"Volles Haus und krumme Gänge" (23.02.2009)
"Stollenverlauf ist krumm und schief" (20.02.2009)

Bleierzgrube Emanuel


Dieser 21 Meter hohe Schacht in der Grube Emanuel verbindet die zweite Ebene mit der unteren, dritten Ebene.


Quelle: Das Bommecketal in Plettenberg (Sauerland), Naturkundliche Monografie eines Naturschutzgebietes, Lüdenscheid 2003, 397 Seiten, ISSN 0558 - 7247, ISBN 3-00-012819-0; darin: Steffens, G.: Der Bergbau im Bommecketal in Plettenberg (Sauerland), S. 43-57

Der Bergbau im Bommecketal
in Plettenberg (Sauerland)

1. Einleitung

2. Quellen und Karten

3. Der frühneuzeitliche Bergbau am Beispiel der Grube Emanuel
... Auf drei Sohlenniveaus wird eine Blei- und Kupfererzlagerstätte aufgeschlossen, die heute noch auf einer Länge von über 400 Meter und einer Tiefe von 30 Meter befahren werden kann. Die Tatsache, dass die Lagerstätte in späteren Bergbauperioden (1850 - 1885) offensichtlich nicht mehr interessant war, versetzt uns in die Lage, ein Grubengebäude zu untersuchen, welches nur in sehr geringem Maße von "neuerem" Bergbau überprägt worden ist....

. . . Die ersten bergbaulichen Aktivitäten im Bereich der Grube Emanuel befinden sich oberhalb der drei Stollenmundlöcher (s. Abb. 3 u. 4). Auf ca. 400 m über NN an einer Stelle, wo der sogenannte Wormelsweg, ein tiefer Hohlweg, den Erzgang kreuzt, finden sich kleine Mulden und Trichter, die von den ersten bergbaulichen Aktivitäten herrühren. Ein Vergleich mit Gruben, die im Erscheinungsbild ähnlich sind, aber anhand von Fundmaterial und schriftlichen Quellen datiert werden können, lässt hier die Vermutung zu, dass dieser ersten Arbeiten aus der Zeit ab etwa 1450 stammen.


3-D-Ansicht der Bleierzgrube Emanuel, wie sie sich nach der CAD-Vermessung von Gero Steffens (Diplomarbeit 1994, Fachhochschule Bergbau der DTM-Gesellschaft für Lehre und Bildung) aus Richtung Süden, 45 Grad von oben, darstellt.

(Plan: Gero Steffens)

Die drei Niveaus der Grube Emanuel
Das 1. Niveau (in Abb. 3 und 5 blau dargestellt)
Man folgte dem Erzgang, der mit 80 - 85 Grad nach Südwesten einfällt, von der Tagesoberfläche (in Abb. 3 mit Pingen- und Schurffeld bezeichnet) in die Tiefe, wobei das zulaufende Wasser vermutlich schnell zu einem Problem wurde. Aus diesem Grund wurde ca. 8 Meter tiefer ein Stollen aufgefahren, der in Richtung der Pingen führt. Dieser Stollen (das "1. Niveau") ist mit der Stollenhöhe von 110 Zentimeter sehr engräumig und endet nach 28 Meter an einem Versturz, der von einem Tagesschacht direkt neben dem Waldweg herrührt. Dieser nicht im Erzgang aufgefahrene Stollen wurde von zwei Seiten aus angelegt. Diese Technik des "Gegenortbetriebs" hat unter anderem den Vorteil, dass der Bau des Stollens nur die Hälfte der Zeit beansprucht, da ja an zwei Stellen zur gleichen zeit gearbeitet werden kann...

Das 2. Niveau (in Abb. 3 und 5 rot dargestellt)
...Die Auffahrung dieses Stollens erfolgte von außen her. Heute "endet" der Stollen an einem Versturz, der von einer Verbindung zur Tagesoberfläche herrührt. Dieses ehemalige "Lichtloch" wird sowohl der Frischluftzufuhr als auch der Vermessung für die weitere Stollenauffahrung gedient haben. Heute ist dieser Bereich verstürzt, und man gelangt auf den "hinteren" Teil des 2. Sohlenniveaus nur vom 3. Sohlenniveau aus, nachdem man im Blindschacht 21 Meter nach oben gestiegen ist.

Das 3. Niveau (in Abb. 3 und 5 grün dargestellt)
Der Abbau schritt nun immer tiefer, und man musste das 3. Niveau - das "Erbstollenniveau" - anlegen. Rund 30 Meter unter dem 2. Niveau entwässert der Erbstollen die tiefsten Teile der Grube und versorgt sie auch heute noch mit ausreichend Frischluft (Wettern).
Aus bewetterungstechnischen Gründen ist es nicht möglich, einen Stollen oder Schacht beliebig weit bzw. tief ins Gebirge vorzutreiben. Der Hauer vor Ort benötigt für sich und sein Geleucht Sauerstoff, der verbraucht und in Kohlendioxid umgewandelt wird. Auf den ersten 50 bis 100 Meter findet ein Austausch mit Frischluft mittels Diffusionsbewetterung statt. Das bedeutet, dass sich das schwere Kohlendioxid am Boden sammelt und über die Stollensohle "abfließt", während der leichtere Sauerstoff unter der Firste in geringem Maße einströmen kann.

Beim Vortrieb des Erbstollens der Grube Emanuel, der eine Länge von über knapp 200 Meter aufweist, reichte die Diffusionsbewetterung nicht aus. Um nun den Hauer an der Ortsbrust dennoch mit "frischen Wettern" zu versorgen, wurde ein sogenannter Wetterscheider im Stollen eingebaut...

S. 56:
Auch in der Grube Emanuel ist allem Anschein nach noch einmal versucht worden, den Bergbau neu zu beleben. An vielen Stellen finden sich Bohrlöcher mit einem seit dieser Epoche gebräuchlichen, geringen Durchmesser von ca. 2 bis 3 Zentimeter. Das bei der Schießarbeit angefallene Material wurde meist gar nicht erst fort transportiert, sondern bedeckt an vielen Stellen die Sohle. . .




Quelle: Über den Bergbau im Kreis Altena nebst angrenzenden Gebieten von FRITZ BERTRAM (jun.), Plettenberg 1952-54, S. 118-119

Das Bleierz findet sich in unserer Heimat meistens als Bleiglanz in Form metallisch glänzender Würfelchen oder Schnüren im Nebengestein. Im 17. Jahrhundert wurde die Grube "Emanuel" am Folgstein betrieben (Quelle: Emanuel und Neue Glück: Beiträge zur Geschichte Dortmunds Bd. 17 und Bericht des Jacobs am Ende, Staatsarchiv Münster).
Heute (1952) sind noch gewaltige Halden und Löcher erkennbar. Das Gebiet des heute als Hestenberg benannten Geländes (Folgstein, Kohlbuschberg, am Bleiberg) wurde vollständig nach Bleierzen durchsucht, geringe Fündigkeit.


Wir wollen noch schnell auf ein Eisenerzfeld "Vergeltung" hinweisen, was südwestlich von Grimmlinghausen lag, und wenden uns dann dem Bleierzfeld "Emmanuel" zu. Über dieses Unternehmen können wir nur noch geringe Unterlagen finden. Es konnte festgestellt werden, dass die Grube Anfang des 17. Jahrhunderts in Betrieb gewesen war. Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Grube Emmanuel aufgegeben (Quelle: Beiträge Dtmd, Bd. 17, abgedr. bei Frommann, Plettenberg S 83). Und doch muss hier ein ganz erheblicher Betrieb stattgefunden haben. Unweit des trigonometrischen Punktes 487,? auf der Folgsteinhöhe finden wir noch eine Unmenge von Bingen und teils so erheblichen Vertiefungen, dass man beinahe auf einen direkten Tagebau schließen könnte. In den unten stehenden Bildern sehen wir im Bild Nr. 54 eine etwa 3 Meter hohe Erdstufe, das Bild 22 versucht, alte Bingen wiederzugeben, und im Bild 21 erkennen wir eine der gewaltigen Halden, die sich weit den Abhang herunterziehen. Die Aufnahmen wurden im April 1952 angefertigt. Bleierz auf diesen Halden zu finden, war eine Spielerei.

Wenn man dieses Gelände in seiner Gesamtheit betrachtet, so kommt man zu der Annahme, dass man hier in zahlreichen kleinen Haspelschächten in die Tiefe vorgedrungen ist, um das Erz zu fördern. Diese Schächte müssen zwar teilweise eine erhebliche Teufe gehabt haben, sonst könnten nicht die großen, schon kurz vorher erwähnten Bingen (Bild 22) vorhanden sein, die heute noch, also nach sehr langer Zeit, eine Tiefe von 5 bis 7 Meter haben, weiter nach unten zwar eingefallen und zugeschüttet sind. Doch nicht nur im Tagebau bzw. Abbau mit Haspelschächten wurde auf diesem Feld nach Bleierz gegraben. Im benachbarten Bommecktal finden wir einen alten Stollen, den man gemäß Erzählungen als einen Stollen der Grube "Alter Mann" ansehen muss. Wenn man aber nun die Lage des Stollens betrachtet, muss man zunächst feststellen, dass das Mundloch außerhalb des Feldes "Alter Mann" liegt. Dann aber führt auch der Stollen in einer Richtung ins Gebirge, die nach Osten gerichtet ist und keineswegs zum Feld "Alter Mann" nach Süden. Der Stollen konnte noch weit über 300 Meter befahren werden und immer ging es östlich voran. Es tauchten hier Fragen auf, die aber durch die schon früher erwähnte alte Muthungsübersichtskarte eindeutig geklärt wurden. Der Stollen war eingetragen und als Stollen der Grube Emmanuel bezeichnet. Eine Abbildung vom April 1952 findet man als Aufnahme Nr. 17 hier auf dieser Seite.


Quelle: Dr. rer. nat. Rainer Werthmann, Kassel, den 08.10.1997

Untersuchungsbericht: Erzproben aus der Grube Emanuel

1. Fundort: Die Proben wurden auf der untersten Abbausohle an zwei verschiedenen Stellen eines Gangaufschlusses entnommen.
2. Fundumgebung: Der Gang ist ca. 10 cm stark. Die Gangfüllung ist sehr bröselig, jedoch ohne erkennbare Drusenräume. Die Entnahme eines unzerfallenen Gangstückes gelingt nicht. Der Ganginhalt besteht aus einer rostbraunen Masse mit eingelagerten Nebengesteinsbrocken und grauen Kristallen bzw. Kristallaggregaten. Rasen winziger Quarzkristalle durchziehen die Gangmasse.
3. Beschreibung der Proben: Probe 1: Kompakte rostbraune Masse mit erdigem Bruch. Teilweise sind Andeutungen rhomboederartiger Kristalle erkennbar. Aus diesem Befund ist bereits zu vermuten, dass es sich um Limonit (Brauneisenstein) pseudomorph nach Siderit (Spateisenstein) bzw. Ankerit handelt.
....
5.2 Technische Schlussfolgerung: Es ist zu erwarten, dass der beschriebene, durch den Zerfall des Siderit zu Limonit verursachte, bröckelige Zustand des Gangmaterials in einem großen Bereich des vorhandenen Bergwerks anhält. Ob in höheren Stockwerken durch die weitergehende Oxidation des Bleiglanzes eine Wiederverfestigung der Masse stattfindet, ist fraglich, muss aber geprüft werden. Ein Abbau des limonithaltigen Bleierzes ist mit einfachen Werkzeugen ohne Probleme durchzuführen. Öfters wird statt Schlegel und Eisen eine Hacke oder Kratze ausgereicht haben. Der Vortrieb bei der Gewinnung muss relativ groß gewesen sein.
An der untersuchten Stelle war das Erz bezogen auf Blei sehr hochprozentig. Weitere Untersuchungen müssen klären, wie die Verteilung der Gehalte im gesamten zugänglichen Grubengebäude aussieht.
Der Silbergehalt des Bleiglanzes ist, selbst bezogen auf heutige Silberanreicherungs- und -gewinnungsverfahren sehr niedrig. Eine Extraktion des Silbers mit Hilfe von Zink lohnt sich heute ab ca. 50 g/t. Mit dem bis ins letzte Jahrhundert hinein einzig üblichen Treibverfahren ist das im Bommecker Blei enthaltene Silber nicht gewinnbar. Die Triebkraft des Abbaus auf der beprobten Ebene wird daher einzig der Gewinnung des Bleis, nicht des - in zu geringer Menge enthaltenen - Silbers gewesen sein.
Als geeignete Ausbereitungsmethode bietet sich - neben der hier erfolgreichen und aufgrund des Vorhandenseins billiger Arbeitskräfte bestimmt praktizierten Handklaubung - eine Wäsche des Erzes an, da der weiche Limonit im Wasser häufig schlammartig zerfällt.
Der Beginn der Bergbauaktivitäten im Feld Emanuel ist nicht urkundlich belegt. Die wahrscheinlich im ganzen Grubengebäude hohen Metallgehalte, das bereits durch Atmosphärilien teilweise oxidierte und dadurch entfestigte Erz und das auf höheren Niveaus zu erwartende reine Weißbleierz (Cerussit) mit seiner leichten Verhüttbarkeit legen jedoch nahe, dass hier bereits in sehr früher Zeit Bergbau betrieben wurde.
6. Zukünftige Arbeiten: Im Rahmen der in Vorbereitung befindlichen Monographie über das Naturschutzgebiet Bommecke ist geplant, auch die Mineralogie und Bergbaugeschichte der Grube Emanuel mit einzubeziehen. Ein vorläufiges Untersuchungsprogramm könnte dabei folgendermaßen aussehen:....


Fototour "Emanuel" 1981

Emanuel-Erbstollen 1992


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