Artikel aus dem Süderländer Tageblatt vom 08.02.2003
Leiser Abschied vom Böddinghauser Hallenbad
PLETTENBERG • (ged) Hand aufs Herz: Wann waren Sie das letzte Mal im Böddinghauser Hallenbad? Wer dort nur
selten seine Bahnen zog, wird den chlorgeschwängerten und irgendwie typischen Hallenbadgeruch im Eingangsbereich nicht
vermissen. Den regelmäßigen Schwimmern, die mit dem Schwimmmeisterpersonal längst auf »Du« sind, fällt der sang- und
klanglose Abschied vom Hallenbad dagegen schon schwerer: „Heute brauche ich noch nicht zu weinen, aber am Sonntag tut es
bestimmt ein bisschen weh“, sieht Vielschwimmerin Charlotte Nordt dem unweigerlich letzten Badetag am morgigen Sonntag
(bis 14 Uhr) mit Wehmut entgegen. Gemeinsam mit zahlreichen anderen Schwimmern will sie den Abschied vom Hallenbad mit
einem gemeinsamen Essen in der Milchbar begehen.
Fritz und Lilo Sperber verabschiedeten sich gestern von Schwimmmeister Klaus Hägerbäumer mit den Worten.
„Dann sehen wir uns bald da unten wieder.“ Auch wenn beide der Eröffnung des neuen Freizeitbades AquaMagis mit einer
gewissen Vorfreude entgegen sehen, befürchten sie in der Anfangsphase einen sehr großen Andrang im Schwimmerbereich: „Die
ersten Tage wird es sicher schlimm“.
Mit freudiger Erwartung sehen Elsbeth Schmellenkamp, Gabriele Haarmann und Heinrich Wiechmann der
AquaMagis-Eröffnung entgegen. Vor allem die deutlich erweiterten Öffnungszeiten, die noch moderaten Eintrittspreise und
die kostenlosen Parkplätze sind für das Trio, das am Freitagnachmittag seine Runden schwamm, gute Gründe, auch im neuen
Bad Dauergast zu werden. „Ich freue mich besonders auf das neue Solebecken“, sagt Elsbeth Schmellenkamp, die ebenso wie
Heinrich Wiechmann zu den Dauergästen im Hallenbad zählt, das ab Sonntag Geschichte ist.
So pompös und aufwändig die Eröffnungsfeier für das AquaMagis derzeit vorbereit wird, so still und leise
scheint sich der Abschied vom gutem alten Hallenbad zu vollziehen.
Artikel aus der Westfälischen Rundschau vom 08.02.2003
Morgen heißt´s im Hallenbad: Der Letzte macht´s Licht aus
Plettenberg. (mau) Der Letzte macht´s Licht aus. Seinen 33. Geburtstag wird das Hallenbad in Böddinghausen
nicht mehr erleben. Morgen um 14 Uhr schließen die Schwimmmeister nach ihrer letzten Sonntagsschicht die Sportstätte für
immer hinter sich zu. Die Zukunft liegt im AquaMagis.
Das alte Bad zeigt Baufälligkeit, wohin man schaut. Der Lack ist ab vom einstigen Vorzeigebad der
Vier-Täler-Stadt. Das war mal anders. Als das Hallenbad im Schul- und Sportzentrum Böddinghausen am 17. Oktober 1970 mit
einer feucht-fröhlichen Party eingeweiht wurde, hatten die meisten benachbarten Kommunen bestenfalls Freibäder vorzuweisen.
Ein Freibad hatten die Plettenberger obendrein seit 1934 im Grünetal.
Zugegeben, eine Schönheit war das Hallenbad nie. Schon gar kein architektonisches Kleinod. Schließlich
war es als reiner Zweckbau in Fertigbauweise konzipiert, von der Firma Ibaco für nichtmals 2 Mio. Mark errichtet. Läppische
2 Mio. Mark. Das AquaMagis wird 40 Mio. Euro teuer.
Einen Teil der Hallenbad-Bausumme steuerte der bereits am 7. Mai 1960 unter Vorsitz des damaligen
Schwimmvereins-Chefs, Rechtsanwalt Schmidt-Cotta, gegründete und wenig später von seinem Nachfolger Hans-Otto Kohlschütter
weitergeführte "Hallenbad-Bauverein" bei. Dabei brachte die "Baustein"-Aktion in der Bevölkerung und der heimischen
Industrie keineswegs den erhofften Finanzsegen. Es mag auch damals die typische Skepsis des Plettenbergers gegenüber
jeglichem Neuen gewesen sein. Zumindest hier zeichnet sich eine Parallele zum AquaMagis ab.
Der 17. Oktober 1970. Mit einer dreistündigen Schwimmparty wurde das Bad eingeweiht, das den
Plettenbergern im Allgemeinen und den Schwimmsportlern im Besonderen endlich auch über den Sommer hinaus Badefreuden bzw.
Trainingsmöglichkeiten garantierte. Der damalige Bürgermeister Dr. Heinz Baberg (†) zelebrierte gekonnt den "Köpper"
vom Drei-Meter-Turm. Darbietungen von Kunstschwimmerinnen, Kostüm- und Fackelschwimmen sowie Staffelwettbewerbe mit
Beteiligung von Ratsvertretern, Verwaltungsmitarbeitern und Lehrerschaft rundeten das Programm ab.
Das Zweckbad entsprach dem Zeitgeist der 70er Jahre. Und die Skepsis der Plettenberger wich schnell ihrer
Neugier, sogar einer gewissen Euphorie. Im ersten Jahr zählte das Sportamt weit über 100 000 Besucher. Doch die Zahlen
sanken kontinuierlich. Und selbst eine millionenschwere Rund-umerneuerung, der die Entscheidung pro AquaMagis zuvorkam,
hätte das Hallenbad nicht wieder zum Publikumsmagneten werden lassen.
Schwimmverein und DLRG werden Teile weiter nutzen
Wenn morgen der letzte Vorhang im Hallenbad fällt, ist das kein Abschied für immer. Schwimmverein und
DLRG Plettenberg verfolgen gemeinsame Pläne, wie der zweistöckige Seitentrakt mit Gymnastikraum, ehemaligem Saunabereich
und Umkleiden sowie die Milchbar samt Kellerräumen künftig als Mix aus Sport-, Vereins- und Lagerstätte weiter sinnvoll
genutzt werden kann. Lediglich der völlig marode Bauteil, der über 32 Jahre das 25-m-Schwimmbecken umgab, wird abgerissen.
Denn geschwommen wird ab 22. Februar nur noch im AquaMagis.
Artikel aus der Westfälischen Rundschau vom 07.02.2003
Zehnerkarten fürs Hallenbad bald ungültig
Plettenberg. (mau) Die Anregung einer WR-Leserin, restliche Zehnerkarten-Chips fürs Hallenbad doch für eine
gewisse Übergangsfrist kulant in Gutscheine fürs AquaMagis umzutauschen, stößt auf taube Ohren.
Wenn am kommenden Sonntag, 9. Februar, um 14 Uhr das alte Hallenbad in Böddinghausen für immer seine
Pforten schließt, verlieren alle Zehnerkarten-Chips ihren Wert. Im Gegensatz zu "D-Mark gegen Euro"-Aktionen sieht die
AquaMagis-Leitung keine Möglichkeit eines Umtausches von Restbeständen im neuen Freizeitbad, das am 22. Februar öffnet.
"Es ist leider so", bedauert Bäderbetriebs-Geschäftsführer Klaus Müller, "auch wenn einige dabei
vielleicht ein bisschen Pech haben, weil sie die alten Zehnerkarten möglicherweise aus Krankheitsgründen jetzt nicht mehr
einlösen können." Schließlich sei die Schließung von Frei- und Hallenbad "seit Jahren angekündigt" gewesen. "So bestand
lange genug die Gelegenheit, die alten Marken los zu werden", so Müller.
Bis Sonntag besitzen die Zehnerkarten im Hallenbad ihre Gültigkeit. Dann ist definitiv letzter Badetag
in dem am 17. Oktober 1970 in Betrieb genommenen Hallenbad. Eine besondere Aktion zum Kehraus ist nicht geplant.
Rege nutzten Bürger in dieser Woche die Chance, bereits einen Blick ins fast fertige AquaMagis zu
werfen. Jeden Morgen in der Zeit von 9 bis 11 Uhr wurden im AquaMagis-Büro Geldwertkarten, die Rabatte auf Eintritts-
und Verzehrpreise einräumen, sowie Eintrittsgutscheine verkauft. Letzter Tag dieser Aktion ist heute, Freitag, der 7.
Februar.
"Wasser marsch", hieß es jetzt für das Sole-Innenbecken, das derzeit seine Testphase durchläuft.
Inzwischen ist auch die moderne Kassenanlage im AquaMagis installiert. High-Tech pur, aber keineswegs
kompliziert: Am Kassenschalter bezahlt der Badegast beim Personal für den gewünschten Badbereich und erhält ein Armband
mit programmiertem Chip. Dieser Chip hat es "in sich"! Mit ihm kann der Besucher das Eingangs-Drehkreuz passieren, im
Gastronomiebereich bargeldlos zahlen und die Umkleideschränke benutzen - gewissermaßen das Portemonnaie immer griffbereit
am Handgelenk.
Armband mit programmiertem Chip
Beim Verlassen des Bades hält der Gast das Armband mit dem Chip einfach an den Nachzahlautomaten und
wirft die Summe ein, die er im Bad eventuell zusätzlich aufgebucht hat - oder zahlt in aller Ruhe am Schalter nach.
Übrigens: Seit 3. Februar hat Jürgen Gadomski seine AquaMagis-Cam wieder eingeschaltet, die nach
Beendigung der Außenarbeiten vorübergehend abgestellt war.
Aus seinem Haus in Böddinghausen genießt er freie Sicht aufs Erlebnisbad - und die präsentiert er unter
www.gadomski.de/service.htm bzw. www.gadomski.de/webcam.htm weltweit im Internet. Vorerst mit einem Foto am Tag - später
mit stündlichem Update. "Damit man von zu Hause aus ständig die Parkplatzsituation im Blick hat", wie Gadomski meint.
Artikel aus der Westfälischen Rundschau vom 04.02.2003
Käpt´n Geistert kommandiert die Crew im "Baywatch"-Boot
Plettenberg. (mau) Als Norbert Geistert als Nachfolger von Norbert Hirche 1967 die Schwimmmeister-Stelle
im Freibad Grünetal antrat, war er in der Vier-Täler-Stadt der einzige seiner Zunft. Wenn am 21./22. Februar das neue
Erlebnisbad AquaMagis in Böddinghausen seine Pforten öffnet, ist Geistert Käpt´n einer elfköpfigen "Baywatch"-Crew. So
ändern sich die Zeiten.
Andere hätten vielleicht den wohlverdienten Ruhestand im Blick. Nicht so Norbert Geistert. Vielmehr hat der heute
60-Jährige, nachdem die Entscheidung pro AquaMagis gefallen war, die wohl letzte große Herausforderung seines
Berufslebens mit Elan angenommen und bei Planung und Bau des Superbades seine ganze Erfahrung mit eingebracht.
"Jetzt wird´s höchste Zeit, dass es losgeht", kann der Leiter des Schwimmmeister-Teams es kaum noch
erwarten, bis die ersten Badegäste ins AquaMagis strömen. Zuletzt fühlte er sich ähnlich wie ein Bauherr, dem die Zeit
bis zum Einzug wie eine Ewigkeit erscheint. Schließlich ist das AquaMagis zu einem Großteil auch "sein" Haus - "nur
eben alles ein bisschen größer".
Als gelernter Klempner, Installateur und Heizungsbauer schulte Geistert nicht zuletzt wegen seiner
Leidenschaft für die DLRG um zum Schwimmmeister. Von 1965 bis 1967 war er im Bremer Zentralbad, ehe er sich auf die
Stellenausschreibung in Plettenberg bewarb. Drei Jahre lang war Geistert der einzige Schwimmmeister im Freibad Grünetal,
ehe mit der Eröffnung des Hallenbads 1970 sein Vorgänger Hirche nach kurzem Intermezzo nach Plettenberg zurückkehrte
und sein Kollege wurde. Seit 1983 ist Geistert verantwortlich für alle drei Bäder der Vier-Täler-Stadt, künftig für
AquaMagis und Lehrschwimmbecken Holthausen.
Langjährigster Weggefährte ist Klaus Hägerbäumer. Umgeschult vom Elektriker, trat auch er 1970
als Schwimmmeistergehilfe in den öffentlichen Dienst. 1978 legte der heute 57-Jährige seine Schwimmmeisterprüfung ab.
Seit 1971 ist Reinhard "Doc" Holterhof an Bord, ebenfalls nach einer Umschulungsmaßnahme. 31
Jahre lang war er Frühjahr für Frühjahr für den "Hausputz" im Freibad verantwortlich, um das Bad auf die Sommersaison
vorzubereiten. Im nächsten April wird der 50-Jährige diese Aufgabe kaum vermissen, wenn er für die Sicherheit der
Badegäste im AquaMagis sorgt.
Zu den vertrauten Gesichtern aus der "alten Garde" zählt auch Henning Figge. Seit 1989 gehört
der 41-jährige Fachangestellte für Bäderbetriebe zum Schwimmmeister-Team in Plettenberg.
Ein Ehepaar im Team
1978 begann er seine dreijährige Berufsausbildung. Nach fünfjähriger Bundeswehrzeit war er zunächst als
Schwimmmeister in Werdohl beschäftigt.
Kai Eckes ist seit 1998 unter Geisterts Fittichen. Nach seiner Ausbildung ist der 20-Jährige,
zu Glanzzeiten ein erfolg-reicher Wettkampfschwimmer, Fachangestellter für Bäderbetriebe.
Das Azubi-Trio bilden Nicole Schulz (19, im 3. Lehrjahr), Diana Laig (17) und Lars
Knabe (18, beide im 1. Lehrjahr). Sie alle sind sich bewusst, mit Eröffnung des AquaMagis in ihrer Branche einen
der attraktivsten Ausbildungsplätze weit und breit zu besetzen.
Seit Oktober 2002 neu im "Baywatch"-Boot sind Bettina und Uwe Dahm. Die 36-jährige Bettina (geb.
Wilmes) ist gebürtige Plettenbergerin und hat ihre Ausbildung in der Vier-Täler-Stadt absolviert, ehe es sie 1987
beruflich ins Stadtbad Trier verschlug. Über reine berufliche Bande hinaus entwickelte sich die Beziehung zu ihrem
dortigen Kollegen Uwe Dahm (38). Gut ein Jahr später wurden die beiden ein Paar. Seit 1992 ist Uwe Dahm staatl.
geprüfter Schwimmmeister. Im Vorjahr entschieden sich die Dahms, in die Heimat Bettinas zu ziehen und im AquaMagis
"anzuheuern".
In diesen Tagen wird auch Sabrina Ahl ihren Dienst in Plettenberg antreten. Die aus Lüdenscheid
stammende Fachangestellte für Bäderbetriebe soll sich im AquaMagis verstärkt um den Saunabereich kümmern.
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