Quelle: "Bergbau im Bereich des Amtsgerichtes Plettenberg", Fritz Bertram, 1952-1954, S. 74-77

D. Eisensteingruben

1. Einleitung und spezielle Definition der mineralogischen Eigenart der Eisenerzgruben
Wenn ich nun die mineralogische Eigenart der Eisenerzvorkommen darstellen will, dann gehe ich nicht fehl, wenn ich unsere Vorkommen nach dem Typus Siegerland (Spateisensteingänge) sowie als Verwitterungs-Eisenerze auf Kalken und Schiefern (Hunsrücker Typus) nach Prof. Schneiderhöhn benenne.

Die Spateisensteingänge vom Typus Siegerland werden folgendermaßen definiert: "Im Siegerland sind die zahlreichen Gänge zu Gangzügen angeordnet, die zum großen Teil auf die Rauhflaserschichten und die Herdorfer Facies der mittleren und oberen devonischen Siegener Schichten beschränkt sind, während die reinen Tonschieferfacies fast taub sind. Die Gangzüge sind viele Kilometer lang und mehrere 100 m breit, darin sind zahlreiche Einzelgänge mit ganz wechselndem Streichen. Diese sind meist langlinsenförmig, die einzelnen Linsen im Streichen und Fallen gestaffelt.

Die Lokalisierung der Linsengänge ist spaltentektonisch bedingt und weniger von der Gesteinsbeschaffung abhängig. Jüngere Gangstörungen sind weit verbreitet. Die Gänge werden bis 30 Meter mächtig, als Gangdurchschnitt kann wohl 2 Meter angegeben werden. Im großen Durchschnitt ist der Mineralinhalt sehr artenarm. 70 bis 90 % besteht aus Eisenmangatspat, einige Prozent sind Sulfide, meist Kupferkies, selten Pyrit. Der Rest sind Quarz und Nebengesteinsstücke. Der Siegerländer Eisenmanganspat hat etwa 8 - 9 % MnCO3, neben 85 % FeCO3, der Rest ist (Mg, Ca) CO3. Als Seltenheiten kommen eine große Anzahl anderer Erzmineralien und Gangarten vor, es sind mehrere Generationen und Sukcessionen mit vielfältigen Verdrängungen im Ganginhalt vorhanden, auch mannigfache Gefügearten." (Quelle: Schneiderhöhn, Erzlager, S. 114)

Diese Vorkommen sind zweifellos in unserer Gegend vertreten, ist doch unsere Heimat immer noch als Ausläufer des Siegerlandes zu betrachten. Daneben aber finden sich manche Lagerstätten, die wir dem Hunsrücktypus einordnen können. Dieser Typus wird sehr oft in den östlichen Ausläufern des Rheinischen Schiefergebirges gefunden und folgendermaßen beschrieben:

"Die Erze vom Hunsrücktyp sind innerhalb eines größeren Lagerstättenbezirks meist an zahlreiche einzelne Hohlformen gebunden: Mulden, Taschen, Trichter, Kolke, Höhlengänge usw., die sich mannigfach verzweigen, teils unabhängig voneinander verlaufen, teils miteinander zusammenhängen. Diese Hohlformen sind in das feste Untergrundgestein eingesenkt. Als solches tritt meist Kalk oder Dolomit auf, oft Schiefer, selten Sandstein und Quarzit. Am stärksten eingefressen sind die Lagerstätten auf dem Kalk oder an seiner Grenze gegen andere Gesteine (Karstformen), weniger scharfe Formen findet man auf den tonigen und sandigen Gesteinen.

Diese Hohlformen sind völlig ausgefüllt mit angeschwemmten lockeren Verwitterungserzeugnissen. Meist sind es Tone mit Schmitzen (Verfärbungen?) von Quarzsand und Quarzgeröllen. Auch hereingebrochene, völlig zersetzte und tonig aufgelöste Nebengesteinsmassen finden sich häufig. Die Erze selbst liegen dann in einzelnen Linsen und Schmitzen und unregelmäßigen Massen, meist nahe der Sohle der Hohlform, getrennt vom anstehenden Gestein durch einen schmalen Letten- oder Tonbelag. Auch weiter im Hangenden findet man manchmal noch Erzlinsen eingelagert. Wo Kalk den Untergrund bildet, ist er an der Grenze gegen die überlagernden lockeren Massen stets dolomitisiert. In manchen Fällen ist er aber auch z. T. meterdick in Eisenspat umgewandelt. Die Schiefer sind oberflächlich meist gebleicht und lettig tonig zersetzt, auch mit Eisen-Mangan-Mineralien inprägniert oder konkretionär vererzt.

Es müssen gewisse örtliche Bedingungen erfüllt sein, damit es zur Ausfällung und stärkeren Konzentration dieser Erze vom Hunsrücktyp kommt. Dazu gehört vor allem, dass die solführenden Grundwässer an solchen Orten, wo günstige Ausfällungsbedingungen gegeben sind, also z. B. an Kalken, sehr lange Zeit stagnieren. Dies ist immer dann der Fall, wenn die Oberfläche des Kalkes im ganzen gegenüber den Nebengesteinen muldenartig eingesenkt ist. In demselben Sinne wirkt natürlich auch jede schroff eingesenkte Karsthohlform des Kalkes. Dies im Verein mit der höheren Konzentration der Elektrolyte im Grundwasser von Kalkgebieten bewirkt, dass unter sonst gleichen Verhältnissen solche Lagerstätten vorzugsweise an Kalkzügen gebunden sind. Bei tonig zersetzten Schiefern dürfte in erste Linie die Adsorptionsfähigkeit dieser Zersetzungserzeugnisse für die Eisen- und Mangansole an solchen Stellen ausfällend wirken können, wo die Grundwässer längere Zeit stagnieren.

Oft wird die Frage nach der Herkunft des Eisens und Mangans in diesen Lagerstätten erörtert. Sicher ist, dass diese Frage meist wohl nie zu entscheiden sein wird, und dass nur in wenigen Fällen gewisse Wahrscheinlichkeitsgründe für die Herkunft aus einem bestimmten Gestein sprechen. Die Verwitterungslösungen sind oft sehr weit gewandert und finden sich auch manchmal aus mehreren Herkunftsgegenden zusammen. Nur selten entstammen die Metallmengen der Lagerstätten einem dispers verteilten Metagehalt des unmittelbaren Untergrundes, der durch Verwitterungs- und Ausfällungsvorgänge der beschriebenen Art gleich an Ort und Stelle konzentriert wurde. (Quelle: Schneiderhöhn, Erzlager, S. 168 f.)

Wenn wir nun im folgenden Abschnitt die einzelnen Eisenerzgruben behandeln wollen, dann wollen wir die Einteilung so treffen, dass wir bei der Grube "Neu Dortmund" anfangen, die der Stadt Plettenberg am nächsten liegt. Wir wenden uns dann den Gruben um Ohle zu, besichtigen die Felder, die weiter lenneaufwärts liegen, springen dann gewissermaßen mit einem großen Satz zum Ebbegebirge, um dann nach der Beschreibung der Felder im Herscheider Gebiet mit den Fundpunkten im Elsetal zu schließen.


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