Artikel aus dem Süderländer Tageblatt vom 11.08.2001
Streit um jeden Kubikmeter
PLETTENBERG. (stf) Ein Streit um jeden Kubikmeter Rückstauraum für
Hochwasser ist zwischen dem Landschaftsbeiratsvorsitzenden Fritz Schröder und dem Plettenberger
Bäderbetrieb ausgebrochen. Schröder, seit Planungsbeginn als Gegner des neuen Freizeitbades
bekannt, hat sich mit seiner Klage direkt an die Bezirksregierung in Arnsberg gewandt. Sein
Protest: Die Zufahrtsstraße zum "AquaMagis" verschlingt zu viel Raum. Raum, der eigentlich für
ein eventuelles Hochwasser zurückgehalten werden müsste.
Dass Schröder jede Möglichkeit nutzt, um beim Freizeitbad mitbestimmen zu
können, ist ein offenes Geheimnis. "Nun haben wir ihm leider eine Steilvorlage gegeben",
bedauerte gestern Klaus Müller, Geschäftsführer der "AquaMagis GmbH". Er war der Einladung der
FDP gefolgt, die sich als erste Fraktion aufklären lassen wollte, ob die Verwaltung die Zufahrt
falsch geplant hat.
Das Problem ist, dass die Albert-Schweitzer-Straße rund einen Meter höher
liegt als das Böddinghauser Feld. Die 250 Meter lange Zufahrtsstraße, die zum Bad und in
Zukunft auch zu den Parkplätzen führen soll, gleicht diesen Unterschied aus, in dem sie mit
minimalem Gefälle von 0,5 Prozent auf das Niveau des Böddinghauser Feldes ausläuft.
Doch die Straße benötigt Platz, der einem möglichen Hochwasser zur Verfügung
stehen wurde - und das in einer Größenordnung, die Schröder nicht passt.
Nun hat der Bäderbetrieb umgeplant. Der neue Vorschlag: Direkt vom zukünftigen
Kreisverkehr an der Albert-Schweitzer-Straße soll es nun steil mit 6 Prozent Gefälle hinunter
gehen. Auf diese Weise läge die Straße schon nach rund 25 Metern den nötigen Meter tiefer. Das
Gefälle wäre dann immer noch - beispielsweise auch für Busse und LKW - zu bewältigen. Der
gesamte Komplex würde in diesem Fall statt bislang 7.500 bis 8 000 Kubikmetern
Hochwasser-Rückstauraum nur noch 5 000 Kubikmeter verbrauchen.
Ob sich Schröder mit diesem Vorschlag abfinden kann, steht noch in den Sternen,
denn bislang hat es noch kein Gespräch zwischen ihm und Klaus Müller oder dessen Kollegen
gegeben. Müller hofft, dass Schröder dem Alternativplan zustimmt. Aber: Die Entscheidung liegt
laut Müller letztlich beim Kreis.
Sollten sich die Beteiligten darauf einigen, müssen ein paar tausend Mark zusätzlich für den
Einsatz einer Planierraupe ausgegeben werden. Diese schiebt den Schotter der Baustraße dorthin,
wo künftig der Parkplatz entstehen soll. Dort findet der Schotter ein neues zu Hause, und
genügend Raum für ein eventuelles Hochwasser ist dann auch wieder vorhanden.
Artikel aus der Westfälischen Rundschau vom 11.08.2001
Kommentar
Die Werkleitung des Plettenberger Bäderbetriebs wird sich wegen ihres
Vorgehens bei der Planung der Zufahrtstraße zum neuen Freizeitbad AquaMagis in Böddinghausen
einige Fragen gefallen lassen müssen.
Fehlplanung, Blauäugigkeit oder Kalkül? Der vor dem Hintergrund eines in
jüngster Vergangenheit drastisch verschärften Wasserhaushaltsgesetzes unsensible Plan, die
Straße um bis zu einen Meter über dem laut Auflage erlaubtem Niveau anzulegen und damit mehr
Hochwasser-Stauraum zu vernichten als nötig, musste den engagierten Naturschützern im
Landschaftsbeirat des Märkischen Kreises wie ein Schlag ins Gesicht vorkommen. Dem Bau des
Badkörpers hatten sie nur trotz großer Bauchschmerzen zugestimmt. Da war klar, dass sie mit
Argusaugen darüber wachen, dass zumindest im Umfeld (Parkplatz, Zuwegung, Wendehammer) alle
Auflagen exakt eingehalten werden.
Möglicherweise gerät die Werkleitung in Erklärungsnotstand, wenn die erst
durch die WR auf diesen "Fall" aufmerksam gewordenen politischen Entscheidungsträger nachhaken.
Sollten hier Fakten geschaffen werden, kalkuliert vorbei an strengen wasserrechtlichen Regeln?
Getreu dem Motto: Wenn's der Kreis erst mal genehmigt, wird's der Landschaftsbeirat schon
schlucken. Der Eindruck, dass der Bäderbetrieb hier zu hoch gepokert hat, drängt sich auf. Am
Ende vielleicht sogar auf Kosten des Steuerzahlers.
Auch im Kreishaus haben sich die Verantwortlichen nicht mit Ruhm bekleckert.
Zunächst segneten sie die Pläne des Bäderbetriebs ab. Und als der Landschaftsbeirat lästige
Fragen stellte, bekamen sie kalte Füße. Offenbar erst jetzt fiel ihnen auf, welch laxen Umgang
der Bäderbetrieb hier mit Auflagen zu pflegen versucht. Beratungen mit Landschaftsverband und
Staatlichem Umweltamt - und flugs flatterte vom Bäderbetrieb ein Ergänzungsantrag mit
weitgehenden Zugeständnissen auf den Tisch. Na bitte, geht doch.
Der Landschaftsbeirat geht indes auf Nummer sicher und hat Bezirksregierung
und NRW-Umweltministerium über den "Fall" informiert.
Heute genügt es nicht mehr, für eine Baumaßnahme im Hochwasserschutzgebiet wie
dem Bödddinghauser Feld Ausgleich an Stauraum zu schaffen, wie am Siesel beabsichtigt. Jeder
Eingriff kann das empfindliche System aus dem Gleichgewicht bringen. Vor dem Hintergrund gar
nicht lange zurückliegender Hochwasserkatastrophen wie in Köln am Rhein wird um jeden Kubikmeter
Stauraum in Fluss-Auen gefeilscht, den es zu wahren gilt. Die Zeiten, in denen der Naturschutz
wie selbstverständlich hinter wirtschaftlichen Interessen zurückstehen musste, scheinen vorbei.
Und das ist gut so.
Bernd Maus
Artikel aus der Westfälischen Rundschau vom 10.08.2001
Fragen gestellt - dann ging das Theater los
Plettenberg. (mau) Die genehmigungsrechtliche Auseinandersetzung um
die rund 250 Meter lange Zufahrtstraße zum künftigen Freizeitbad Aqua Magis im Böddinghauser
Feld (die WR berichtete exklusiv) erreicht neue Dimensionen. Seit Mittwoch behandeln auch
Bezirksregierung Arnsberg und Landesumweltministerium Düsseldorf den "Fall".
"Das ist alles noch viel schlimmer, als Sie denken. Hier sind Dinge passiert,
die nicht der Gesetzeslage entsprechen", sagt Fritz Schröder (Iserlohn) als Vorsitzender des
Landschaftsbeirats des Märkischen Kreises. Der hat die Pläne des Plettenberger Bäderbe-triebs
beanstandet, die offenbar gegen Auflagen verstoßen, und drängt auf einen Rückbau der Wegetrasse,
damit möglichst wenig Hochwasser-Rückstauraum vernichtet wird. Schröder hat seine Bedenken nach
Arnsberg und Düsseldorf geleitet. Beim Märkischen Kreis als Genehmigungsbehörde und beim
Bäderbetrieb kennt man seine Stellungnahme noch nicht.
"Mit dem Bau des Freizeitbades wird viel Ausdehnungsfläche für die Lenne in
Anspruch genommen. Trotz großer Bauchschmerzen trägt der Landschaftsbeirat den Bau des
Badkörpers mit, um nicht den erklärten Interessen der Plettenberger am neuen Bad
entgegenzustehen", sagte Schröder gestern im WR-Gespräch. "Dann müssen sich die Planer
zumindest im Umfeld des Bades an die Regeln halten." Und hier stimmt nach Meinung des Beirats
"vieles nicht mit dem geltenden Wasserhaushaltsgesetz überein". Er hätte ganz einfach beim
Märkischen Kreis "einige Fragen gestellt - dann ging das Theater los".
"Schlamassel" wäre vermeidbar gewesen
"Den ganzen Schlamassel", wie es Schröder formuliert, hätten sich Bäderbetrieb
und Kreis im übrigen erspart, "wenn der Landschaftsbeirat von Beginn an entsprechend beteiligt
worden wäre". Schließlich seien die Einwände nicht neu: "Wir haben früh im
Genehmigungsverfahren auf die Probleme hingewiesen und eigene Vorschläge unterbreitet." Dass
die Stadt Plettenberg am Siesel ausreichend Ausgleichsfläche für den verlorenen Stauraum in der
Böddinghauser Lenne-Aue schafft, hält er für zweifelsfrei und "wohl von allen gewollt".
Bei aller Kritik sei der Landschaftsbeirat bemüht, jetzt in gemeinsamen
Gesprächen zu Lösungen zu kommen, die den Interessen der Badbauer und des Naturschutzes
gleichermaßen genügen. Zu dem ihm seit Wochenbeginn vorliegenden Kompromissvorschlag des
Bäderbetriebs, wie die Zuwegung weniger hoch über dem erlaubten Niveau gebaut werden kann, will
er bis zum Wochenende schriftlich Stellung nehmen. "Ich denke, wir sind auf einem guten Weg."
"Wir haben zwar die Genehmigung erteilt. Aber als klar wurde, dass ein Teil
der Auflagen beim Badbau so nicht erfüllt werden kann, haben wir uns mit dem Bäderbetrieb, mit
dem Landschaftsverband und dem Staatlichen Umwelt-Amt (StUA) ins Benehmen gesetzt und einen
Kompromiss erörtert", schildert Wilm Korspeter, Leiter der Abteilung Landschaft und Wasserbau
beim Märkischen Kreis. Der Bäderbetrieb habe die Anregungen aufgenommen und in einen
Ergänzungsantrag eingebaut. "Dieser Antrag liegt uns vor und muss jetzt abschließend geprüft
werden."
Korspeter: Kreis hat korrekt gehandelt
Nach Korspeters Überzeugung habe der Kreis damit korrekt gehandelt, "als wir
feststellten, das könnte in falsche Bahnen laufen".
Die Sichtweise beim Thema Gewässer habe sich nach den Hochwasser-Ereignissen
der vergangenen Jahre im Rheinland "drastisch verschärft". Die neuen EU-Rahmenrichtlinien
forderten heute dazu auf, "das Menschenmögliche zu tun", um jedes Potenzial an
Hochwasser-Ausgleichfläche im Naturraum zu wahren.
Korspeter teilt im übrigen nach erster Prüfung des Alternativvorschlags die
Auffassung von Klaus Müller, dem Leiter des Plettenberger Bäderbetriebs, dass ein Rückbau der
Zuwegung zum Aqua Magis keine Mehrkosten verursachen wird.
Selbst wenn nach Abschluss der Beratungen in etwa einem Monat ein Kompromiss
gefunden wird, dürfte sich Müller vom Plettenberger Werksausschuss einige harsche Worte gefallen
lassen müssen. In der Werksausschuss-Sitzung am 31. Juli wurden die darin versammelten
Kommunalpolitiker jedenfalls nicht über die Entwicklung unterrichtet, wie einige gegenüber der
WR bereits kritisierten.
Artikel aus der Westfälischen Rundschau vom 09.08.2001
Zuwegung zum AquaMagis falsch geplant?
Plettenberg. (mau) Beim Bau der Zuwegung von der
Albert-Schweitzer-Straße zum neuen Freizeitbad AquaMagis im Böddinghauser Feld droht dem
Plettenberger Bäderbetrieb Ungemach.
Der Landschaftsbeirat des Märkischen Kreises hat die vom Kreis bereits
genehmigten Pläne offenbar beanstandet und soll gestern gegenüber der Bezirksregierung Arnsberg
eine schriftliche Stellungnahme abgegeben haben. Der Inhalt des Schreibens ist weder im
Kreishaus noch im Plettenberger Rathaus bekannt. Und der Vorsitzende des Landschaftsbeirats,
Fritz Schröder (Iserlohn), war gestern Nachmittag telefonisch nicht erreichbar.
Nach WR-Informationen könnte der Landschaftsbeirat als mitentscheidendes
Zünglein an der Waage auf einen Rückbau der Erschließungstrasse pochen. Laut Auflage der
wasserrechtlichen Genehmigung müssen AquaMagis-Parkplatz und und rund 250 Meter lange
Zufahrtstraße auf dem Höhenniveau des Böddinghauser Feldes liegen.
Das Problem dabei: Die Albert-Schweitzer-Straße liegt etwa einen Meter über
Niveau. Um die Anbindung von dort bis zum Wendehammer bzw. Parkplatz auf Null-Niveau zu
bekommen, sehen die Pläne des Bäderbetriebs ein konstantes Gefälle auf gesamter Strecke vor.
"Das ist nach Straßenbaurichtlinien die beste Lösung und vom Kreis abgesegnet
worden", beteuert Werkleiter Klaus Müller. "Wir können für späteren Busverkehr weder
Treppenstufen einbauen, noch können wir jeder Bodenwelle folgen." Das sieht der
Landschaftsbeirat möglicherweise anders.
Inzwischen hat der Bäderbetrieb dem Kreis einen "technischen Kompromiss"
(Müller) als Alternativlösung vorgelegt. Danach würde die Trasse deutlich niedriger verlaufen
und entsprechend weniger Hochwasser-Rückstauraum vernichtet, um den es den Naturschützern im
Landschaftsbeirat vornehmlich gehen könnte.
Müller: Jede Menge Ausgleich möglich
"Was wir in Böddinghausen an Rückstauraum vernichten, können und werden wir
am Siesel nahezu kostenneutral um das zwölffache an Fläche ausgleichen", versteht Müller die
ganze Aufregung nicht. Mit der Alternativlösung sei der Bäderbetrieb jedenfalls "weitestgehend
allen Forderungen des Kreises entgegen gekommen", so dass nach seinem Empfinden auch der
Landschaftsbeirat keine Einwände mehr haben dürfte. Hier wird er sich in Geduld üben müssen,
bis auch ihm das Schreiben Schröders vorliegt.
Bedenken, dass der Rückbau der Zuwegung Mehrkosten von mehreren hunderttausend
Mark verschlingen könnte, von denen nach WR-Informationen die Rede ist, hegt Müller nicht. "Am
Kanal müsste nichts geändert und auch nichts von dem aufgerissen werden, was bislang in
Böddinghausen als Baustraße angelegt wurde", versichert er.
Artikel aus dem Süderländer Tageblatt vom 25.07.2001
"Das hier ist meine letzte große Baustelle, bevor ich in Rente gehe"
PLETTENBERG. (Von Georg Dickopf) Seine Haut ist braun gebrannt, die
Hemdsärmel sind hochgekrempelt und die Gesichtszüge sind frohgemut: Walter Schwegmann ist
Polier auf der Großbaustelle AquaMagis und damit verantwortlich für über 30 Bauarbeiter, die
gestern den mit 1 600 Kubikmetern größten Teil der Bodenplatte des Freizeitbades gossen.
Regelmäßig bespricht sich Schwegmann mit Dipl-Ingenieur Fred Pieters, dem
gerade mal 30-jährigen Bauleiter. "Als ich in dem Job angefangen habe, konnte ich auf der
ersten Baustelle mit Herrn Schwegmann zusammen arbeiten", erinnert sich Peters. "Als Anfänger
der noch recht grün hinter den Ohren war, musste ich mich auf den Polier verlassen können, und
das hat immer hundertprozentig geklappt'", zollte der Bauleiter dem 62-Jährigen großes Lob.
Gestern kümmerte sich der Polier um die Betonwürfel, die als Proben für 28
Tage in einem 20 Grad kalten Wasserbad aufbewahrt werden und dann in einem Prüflabor auf ihre
Belastbarkeit getestet werden. Auch die Einteilung der jeweiligen Arbeitsgruppen, die gestern
im Zweischicht-Betrieb arbeiteten, fielen in den Aufgabenbereich des Poliers, der in über
40-jähriger Tätigkeit auf vielen Baustellen zu Hause war.
"Was man aus Beton bauen kann, das hat Herr Schwegmann gebaut", so Peters.
Zu den Projekten, die dem Polier besonders in Erinnerung blieben, gehörten das
Starlight-Music-Theater in Bochum, ein riesiges Krankenhaus in Berlin und ein Ferienzentrum
in Gütersloh. Ein Hallenbad hat der sympathische Mann aus Melle zwar auch schon in Münster
gebaut, doch das war bei weitem nicht so groß wie in Plettenberg.
"Das hier soll die letzte Baustelle für mich sein", so Schwegmann, der mit
dem geplanten Abschluss der Rohbauarbeiten im März nächsten Jahres in Rente gehen will. "Dann
sieht mich meine Frau auch mal öfter", erklärt der Polier, der in seiner dürftigen Freizeit
gerne verreist und auch in einem Kegelclub aktiv ist. Bis zur wohlverdienten Rente wird der
Mann aus Niedersachsen aber noch einige Tage und Nächte in seinem Wohncontainer direkt neben
der Baugrube verbringen. Von Plettenberg hat Walter Schwegmann bisher auch noch nicht allzu
viel gesehen: "Wo der Bäcker ist, weiß ich mittlerweile und einmal in der Woche gehe ich zum
Essen in den Böddinghauser Hof."
Meist macht es sich der Polier nach Feierabend aber mit der Zeitung oder
einem Buch in seinem (fernsehlosen) Wohncontainer gemütlich. Wenn das Wetter gut ist und
nicht wie gestern bis spät abends gearbeitet wird, sitzt der beliebte "Chef" aber auch mit
seinen "Jungs" rund um den Grill und macht das Beste aus dem entbehrungsreichen und
anstrengenden Beruf auf der Baustelle.
"Wenn das Bad hier fertig ist, komme ich auf jeden Fall mit meiner Frau
vorbei und schwimme ein paar Runden", hat sich Schwegmann schon jetzt fest vorgenommen. "Dann
habe ich für so was auch endlich Zeit", erklärt der Mann mit dem weißen Helm lachend, ehe er
die Schubkarre weiter schiebt.