches liegt, versteckt hinter einer kleinen bewachsenen Halde, erblickt man halbrechts, etwas höher liegend, die Prinzen-Höhle.

Gesamtlänge der Höhle: etwa 630 Meter. Einziger Zugang: Gemauerter Eingang mit Eisentür, meistens geöffnet. Höhle besitzt ein weit nach Osten in den Perick führendes verzweigtes System mit einer Etage. Aufstieg zu dieser oberen Etage etwa 83 Meter entfernt vom Höhleneingang, rechts. Es geht zunächst durch einen kurzen Kriechgang abwärts, dann weiter hocharbeitend in eine Spalte, weiter rechts durch enge Röhren in die erste Halle. Diese besticht durch eine riesige Tropfsteinsäule in Hallenmitte.

Von dieser Halle zweigen mehrere Gänge ab, die zu schönen Grotten und Domen führen. Wenn wir uns links halten, erreichen wir nach leichter Kletterei die Zentral-Halle - es ist ein Großraum, geschmückt mit unendlich viel Tropfstein. Am jenseitigen Ende führt der Weg abwärts durch den sogenannten "Kaskadendom", um schließlich nach 110 Meter in einem noch unerforschten Störungsgebiet zu enden. Der Hauptgang, welcher bis zum Ende gut befahrbar ist, hat eine Länge von rund 250 Meter. Lage: Ostwest. Obwohl die mit Grotten und Domen reich geschmückte Tropfsteinhöhle im allgemeinen als trocken bezeichnet werden kann, ist sie an verschiedenen Tiefstellen aktiv, d. h. wasserführend.

Wer nicht gerade in das Höhleninnere eindringen will, findet gleich nach den gemauerten Stufen, etwa 30 Meter vom Eingang entfernt, rechts einen verlehmten Kriechgang (Schluf), der in ein schönes Höhlensystem führt, dekoriert mit viel Sintergebilden und auch Tropfstein. Dem Fotofreund bieten sich hier eine Unzahl schönster Gebilde eines unterirdischen Zauberreiches.
Geologisch gehört dieses verzweigte Höhlensystem zum Devonischen Massenkalk.

Mit zunehmender Verkarstung ging ein allmähliches Trockenwerden von oben nach unten einher. War sie zunächst bei der Bildung eine Flusshöhle, so kann sie heute als Kluft-Höhle angesprochen werden. Es ist anzunehmen, dass die obere Etage einstmals eine Verbindung hangwärts zur Prinzen-Höhle hatte, die durch Versturz und Verkarstung unterbrochen wurde. Das östliche Ende der Etage hat als unerforschtes Störungsgebiet vermutlich eine Verbindung zur nahegelegenen Heinrichs-Höhle.


Während die "Alte Höhle" an der Sohle des Steinbruches liegt, versteckt hinter einer kleinen bewachsenen Halde, erblickt man halbrechts, etwas höher liegend, die Prinzen-Höhle.

Die Leitfossilien des Massenkalkes, Stringocephalus burtini und Unicites gryphus, finden sich in großer Zahl an den Wänden der Höhle als auch Übertage in der Kalksteinwand. Die Befahrung ist stellenweise außerordentlich schwierig und gefährlich und kann daher nur erfahrenen Höhlenforschern mit entsprechender Ausrüstung zugemutet werden.
Erste Erwähnung bereits im 15. Jahrhundert in einer Lübecker Chronik. Jahrhundertelang war dann nichts über die Höhle bekannt geworden. Erst 1817, als die beiden Prinzen von Preußen, der spätere König Friedrich Wilhelm IV. und Kaiser Wilhelm I. bei einer Besichtigungsfahrt durch Westfalen auch das Felsenmeer besuchten, statteten sie auch diesem Höhlensystem im Berg Perick einen Besuch ab. Die höher gelegene Prinzen-Höhle hat durch diesen hoheitlichen Besuch ihren Namen erhalten.
Im II. Weltkrieg diente die Von-der-Becke-Höhle der Bevölkerung der Umgebung als Luftschutzraum. Die Höhle wird auch "Alte Höhle am Perick" genannt. Besitzer: Erbengemeinschaft Von-der-Becke in Hemer-Sundwig.


Quelle: "Höhlen des Sauerlandes", Walter Sönnecken, 1966 S. 85-87

Die Alt-Höhle bei Sundwig

Sundwig ist nächst Hohenlimburg das höhlenreichste Städtchen im Sauerland. In einem ausgedienten Kalksteinbruch befinden sich allein drei Höhlen. Sie liegen etagenförmig in verschiedenen Niveaus übereinander, ohne jedoch eine sichtbare Verbindung zueinander zu haben. Die oberste, höchstgelegene Höhle (Heinrichs-Höhle) ist als Tropfsteinhöhle schon länger bekannt. Weniger bekannt, aber von besonderem Interesse, ist die Alte oder auch Große Höhle.

Der Höhleneingang liegt an der tiefsten Stelle in dem genannten Steinbruch. Er wird aller Wahrscheinlichkeit nach ehemals auch der Eingang (richtiger Ausgang) der darüber liegenden Heinrichs-Höhle gewesen sein. Die Heinrichshöhle hat nämlich keinen offenen Ein- und Ausgang. Der heutige Zugang ist ein zum Höhlensystem angelegter künstlicher Stollen. Es fällt auch auf, dass die Alt-Höhle (früher Alte Höhle) genau wie die Heinrichshöhle massenhaft fossile Skelettreste barg. Das ist in verringertem Maßstab auch heute noch feststellbar.


Etwa in halber Höhe zwischen diesen beiden Höhlen befindet sich die Prinzen-Höhle und, noch tiefer gelegen, eine kleine Kammer, die als Prinzen-Höhle 2 bezeichnet wird. Alle Höhlen verlaufen in gleicher Richtung in das Gesteinsmassiv. Sie werden in der Urzeit ein zusammengehörendes Höhlensystem gebildet haben. Viele in die Höhe und Tiefe gehende Spalten und Gänge, die aber heute verschüttet, verstürzt und versintert sind, lassen darauf schließen.

Außer dem Felsenmeer, welches ehemals ebenfalls ein ausgedehntes Höhlensystem dargestellt haben wird, befindet sich noch in nächster Nähe der Gastwirtschaft "Zur Heinrichs-Höhle" die Franzosen-Höhle, auch Hohle Stein oder Mönkeshohl genannt.

Die bedeutendste unter den hier genannten Höhlen ist außer der bekannten Heinrichs-Höhle die Alt-Höhle. Sie muss schon sehr lange bekannt gewesen sein, denn es wird berichtet, dass sie vor der Entdeckung der Dechen- und Heinrichs-Höhle viel besucht worden sei. Professor Goldfuß erwähnt sie bereits in seinem Naturhistorischen Atlas im Jahre 1828. Zahlreiche Überbleibsel an Tropfsteinbildungen zeugen noch heute von ihrem ehemaligen Glanze. Im Gegensatz zu Prof. Fuhlrott bezeichnet Schücking die Alt-Höhle als Prinzen-Höhle und schreibt in einem Zitat: Felsenmeer und Hönnetal, 1899, S. 376: "Ihre Länge vom Eingang bis zum erkundeten Ende mag mit den bald aufsteigenden, bald sich senkenden Windungen 450 Meter betragen: einzelne Räume haben mehr als 25 Meter Länge und 9 Meter Höhe. Es sind weite, schauerliche Hallen, in welchen das stille, unbelauschte Leben des Gesteins über Nacht seine Tempel gewölbt hat; es sind schweigende, verödete Kathedralen, von denen die Sage will, dass um Mitternacht die Toten darin zur Messe gehen und ihre blauen Wachslichtlein entzünden; die Orgel, der Taufstein stehen umher, von der spukhaften regellosen Schöpfungslust, den Grillen des Tropfsteins; gebildet: nur die Beter sind fort, denn der Hahnenschrei ist herübergedrungen aus den Gehöften des Dorfes."

Diese, vor mehr als 60 Jahren gegebene Schilderung ist durch neue Forschungen heute natürlich längst überholt. Prof. Fuhlrott gibt 1869 bereits folgende Erklärung: "Die erwähnte Berühmtheit nehmen indes vorzugsweise die Alte und die Heinrichs-Höhle in Anspruch, während die viel kleinere in der unmittelbaren Nähe der Alten Höhle gelegene Prinzen-Höhle wegen ihrer schönen Tropfsteingebilde beachtenswert ist, und der sogenannte Hohle Stein eine zwar schmucklose, aber beträchtlich weite Halle mit gewölbter Decke und zwei portalähnlichen Eingängen bildet. . .


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