Artikel aus der Westfälischen Rundschau vom 10.05.2001
Stahlschmidt: "Sehe es mehr als Bohrung zur Grundwasserabsenkung"
Von Bernd Maus
Plettenberg. "Ich betrachte das weniger als ersten Spatenstich, sondern
mehr als Bohrung zum Zwecke der Grundwasserabsenkung." Mit einer gehörigen Portion Humor blickt
Plettenbergs Bürgermeister Walter Stahlschmidt dem symbolischen Startschuss zum Bau des
Freizeitbades Aqua-Magis heute, Donnerstag, ab 17 Uhr im Böddinghauser Feld entgegen.
Die Bevölkerung ist zu diesem Ereignis herzlich eingeladen. Die Stadt
spendiert 100 Liter Freibier und Würstchen vom Grill: Auf dass die voraussichtlich zweijährige
Bauzeit für das inklusive allem Drum und Dran rund 40 Millionen Markt teure Projekt möglichst
reibungslos über die Bühne gehen möge!
Bereits Anfang der 90er Jahre gelangten die Kommunalpolitiker zu der
Erkenntnis, mit einem zentralen Freizeitbad auf lange Sicht deutlich wirtschaftlicher zu fahren
als mit den beiden alten, immer maroder werdenden Bädern an den zwei Standorten Grünetal
(Freibad) und Böddinghausen (Hallenbad). Daraufhin fassten sie den "Quasi-Baubeschluss", wie es
Stahlschmidt formuliert, für ein neues Freizeitbad. Schnell war als optimaler Standort das
Böddinghauser Feld in direkter Nachbarschaft zum Schul- und Sportzentrum Böddinghausen
ausgeguckt.
Damit begann eine Phase zäher Grundstücksverhandlungen mit dem Besitzer der
Weiden in der Lenne-Aue, dem Landwirt Bitter in Böddinghausen. Mitte der 90er Jahre kamen
Verwaltung und Grundstückseigner zu einer für beide Seiten tragbaren Einigung in dieser
schwierigen Frage.
Nach einigen Besichtigungstouren durch neuere Freizeitbäder in Ostwestfalen
oder im Ruhrgebiet entschieden sich die Kommunalpolitiker für die markante Handschrift des
Bäderplanungsbüros Thallessa (Monaco) unter Leitung des Niederländers Harry Dorssers. Nach
seinen Vorstellungen solle auch das Plettenberger Freizeitbad entworfen werden. Rückblickend
wird die Zusammenarbeit mit Thallessa, die beim Bauantrag endete, von den Verantwortlichen des
Plettenberger Bäderbetriebs als sehr harmonisch bewertet.
1997 wurde die wasserrechtliche Genehmigung für den Bäderbau erteilt. So weit, so gut. Doch
mehr und mehr regte sich seitens der "Interessengemeinschaft zum Erhalt des Freibads Grünetal"
Widerstand gegen das Projekt. Die Freibad-Fürsprecher erwägten zwischenzeitlich gar, das 1934
erbaute und 1973 grundlegend restaurierte Bad im Grünetal unter privater Regie weiterzubetreiben.
Diese Pläne wurden schnell verworfen. Stattdessen drückte die IG über ein Bürgerbegehren den
ersten Bürgerentscheid in der Geschichte der Stadt Plettenberg durch - und scheiterte damit. Am
15. November 1998 votierten 76 Prozent der Plettenberger Bürger, die zur Wahlurne schritten,
gegen den Freibad-Erhalt und damit für den Bau eines Freizeitbades in Böddinghausen. Jetzt
herrschte Planungssicherheit.
(Weiter auf 3. Lokalseite)
Stahlschmidt: 300 000 Besucher pro Jahr eingeplant
(Fortsetzung von Seite 1)
Plettenberg. (mau) Im Werksausschuss des Bäderbetriebs und im Stadtrat geriet das Projekt
Freizeitbad Plettenberg mit Sportbecken, Erlebnisbereich mit Wellenbecken und Riesenrutschen,
Kleinkinderbereich und Solebecken unter Dach, großer Saunalandschaft innen und außen sowie
Freibad mit Liegewiesen immer wieder auf den Prüfstand.
"Abspecken" auf Deubel komm´ raus, um die Kosten zu dämpfen, oder "Klotzen",
um das Freizeitbad auch zu einem echten Anziehungspunkt für Tagesausflügler von fern werden zu
lassen; gemäßigte Eintrittspreise, um die "Grundversorgung Schwimmen" auch für Stammgäste aus
Plettenberg zu gewährleisten; Gefahr für den mit 28,6 Millionen Mark veranschlagten reinen
Baukörper durch Grund- oder Hochwasser; das Steuer-Sparmodell durch die Verrechnung von
Stadtwerke-Gewinnen mit Bäderbetriebs-Verlusten - all das waren Schlaglichter in der Diskussion,
in der SPD und UWG fraktionsübergreifend weitgehend Eintracht demonstrierten, während die FDP
bis zum mehrheitlich gefassten Baubeschluss im Juni 2000 den Bäderbau ablehnte.
Längst waren als Controller die Firma Constrata (Bielefeld) mit
Bauherren-Aufgaben im Blick auf Kosten und Termine und die Firma AGN (Ibbenbüren) mit der
Ausführungsplanung betraut.
Im Februar lüftete das zur Entwicklung von Werbe- und Marketingkonzepten
herangezogene Büro F1 (Düsseldorf) das Geheimnis um den Namen fürs Bad. "AquaMagis" - auch dies
stieß nicht auf ungeteilte Zustimmung in der Bevölkerung.
F1 hat inzwischen Konkurs beantragt und wird, so sieht es derzeit aus, das
erarbeitete Marketing-Konzept nicht umsetzen können. Der Bäderbetrieb sucht nach einem neuen
Partner in Sachen Werbung und Marketing.
War der Weg bislang auch steinig, soll mit dem heutigen ersten Spatenstich ein
Zeichen für eine gedeihliche Bauphase gesetzt werden.
Für den einen der blanke "Größenwahn" mit nie zu erreichenden 300 000 Besuchern
pro Jahr, für andere unter wirtschaftlichen Aspekten die Optimallösung und ein mutiges, aber
klar durchdachtes Projekt mit der Chance, Plettenberg aus dem touristischen Dornröschenschlaf
zu wecken und die Attraktivität des weithin als Malocher-Stadt bekannten Ortes inmitten
sauerländer Wälder auch auf dem Freizeitsektor zu steigern.
Artikel aus dem Süderländer Tageblatt vom 27.04.2001
AquaMagis: F1-Gruppe hat überraschend Konkursantrag gestellt
PLETTENBERG. (ged) "Die Entwicklung der F1-Gruppe verlief in den
vergangenen Jahren stetig nach oben. Das gilt auch für den Umsatz. Er beträgt ca. 30 Mio. Mark
pro Jahr. Für das vergangene und laufende Geschäftsjahr ist eine deutliche Steigerung zu
verzeichnen." So ist es (noch) auf der Internetseite der Düsseldorfer Werbeagentur F1 zu lesen,
die bekanntlich mit der Namensgebung und den Marketingmaßnahmen für das Plettenberger
Freizeitbad AquaMagis beauftragt wurde.
Nachdem die Geschäftsleitung der Firma F1 den Plettenberger Bäderbetrieb
darüber informiert hatte, dass man einen Insolvenzantrag stellen musste, wurde die von der
F1-Gruppe geplante Erarbeitung eines Internet-Auftrittes erst gar nicht mehr in Auftrag
gegeben. Um nicht wochenlang in der Luft zu hängen, hat die Werkleitung zwischenzeitlich
Kontakt zu anderen Werbefirmen - darunter auch ein Werbebüro aus Plettenberg - aufgenommen,
wie Klaus Müller gestern bestätigte.
Da die bisher beauftragten Einzelmaßnahmen von der F1 Marketing- und
Kommunikationsberatung GmbH vollständig abgearbeitet wurden und zudem als "Erbe" die Startseite
für eine Internetpräsentation vorhanden ist, können die nächsten Maßnahmen auch an andere
Werbefirmen abgegeben werden. "Die Urheberrechte liegen bei uns", so Müller, dem die komplett
ausgearbeitete Werbestrategie vorliegt, die nun möglichst zeitnah umgesetzt werden soll.
Mit F1-Gruppe soll es weitergehen
Wie ein Mitarbeiter der Düsseldorfer Agentur F1 gestern auf Anfrage betonte,
soll es mit der Werbeagentur weitergehen, Unter welchen Namen und mit wie vielen Mitarbeitern
werde sich in den nächsten Wochen herausstellen. Man sei auf jeden Fall daran interessiert, die
Stadt Plettenberg als Kunden zu behalten und die Arbeit fortzuführen.
Das zuletzt 160 Mitarbeiter zählende Unternehmen, das seine Keimzelle 1992 in
Iserlohn hatte und nach einem kometenhaften Aufstieg zu den 200 besten Werbeagenturen des
Landes zählte, entwickelte und realisierte Markenführungskonzepte und e-Business-Lösungen für
namhafte Unternehmen wie Schering, Unilever, Wella, Bacardi, Victoria oder die Continentale.
Die finanziellen Probleme sollen in Zusammenhang stehen mit der Beteiligung an
der Wiesbadener Plenum-Gruppe, der man seit dem vergangenen Jahr angehört, und die am neuen
Markt notiert war. Zu angeblichen Verlusten der Plenum-Gruppe in zweistelliger Millionenhöhe
wollte man gestern keine Stellung beziehen.
Artikel aus der Westfälischen Rundschau vom 26.04.2001
"Paten" des Aqua-Magis vor der Pleite
Plettenberg. (mau) Die Schöpfer des Namens Aqua-Magis stehen vor der
Pleite. Seit die F1 Marketing- und Kommunikationsberatung GmbH vor knapp drei Wochen beim
Amtsgericht in Düsseldorf einen Insolvenz-Antrag gestellt hat, ist die weitere Zusammenarbeit
mit dem Bäderbetrieb der Stadt Plettenberg im Blick auf Werbestrategien für das neue
Freizeitbad in Böddinghausen ungewiss.
Nach Bekanntwerden der Nachricht stand Bäderbetriebs-Werkleiter Klaus Müller
vor rund 14 Tagen zum letzten Mal in Kontakt mit F1. "Zu diesem Zeitpunkt war der Ausgang des
Insolvenzverfahrens völlig offen", sagte er. Seitdem ist fraglich, ob die Geschäftsbeziehungen
mit den in der Branche als renomiert geltenden F1-Experten fortgeführt werden.
Unabhängig von einer Antwort aus Düsseldorf, auf die er dringend wartet und
die auch gestern auf Anfrage der WR nicht zu bekommen war, hat Müller die Fühler inzwischen in
andere Richtungen ausgestreckt und unverbindlich Ausschau gehalten nach geeigneten
Marketing-Agenturen, die die von F1 erarbeiteten Konzepte bis zur Eröffnung des Freizeitbades
voraussichtlich 2003 umsetzen können.
"Die Zeit drängt, weil unser Internet-Auftritt mit dem Aqua-Magis jetzt
anlaufen muss", gesteht Müller ein. Als letzte Hinterlassenschaft des "Paten" F1 verfügt er
bislang über eine Startseite für die Internet-Präsentation.
Durch die Schieflage von F1 sei dem Bäderbetrieb jedoch kein finanzieller
Schaden entstanden, versichert der Werkleiter. "Alle bisherigen Aufträge sind von F1
abgearbeitet worden. Wir sind durch die neue Situation nicht ins Hintertreffen geraten." F1 hat
den inzwischen markenrechtlich geschützten Namen Aqua.Magis für das Freizeitbad entwickelt und
Strategien für das Werbe- und Marketing-Konzept vorgelegt. Wer die Strategien umsetzt, ist
offen. Müller: "Da sind wir für die Zukunft frei."
Nachdem der Werkleiter am Dienstag den Werksausschuss von der überrraschenden
Entwicklung unterrichtet hatte, herrschte Betroffenheit unter den Politikern aller Fraktionen.
"Das ist sicherlich verständlich", schildert Müller, aber viel schlimmer wäre es, wenn später
beim Badbau eine Baufirma in Konkurs gehen würde."
Die finanziellen Schwierigkeiten von F1 - die Rede ist von zweistelligen
Millionenbeträgen - sollen in Zusammenhang stehen mit der "Rückabwicklung" der am Neuen Markt
notierten Firma Plenum (Wiesbaden), einem Spezialisten für Internet und Software-Produkte, zu
deren Gruppe F1 seit einem dreiviertel Jahr gehört. Die 1992 in Iserlohn gegründete Agentur F1,
nach steilem Aufschwung unter bundesweit rund 11 000 Werbeagenturen unter die Top 200
vorgedrungen, habe laut eines Plenum-Sprechers die geplanten Ertrags- und Umsatzziele nicht
erreicht und damit die Performance-Klauseln im Kooperationsvertrag nicht erfüllt. "Das ist
falsch", heißt es dagegen aus dem F1-Büro.
Artikel aus der Westfälischen Rundschau vom 18.04.2001
Aktuelle 3-D-Ansicht des neuen Aqua Magis im Böddinghauser Feld
Plettenberg. (mau) Exklusiv liegt der WESTFÄLISCHEN RUNDSCHAU die
erste aktuelle 3-D-Ansicht vor, wie sich das neue Plettenberger Freizeitbad Aqua Magis nach
Fertigstellung voraussichtlich in zwei Jahren im Böddinghauser Feld präsentieren wird.
Die Computer-Skizze basiert auf den Plänen des Planungsbüros Thallessa. Sie
zeigt den Badkomplex (erster Spatenstich am Donnerstag, 10. Mai, um 15 Uhr) aus südwestlicher
Richtung. Rechts im Bild befindet sich an der Seitenfront der Eingang mit dahinter liegendem
Gastronomiebereich.
Im vorderen Teil des Gebäudes rechts ist der Saunabereich untergebracht;
davor liegt - am Standort des Betrachters - der Außensauna-Bereich mit Saunabecken.
Links im Bild sind Umrisse des zur Lennepromenade gelegenen Freibads zu
erkennen, auch abends von der Sonne beschienen. Hinter dem Baukörper muss man sich den Komplex
mit Realschule und Gymnasium vorstellen.
Im hinteren Teil des Freizeitbades findet sich der Spaßbad- und
Kinderbeckenbereich, dazu der Turm für die Röhrenrutschen und vorne links das 25-m-Sportbecken.
Berücksichtigt ist in der Skizze bereits das Außen-Solebecken (Mitte, halb
verdeckt). Zunächst will sich der Bäderbetrieb Plettenberg als Bauherr jedoch auf das Solebecken
im Gebäude beschränken. Für das Außenbecken werden bauliche Voraussetzungen geschaffen.
Realisiert werden soll die weitere Attraktion aus Kostengründen aber erst später.
Anmerkung: Die erwähnte endgültige 3-D-Ansicht, wie sich
das neue Plettenberger Freizeitbad Aqua Magis nach Fertigstellung im Böddinghauser Feld
präsentieren wird, finden Sie hier unter Freizeitbadservice Entwürfe.
Artikel aus dem Süderländer Tageblatt vom 14.04.2001
"AquaMagis": Erster Spatenstich am 10. Mai
PLETTENBERG. Der erste Spatenstich für das Plettenberger Freizeitbad
"AquaMagis" soll vorgenommen werden.
Klaus Müller als Werkleiter des Bäderbetriebes der Stadt Plettenberg teilt
mit, dass mit den Bauarbeiten für den Baukörper am Donnerstag, 10. Mai, begonnen werden soll.
Die mit der Grundwasserhaltung und den Erdarbeiten betrauten Firmen PST und Hilgenroth sollen
dann ins Werk gesetzt werden. Bürgermeister Walter Stahlschmidt soll den ersten Spatenstich
vornehmen.
Zu dieser Veranstaltung lädt der Bäderbetrieb der Stadt Plettenberg neben
Ratsmitgliedern, Architekten, den beteiligten Baufirmen und den schwimmsportbegeisterten
Vereinen auch alle übrigen Plettenberger herzlich ein. Treffpunkt ist der künftige Standort im
Böddinghauser Feld. Für das leibliche Wohl ist gesorgt.
Artikel aus der Westfälischen Rundschau vom 28.03.2001
Freizeitbad-Bereich ist "Retentionsraum"
Plettenberg. (kw) "Über welche Hochwasserhöhen reden wir hier eigentlich?"
Das wollten die Mitglieder der CDU-Fraktion am Montag herausfinden.
Deshalb trafen sie sich auf dem Baugelände des Freizeitbades, um unter der
fachmännischen Erläuterungen von Baurat Norbert Sunderdiek festzustellen, ab welcher Höhe bei
einem Katastrophenhochwasser das Freizeitbad geflutet werden müsste.
Wichtige Geräte sollten möglichst oberhalb dieser Marke eingebaut werden, so
Sunderdiek.
Im Falle eines Hochwassers würde der Strom aus Richtung Ohle kommen und auch
die Schulen im Böddinghauser Feld fluten. Eine Verlängerung des Lennedamms, wie Klaus Ising
vorschlug, sei nicht möglich, weil der Bereich des Bades als "Retentionsraum" nicht hochwasserfrei
sein dürfe, sondern eben dazu diene, das Wasser aufzunehmen, erklärte der Baurat. Es sei schon
ein Glücksfall, dass das Bad dort überhaupt gebaut werden dürfe.
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