Quelle: Über den Bergbau im Kreis Altena nebst angrenzenden Gebieten
von FRITZ BERTRAM (jun.), Plettenberg 1952-54, S. 31
11. Amandus - Kupfererzgrube im Hölmecker Tal
Gemäss Übersichtskarte auf Seite 32 liegt die Kupfererzgrube
Amandus im Hölmecker Tal und zwar an dem Fahrweg, der von
Herscheid über die Hölmecke nach der Schönebecke führt. Zur
Zeit der Muthung war dort nur ein Haus (Hölmecke 1). Die
Muthung wurde eingelegt am 18.05.1876. Mah hatte schon in
h 0 7 1/2 200 Meter von diesem Haus entfernt einen vier
Meter tiefen Stollen vorgetrieben. im fast senkrecht
ansteigenden Lenneschiefer, etwa 1 Meter unter der Erde,
stand Kupferkies, Malachit und Kupferlasur an. Später wurde
unmittelbar neben dem Mundloch das Haus Hölmecke 2 erbaut.
Über Ergiebigkeit ist jedoch in den noch vorhandenen Akten
keine Auskunft zu finden. Lediglich ein Briefwechsel vom
13.11.1935 ist vorhanden, in dem ein Carl Rittinghaus aus
Niederbieber über Neuwied sich mit dem Bergamt in Verbindung
setzt. Er wies sich als Repräsentant der Grube aus und
machte den Vorschlag, das Feld in Anbetracht der Rohstoffknappheit
wieder in Betrieb zu nehmen. Dadurch aber, dass dieser Plan
nicht durchgeführt wurde, kann man den berechtigten Schluss
ziehen, dass die Grube keinen Ertrag versprach. Der Inhaber
des Hauses Hölmecke 2 hat vor einigen Jahren einen Schuppen
neben sein Haus gebaut und damit den Stolleneingang verschüttet.
Quelle: Festbuch zum Kreisheimattag in Herscheid am 05.09.1998, 308 Seiten, hier: Bergbau in Herscheid, Willi Binzcyk, S. 34-35
. . . der Einladung folgen sonst erfolgt Enteignung!
. . . Spannend ist die Geschichte der Gewerkschaft "Amandus", einer
Kupfererzgrube in der Höllmecke, die auch die Begehrlichkeit der
Nazis weckte. Dieses Bergwerk wurde im Mai 1876 gemutet und wenig
später vom Oberbergamt in Dortmund an Friedrich Schrader aus dem
Müggenbruch bei Herscheid, an den Volksanwalt Amandus Schütte aus
Iserlohn sowie an Carl Kreuser aus Hagen verliehen. Diese drei
bildeten eine Gewerkschaft und hofften auf reiche Ausbeute, weil
in der Nähe, bei der alten Kupfergrube "Gustus", ein mächtiger
Erzgang nachgewiesen worden war. Wie so häufig in Herscheider
Bergwerken erfüllten sich die Erwartungen nicht. "Amandus" gab
keine gewinnträchtigen Kupfererze frei. Nach spärlichen Schürfarbeiten
stellte man den Betrieb wegen Unrentabilität ein.
Damit war für den Landwirt Lingenberg, dem der Grund in der Höllmecke
gehörte, und der auch als Bergmann in der Grube hart gearbeitet hatte,
die Sache längst nicht erledigt. Für seine Arbeitskraft und an die
Grube geliefertes Holz verlangte er noch 450 Mark. Die Repräsentanten
der Zeche, Nachfahren der ersten Gewerker, auf die Anteile überkommen
waren, stellten sich stur. Lingenberg blieb hartnäckig und erwirkte
191? einen Zahlungsbefehl, der indes auch kein Geld in die Höllmecke
brachte, worauf es zur Klage kam. Ob Lingenberg nun seine Forderung
eintreiben konnte, ist ungewiss. Sein Rechtsanwalt verlangte für seine
Tätigkeit 150 Mark, wovon die Gewerkschaft "Amandus" 50 Mark übernahm.
Den Rest musste Lingenberg begleichen.
Zu Beginn des zweiten Weltkrieges kam an der Zeche "Amandus" wieder
Leben auf. Der Stollen wurde freigelegt und sollte den Menschen der
Umgebung bei Luftangriffen Schutz bieten. Weil die Nationalsozialisten
während des Krieges immer dringender auf Rohstoffe angewiesen waren,
mussten auf Betreiben des Reichsmarschalls Göring alte Bergwerke
wieder aufgelassen werden. Bald erschien ein Carl Rittinghaus und
untersuchte den kümmerlichen Erzgang auf "Amandus", der überdies noch
folgende Mineralien enthielt: Eisenjoker, Malachit, Kupferkies,
Bleiglanz, Quarz, Brauneisenstein, Mangan und Glaskopf.
Willi Hurst aus Vogelsang bei Herscheid, ein weitläufiger Verwandter
des Landwirts Lingenberg, bekam, wie andere frühere Anteilseigner der
Grube "Amandus", einen ruppigen, im Ton der damaligen Zeit abgefassten
Brief, in dem es hieß, dass "Herr Willi Hurst in der Angelegenheit
Amandus an der Gewerkerversammlung durch das Bergrevieramt Witten am
24. Oktober 1939, nachmittags, teilzunehmen hat. Es ist eine
selbstverständliche Pflicht, dass alle Gewerker der Einladung Folge
leisten. Sollte ein Gewerker verhindert sein, so ist er verpflichtet,
einen Vertreter mit einer vom Notar beglaubigten Vollmacht zu
schicken." Für den Fall, dass einer nicht erschiene und auch keinen
Vertreter schicke, wurden herbe Sanktionen angedroht: "Sofortige
Enteignung der Erbrechte und Strafantrag bei der obersten Bergbehörde."
Auch hier viel Lärm um nichts. Zu einer Auflassung der Grube "Amandus"
kam es nicht mehr. Sie wurde nach dem Kriege wieder verfüllt und liegt
nun unter einem Betonboden verborgen.
Quelle: Berggrundbuch am Amtsgericht Plettenberg, Bd. II, Kopiar im
StA Plettenberg (M. Zimmer), neue Zählung, hier: II/79 - Transskription:
Horst Hassel, 04.01.2009
Zufolge der von dem Königlichen Ober-Bergamte zu Dortmund unterm 4. August
1876 ertheilten Verleihungsurkunde ist die Gewerkschaft mit einem Felde
von 2.178.956,8 gleich zwei Millionen, einhundertachtundsiebzigtausend,
neunhundertsechsundfünfzig acht/zehntel Quadratmeter, welche in den zu
dieser Urkunde gehörenden Situations-Risse mit den Buchstaben A.B.C.D.E.G.
und H. bezeichnet ist, zur Gewinnung der in diesem Felde vorkommenden
Kupfererze beliehen worden.
Namen der Gewerke: 1. Volks-Anwalt Amandus Schütte zu Iserlohn, 33 1/3 Kuxe;
2. Friedrich Schrader zu Müggenbruch, 33 1/3 Kuxe; 3. Karl Kreuser zu
Hagen, 33 1/3 Kuxe.
Wegen Unübersichtlichkeit in ... Berggrundbuch Band 4 Blatt 2:4
umgeschrieben und geschlossen am 8. Februar 1935. |