Artikel aus der Westfälischen Rundschau vom 22.03.2001
Mit geringen Schäden den kapitalen Schaden verhindern
Plettenberg. (mau) Im Grunde sind alle Mitglieder des Werksausschusses
des städtischen Bäderbetriebs von ein und der selben Gründungsalternative für das Freizeitbad
Aqua-Magis in Böddinghausen überzeugt: Fluten der Kellerräume bei Hochwasser; sprich: mit
geringen, kalkulierten Schäden, gegen die sich der Bäderbetrieb versichert, einen kapitalen
Schaden verhindern.
Die "mit Abstand vernünftigste und preiswerteste Lösung" (Bürgermeister
Walter Stahlschmidt), eine "verantwortungsbewusste Alternative mit versichertem Risiko" (Heiko
Hillert/CDU) - durch die Bank herrschte Einigkeit darüber, jetzt die richtige Variante
gefunden zu haben, nachdem Versicherungen signalisiert hatten, mitzuspielen.
Trotzdem nutzten die Ausschussmitglieder die Gelegenheit, ehe sie der
Dringlichkeitsentscheidung bei Stimmenthaltung des FDP-Vertreters am Dienstag zustimmten (die
WR berichtete), Bäderbetriebsleiter Klaus Müller mit Fragen zu konfrontieren.
UWG-Fraktionschef Ingo Götz beispielsweise verlangte mehr Details zu Inhalten
und Modalitäten des Versicherungsvertrags. Doch liegen auch Müller hier lediglich Entwürfe vor.
Bislang weiß er, dass sich mit einer Jahresprämie in Höhe von 10 000 bis 15 000 Mark der bei
Hochwasser größtmögliche zu erwartende Schaden in Höhe von 1,5 Mio. Mark versichern lässt.
Dabei seien durch kontrolliertes Fluten der Kellerräume mit Leitungswasser, mit dem ein
Aufschwimmen des Baukörpers verhindert werden soll, lediglich kalkulierte Schäden an
Lüftungsaggregaten zu erwarten - immer den schlimmsten Fall, den Super-Gau, ein
Jahrhunderthochwasser, vorausgesetzt.
"Dabei reden wir über eine Berechnungsgrundlage von 800 Kubikmetern Wasser,
die pro Sekunde die Lenne herunterfließen müssten", warf Bürgermeister Stahlschmidt ein. Das
entspreche dem Inhalt einer randvollen Oestertalsperre in 70 Minuten.
Zudem stelle sich Hochwasser "nicht über Nacht" ein, so Müller. Über einen
"Alarmplan" könnten im Bad rechtzeitig Vorkehrungen für den Ernstfall getroffen werden. "Dass
dann aber auch, bitte, laut Alarmplan jeder Bescheid weiß, wer welchen Wasserhahn aufdrehen
darf", merkte SPD-Sprecher Wolfgang Schrader sarkastisch an, das (zu) lange
Zuständigkeits-Gerangel in Sachen Eislaufbahn vor dem Jugendzentrum noch in frischer Erinnerung. . .
Ob Lieferengpässe bei Ersatzbeschaffung der Aggregate zu längeren
Betriebsausfallzeiten des Bades führen könnten, hakte Götz nach. "Bei extremem Hochwasser
lassen sich ohnehin kaum Einnahmen im Bad erzielen. Das wäre eine mittlere Katastrophe für das
gesamte Lennetal. Und die Leute hätten wohl andere Sorgen als einen Freizeitbadbesuch",
erklärte Müller. Über mögliche Lieferengpässe wollte er im Augenblick nicht spekulieren.
"Warum wurde am Donnerstag eine Dringlichkeitsentscheidung angestrebt, wenn am
Dienstag darauf bereits der Werksausschuss tagt?", fragte FDP-Sprecher Joachim Schade. "Wir
hängen ohnehin im Zeitplan und stecken mitten im Ausschreibungsverfahren. Die Sache ist uns
jede Woche wert, die wir einsparen können", betonte Müller.
Bereits im Mai 1999 Probebohrungen im Böddinghauser Feld, danach neuerliche
Probebohrungen, bei denen plötzlich festgestellt werde, dass der Fels im Erdreich zerklüfteter
sei als zunächst angenommen. "Warum?", rätselte Schade. Die ersten Testbohrungen hätten
Aufschluss über die einzelnen Bodenschichten gegeben, erläuterte Müller. Bei der zweiten
Aktion hätte es sich um konkrete Zugankerversuche gehandelt, bei denen deutlich wurde, dass
selbst nach aufwändigsten Beton-Injektionen keine dauerhafte Festigkeit für eine entsprechende
Verankerung des Baukörpers zu erreichen gewesen wäre.
Hillert (CDU) und Schrader (SPD) hätten zwar auch missmutig 850 000 Mark
Mehrkosten für die bis vor einer Woche favorisierte Gründungsvariante mit schwererem Fundament
und dickeren Wänden "geschluckt", gleichwohl zeigten sich beide zufrieden mit der jetzt
abgesegneten Lösung. Nun müssten keine 850 000 Mark vorfinanziert werden, und es herrsche
Gewissheit, sich gegen das Risiko versichern zu können.
Artikel aus der Westfälischen Rundschau vom 22.03.2001
Weiterhin Dauerkarten für das Freibad Grünetal
Plettenberg. (mau) Bis zur Einweihung des Freizeitbades Aqua-Magis
werden im Warmwasserfreibad Grünetal Dauerkarten zu haben sein.
Der FDP sei Dank! Denn deren Fraktionsvorsitzender Joachim Schade hakte in der
Sitzung des Werksausschusses des städtischen Bäderbetriebs am Dienstag im Rathaus nach, ob das
zunächst auf kommenden Sommer befristete Dauerkarten-Angebot tatsächlich nur bis Ende 2001 gelte.
Die Frist war gesetzt worden, als die Ratsvertreter noch davon ausgingen, dass
das neue Freizeitbad, in dem es keine Dauerkarten mehr geben wird, noch in diesem Jahr seine
Pforten öffnen werde.
Mittlerweile ist als frühestmöglicher Einweihungstermin für das Aqua-Magis
Ende 2002 ins Auge gefasst, nachdem die vorbereitenden Arbeiten im Böddinghauser Feld erst in
diesen Tagen angelaufen sind.
Somit wird der Bäderbetrieb sein Freibad im Grünetal auch in der Sommersaison
2002 betreiben und auf einstimmigen Beschluss des Werksausschusses den Stammgästen die Option
auf den Erwerb einer preiswerten Dauerkarte offen halten.
Artikel aus dem Süderländer Tageblatt vom 21.03.2001
"Haben uns für die mit Abstand billigste Lösung entschieden"
PLETTENBERG. In einer Stellungnahme reagiert Bürgermeister Walter
Stahlschmidt auf unsere Berichterstattung zum Freizeitbad:
"Es ist das gute Recht eines Journalisten, zum Neubau des Freizeitbades eine
andere Meinung zu haben, als die 76 Prozent der Plettenberger, die sich bei dem Bürgerentscheid
für den Neubau aussprachen und die 36 von 39 Ratsmitgliedern, die den Baubeschluss fassten.
Dennoch sollten die Leser erwarten dürfen, richtig und vollständig informiert zu werden. Das war
am 17. März in den Artikeln über die Steuerprobleme und eine im Notfall geplante Flutung des
neuen Bades leider nicht der Fall.
Steuern sparender Verbund ist weder schlimm noch trickreich
Es geht um folgendes: Ab 1. Januar 2001 hat sich das Unternehmenssteuerrecht
grundlegend geändert und im Laufe des Jahres sind noch einige ergänzende Vorschriften zu erwarten.
Dieser veränderten Situation müssen wir uns anpassen. Das ist nichts besonderes, denn es gehört
zu den selbstverständlichen Pflichten jeder Unternehmensleitung, sich bei mehreren möglichen
Rechtsformen für die zu entscheiden, mit der die größten steuerlichen Vorteile verbunden sind.
Für unseren Bäderbetrieb bestehen die Konseqzenzen darin, ihn in eine GmbH
umzuwandeln und zwischen der Stadtwerke GmbH und der Bäder GmbH über ein Blockheizkraftwerk
einen technisch-wirtschaftlichen Verbund herzustellen. Das ist weder schlimm noch trickreich,
sondern beruht auf entsprechenden Aussagen der obersten Finanzbehörde.
Aufregend ist daran nichts. Die Stadt ist bereits an sieben GmbH beteiligt und
die achte käme jetzt hinzu. Das Modul des Blockheizkraftwerkes kostet weniger als 100 000 Mark
und finanziert sich durch die Stromerzeugung selbst.
Einen Haken hat die Sache aber. Der technisch-wirtschaftliche Verbund ist nur
in dem neuen Bad sinnvoll. Erst ab dessen Fertigstellung sparen wir jährlich 1,2 Millionen Mark
an Steuern. Bis dahin zahlen wir. Durch die Steuerreform entstand also ein millionenschweres
weiteres Argument für den Bäderneubau, das im Zeitpunkt des Bürgerentscheides und des
Baubeschlusses noch niemand vorhersehen konnte.
Unbegründet ist auch die Kritik an der möglichen Flutung des Bades. Es mag ja
manchem seltsam vorkommen, dass jemand seinen eigenen Keller unter Wasser setzen will, aber
diese Absicht ist Ergebnis einer ganz nüchternen Kalkutation.
Die wasserdichte Wanne des Kellers ist physikalisch gesehen ein Hohlkörper, der
schwimmt, wenn das ihn umgebende Wasser eine bestimmte Höhe erreicht.
Um das zu verhindern gibt es mehrere Möglichkeiten. Entweder wird das
Kellergeschoss so weit angehoben, dass ihm das Hochwasser nichts mehr anhaben kann, oder man
macht es so schwer, dass es nicht mehr schwimmt. Dieses zusätzliche Gewicht kann man schaffen
durch mehr Beton oder durch eine planmäßige Flutung bis zur Höhe von maximal einem Meter - und
zwar mit Leitungswasser, um Schlammschäden zu vermeiden.
Wir haben uns für die Lösung entschieden, die mit Abstand die billigste ist,
nämlich die Flutung.
Genaue Kostenberechnungen liegen noch nicht vor, aber fest steht, dass man
fast alle elektrischen Anlagen so montieren kann, dass sie von dem maximal einen Meter hoch
stehenden Wasser nicht erreicht werden.
Flutung erst bei 800 Kubikmetern Wasser pro Sekunde in der Lenne
Dieses Hochwasser, dem da vorgebeugt werden soll, ist nicht die gelegentliche
Überschwemmug der Wiesen im Böddinghauser Feld, sondern ein Katastrophenhochwasser, das für
große Teile von Böddinghausen, Eiringhausen und Ohle Land unter bedeuten würde. Die
theoretische Berechnung der Hochwasserhöhe geht davon aus, dass in einer Sekunde 800 Kubikmeter
Wasser Lenne abwärts fließen, das ist der gesamte Inhalt der Oestertalsperre innerhalb von 70
Minuten. Ein derartiges Hochwasser ist äußerst unwahrscheinlich. Deswegen sind wir
zuversichtlich, das wir von der möglichen Flutung keinen Gebrauch machen müssen. Doch selbst
wenn geflutet werden müsste, wäre der Schaden viel geringer als die Kosten der Schadensverhütung.
Die in dem Zeitungskommentar befürchteten versicherungsrechtlichen Probleme
gibt es damit nicht, denn wer einen kleinen Schaden herbeiführt um einen großen zu verhindern, handelt
ganz im Sinne der Versicherung"
Walter Stahlschmidt
Bürgermeister
Artikel aus dem Süderländer Tageblatt vom 21.03.2001
Politiker ließen Bürger 70 Minuten vor der verschlossenen Tür warten
PLETTENBERG. (gt) Es konnte einen der Eindruck beschleichen, dass
interessierte Bürger vergrault werden sollten: Sage und schreibe 70 Minuten ließen gestern
die Kommunalpolitiker eine Handvoll Besucher der öffentlichen Werksausschuss-Sitzung vor
verschlossenen Sitzungstüren im Rathaus warten. Denn die Stadtverwaltung hatte vor die
öffentliche Versammlung des Werksausschuss den nichtöffentlich tagenden Hauptausschuss gesetzt.
Und dessen Ende ließ gestern lange auf sich warten.
Fest stand nur, dass der Werksausschuss direkt nach dem geheimen
Hauptausschuss beginnen sollte - eine konkrete Anfangszeit hatte die Verwaltung in der
Einladung nicht angegeben. Diese war gestern auch auf Nachfrage im Rathaus nicht zu erhalten.
"Der Hauptausschuss dauert höchstens zehn bis 15 Minuten" hatte Bürgermeister Walter
Stahlschmidt noch gestern Nachmittag als Parole ausgegeben. Doch daraus wurden für die
interessierten Bürger bis zu 70 Minuten Wartezeit. Die eigentliche Sitzung des Werksausschusses
war dann in einer knappen halben Stunde erledigt.
Dass die Bürger in dieser eigentlich öffentlichen Sitzung aber offenbar
unerwünscht waren, zeigte auch die Reaktion des Ausschussvorsitzenden Friedrich-Wilhelm
Schmidt (CDU) auf die Anmerkung von FDP-Fraktionschef Joachim Schade (FDP). Schade hatte darauf
hingewiesen, dass allen Ausschüssen mittlerweile eine Einwohnerfragestunde vorangestellt wird -
nur dem Werksausschuss nicht. Das müsse der Ausschuss erst beschließen, befand Schmidt und
ließ abstimmen - alle waren dafür, der Sitzung künftig eine Fragestunde voranzustellen. Der
Ausschussvorsitzende bemühte sich aber hervorzuheben, dass dieser Beschluss in dieser
Sitzung jedoch nicht mehr zum Tragen komme. Fragen unerwünscht.
Artikel aus der Westfälischen Rundschau vom 21.03.2001
Bei Flut wird geflutet: Klar die preiswerteste Gründungs-Alternative
Plettenberg. (mau) Bei Stimmenthaltung der FDP sprachen sich die
Mitglieder des Werksausschusses des städtischen Bäderbetriebs gestern in ihrer Sitzung im
Rathaus einmütig für die "Flutungs-Alternative" zur Gründung des Freizeitbades Aqua-Magis im
Böddinghauser Feld aus.
Bis vor knapp einer Woche war die Frage offen, ob die Versicherungen für
kalkulierte Schäden aufkommen, wenn ein Aufschwimmen des Badkörpers bei Hochwasser durch
kontrolliertes Fluten des Kellers mit Leitungswasser verhindert wird. Sie kommen dafür auf, im
Fall eines nach dem Bau der Bigge kaum mehr wahrscheinlichen Super-Gaus bis zu einer Summe von
1,5 Mio. Mark (die WR berichtete).
Als Bäderbetriebs-Werkleiter Klaus Müller diese Frage geklärt hatte, leitete
er sofort einen Dringlichkeitsentschluss ein. Denn die Variante, Hochwasser mit Wasser zu
bekämpfen, erscheint allen Entscheidungsträgern als die mit Abstand preiswerteste. Alternativen
würden schon beim Bau des Bades Mehrkosten in Höhe von 850 000 Mark verschlingen. "Für eine
solche Summe können wir das Bad auf mindestens 60 Jahre gegen Hochwasser versichern", waren
sich die Vertreter von CDU, SPD und UWG einig.
Bürgermeister Walter Stahlschmidt trat gestern vehement dem Eindruck entgegen,
dass die seit Jahresbeginn gültige Unternehmenssteuerreform das geplante Steuermodell ins
Wanken bringen könnte, nach dem Gewinne der Stadtwerke GmbH mit den Verlusten des Bäderbetriebs
verrechnet werden sollen. "Dazu muss der Bäderbetrieb von einem Betrieb gewerblicher Art in
eine GmbH umgewandelt werden - das wäre unsere achte GmbH, also nichts Neues", so Stahlschmidt.
Außerdem müsse die auf dem Gelände der Firma Alcan zum Zweck der Wärmeübernahme geplante Anlage
als Blockheizkraftwerk konzipiert sein. Damit wäre die von der Finanzaufsichtsbehörde bei einem
Querverbund geforderte Voraussetzung einer wirtschaftlich-technischen Verflechtung geschaffen,
die über ein reines Lieferverhältnis hinausgehe (Bericht folgt).
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