Quelle: Hinweistafel an der Landstraße nach Allendorf (zum 600-jährigen Jubiläum des Ortes)

Der Erzbergbau an der Hermannszeche (I)

Mundloch des Carlstollen
Das Mundloch des "Carlstollen" ist seit einigen Jahren vergittert. Heute sind Fledermäuse die einzigen Stollenbewohner.

Die erste urkundliche Erwähnung des Eisenerzvorkommens an der "Hermannszeche" geht auf das Jahr 1688 zurück. Es wird berichtet, dass "das Eisenstein auf der Plattenbracht vor 80 Jahren nicht ohne Zusätze hätte verarbeitet werden können". Dies lässt darauf schließen, dass um 1600 hier bereits im Tagebau nach Eisenstein gegraben wurde.
Erste Zechen waren die "Adolfszeche" im Osten, die "Eisenzeche" im Norden und die "Rudolfszeche" im Süden des Hauptbetriebes der "Zeche Hermann". Man stieß mit Hilfe kleinerer Haspelschächte rund 10 Meter in die Tiefe vor und ging dann auf die angeschnittenen Lager zu. Die große Anzahl von Pingen im Bereich der "Hermannszeche" zeugt von einer regen Abbautätigkeit in Form der beschriebenen Methode. Die Zeitdauer, in der hier abgebaut wurde, beschränkt sich auf nur wenige Jahre in der Blütezeit der Julianenhütte in Amecke in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts.

Die Erschließung der Lager durch Stollen erfolgte erst später. Aus einem Befahrungsbericht vom 1. August 1827 wissen wir, dass zuerst der im Volksmund "Ochsenstollen" genannte Vortrieb 400 Meter ins Gebirge ging. Die Fördermenge in diesem Stollen betrug zunächst 3.600 Tonnen im ersten Jahr und erhöhte sich auf 6.655 Tonnen im Jahr 1837.


Grubenausfahrt aus dem Mundloch des Paul-Stollen. Links am Messgerät der Markscheider Klute-Simon.

Der zweite Stollen, der 1836 angelegt wurde, war der "Carlstollen". Das gut erhaltene Mundloch des "Carlstollen" liegt nur wenige Schritte von hier im Siepen. Von 1837 bis 1839 wurde hier eine Rekordmenge von 10.549 Tonnen Erz verzeichnet. Im Stollen wurden 26 Querschläge angelegt, deren Ausbeutung erst im Anschluss an den intensiven Vortrieb des Stollens erfolgte.

Etwa 200 Meter talabwärts wurde 1853 schließlich der "Paulstollen" in Angriff genommen. Dieser Stollen lag tiefer als der "Carlstollen" und war sehr ergiebig. Auf einer Stollenlänge von 1.170 Meter wurden 17 Querschläge angelegt.
Der "Engelbertstollen" schließlich wurde um 1900 nahe dem Felberhof in Hüttebrüchen angelegt, um von dort aus das Hauptlager zu erschließen. Die gewerkschaftliche Eisensteingrube "Quickmerschlade", die auf der anderen Straßenseite im Tal der Krähe am Fuß des Krusenberges lag, bestand seit 1848. Im Gewerkeverzeichnis waren 128 Kuxe (Anteilscheine) eingetragen. Beschäftigt waren 1848 ein Steiger und vier Bergleute. Beides ist ein Beleg dafür, dass diese Zeche als Zulieferbetrieb für die Julianenhütte in Amecke und die Luisenhütte in Wocklum (älteste Hochofenanlage Deutschlands) von Bedeutung war.


Der Carl-Stollen (Foto: Archiv Martin Zimmer)


Quelle: ST vom 28.05.1980

Grubenfeld Hermannszeche gibt Rätsel auf
"Paul"-Stollen führte von Allendorf bis zur Blemke - 1.170 Meter "unter Tage" Eisen abgebaut


Bergbau- und Höhlenexeperte Martin Zimmer führte die Heimatkreis-Mitglieder zur Hermannszeche.

Plettenberg/Allendorf. (HH) Nicht nur in den Wäldern um Plettenberg finden sich heute noch Spuren reger Bergbautätigkeit, auch in der Nachbargemeinde Allendorf wurde mindestens seit dem 16. Jahrhundert die Erde nach Bodenschätzen abgesucht. Zu den Überresten einer der wohl jüngsten Grubenfelder auf Allendorfer Gebiet, der Hermannszeche, unternahmen die Grubenfreunde vom Heimatkreis Plettenberg am vergangenen Samstag eine Exkursion. Als wirklich sachkundigen Führer hatten die Initiatoren der Grubenwanderung, die Familie Bald, einen Mann gewonnen, der als Bergmann in den Jahren 1914 bis 1916 und als Maschinen- und Nachtwächter in den Jahren 1918 bis 1925 in den Diensten der Zechengesellschaft gestanden hatte: Josef Erner aus Allendorf.

Das Hauptfeld des Allendorfer Erzabbaus erreicht man über die Landstraße Plettenberg - Allendorf. Einige hundert Meter unterhalb der Allendorfer Höhe (Schlot) liegt hinter Büschen verborgen ein Bruchsteinfundament, dass ein im Jahre 1909 errichtetes Zechenhaus getragen hat. Dieses aus Wellblechteilen erstellte Gebäude beherbergte das "Zechenbureau", einen Mannschaftsraum und einen Umkleideraum; vor wenigen Jahren wurde es abgerissen. Kaum fünfzig Schritte darüber wird der leicht verschüttete Eingang des Paul-Stollen sichtbar. Dieser Stollen wurde 1825 erschlossen und förderte zunächst bis 1847 manganhaltigen Brauneisenstein mit bis zu 50 Prozent Erzanteil; später wurde der Betrieb erneut aufgenommen und 1925 endgültig eingestellt. Der Stollen war rund 1.170 Meter lang und endete knapp hundert Meter vor einem Stollen, der aus Richtung Plettenberg-Blemke vorangetrieben worden war. Heute lassen zahlreiche Pingenlöcher im Verlauf des Stollenvortriebs vermuten, dass der Erzgang im Laufe der Jahre an mehreren Stellen eingestützt ist.

Die Mitglieder der Exkursion ließen sich von Josef Erner an Hand alter Zeichnungen die zahlreichen Nebenstollen erläutern. Vor Ort konnte dann die Übereinstimmung der Karte mit der Wirklichkeit festgestellt werden. Josef Erner führte die Gruppe auch an jene Stelle, an der das Maschinen- und Pumpenhaus stand. Hier musste Josef Erner zwischen 1918 und 1925 die Maschinen beaufsichtigen und sich um die Pumpenanlage bemühen. Die Bergleute stiegen über Holzleitern hier bis in eine Tiefe von 57 Metern, um dort dann "vor Ort" zu gehen.


Das Maschinen- und Pumpenhaus

Martin Zimmer führt den Heimatkreis

Eine Überraschung für alle Teilnehmer war dann die Besichtigung eines eingefallenen Gewölbeganges. Zunächst hatte man vermutet, dass es sich um einen alten Stolleneingang handelte. Die Bauweise (seitlich sauber aufgeschichtete Bruchsteine, die in einem Gewölbedach endeten) ließen jedoch Zweifel aufkommen. Da das Gewölbedach zudem nur wenige Zentimeter unter der Erdoberfläche lag, fand sich keine Erklärung für diese Bauweise. An einer Stelle war der Gang bis zu einer Länge von 50 Metern auszuleuchten, konnte wegen hoher Wasserführung aber nicht begangen werden. Der "Forscherdrang" der Grubenfreunde ist jedoch geweckt: mit einem Schlauchboot will man wiederkommen und den Stollen erkunden.

Das Ende des Bergbaus im heimischen Raum hängt übrigens eng zusammen mit der Entwicklung im Ruhrgebiet. Durch die niedrigen Gestehungskosten für den beim Einschmelzen von erzhaltigem Gestein verwertbaen Koks konnten die heimischen Köhler mit der bis dahin verfeuerten Holzkohle nicht mithalten. Der bessere Ausbau der Straßen machte den Erztransport ins Ruhrgebiet billiger, der Bau der Ruhr-Sieg-Strecke schaffte die Verbindung zwischen den reichen Erzvorkommen im Siegerland und der Kohle im Ruhrgebiet, bedeutete aber das endgültige "Aus" für den heimischen Bergbau. Vielleicht lassen steigende Rohstoffpreise den Abbau von Erz auch im Sauerland für kommende Generationen wieder sinnvoll erscheinen.


Hinter dichtem Gebüsch verborgen findet Höhlenforscher Martin Zimmer Überreste der Hermannszeche, die den Grubenfreunden des Heimatkreises Rätsel aufgab. (Foto: H. Hassel)


Quelle: Die Hermannszeche und die Nachbarfelder im Distrikt Bracht und Wildewiese, von Fritz Bertram

Grube Hermannszeche bei Allendorf


Foto: Archiv Martin Zimmer

Wir können die Betrachtung über den historischen Bergbau im Kreise Altena nicht abschließen, ohne die Grube Hermannszeche bei Allendorf eingehend zu behandeln (die Quellenangaben werde ich hier in diesem Abschnitt im Gegensatz zu den vorhergehenden Kapiteln fortlaufend beziffern und am Ende vollständig zusammenfassend angeben). Dieses Grubenfeld liegt zwar außerhalb des Untersuchungsgebietes, es gehört mit den bedeutenden Grubenfeldern Rothloh, Rosengarten, Wettmecke, Hektor, Lied, Steinknapp, Alsenberg und Felix zu dem großen Eisenerzdistrikt Bracht - Wildewiese. Auf diese eben genannten Felder werde ich zum Schluss noch ganz kurz zu sprechen kommen. Wir können aber an der Grube Hermannszeche nicht vorübergehen, da dieses Grubenfeld in seinen Stollenausläufern bis in das Untersuchungsgebiet hineinragt und auch dessen wirtschaftliche Auswirkungen fast ausschließlich nach Plettenberg hinüberstrahlten.

War es doch so, dass das Erz mit Pferdewagen über die Allendorfer Höhe nach der Eisenbahnstation Plettenberg gefahren wurde und von hier den Weg zu den Hochöfen antrat. Schließlich sei noch erwähnt, dass man um 1936 herum noch den Plan in Erwägung zog, durch die verlassenen Stollen der Zinkerzgruben in der Blemke bei Plettenberg zur Hermannszeche vorzustoßen, um von hier das Lager anzufahren, wodurch ein ganz gewaltiger Transportweg erspart wurde. Und dann wollen wir auch noch festhalten, dass in derselben Zeit die Bemühungen dahin gingen, dass die Eisenbahn von Neheim-Hüsten, die bisher bis Sundern ging, über Allendorf weitergebaut werden sollte. Sie wäre dann in einem großen Tunnel unter der Hermannszeche nach Plettenberg verlaufen. Man hätte dabei erreicht, dass das Lager von unten angeschnitten worden wäre, dass die Nord-Süd Verbindung von der Lenne zur Ruhr hergestellt worden wäre und schließlich der Abtransport der Erze denkbar einfach hätte vorgenommen werden können. Aber der Plan scheiterte an der damaligen Reichsbahnverwaltung.

Diese Punkte, die teilweise später noch eingehend behandelt werden, sind hier angeführt worden, um eine Berechtigung nachzuweisen, dass die Grube Hermannszeche ein Teil der Arbeit über den alten Bergbau im Kreis Altena sein muss.
Bevor wir nun den eigentlichen Betrieb auf der Grube Hermannszeche beschreiben wollen, soll erst ein Blick in die vorhandene Literatur geworfen werden, die teilweise sehr ausführlich ist. So berichtet die Bergrevier-Beschreibung:

"Die Grube Hermannszeche an der Plettenbracht bei Allendorf bildet seit dem Jahre 1851 einen integrierenden Teil des Eisenerzdisktriktes Bracht; in früheren Jahren hat daselbst ein bedeutender Betrieb stattgefunden. Das im Lenneschiefer aufsetzende Eisenerz ist durch einen tiefen Stollen gelöst, welcher unter den alten Bauen des westlichen Feldes 40 Meter Seigerteufe einbringt und bei 200 Meter das Eisenerzlager erreicht. Letzteres ist auf 700 Meter streichend verfolgt und größtenteils oberhalb der tiefen Stollensohle abgebaut. Zur Untersuchung der weiter östlich vorliegenden Pingenzüge sowie zur tieferen Lösung der Hermannszecher Lagerstätten sind zwei tieferen Stollen angesetzt, von denen der eine 200 Meter, der andere 100 Meter lang ist, ohne dass bis dahin ein Aufschluss erzielt wurde."

In der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde das Eisenerz zur Amecker Hütte abgefahren und unterhielt diese fast vollständig. Als die Hütte aber eingestellt wurde, schaffte man das Erz nach Plettenberg zur Eisenbahnstrecke Siegen-Hagen (Quelle: Beschreibung der Bergreviere Arnsberg, Olpe und Brilon, erschienen bei Adolph Markus in Bonn 1890).

Die geologischen Erläuterungen schreiben:...



Quelle: Westfalenpost - Altenaer Kreiszeitung vom Dezember 1951 - von Fritz Bertram

In Plettenberg fast vergessen
Reichtümer in den Tiefen der Berge

Hermannszeche könnte auch heute noch mit ihren
guten Verhüttungsprodukten rentabel sein

1913 noch 1504 Tonnen Eisenerz
Und noch ein zweites Grubenfeld wollen wir besichtigen, die Eisensteingrube "Hermannszeche" an der Bracht an der Landstraße von Plettenberg nach Allendorf. Auf der Grube Hermannszeche hat vor Jahren ein bedeutender Betrieb floriert. Das im Lenneschiefer aufsetzende Eisenerzlager ist durch einen tiefen Stollen, den sogenannten "Paulstollen", gelöst, der unter den alten Bauen des westlichen Feldes 40 Meter Seigerteufe, d. h. 40 Meter Tiefenunterschied zum Eingang, einbringt. Bei 200 Meter Entfernung zum Mundloch wird das Eisenerzlager erreicht. Letzteres ist auf 700 Meter streichend verfolgt und größtenteils abgebaut worden.

Zur Untersuchung der weiter östlich liegenden Erzadern sowie zur Lösung der Erze der Hermannszeche wurden zwei tieferen Stollen angesetzt, von denen der eine eine Länge von 180 Meter, der andere eine solche von 320 Metern erreichte, ohne bis dahin auf Erz gestoßen zu sein. Man verließ dann diese Stollen und beschränkte sich wie vorher nur noch auf den Paulstollen.

Im Jahre 1913, der besten Blütezeit der Grube, wurden 1504 Tonnen Eisenerz mit Pferd und Wagen die über zehn Kilometer lange Strecke nach Plettenberg zum Bahnhof gefahren. In der Zeit der Inflation ging der Grubenbetrieb dann ein und heute ist das Feld eingefallen, verwachsen und verwildert.

Wenn man nun aber bedenkt, dass dieses Feld eine Ausdehnung im Osten bis zum Krusenberg, im Westen bis über den Brandigkopf hinaus und im Nordwesten bis zur Galmeigrube in der Blemke hat, so ist es nicht verwunderlich, dass man noch 1935/36 intensive Bohrungen vornahm, um durch die Rentabilität der Grube den Eisenbahnbau von Allendorf nach Plettenberg zu fördern.

Dieses Eisenerzgebiet verspricht auch in heutiger Zeit noch eine sehr gute Rentabilität, zumal die Analyse von 34,4, % Eisen, 3,2 % Mangan, 21,50 % Silizium und nur 0,084 % Phosphor ein gutes Verhüttungsprodukt liefert. Hoffen wir, dass die Gewerkschaft Christiansglück II in Düsseldorf bald wieder Interesse und Mut findet, dieses seit dem späten Mittelalter berühmte Feld wieder in Betrieb zu nehmen.

Fritz Bertram jr.


Das Maschinen- und Pumpenhaus im Jahre 1979. Inzwischen ist es völlig verfallen.


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