Artikel aus der Westfälischen Rundschau vom 11.09.2002
Gigantische Röhrenrutschen wie futuristische Gebilde
Plettenberg. (mau) Es ist schon beeindruckend, mit welchem Hochdruck auf der AquaMagis-Baustelle gearbeitet
wird. Entsprechend der Baufortschritt: Plettenbergs Erlebnisbad in Böddinghausen nimmt mehr und mehr Form an.
Von Kosten und Zeitplan her voll im Plan - "bis jetzt läuft alles ohne Schwierigkeiten", sagt
AquaMagis-Geschäftsführer Bernd Merhofe und klopft auf Holz, damit sich an dieser Tatsache bis zur Eröffnung Anfang
2003 nichts ändert.
Nachdem jüngst die 25 x 15 m große Freibad-Edelstahlwanne und das Sauna-Außenbecken ins Erdreich
eingelassen wurden, sind derzeit Fachleute aus Österreich mit der Montage der beiden gigantischen Röhrenrutschen
beschäftigt, geliefert von der Firma Klarer aus Hallau in der Schweiz. Rafting-Slide als Reifenrutsche und Black-Hole
mit spektakulären Effekten wie Running Lights oder Aircraft Landing versprechen auf jeweils 126 m Länge höchsten Badespaß.
126 m mit "Foffo" in die Tiefe"
Wie futuristische Gebilde schlängeln sich die blauen Röhren außen auf Edelstahl-stützen am etwa 15 m
hohen Rutschenturm hinab. Wer später die atemberaubende Rutschpartie wagt, schießt mit gehörig "Foffo" in die Tiefe
und erblickt erst wieder im "Landebecken" im Erlebnisbereich des Bades das Tageslicht.
Die Option auf den problemlosen Bau einer dritten Mega-Rutsche als weiterer werbewirksamer Attraktion
in der Zukunft ist gegeben.
Gestern wurde am AquaMagis mit dem Bau der ersten von zunächst zwei Außensaunen begonnen. Wie bei
einem kanadischen Blockhaus schichteten Arbeiter mächtige Stämme aufeinander - für die künftige Erdsauna. In den
nächsten Tagen soll die zweite Blockhaussauna entstehen.
Auch im Sauna-Außenbereich ist Platz für weitere Saunahütten, falls die Besucherzahlen den Erwartungen
entsprechen.
Artikel aus dem Süderländer Tageblatt vom 07.09.2002
AquaMagis bekommt zwei Super-Rutschen aus der Schweiz
PLETTENBERG. (ged) Eine echte »Alpen-Connection« läuft derzeit am AquaMagis in Böddinghausen. Die Firma
Klarer Freizeitanlagen AG aus Hallau in der Schweiz lieferte für das heimische Bad zwei jeweils über 120 Meter lange
Rutschen - eine »Black Hole« und den sogenannten »Rafting Slide«. Montiert wird die Rutschenanlage aber nicht von
den Eidgenossen aus der Schweiz, sondern von sechs braun gebrannten jungen Österreichern der Innsbrucker Firma
»Stage Craft Austria«, die nicht nur Auftritte für Popstars wie Alanis Morissette oder Herbert Grönemeyer
bühnentechnisch umsetzt, sondern in den Sommermonaten auch für den größten Hersteller von Wasserrutschen im Bereich
Industrieanlagenbau tätig ist.
Eine ähnliche, allerdings etwas kürzere Rutsche habe man erst vor einiger Zeit in Wolfsburg aufgebaut,
erklärte gestern einer der Monteure. Das »Badeland« in der VW-Stadt hat mit elf Saunen, einer reinen Wasserfläche von
über 3 000 Quadratmetern und vor allem mit Gesamtkosten von 60 Mio. Euro und 12 000 (!) Besuchern am Eröffnungstag
allerdings etwas andere Dimensionen als das Plettenberger Bad. Immerhin kann sich das AquaMagis mit den Wolfsburger
Rutschen messen - die blauen »Spaßbringer« sind in Böddignhausen sogar noch ein Stück länger. Während man bei der
Rutschpartie im »Black Hole« (Schwarze Röhre) zahlreiche Effekte, Nebel und Flackerlichter erlebt, kann man im
»Rafting Slide« zu zweit ein Wettrennen auf Gummireifen veranstalten, denn die Röhre ist im ersten Drittel sehr breit,
ehe sie sich nach einem Zwischenstopp verjüngt und nur noch für einen Gummireifen Platz bietet.
Bis Ende nächste Woche wollen die sechs »Ösis« aus Innsbruck mit den Installationsarbeiten fertig sein
- die Feinarbeit am »Black Hole« mit der Montage der aufwändigen Licht- und Tontechnik folgt später.
Artikel aus dem Süderländer Tageblatt vom 05.09.2002
Das größte Bauprojekt der Stadt Plettenberg wächst unaufhaltsam
PLETTENBERG. (mst) Es ist das größte Bauprojekt Plettenbergs aller Zeiten ( 20 Millionen Euro). Und es
wächst unaufhaltsam.
Seit Baubeginn im Mai 2001 schreibt das »Aqua Magis« Superlative. „Noch herrscht das große Chaos“,
beschreibt Geschäftsführer Bernd Merhofe das Szenario. Kopfnicken bei zwei Dutzend Besuchern. Sie sind der Einladung
der Ortsunion zum Freizeitbad im Böddinghauser Feld gefolgt und lauschen, wie alles begann.
Pumpen, pumpen, pumpen, hieß es gleich nach dem ersten Spatenstich - das Grundwasser musste auf
3,80 Meter Tiefe abgesenkt werden. 1,8 Millionen Liter täglich wurden abgepumpt, um die Baugrube auszuheben. Insgesamt
290 Millionen Liter. Dann kam eine ein Meter dicke Betonplatte drauf. 8 000 Kubikmeter Beton fürs ganze Bad. Umgerechnet
mussten also 1 500 Betonmischer anrücken. Die Lkw hintereinander aufgereiht, bedeuten eine Strecke von 15 Kilometern.
Jetzt sind die Betonbauer noch unterwegs, während die Fliesenleger schon begonnen haben. Im Keller
wird an Wasseraufbereitung, Sanitäranlagen und Lüftung gearbeitet. Das Dach ist dicht, und die Fassaden sind zum Teil
schon fertig gestellt. Derzeit werden heftig Eintrittspreise und Öffnungszeiten diskutiert.
Frage an den Geschäftsführer Klaus Müller: Wann werden sie bekannt gegeben? „Das kann nicht mehr
lange dauern.“
Schon deshalb, damit die Personalplanung beginnen könne. Übrigens: Durch die Glasscheiben kann auch
in Zukunft gelinst werden. Die Lüftungstechnik macht es möglich. Durch ein neues Verfahren gibt es keine beschlagenen
Fenster mehr. Das gibt es erst vier Mal in Deutschland. Für Sie der Blick ins und ums Bad.
Das Sportbecken: 25 Meter lang und 12,50 Meter breit. Hier geht‘s rein für einen kleineren
Preis. Das Becken bekommt noch einen Hubboden. Wenn Kleinkinder schwimmen lernen wollen, rückt dieser nach oben, so
dass auch die Kleinsten stehen können. Das Sprungbrett ist drei Meter hoch. Bei fünf Metern hätte das Dach rund 2,50
Meter in die Höhe gemusst. Kosten in Millionenhöhe, die man sich gespart hat.
Das Schwimmmeister-Häuschen: Von hier aus wird alles per Kamera und Monitor überwacht. Doch
Schwimmmeister Norbert Geistert erklärt: „Wir werden auch künftig im Bad sein und nicht nur an den Monitoren kleben.“
Der Rutschenturm: Er ragt 13,80 Meter in die Höhe. Wer hier hinaufsteigt hat die Wahl: Zwei
Rutschen mit je 126 Meter Länge führen in die Tiefe. Im »Black Hole« (schwarzes Loch) sieht man bei der Rutschpartie
die Hand vor Augen nicht. Durch Lichteffekte, wie in der Disco, verliert man jede Orientierung. Durch die andere
Rutsche flutscht es mit einem Gummireifen. Zwischendurch landet man in Aufenthaltsbecken. Hier kann man entscheiden:
Aussteigen oder weiterrutschen. Vorfreude: Im Turm wurde ein drittes Loch geIassen. Es können noch leicht zwei Rutschen
nachgerüstet werden.
Die Grenze: Durch Pflanzentröge ("Viel echtes Grün, - wenig Kunststoff") ist der Freizeitbereich
vom Sportbereich getrennt. Wer hier durch will, muss draufzahlen. Die Währung im AquaMagis ist eine einzige Münze.
Hiermit zahlt der Besucher Essen und Trinken, den Schrank, die Sauna. Im Freizeitbereich wechselt der Boden von Fliesen
zu Natursteinen.
Für die Kleinen: Große und kleine Kinder kommen in diesem Bereich auf ihre Kosten. Ein sieben
Meter langes Piratenschiff wartet darauf, geentert zu werden. Auf dem Schiff gibt es Wasserspiele. Mit Kanonen können
feuchte Salven abgeschossen werden. Für die ganz Kleinen gibt‘s ein Planschbecken mit Wasser speienden Pelikanen und
vieles mehr.
Das Wellenbecken: Im halbstündigen Rhythmus ist Schwimmen wie im Meer möglich. Desto tiefer man
eintaucht, desto höher die Wellen. Das Becken ist 25 Meter lang. Wer‘s noch stürmischer möchte, kann in den
Strömungskanal, wird dort mit Wasserdüsen durchrotiert.
Die erste Etage: Links die Büroräume. Hier entsteht auch ein Mehrzweckraum, der beispielsweise
für Kindergeburtstage angemietet werden kann. Rechts findet eine Sauna mit niedrigeren Temperaturen (60 Grad) und
Lichttherapie Platz. Ebenso gibt es hier Solarien sowie Ruheräume, und eine Open-Air-Dachterrasse entsteht.
Der Saunabereich: Im Erdgeschoss links vom Eingang entstehen eine Dampf-, eine Aufguss- und
eine Trockensauna sowie Tauch- und ein Fußwärmebecken.
Der Außenbereich:Das Außenbecken ist ebenfalls 25 Meter lang und 12,50 Meter breit und hat eine
Tiefe von 1,10 bis 1,80 Meter. Es gibt auch ein Becken mit kleiner Rutsche für Kinder. Direkt vom Innenbereich kann man
durchs Vier-Jahres-Zeiten Becken bzw. Solebecken hinausschwimmen. Es entstehen auch zu dem Liegewiesen, Duschen,
Umkleidekabinen. Eine Erdsauna (Schwitzen bei 120 Grad) und eine Blockhaus-Sauna mit Ruheraum und Kamin finden hier Platz.
Abkühlung gibt‘s im Saunabecken. Ein malerischer Ausblick à la Finnland mit umgeleitetem Fluss
und nordischen Bäumen wird versprochen.
Artikel aus dem Süderländer Tageblatt vom 03.09.2002
„Wir haben das Letzte gegeben. Leider hat es nicht gereicht“
Von Michael Steinfeld
PLETTENBERG. „Seit meinem sechsten Lebensjahr komme ich regelmäßig. Bei Wind und Wetter. Ich habe auch
für den Erhalt des Freibades unterschrieben. Jetzt bin ich ganz traurig.“ Cornelia Lübke (46 Jahre) zieht ein langes
Gesicht. In ihren Händen hält sie die letzten beiden Tassen Kaffee, die sie im Freibad zu sich nimmt. Wenn die Kellnerin
aus Lichtringhausen vom Freibad Grünetal erzählt, gerät sie ins Schwelgen und Schwärmen. Das kleine Bänkchen, auf dem
sie saß, der uralte Baum, der Schatten spendete, das grüne Eckchen, in dem sie ihr Handtuch ausbreitete . . .
Das Freibad mag sterben, ihre Erinnerungen leben weiter. „Es ist die besondere Atmosphäre dieses
Ortes“, erklärt Cornelia Lübke, warum ihr keine Rutsche dieser Welt die Gefühle zurückgeben kann, die sie hier erlebte.
Wehmut herrscht auch bei Angelika Thiesmeier. Gemeinsam mit ihrem Mann Wolfgang sorgt sie sich seit
fünf Jahren um den Hunger und Durst der Badegäste. Die Frikadelle, die Flasche Bier, das kühle Eis — all dies wird hier
nie wieder über die Theke gereicht.,, Realisieren werde ich das wohl erst nächstes Jahr, wenn die Saison nicht mehr
beginnt.“ Die Zukunft von Angelika Thiesmeier ist noch ungewiss. Sie hat sich beworben fürs AquaMagis -noch ohne Antwort.
Die Zeit der Selbstständigkeit ist aber auf jeden Fall vorbei. „War das Bad voll, war es viel Arbeit
über einen langen Tag“, erinnert sie sich. Jeden Sommer, wenn andere am Strand von Mallorca ausspannten, stand sie
parat — gerade auch für ihre Stammgäste. Die sitzen wenige Meter entfernt und tragen Trauerkleidung. Noch einmal wird
eine Flasche Sekt geköpft. Leichenschmaus sozusagen.
„Ich habe hier vor 20 Jahren das Schwimmen gelernt“, sagt Steven van Berkel mit belegter Stimme. In
Zukunft wird er nach Lüdenscheid fahren, um weiter seine 5O-Meter-Bahnen ziehen zu können. Für ihn als Sportschwimmer,
der an westdeutschen Meisterschaften teilnimmt, ist das zur Vorbereitung unverzichtbar, wie er sagt.
Uber die Größe des neuen Böddinghauser Beckens (25 Meter lang, 12,50 Meter breit) kann er nur müde
lächeln. „Die Bäder in Herscheid oder Werdohl werden profitieren“, prophezeit van Berkel.
Alles halb so wild, sagt Lutz Cronauge vom Schwimmverein. „Wir reden von vier Wettbewerben im Jahr.
Deswegen wird nicht weniger trainiert, und eine Wende mehr macht den Kohl nicht fett.“ Geklärt werden müsste aber noch,
wo künftig die Trockenübungen absolviert werden können. Ein Gymnastikraum ist im AquaMagis nämlich nicht eingeplant.
Schwimmmeister Norbert Geistert begutachtet und organisiert die zahlreichen Wettbewerbe. Bei so viel
Abwechslung bleibt Wehmut auf der Strecke.,, Klar habe ich in 25 Jahren hier viele schöne Stunden verlebt. Aber es ist
wie bei einem neuen Auto“, erklärt Geistert. „Man vermisst das alte, freut sich aber auch über das neue.“
Seit gestern arbeitet Geistert wieder im Böddinghauser Hallenbad. Bis es auch hier im Frühjahr heißt:
Der letzte macht die Tür zu.
„Wir wünschen dem neuen Freizeitbad das Beste, aber wir befürchten das Schlimmste“, sagt Manfred
Riedesel, Vorsitzender der IG Freibad. Immer noch sprudeln aus ihm all die ganzen Argumente gegen die Schließung des
Grünetaler Freibades. Er spricht von hohen Kosten für den Bau des AquaMagis (,‚Aus 22 Millionen Mark sind jetzt plötzlich
Euro geworden“), prophezeit zu niedrige Besucherzahlen (,‚Ein totgeborenes Kind. Die Region trägt das nicht“), ärgert
sich über den Verlauf des Bürgerentscheids (,‚Es gab zu wenig Wahllokale“). Er schimpft über Blender, die mit
falschen Zahlen und bunten Bildern die Plettenberger gelockt hätten .„Wir haben das Letzte gegeben. Leider hat es
nicht gereicht.“
Das Ende des Freibades bedeutet aber nicht das Ende der Interessengemeinschaft. Nun wird über die
Verwendung des Freibadgeländes diskutiert und immer ein kritischer Blick aufs AquaMagis geworfen.
Riedesel ist noch voller Emotion, der Abschied ist noch nicht im Kopf. Das passiert erst, wenn er in
seinem benachbarten Haus Baggerlärm statt Kinderlachen hört.
Artikel aus dem Süderländer Tageblatt vom 03.09.2002
Und dann war da noch der Marlboro-Streckentaucher . . .
PLETTENBERG. (ged) Für einen regen Besucherandrang im Freibad Grünetal sorgte am vorletzten Tag die
Austragung einer kuriosen Wette, bei der der berühmt-berüchtigte »Marlboro-Streckentaucher« seinen großen Auftritt
hatte.
Fast 70 zusätzliche Badegäste wurden im ansonsten fast menschenleeren Freibad gezählt - und das nur
weil alle mitverfolgen wollten, wie die Wette ausgeht. Der Taucher - nennen wir ihn mal »Wölfi« — hatte im Skiurlaub
in illustrer Runde und zu weit vorgerückter Stunde mit einem stadtbekannten Architekten aus Plettenberg gewettet, 75
Meter am Stück tauchen zu können. Zusätzliche Bedingung: Ein Start aus dem Wasser und keine technischen Hilfsmittel.
Nachdem der siegessichere Architekt am Samstag noch einmal die Regeln erklärte, wurde es ernst und
der kühne Taucher ging zu Wasser. Hilfskräfte des DLRG standen zur Sicherheit für etwaige Notfälle am Beckenrand bereit.
Nach einem tiefen Atemzug zog »Wölfl« seine Bahn und machte dabei einen erstaunlich mühelosen Eindruck.
Fans feuerten »Wölfi« an
Nach 40 Metern waren sich die »Fans« am Beckenrand sicher, dass es der Mann mit der »Teerlunge«
schaffen kann, doch nach 50 Meter „war die Luft raus“ und »Wölfi« tauchte auf: „Mehr war nicht drin“, musste er
gestehen und seinem Wettgegner zum Sieg gratulieren.
Nach einem feucht-fröhlichen Ausklang, der dem Freibad-Kiosk zum Finale noch einmal gute Umsätze
bescherte, ging es auf das Firmengelände der Firma Söllner, wo der »Taucher« seinen Wetteinsatz einlösen musste. Nur
mit geschürzter Badehose bekleidet brachte »Wölfi« das Auto des Gewinners auf Hochglanz und hatte am Ende sogar
sichtlich Spaß dabei. Nur der Kaltreiniger, den der Verlierer zum Abschluss über sich schüttete, schmeckte dann doch
nicht ganz so gut wie das »Siegerbier« im Wettlokal » VIP« in Werdohl.
zurück
weitere Nachrichten