Quelle: "Bergbau im Bereich des Amtsgerichtes Plettenberg", Fritz Bertram, 1952-1954, S. 28

9. Leitstern - Kupfererzgrube am Silberg bei Eiringhausen


Foto: Fritz Bertram

Wenn wir einen alten Muthungsbericht lesen, so stoßen wir regelmäßig auf eigenartige Ortsdefinitionen. Wir müssen bedenken, dass vor 100 Jahren unsere heute vollkommen ausgebildete Polygonenzüge noch recht mangelhaft waren und somit die bergamtlichen Markscheider auf markante Punkte im Gelände zurückgriffen.

Und so will ich die Muthung der Grube Leitstern benutzen, um hier einmal das Verfahren der Vermessungen zu demonstrieren: Das bekannteste Gebäude und somit der markanteste Punkt im Gelände war das Haus Schulte, genannt Spiekermann, im Kahley. Die Südostecke dieses Hauses war der zu vermessenden Grube Leitstern am weitesten zugewandt. Und so wurde zunächst die Richtung vom Fundpunkt festgelegt, die in diesem Falle h O 6 3/4 ergab (Art der Richtungsfestlegung vgl. Seite 5). Dazu kam dann die Entfernungsmessung, die im Lachtermaß angegeben wurde und hier 191 1/2 Ltr (in der Szizze dazu stehen 197 1/2 Ltr.) ergab. Somit war der Punkt im Gelände festgelegt, wobei man aber nicht bedachte, dass ein Haus mal abgebrochen werden kann oder abbrennt, denn heute z. B. steht das Haus nicht mehr, und selbst die genaueste Lachtervermessung oder Stundenangabe kann uns nichts mehr helfen.


Die Skizze von Fritz Bertram zeigt links das Haus Spiekermann im Kahley und rechts das Mundloch der Grube Leitstern. Darüber sieht man den gelöschten Fundpunkte der Grube Undine (Cu) und die gelöschte Muthung Patriot (Fe).

Zwar war in diesem Falle die Stelle der alten Fundpunkte leicht zu finden, oft aber bedarf es Umfragen bei alten Leuten und Einsicht alter Karten, um die alten Fundpunkte wiederzufinden. Sowie einmal eine Betrachtung über alte Vermessungen.

Kehren wir zu der Muthung zurück, so lesen wir, dass der Stollen unmittelbar an der Landstraße Plettenberg-Werdohl aufgefahren wurde und sich in östlicher Richtung (Nordost) 23 Ltr. weit ins Gebirge erstreckte. Der Stollen wurde im Streichen der mit 30 - 35 Grad nach Norden einfallenden Grauwackeschichten vorgetrieben, wobei man auf eine quarzreiche Grauwackenbank stieß, die 50 Zoll mächtig war und als die Kupfererzlagerstätte angesprochen werden konnte. Diese Bank wurde 6 1/4 Ltr. weit verfolgt, so dass man das Lager als 5 - 6 Fuß mächtig erkennen konnte. Das Lager bestand aus Kupferkies, das Hangende aus erzführender Grauwacke auf 30 Zoll Höhe und 15 Zoll Breite mit derbem Kupferkies durchsetzt. Eine Analyse ergab 34,80 Prozent Kupfer, die Verleihung geschah am 16.01.1861. Später legte man einen zweiten Parallelstollen ca. 5 Meter östlich vom alten Stollen an. Dieser Stollen verfiel aber bald wieder, da er taub blieb. Der linke, zuerst genannte Stollen, wurde im zweiten Weltkrieg zum Luftschutzstollen ausgebaut (1943). Er ist heute noch auf etwa 30 Meter befahrbar, das Mundloch ist auch heute noch durch sogenannten Splitterschutz verwehrt und gibt eine Ansicht, wie es auf obiger Aufnahme vom Februar 1952 zu sehen ist.


Die Skizze belegt, dass der Eingang zur Grube Leitstern in Höhe des ehemaligen Sportplatzes im Kahley lag.


Quelle: Süderländische Geschichtsquellen und Forschungen, Bd. 1, 1954, S. 85, dort Urkunde aus dem Jahre 1717: StAD, Kl Mk XIb, Nr. 22, Vol XIV, f. 64-66

Silber- und Kupferbergwerk bei Plettenberg
1717, Nr. 15

Anzeige des Steigers Christian Bauer, "dass er sowohl dem alten als neu angefangenen silber- und kupferbergwerk in Charley (gemeint ist wohl "Kahley") zu auffbauung deroselben etwas holtz benöthiget", und hierfür von Gmd. und Vorstehern zu Eiringhausen etwas Fallholz angewiesen erhalten habe, dieses aber von den Eingesessenen eigenmächtig weggefahren sei. Auch beim Versuch, ander Bauholz (einen Hauptstamm) zu erhalten, werde er von der Gemeinde Eiringhausen behindert.

- Der Bergmeister Paul Heinr. Weiß ersucht unter Wiedergabe dieses Berichtes Vorsteher und Gemeinde zu Eiringhausen am 12. Jan., 9 Uhr morgens "bey den Charley" zu einem Termin zwecks Klärung der Angelegenheit zu erscheinen. Plettenberg, 2. Jan. 1717, worin die Anmaßung von Weisungsbefugnissen des Bergmeisters an die Untertanen getadelt wird.


Quelle: Vom frühen Erzbergbau im Märkischen Sauerland, Heinrich Streich, 1979, S.89

Leitstern: Lage am Fuße des Sillberges, unmittelbar an der Landstraße Plettenberg-Werdohl am Sportplatz Kahley. Es wurde zuerst ein Stollen vorgetrieben, dem später ein Parallelstollen folgte. Die Mutung war unter dem 8. September 1858 eingelegt, die Analyse des Minerals ergab 34,80 % Kupfer. Lager bis 6 Fuß mächtig. Verleihung 16. Januar 1861, stillgelegt etwa 1885. Im letzten Krieg der westliche noch erhalten gebliebene Stollen als Luftschutzbunker ausgebaut.


Quelle: Stadtarchiv Plettenberg, C I / 1451 Schriftverkehr wegen Wiedereröffnung des Erzabbaus in Plettenberg; Laufzeit: 1934 - 1938, S. 132 ff., Abschrift DIN A 4 maschinengeschrieben, vom 16.09.1861
(Vermutliche eine Abschrift des Berggrundbuches)

Nr. 20 - Die in der Gemeinde Eiringhausen und Ohle im Kreise Altena gelegene
Kupfererzzeche Leitstern

Die Kupfererzzeche Leitstern liegt in den Gemeinden Eiringhausen und Ohle im Kreis Altena. Dieselbe gründet ihre Berechtsame auf die vom 8./11. September 1858 eingelegte Muthung, welche eine durch Stollenbetrieb erschürfte in der gelöschten Muthung Leitstern vom 15/16 Febr. 1853 bereits besprochene, flözartige Kupfererzlagerstätte befasst. Der Fundpunkt derselben liegt unter dem Grundstücke des Peter Dietrich Kellermann gt. Spiekermann und zufolge markscheiderischer Ermittlung 191 2/8 Ltr. in N. Ost 6 13/16 von der südöstlichen Hausecke des Peter Schulte gt. Spiekermann in der Kalei entfernt.

Nach der Augenscheinsverhandlung vom 28. März 1854 ist der Stollen, welcher unmittelbar am Fusse der Dessierung der von Werdohl nach Plettenberg führenden Chaussee hart am Lenne-Fluss angesetzt ist, in östlicher Richtung auf dem Streifen der dortigen, mit 30 - 35 Grad nach Norden einfallenden Grauwackeschichten 23 Ltr. aufgefahren, wendet sich alsdann 3/4 Ltr. ins Liegende und hat eine quarzreiche Grauwackenband von 50 Zoll Mächtigkeit durchbrochen, welche als die gemuthete Kupfererz-Lagerstätte bezeichnet wurde.

Von dem Fundpunkte aus, der in 24 Ltr. Entfernung vom Stollenmundloch liegt, war die Lagerstätte noch 6 1/4 Ltr. im Streichen längs der hangenden Lösungsfläche verfolgt und besteht dieselbe aus zwei sehr quarzreichen Grauwackenbänken, deren Mächtigkeit von 30 - 40 Zoll wechselt, so dass die Mächtigkeit der ganzen kupfererzführenden Lagerstätte sich auf 5 bis 6 Fuss herausstellte.

Unmittelbar vor Ort war das Hangende und 1 Ltr. zurück das Liegende durchbrochen. Beides war von den erzführenden Schichten und bestand, durch ein deutliches Ablösen getrennt, aus Grauwacke, welche ganz conform mit der Lagerstätte 30 Grad nach Norden einfällt und h. 5 4/8 Ost streicht. Von dem Fundpunkt bis vor Ort fanden sich sowohl in der Firste als in der Sohle, und ebenso in der theilweise noch anstehenden hangenden Bank am rechten Stoße, eingesprengte derbe Kupferkiese, theils in unregelmäßig laufenden Schnüren, theils in mehr zusammengedrängten Partien von kaum sichtbaren Pünktchen bis zu 1 und 2 1/2 Zoll Durchmesser, welche nicht selten von Malachit in Blättchen und im Anfluge begleitet sind.

Wie wohl die Erze von dem Fundpunkte bis vor Ort nur spärlich auftreten, so war doch hier die untere Hälfte der Ortsscheibe, so weit diese in der hangenden, quarzreicheren erzführenden Grauwackenschicht stand, auf 30 Zoll Höhe und 15 Zoll Breite größtentheils mit derbem Kupferkies bedeckt. Das Muttergestein bestand vorwiegend aus Quarz von zerfressenem und eisenschüssigem Charakter.

Die chemische Analyse der vom Fundpunkte ausgehobenen Probestufe hat einen Gehalt von 34,8 % Kupfer ergeben.
Nachdem die Bauwürdigkeit der Lagerstätte sowie die Verbreitung des gemutheten Minerals mit Rücksicht auf die Aufschlüsse am Fundpunkt und im Felde der gelöschten Muthung und eine in dem begehrten Felde anerkannt und die Feststellung des Feldes erfolgt war, erging unterm 16. Januar 1861 die Verleihung. Durch dieselbe wird das Bergeigenthum der oben beschriebenen Lagerstätte unter dem Namen "Leitstern" mit einer Fundgrube 1199 Maaßen 162 Quadratlachtern gevierten Feldes, wie solches auf dem Verleihungsrisse Nr. 1803/290 nach seiner Lage und in seinen Grenzen verzeichnet ist, zur Gewinnung aller darin vorkommenden Kupfererze, allen etwaigen Rechten anderer unbeschadet, sowie unter Vorbehalt der Rechte und Ansprüche der Gewerkschaften der mit dem bezeichneten Felde überdeckten Eisenerzbergwerke Laura I und Alexander von Humboldt I verliehen.

Eingetragen ex decreto vom 16. September 1861
Gr. A fol. 21

Namen der Gewerker
1. Kaufmann Julius Wiesehahn zu Dortmund, 128 Kuxe. Auf Grund der Verleihungsurkunde vom 16. Januar 1861 und der Erklärung des Verleihungsbesitzers Joseph Canaris vom 18. April 1861 eingetragen ex decreto vom 1. Mai aj. a Hr. Grund Akten fol. 14
2. Commerzienrath Johann Friedrich Wiesehahn zu Dortmund, 30 Kuxe. av. Nr. 2 u. 2. Auf Grund des notariellen Aktes vom 12. April 1862, in welchem der Kaufmann Julius Wiesehahn die Besitzer nach Massgabe eines der Erwerbung dieser Zeche vorausgegangenen Sreintäts-Vertrages zu den hier angegebenen Antheilen als Miteigenthümer anerkannt hat, ist die Umschreibung bewirkt worden vig. decreto vom 27. Mai 1862. Hr.Grund Akten fol. 23
3. Bankdirektor Theodor Movius zu Cöln, 9 3/8 Kuxe
4. Kaufmann Julius Wiesehahn zu Dortmund, 88 5/8 Kuxe. av. Nr. 4 Als Rest wieder übernommen vig. decreti de codem hr-Grund Akten ibiden.
5. Amtsrichter Rudolph Leist zu Stolzenau, 10 Kuxe. Zu 5.: Auf Grund Kaufvertrages vom 15. Juli 1860, eingetragen am 20. Mai 1877. Werth unbestimmt.
6. Kaufmann Julius Wiesehahn zu Dortmund, 78 5/8 Kuxe. Zu 6.: Übertragen von Nr. 4 als Rest vom 20. Mai 1877. (Reininghaus)


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