50 Jahre
Freibad
Grünetal

Die nachfolgenden Ausführungen sollen einen geschichtlichen Abriss über die Entwicklung des Freibades Grünetal in der Zeit von 1934 bis 1984 wiedergeben. Dabei werden nur die wichtigsten Ereignisse zusammengefasst und jeweils nach Jahren geordnet.


01. Juli 1934
Eröffnung des Freibades Grünetal durch den damaligen Bürgermeister Dr. Eckler. Neben einem Blasorchester wurde die Eröffnungsfeierlichkeit durch Kunstspringer und Schwimmer des Vereins "Poseidon" Köln untermalt. Per Schallplatte wurden die damals gängigen Schlagertitel vom seinerzeitigen Kassierer des Bades abgespielt. Die Freibadgrenze befand sich zu jener Zeit etwa in Höhe der heutigen Lindenbaumreihe Richtung Stadtmitte. Erster Schwimmmeister war Herr Kniewel.

20. Mai 1935
Eröffnung zur 2. Freibadsaison. Infolge der sehr kalten Außentemperaturen (5 Grad) wagt niemand den ersten Sprung ins Wasser.

16. Mai 1936
Der bisher fehlende Aufsichtsraum für den Bademeister wurde eingeweiht. Der Raum befindet sich noch heute im Freibad und wird als DLRG-Raum genutzt. Von diesem Haus aus hatte der Bademeister einen Überblick über die gesamte Badeanlage.

19. Juli 1939
Erstmals finden im Freibad Grünetal die Schwimmwettkämpfe für alle Plettenberger Schulen sowie der Lehrwerkstatt als gemeinsame Tagesveranstaltung statt. Disziplinen waren seinerzeit Stilschwimmen, Tauchen, Plicht- und Kürsprünge, 50-m-Schwimmen und 30-m-Schwimmen. Gewertet wurde sowohl als Einzelkampf als auch als Dreikampf bzw. Vierkampf.

21. Juni 1947
Der damalige Stadtdirektor Kordes teilte vor der Stadtvertretung mit, dass das Freibad Grünetal nach dem Krieg wieder bade- und betriebsbereitgemacht worden ist. Die verspätete Eröffnung war darauf zurückzuführen, dass kein geeigneter Schwimmmeister vorhanden war. Vorübergehend ist der Stellvertretende Schwimmmeister Bauer eingesetzt worden.

13. Mai 1950
Das Freibad Grünetal eröffnete zur Freibadsaison 1950. Dabei wurden die Badezeiten unabhängig von der Witterungslage festgesetzt auf 8.00 Uhr bis 12.00 Uhr vormittags und 14.00 Uhr bis 22.00 Uhr. In der Mittagspause war somit ein Schwimmen nicht möglich.

10. Juni 1950
In einem Artikel des Süderländer Tageblattes wird darauf hingewiesen, dass täglich zwischen 800 und 1.000 Besucher das Badefreibad im Grünetal besuchen. Hingewiesen wird ferner auf die errichtete Wasserrutschbahn im 1-m-Becken, ein Planschbecken sowie einen Sprungturm. Beklagt wird in dem Artikel, dass infolge der Kriegswirren die Lautsprecheranlage und darüber hinaus eine Reinigungsanlage für das Wasser sowie die einstmals vorhanden gewesene Vorrichtung für Kinderbelustigung, Schaukelbalken, Rundlauf usw. sowie die Tennisnetze u. a. fehlen. Außerdem werden für den Spielbereich Turngeräte, Reck, Barren und Pferd gewünscht. Der Bericht schließt ab mit dem Hinweis auf die vom damaligen Bademeister Bauer angebotenen Schwimmkurse und Rettungsschwimmkurse. Herr Bauer hat seit 1942, seitdem er in Plettenberg tätig ist, rund 250 Rettungsschwimmer ausgebildet. Die Dauerkarte für die Freibadsaison 1950 kostete für Erwachsene 5,00 DM und für Jugendliche 3,50 DM. Bereits damals wurde auf den Vorzug dieser Karte hingewiesen.

09. Mai 1951
Wegen sehr großer Undichtigkeiten ist der Bodenbelag des Beckens abgedichtet worden. Außerdem ist in diesem Jahr die Liegefläche um etwa 80 Ruten erweitert worden.

24. Mai 1952
Das Becken des Freibades ist abgedichtet worden. Das Schwimmbecken ist mit einer Aluminiumbronzelegierung angestrichen worden. Sprungbretter und Rutschen sind wieder in Betrieb genommen worden. Das Bad ist mit einer neuen Lautsprecheranlage ausgestattet, der heutige Vorwärmteich ist entschlammt und als Vorwärmbecken eingerichtet worden.

09. Juli 1952
Bei einem starken Gewitter schlug ein Kugelblitz in die Lindenreihe in der Nähe des Spielbereiches ein. Drei Jugendliche, die unter einer Linde Schutz gesucht hatten, wurden dabei verletzt, einer so schwer, dass er noch im Freibad verstarb.

20. Mai 1953
Eröffnung der Freibadsaison. Der neue Bademeister Benno Hesse hat seinen Dienst aufgenommen. Außerdem wurden die Liegewiesen um einen Spielbereich erweitert.

08. Mai 1954
Bademeister Werner Matschke tritt seinen Dienst als neuer Schwimmmeister an. Ab 19. Mai 1956 war Bademeister Höpfner im Freibad tätig. Es wurde ein neuer Abflussschacht im 4-m-Becken angelegt. Geplante Eröffnung: 01. Juni 1956.

1957
Im Verlauf der Freibadsaison nimmt der Schwimmmeister Gerhard Hirche seinen Dienst auf.

20. Mai 1958
Ein Bericht des Süderländer Tageblattes hat darauf hingewiesen, dass das Schwimmerbecken mit einem Chlorkautschukanstrich versehen worden ist.

1959
Im Jahr 1959 wurde die Wasserleitung der Durchschreiteduschen erneuert. In diesem Jahr wurde die Errichtung einer Umwälzanlage nebst dazugehörigem Umwälzhaus, Kostenaufwand etwa 150.000 DM, diskutiert.

12. Mai 1960
Die neu errichtete Umwälzanlage und das dazugehörige Umwälzhaus gehen ihrer Fertigstellung entgegen. Die Eröffnung der neuen Freibadsaison steht unmittelbar bevor. Erstmals wird in Plettenberg somit das Freibadwasser umgewälzt. Kostenpunkt der Umwälzanlage: ca. 90.000 DM.

1961
Das Freibad erfordert Bewirtschaftungskosten von 11.000 DM, die damit doppelt so hoch lagen wie 1960. Außerdem mussten die Eintrittpreise erhöht werden. Die Einzelkarte für Erwachsene kosteten 0,50 DM, für Jugendliche 0,25 DM. Die Zehnerkarte für Erwachsene 4,00 DM, für Jugendliche 2,00 DM, und die Saisonkarte für Erwachsene 10,00 DM und für Jugendliche 4,00 DM. Besucher, die nicht baden wollten, mussten 0,20 DM Eintritt bezahlen.

1964
Das Freibad Grünetal wurde mit einer weiteren Startbahn versehen, so dass 8 Startbahnen vorhanden sind. Außerdem ist in der Umwälzanlage ein neuer Filter eingebaut worden. Ein neuer Eingang wurde geschaffen und ebenso die Zufahrt vom Landemerter Weg her verbreitert.

16. Mai 1967
Saisoneröffnung der Freibadsaison 1967. Schwimmeister Norbert Geistert hat sein Amt angetreten.


25. April 1968
Die Freibadsaison 1968 stand kurz vor der Eröffnung. Neben einer Erhöhung der Eintrittspreise in allen Bereichen wurde geplant, nach Beendigung der Saison mit einem Kostenaufwand von ca. 105.000 DM insbesondere eine Abdichtung des Schwimmerbeckens mit einer Folie vorzunehmen.

27. April 1973
Der neue Umkleidetrakt im Freibad Grünetal ist fast fertig. Die Freibaderöffnung soll am 1. Mai erfolgen. Im Vorwärmbecken ist eine sogenannte "Froschinvasion" zu verzeichnen. Die Frösche tummeln sich zu Hunderten in dem Teich und überschwemmen sogar die Keller der umliegenden Häuser.

19. Mai 1973
Das Freibad Grünetal eröffnete. Das neu gestaltete Umkleidehaus nebst angebauter Milchbar wurde eröffnet. Besonderes Prunkstück war der eingerichtete Schwimmkanal, der bis heute einzigartig im Märkischen Kreis ist. Ferner wurde das Freibad mit einer Heizanlage für das Beckenwasser versehen, so dass die Stadt Plettenberg über ein Warmwasserfreibad verfügte.

09. Mai 1974
Die Sitzbänke um das Hauptbecken wurden installiert. Ein 1-m-Sprungbrett wurde entfernt und ein neues Glasfiberbrett für die verbliebene Sprunganlage angeschafft. Außerdem wurden weitere Einstiegsmöglichkeiten in die Badebecken geschaffen. Außerdem wurde eine Flutlichtanlage für das Spätschwimmen bei früher einbrechender Dunkelheit engeschafft.

1976
Infolge des außerordentlich guten Sommerwetters konnte ein bisher nicht übertroffener Besucherrekord von 103.000 Badegästen verzeichnet werden. An verschiedenen Tagen befanden sich über 3.000 Gäste in dem Bad ein. Das Wasser erwärmte sich zeitweise auf 27 Grad.



Zum Abschluss dieses kleinen Rückblickes auf die Entwicklung unseres Freibades im Grünetal muss noch erwähnt werden, dass die Beckenanordnung seit 1934 unverändert blieb. Lediglich kleinere Änderungen wie der Schwimmkanal oder die Verlegung der Startblöcke und Eingangstreppe im Schwimmerbecken wurde vorgenommen.

Dem Süderländer Tageblatt sei an dieser Stelle herzlich für die Mithilfe beim Erstellen dieser Broschüre gedankt. Sämtliche Angaben sind dem Archiv des Süderländer Tageblattes entnommen.


Zwei Architekten rangen um den Bau des Freibades

Die Architekten Langenbach und Heidrichs wetteiferten darum, das Freibad im Grünetal bauen zu dürfen. Nachfolgend zunächst der "Erläuterungsbericht" des Architekten Langenbach vom 21. Januar 1933 (12 DIN A 4-Seiten, maschinengeschrieben):

Erläuterungsbericht über die Errichtung eines Schwimm-
und Strandbades der Stadt Plettenberg

Das gesamte Terrain der Badeanstalt hat eine nutzbare Länge von 100 m und eine Breite von 80 m. Das Grundstück Gemarkung Plettenberg Flur 3 Parzellen-Nr. 261, groß 76,10 ar, Eigentümer Robert Battenfeld, wird ganz und außerdem noch ein Teil von der städtischen Wiese Flur 3 Nr. 573/239 benötigt. Die Zuwegung von dem Landermerterweg zur Anstalt ist sehr günstig, eine zufahrt ist vorhanden.

Das ganze Projekt ist den hiesigen Verhältnissen angepasst und ist folgendes vorgesehen:

1.) Zufahrt. Diese wird durch Regulierung und Befestigung (15 cm hohe Packlage mit Kleinschlag und Sandabdeckung) instandgesetzt bzw. für Fahrzeuge hergerichtet.

2.) Wendeplatz, Parkplatz u. Fahrräderstand. Diese Flächen werden ebenfalls mit einer 15 cm hohen Packlage mit Kleinschlag und Sandabdeckung befestigt.

3.) Badehaus. Dieses hat eine Grundfläche von 130 qm, ist 20 m lang und 7,60 m tief. Folgende Räume sind vorgesehen:
1 Massenumkleideraum von 3,20 x 5,00 m für Damen<,
2. Massenumkleideraum von 3,20 x 5,00 m für Herren,
10 Stck. Wechselzellen von 1,00 x 1,20 m.
1 Kassenraum (Wäsche- und Erfrischungsausgabe) von 4,00 x 4,40 m,
1 Garderobenraum von 12,00 x 4,00 m.
10 Garderobenständer gelangen zur Aufstellung. Hier kann die Garderobe für 200 Besucher untergebracht werden.
Das ganze Gebäude soll aus Holz hergestellt werden. Um jedoch dem ganzen ein gutes Aussehen zu geben, müssen die Außenwände in Stülpschalung ausgeführt werden. Weitere Einzelheiten sind aus der Zeichnung Bl. 5 zu ersehen.

4.) Abortgebäude. Dieses hat eine Größe von 4,50 x 1,20 m und enthält 2 Wasserspülklosetts für Damen, 1 Wasserspülklosett für Herren, außerdem ein Pissoir. Das Gebäude soll in Holz hergestellt werden. Die Grube wird als Klärgrube ausgebildet.

5.) Becken. Ausführung nach der Bauzeichnung Blatt 4. Vorgesehen sind:
1 Schwimmbecken von 33,00 m Länge und 15 m Breite. Die tiefste Stelle unter dem Sprungturm misst eine Tiefe von 3,60 m, die niedrigste von 1,40 m. An den beiden Längsseiten werden je 2 Stück feuerverzinkte Einsteigeleitern angebracht. Dieses Becken hat eine Fläche von 487 qm und fasst 1.254 cbm Wasser.
1 Nichtschwimmerbecken, 17,50 x 15,00 m groß. Hier ist die tiefste Stelle 1,40 m und die niedrigste 0,70 m. An der Schmalseite sind zwei Stück Treppen vorgesehen. Das Becken hat eine Fläche von 263 qm und fasst 276 cbm Wasser. Bei einem Wettschwimmen können beide Becken verbunden werden, so dass die vorgeschriebene Länge von 50 m vorhanden ist. Außerdem werden auf jeder Stirnseite 5 Startsockel errichtet und auf der Stirnseite des Schwimmerbeckens außerdem noch 2 Stück 1,00 m Sprungbretter und 1 Sprungturm von 3,00 m Höhe.
1 Planschbecken in Größe von 9,00 x 5,00, 0,15 - 0,25 m tief für Kleinkinder - Schnitt G-H, Blatt 4. Die äußeren Umfassungswände werden in ihrer ganzen Länge als Treppen ausgebildet. Um eine gute architektonische Wirkung der Treppen zu erzielen, werden viereckige Pfeiler mit 3 m Abstand, auf denen Blumenkästen aufgestellt werden können, errichtet. Dieses Becken hat eine Fläche von 45 qm und fasst 11 cbm Wasser.
1 Planschbecken in Größe von 12,00 x 9,00 m, 0,40 - 0,70 m tief für größere Kinder - Schnitt J-K, Blatt 4. Die Umfassungsmauer an der Breitseite wird ebenfalls als Treppe ausgebildet und durch 2 Pfeiler aufgeteilt. Sonst wie vor. Beide Planschbecken werden durch eine massive Mauer voneinander getrennt und dienen gleichzeitig wegen ihrer geringen Tiefe als Vorwärmer.
Die Zuflußleitung führt bis kurz vor die Trennwand, teilt sich hier und je 1 Rohrstrang führt in jedes Becken. Dies bedingt eine bessere Verteilung des Frischwassers und ist beim Reinigen von großer Bedeutung, weil eben eine selbstätige Spülung, die Einflüsse liegen an der höchsten Stelle der Beckensohlen, gewährleistet ist.

Durch eine Anzahl von Öffnungen in Größe von etwa 0,60 - 0,15 m, die in der Trennwand des Nichtschwimmer- und der Planschbecken vorgesehen sind, wird ein absolut dauernder Zufluß von vorgewärmten Wasser für das Nichtschwimmer- und Schwimmerbecken erzielt.
Für die restlose Entleerung der beiden Planschbecken wird in der Trennwand an der tiefsten Stelle jedes Beckens ein Tonrohr, das in das Nichtschwimmerbecken führt, eingebaut. Die Sohlen sämtlicher Becken werden als Eisenbetonplatte ausgebildet und gegen Ober- und Unterdruck doppelt armiert. Um jedoch den Unterdruck - Grundwasserdruck - auf ein Minimum herabzumindern, ist beabsichtigt, eine Drainage, die unter den Sohlen herführt, anzulegen. Etwaiges Grundwasser wird hierdurch gesammelt und durch den Abflussgraben mittels Drainrohre dauernd abgeführt (s. Blatt 4, Schnitt durch die Entleerungsleitung).

Um die Kosten möglichst niedrig zu halten, ist in dem Schwimmerbecken an der tiefsten Stelle eine Sprunggrube vorgesehen. Die Grube hat eine Fläche von 9,00 x 8,00 m und ist 3,50 bis 3,60 m tief. Nach den Seiten zu verjüngt sich die Tiefe auf 2,50 m (s. Schnitt N-O und C-D Blatt 4). Durch diese Maßnahme werden gespart: 47 cbm Ausschachtung (in einer Tiefe von 3,50 m) a' 3,- RM = 141,- RM, 47 cbm Fundamentbeton a' 28,00 RM = 1.316,- RM also rd. 1.500 RM.

Damit nicht der Verdacht entsteht, dass diese Maßnahme ein Nachteil ist, sei erwähnt, dass von Seiten der Sportbehörde das Projekt für gut befunden ist. Auch sei an dieser Stelle hervorgehoben, dass alle Längen-, Breiten- und Tiefenmaße den Bestimmungen der Sportbehörde (Schwimmverband) entsprechen.

Unter den Startsockeln werden die sogenannten Startstangen und an den beiden Längsseiten die Handläufe angebracht. An den beiden Längsseiten ist außerdem eine Schmutz- oder Spuckrinne vorgesehen. Der erforderliche Fußstand-Ruhesockel für Schwimmer wird an allen Seiten (außer der Stirnseite des Nichtschwimmerbeckens) in einer Tiefe von 1,20 m unter Wasserspiegel angebracht.

In vorliegendem Falle wird das zufließende Wasser nicht, wie an vielen anderen Stellen, durch die Spuckrinne, sondern durch einen besonders konstruierten Überlauf, der nur das kalte Wasser aus der Sohle aufnimmt, abgeführt. Im andern Falle, was wohl einfacher ist, wird das warme Wasser von der Oberfläche abgeführt. Dies ist von großer Bedeutung. Die Kosten in Höhe von 300,- RM können daher nicht eingespart werden. (s. Schnittzeichnung E-F, Blatt 4)

6.) Fußreinigungsbecken. Dieses Becken bekommt eine Größe von 2,00 x 2,00 m und hat einen dauernden Wasserstand von 0,20 m. Über dem Becken ist eine einfache Brause vorgesehen. Das Becken kommt vor das Badehaus zu liegen (s. Blatt 5, Seitenansicht).

7.) Um die Becken herum führt ein 80 cm breiter Plattenbelag zum Fußreinigungsbecken und von hier zu den Zellen. Der Vorplatz vor den Zellen soll ebenfalls mit Platten belegt werden. Durch diese Maßnahme wird erreicht, dass jeder, der aus dem Wasser steigt, mit sauberen Füßen unter Benutzung des Fußreinigungsbeckens die Ankleideräume erreichen kann.

8.) Liegewiesen. Durch die Ausschachtungsarbeiten werden ca. 3.000 cbm Massen gewonnen (s. Profil 7, Blatt 3). Diese Massen werden um die Becken herum einplaniert. Erreicht wird hierdurch eine horizontale Fläche von rd. 75,00 x 75,00 m. An der Längsseite des Schwimmerbeckens nach Nord-Westen verbleibt eine Tiefe von rd. 25,00 m. Innerhalb dieser Fläche (75 x 75 m) sind untergebracht:
Spiel- und Turnwiese von 50 x 8 und 20 x 20 m, Liegewiese für Leute, die dem Schwimmer n zusehen pp. von 27 x 17 m, Spielwiese für größere Kinder von 23 x 17 und 27 x 8 Meter, eine Fläche für den Rundlauf 8 m Durchmesser für Kinder, Spielwiese für Kleinkinder von 20 x 10 m. Außerdem sämtliche Wegeflächen und die Fläche für eine evtl. Vergrößerung der Becken. Diese Fläche soll jedoch vorerst als Sanddüne (33,00 x 9,00 m groß) benutzt werden.

Der übrige Teil lässt sich z. Zt. nicht in die gleiche Höhenlage bringen. Um dies zu erreichen, müssten schon von anderer Stelle immerhin noch 2.500 cbm Erdmassen zum Auffüllen angefahren werden, was einen Kostenpunkt von rd. 2.500 x 3,00 = 7.500 RM verursachen würde. Diese Kosten sind zur Zeit nicht aufzubringen. Dieser Teil, der rd. 1,00 m tiefer liegt, ist für die Ruhe-Wiese in Größe von 80,00 x 25,00 m, also für Leute, die mehr Gewicht auf Sonnenbäder und Ruhe legen, vorgesehen. Eine flache Böschung, in der 4 Stück einfache Treppen von Holzstämmen eingebaut werden, trennt die vorgenannte Ruhewiese von den übrigen Spielplätzen. Ob überhaupt jemals eine Höherlegung der Ruhewiese in Frage kommt, ist sehr fraglich. Sollte die Ansicht vorherrschen, diese Fläche doch im Laufe der Zeit aufzufüllen, so muss dann bei dem Wegebau am Fuße des Kropp's entlang, projektierte Straße "e", um hier die Massen zu gewinnen, entsprechende Rücksicht hierauf genommen werden.

Sämtliche Wiesen und Plätze pp. um die Becken herum haben alle eine ausreichende Größe. Die flache Böschung, die die Ruhewiese von den übrigen abgrenzt und in einfacher Form gärtnerisch ausgestaltet werden soll, wird ohne Zweifel das ganze beleben.

9.) Aufstellung von Bänken. Es sind eine Reihe von Bänken vorgesehen. Um auch hier etwas einzusparen, sollen zunächst 3 Bänke gegenüber dem Planschbecken und 3 Bänke auf dem Kleinkinderspielplatz für die Aufsichtspersonen - dies werden meist ältere Leute sein - der Kinder aufgestellt werden. Nur hierdurch lässt sich bei Letzteren das Interesse wach halten. Andrerseits kann nicht verlangt werden, dass die Aufsichtspersonen - baden werden diese sowieso nicht - sich einige Stunden hinstellen. Die übrigen Bänke können dann von Zeit zu Zeit aufgestellt werden.

10.) Wasserleitung. Vorgesehen ist eine gußeiserne Wasserleitung von 50 mm Durchmesser. Von dieser zweigt dann eine verzinkte Eisenrohrleitung von 1 " (Zoll) ab. Letztere Leitung hat die Aufgabe, die Brause, Trinkwasserstelle und die Spülklosetts zu versorgen. Die 50 mm Leitung kann zum Füllen der Becken mit verwandt werden (hierüber wird später noch berichtete), hat aber hauptsächlich den Zweck, mit Hilfe der beiden Hydranten bei Wintertag die unter lfd. Nr. 8 genannten Flächen (außer den Wegen) unter Wasser zusetzen, damit Eislaufbahnen hergerichtet werden können. Es würden auf diese Weise 3.600 qm Wiesenflächen, dazu kommen noch die Flächen der Becken mit rd. 1.700 qm, also 5.300 qm Eisflächen geschaffen werden. Bezügl. der Verwendung der Becken für Eisbahnen sei betont, dass die Dosierung-Verjüngung der Mauerstärke nach oben nach der Innenseite vorgesehen ist. Damit ist dem Eis jegliche Zerstörungsquelle genommen, es hat Platz, sich nach oben zu schieben.

Auf diese Weise würde die Anstalt auch in den Wintermonaten nutzbar gemacht werden können, wodurch sich die Einnahmen sicherlich um ein Beträchtliches erhöhen werden, zumal es hier in der Stadt an geeigneten Eisbahnen fehlt.
Die Kosten für die 50 mm Leitung belaufen sich bei (Pos. 27) Ausführung durch den F.A.D. auf rund 590,00 RM ("20 u. 21), Ausführung durch einen Unternehmer auf 790,00 RM. Soll jedoch das Becken von der 50 mm Leitung mitgespeist werden, dann muss dieselbe sowieso eingebaut werden. Die Kosten können dann nicht auf die Errichtung von Eisbahnengebucht werden.

11.) Einfriedung. Die ganze Anstalt soll mit einem über Kreuz genagelten Stakettenzaun mit Anpflanzung einer Weißdornhecke umgeben werden. Der einzige Zugang führt bei dem Kassenraum durch ein Tor. (Zeichnung Blatt 5)

12.) Beflößung der unterhalb liegenden Wiesen von Adolf Menschel. (Die übrigen Wiesen behalten alle ihre alte Beflößung). Die Beflößung der Wiesen Menschel wird durch die Anlage unterbunden. Am Fuße der jetzigen Böschung der Auffahrt zum Grundstück von Battenfeld liegt eine 40 m lange, vor Jahren von der Stadt beim Ausbau des Landemerter Weges verlegte 40 cm Zementrohrleitung. Durch die vorzunehmende Regulierung, Abtragen der Böschung, wird diese Zementrohrleitung freigelegt. Dieselbe wird am Fuß der neuen Böschung im Gefälle nach der Menschel'schen Wiese wieder verlegt. Am Ende dieser neu verlegten Rohrleitung beginnt ein Graben, der unter dem Grundstück von Linde herführt und auf der Menschel'schen Wiese endet. Die Flößgräben, soweit sich diese auf der Meinhardt'schen Wiese befinden, werden zusammengefasst und mit der Zementrohrleitung verbunden. Eine ausreichende bzw. bessere Beflößung ist gesichert.

13.) Zuleitung. Das zum Füllen der Becken benötigte bzw. das dauernde Frischwasser soll aus der Grüne genommen werden. Bei den Vorbesprechungen herrschte einmütige Ansicht darüber, dass die Entnahme oberhalb der Einmündung der Klärgrube der Siedlung stattfinden solle. Das Wasser der Grüne oberhalb der Kläranlage ist durch die Untersuchung des Herrn Dr. Sprinkmeyer, Lüdenscheid, für Badezwecke als geeignet befunden worden. Um auch hier die Kosten so gering wie möglich zu gestalten, sieht das Projekt folgendes vor:

Infolge der günstigen Gefällverhältnisse der Grüne kann die Entnahme des Wassers weit unterhalb der Kläranlage erfolgen. Das Gefälle zwischen Einmündung der Kläranlage bis zur Badeanstalt beträgt rd. 6,00 Meter. Vorgesehen ist nun, die Abwässer der Kläranlage durch eine abgedichtete Tonrohrleitung von 200 mm Durchmesser (s. Lageplan Blatt 1) durch die Wiese der Witwe Geck bis in das alte Grünebachbett zu verlegen. Sollte diese Maßnahme durchgeführt werden können, dann genügt es, wenn die Wasserentnahme bei der Grenze der Grundstücke Janicki/Schmidt wie im Lageplan dargestellt, erfolgt.

Die Zuleitung, in der beim Einlauf ein kleiner Filterschacht eingeschaltet ist, hat bis zum Becken eine Länge von 140 m. Die Abflußleitung der Kläranlage hat eine Länge von 71,40 m, zusammen also 211,40 Meter. Im andern Falle, bei Entnahme des Wassers oberhalb der Kläranlage, würde die Zuleitung 320 m lang werden. Es sind mithin rd. 110 lfdm. Rohre eingespart, was einen Betrag von:
Bei Ausführung durch den F.A.D. 110 x 2,85 = 313,50 RM
Bei Ausführung durch einen Unternehmer 110 x 4,00 = 440,00 RM ausmacht.

Die projektierte Zuflussleitung (200 mm Durchmesser aus Tonrohren mit gedichteten Muffen) ermöglicht es, die Becken mit 1.595 cbm Inhalt innerhalb 15 - 20 Stunden zu füllen, ohne Berücksichtigung des Wassers der Linde'schen Quelle. Im günstigsten Falle könnten hier zum Füllen etwa 40 - 50 cbm/24 Stunden gewonnen werden. Diese Menge ist zum Füllen nicht ausschlaggebend, weil diese innerhalb 1 - 2 Stunden aus der Grüne geliefert wird.

14.) Soll das überfließende Wasser der Quelle Linde benutzt werden oder nicht? Bei der am 4. November 1932 seitens des Magistrats und der Bau- und Wegekommission stattgefundenen Besichtigung herrschte die Ansicht vor, das von dem Linde'schen Wasserbehälter überfließende Wasser dort, wo dies zutage tritt, also am Landemerter Weg, abzufangen und mittels einer Rohrleitung der Anstalt zuzuführen.

Die unter lfd. Nummer 10 näher erläuterte Wasserleitung ist unter vorstehenden Gesichtspunkten projektiert und die Kosten hierfür sind ermittelt worden auf:
590,- RM bei Ausführung durch den FAD und
790,- RM bei Ausführung durch einen Unternehmer.
Bei der genauen Prüfung und nach Rücksprache mit dem Besitzer der Quelle, Herrn Linde, ergab sich folgendes Bild>:

Das am Landemerter Weg zu Tage tretende Wasser kommt aus dem etwa 1,00/1,00/1,00 m großen Sammelbehälter von Linde. Ein Graben, der mit Steinen ausgepackt ist, und ca. 30 cm unter der Grasnarbe liegt, dient als Überlauf. Zwar ist das Wasser bei der von Herrn Dr. Sprinkmeyer vorgenommenen Untersuchung als gut befunden worden, nur wusste man bei der Untersuchung nicht, dass das überfließende Wasser durch einen Graben befördert wird. Unter diesen Gesichtspunkten ist die Benutzung des fraglichen Wassers für Trinkzwecke verboten. Man denke nur daran, dass Linde, wie er erklärte, jedes Jahr seine Wiese unterhalb des Sammelbehälters mit Jauche düngt, außerdem auch einige Male das überfließende Wasser direkt unterhalb seines Sammelbehälters zum Beflößen abkehrt. Während dieser Zeit kommt aus dem Rohr am Landemerter Weg kein Wasser, und die bestkonstruierte Fangeinrichtung kann uns nichts nützen.

Linde ist jedoch nicht abgeneigt, der Stadt eine Wasserentnahme auf seinem Grundstück (wo seine Quelle liegt) zu gestatten, lehnte aber den Vorschlag, ein Rohr durch den jetzigen Überlaufgraben bis in seinen Behälter über seinen Einlauf zu verlegen, ab. Dies wäre sonst für die Stadt, um einwandfreies Trinkwasser zu bekommen, ab billigsten.

Linde machte folgenden Vorschlag:
Die Stadt legt auf der Linde'schen Wiese mehrere Filtergräben an, baut einen besonderen Behälter, der unterhalb von dem Linde'schen Behälter zu liegen kommt, und muss dafür sorgen, dass seine (L.) Quellfassung nicht darunter leidet.

Gewiß ließe sich auf diese Weise das erforderliche Wasser für die Anstalt erzielen, aber außer Linde haben noch Selle und Bieker ein Anrecht auf die vorhandenen Quellen. Sicherlich werden alle drei im gegebenen Augenblick noch mit besonderen Anträgen auf Entschädigung kommen. Aber abgesehen hiervon kommen Kosten für eine derartige Anlage in Frage, die sich für die Zuleitung, Bassin pp. schnell auf 600 - 800 RM belaufen, ohne die Kosten für evtl. Entschädigungen.

Linde scheint an diesem Projekt ein besonderes Interesse zu haben, denn er ließ durchblicken, dass seine Zuleitung inkrustiert sei und bald erneuert werden müsste. Soll nun doch das Wasser auf dem Grundstück von Linde gewonnen werden, dann ist mit der 50 mm Leitung, wie sie im Projekt vorgesehen ist, nichts anzufangen, vielmehr müssten dann vorgenannte Arbeiten, die rd. 600 - 800 RM Kosten verursachen, noch zu dem errechneten Betrag hinzugerechnet werden. Hiernach würden sich die Gesamtkosten stellen
Bei Ausführung durch den F.A.D. auf rd. 890,- RM u.
bei Ausführung durch einen Unternehmer auf rd. 1.590,- RM.

Stellt man diese Kosten der Gewinnung gegenüber, so muß jeder einsehen, dass sie in gar keinem Verhältnis miteinander stehen. Dazu kommt, was sehr wichtig ist, daß das Wasser, welches mittels einer Rohrleitung in die Planschbecken (Vorwärmer) geführt werden muß, hart und sehr kalt sein wird, was sich ungünstig auf das vorgewärmte Wasser auswirken wird.

Eine einfachere Art der Wasserversorgung ist folgende. Hierbei kann wesentlich gespart werden. Angenommen, die Anstalt soll für den Winterbetrieb, wie unter lfd. Nr. 10 beschrieben, hergerichtet werden, dann muss eine 50 mm Leitung mit Hydranten vorhanden sein. Diese Leitung könnte an die städtische Wasserleitung, direkt an das Hauptrohr des Landemerterweges angeschlossen werden. Auf diese Weise wird die Leitung kürzer. Hiernach ermäßigen sich die Kosten
bei Ausführung durch den F.A.D. von 590 RM auf 450,- RM u.
bei Ausführung durch einen Unternehmer von 790 RM auf 550,- RM.

Damit nun in der wasserarmen Zeit kein Wasser vergeudet werden kann, wird diese Leitung, die ja nur zum Herrichten der Eisbahnen, also im Winter, wo genügend Wasservorhanden ist, dient, außer Betrieb gesetzt.
Die für Trinkwasser pp. vorgesehene 1 " (Zoll) starke Leitung kann ebenfalls an die städtische Leitung angeschlossen werden. Im Kostenverhältnis ändert sich nichts. Diese Leitung hat während des Badebetriebes, also in den Sommermonaten, die Trinkwasserstelle, 1 Zapfhahn, 3 Spülklosetts und 1 Brause zu versorgen. Schätzungsweise würden der Hachmecker Leitung täglich zwischen 5 - 8 cbm Wasser hierdurch entnommen, was wohl kaum, nachdem die Verbesserungen in der Wassergewinnungsanlage Hachmecke durchgeführt sind, ins Gewicht fallen kann. Hierüber muß eine Entscheidung, ob das eine oder das andere ausgeführt werden soll, getroffen werden.

15.) Abflußleitungen. Die Entleerungsleitung der Becken besteht aus 200 mm Tonrohren und ist 170,90 m lang. Dieselbe erthält ein Gefälle von 1 : 85,46 m, gleich einem Höhenunterschied zwischen Ein- und Auslauf von rd. 2,00 m. Die Abflußleitung führt mithin die durch die Zuflußleitung zugeführten Mengen schneller ab, was als günstig zu bezeichnen ist. Die Einmündung dieser Leitung erfolgt direkt unterhalb des Wehres der Wiese von Gustav Müller. Eine Beeinträchtigung der Wasserzufuhr für die Wasserkraftanlage der Papierfabrik Gregory kann demnach nicht eintreten.
Vorgenannte Leitung nimmt außerdem sämtliche übrigen Abflußleitungen auf.

16. Ausführung der Arbeiten. Kostenanschlag "A" sieht die Ausführung durch den Freiwilligen Arbeitsdienst vor, Kostenanschlag "B" durch Unternehmer.
Zu Kostenanschlag A. Außer den Zimmerarbeiten (Badehaus u. Abort), Dachdecker- und Klempnerarbeiten, Installationsarbeiten sollen sämtliche anderen Arbeiten durch den F.A.D. unter Führung eines Schachtmeisters und unter Verwendung von zwei Spezial-Arbeitern für die Betonarbeiten ausgeführt werden. Die Hauptarbeit entfällt mit rd. 5.800 Tagewerken auf Erdarbeiten pp., wogegen rd. 2.200 Tagewerke auf Betonarbeiten entfallen.

Die Pos. 3 und 4 des Kostenanschlags "A" behandeln die Einrichtung der Becken. In vorliegendem Falle ist vorgesehen, sämtliche Fundamente und sämtliches aufgehendes Mauerwerk der Umfassungwände in Stampfbeton (s. Detail Schnitt A-B, Bl. 4) herzustellen. An Massen werden rund 320 cbm benötigt. Der Beton besteht aus 1/3 Monierkies und 2/3 selbstgefertigtem Steinschlag, 3 cm Kantenlänge, aus dem städt. Steinbruch an der Königstraße, unter Zusatz des nötigen, hochwertigen Zements. Diese Zusammensetzung gibt bei richtiger Mischung und gutem Stampfen unbedingt einwandfrei festen Beton.
Bei Verwendung des Kleinschlags werden (200 cbm Rheinkies a' 9,- RM franko Baustelle) = rd. 1.800 RM eingespart.

Sämtliche Flächen vorgenannter Mauern, mögen diese ausgeführt sein in Stampf- oder Eisenbeton, erhalten einen wasserdichten Zementverputz. Die Sohle sämtlicher Becken werden als Eisenbetonplatte mit doppelter Armierung aus Monierkies und Portlandzement ausgeführt. Für diese Arbeiten - herstellen der Mauern und Sohlen - werden unbedingt zwei Betonarbeiter (Einschaler) benötigt, wogegen das Mischen, Einbringen und Stampfen durch die F.A.D.-Leute ausgeführt werden können. Selbstverständlich müssen diese Arbeiten besonders gut beaufsichtigt werden. Dies ist aber auch bei Ausführung durch einen Unternehmer erforderlich. Alles Übrige geht aus dem Kostenanschlag hervor.



Quelle: Ein Schreiben des Bauobersekretär Langenbach, Plettenberg, den 17. März 1933 - An den kommissarischen Bürgermeister Hermens

Sehr geehrter Herr Bürgermeister!
Laut Magistratsbeschluss vom 13. d. Mts. soll dem Architekten Heidrichs das von mir ausgearbeitete Projekt des städtischen Schwimm- und Strandbades zur Begutachtung vorgelegt werden. Eine Anfrage an Herrn Heidrichs bezgl. des Honorars ist auch bereits abgegangen. Der Bund Deutscher Architekten, welcher Abschrift dieses Schreibens erhalten hat, teilt daraufhin unterm 16.d.Mts. mit, dass Herr Heidrichs in Kürze zu einer persönlichen Rücksprache nach hier kommen wird.

In dieser Angelegenheit werde ich in den nächsten Tagen eine groß ausgearbeitete Gegenüberstellung der nackten Tatsachen der beiden Projekte (Heidrichs und meines) nebst einem Begleitbericht dem Magistrat einreichen. Ich möchte Sie, Herr Bürgermeister, nun höflich wie dringend bitten, dem Architekten Heidrichs das von mir ausgearbeitete Projekt, welches gewisse Idden von mir enthält, die ich nicht so ohne weiteres dem Herrn Heidrichs ausliefern möchte, nicht eher vorzulegen, bis die von mir noch auszuarbeitenden Unterlagen dem Magistrat vorgelegen haben. Ich betone heute schon, dass ich gegen eine Begutachtung meines Projektes durch einen einwandfreien, unparteiischen Sachverständigen nichts einzuwenden habe.
Ergebenst - Unterschrift (Lgb.) Bauobersekretär.

Mit Schreiben vom 20. März 1933 an "die Herren Magistratsmitglieder" zu Plettenberg heißt es: In den Anlagen überreiche ich ergebenst Abschrift eines unterm heutigen Tage an den Magistrat gerichteten Schreibens nebst einer Gegenüberstellung bezgl. Errichtung eines Schwimm- und Strandbades in Plettenberg mit der Bitte um gefl. Kenntnisnahme. Ergebenst Unterschrift (Lgb.) Bauobersekretär.

Plettenberg, den 20. März 1933
An den Magistrat hier.
Betr.: Errichtung eines Schwimm -und Strandbades.
Auf dem Dienstwege ist mir der am 13. März d. Js. gefasste Magistratsbeschluss, wonach Herr Architekt Heidrichs das von mir ausgearbeitete Projekt evtl. begutachten soll, zur Kenntnis gelangt. Dieser Beschluss hat mich schmerzlich getroffen. Vorweg erkläre ich, dass es mir absolut fern liegt, diesen Beschluss zu kritisieren. Ich kann mich jedoch nicht mit diesem Beschluss befreunden und kann mich auch des Eindrucks nicht erwehren, dass den Herren Magistratsmitgliedern das Heidrich'sche Projekt und das meinige nicht bis in die Einzelheiten genügend bekannt war.

M. E. kann Herr Architekt Heidrich, da er in diesem Falle mein Konkurrent ist, doch nicht sein Gutachten so abgeben, als wenn dieses Gutachten durch einen unparteiischen Sachverständigen erstattet wird. An und für sich begrüße ich es, dass der Magistrat bei einer derartig wichtigen Sache Vorsicht walten lässt. Ich würde mich freuen, wenn auch mein Projekt von einwandfreier Seite begutachtet würde. Allerdings muss ich hierbei schon heute erwähnen, dass dieser Gutachter sich vor Augen führen muss, dass es sich bei uns um eine Badeanstalt für eine Stadt von etwa 7.500 Einwohnern handelt. Ich will hierbei zum Ausdruck bringen, dass die zu errichtende Badeanstalt sich den örtlichen Verhältnissen anpassen und trotzdem alles aufweisen muss, was man billigerweise von einer Badeanstalt verlangen kann. Dies ist bei der Zugrundelegung meiner Ideen vollauf berücksichtigt worden.

Wenn ich zu dem Heidrich'schen Projekt sprechen soll, dann möchte ich sagen, ohne diesem irgendwie Abbruch tun zu wollen, dass das Projekt für unsere Verhältnisse viel zu großzügig angelegt worden ist, bzw. sich für eine Stadt von eta 15.000 Einwohner eignet. Weitere Einzelheiten gerade über diesen Punkt ergeben sich aus der beiliegenden Aufstellung. Bei dieser Gelegenheit glaube ich, mich den Ausführungen des Herrn Stadtturnrates Frankenberg in Dortmund, der auf eine diesseitige Anfrage vor Jahren folgendes geantwortet hat, anschließen zu können:

"Durch Ihr Schreiben vom 21.10.1929 erfahre ich, dass Sie die Anlage eines Freibades in Plettenberg beabsichtigen. Sie wollen die Bearbeitung eines Vorprojektes einem Spezialfachmann in die Hand geben. M. E. wird es genügen, wenn ein Bauunternehmer in Ihrer Gegend sich eingehend über die Pläne orientiert. Vor allen Dingen erscheint es mir notwendig, dass man auf Grund der gegebenen Verhältnisse in Plettenberg sich über den allgemeinen Plan der Badeanstalt klar wird (Größe der Becken, Zuleitung des Wassers, Ausführung der Hochbauten, Verbindung mit Licht- und Sonnenbad etc.). Falls ich Ihnen einen Spezialfachmann nenne, fürchte ich, dass Ihnen zu große Unkosten erwachsen.
Ich bin gern bereit, zu Ihnen zu kommen, um an Hand der gegebenen Verhältnisse das Projekt der Errichtung einer Badeanstalt zu erläutern, falls Sie meinen Rat in dieser Angelegenheit wünschen. In diesem Falle müssten die Mitglieder der zuständigen Kommission, vielleicht auch der Bausachverständige zugegen sein, damit in grossen Zügen das Projekt, wie Sie es in Plettenberg wünschen, erörtert werden kann."

Herr Stadtturnrat Frankenberg hat mich in liebenswürdiger und dankenswerter Weise in Bezug auf die Einhaltung der sporttechnischen Einzelheiten sehr unterstützt, so dass mein Projekt in jeder Beziehung den vorgeschriebenen Abmessungen pp. des Deutschen Schwimmverbandes entspricht, und das ist sehr wichtig. Wäre es nicht möglich, einmal um Kosten zu sparen, dann aber auch um ein einwandfreies, unparteiisches Gutachten zu erhalten, sich mit Herrn Frankenberg, der in Westdeutschland als ein Pionier auf dem Gebiete des Sportwesens gilt, sich in Verbindung zu setzen?

Wäre es im übrigen nicht angebracht, einmal mit mir persönlich alle Einzelheiten dieser Materie, soweit noch Unklarheiten bestehen sollten, zu besprechen? Es liegt doch in der Natur der Sache, dass der Sachbearbeiter in der Lage ist, über sämtliche Einzelheiten bis ins Kleinste Aufschluss zu geben.
Dass sich der Kostenanschlag meines Projekts auf 56.000 RM beläuft, dafür kann ich nichts. Ich kann Ihnen aber andrerseits unmöglich mit zahlen kommen, um nur die Sache hin zu bekommen, die später weit überschritten werden. Das kann ich mit meinem Gewissen nicht vereinbaren.

Wenn ich einen Vergleich zwischen den beiden Projekten in der Kostenfrage ziehe, so mag folgendes festgestellt sein: Heidrich benötigt für die reinen Betonarbeiten, Herstellung der Becken, nach seinem Kostenanschlag aus dem Jahre 1930 rd. 34.200 RM. Bringen wir nun heute eine Preisermäßigung von etwa 15 % in Abzug, so ergeben sich noch rd. 29.000 RM. Die Betonarbeiten meines Projektes belaufen sich bei Ausführung durch einen Unternehmer auf 20.000 RM. Ich verweise aber auch in dieser Beziehung auf anliegende Gegenüberstellung.

Ich möchte nicht unerwähnt lassen, dass ich mit voller Hingabe und einer gewissen Leidenschaft meine Ideen, die ich im Laufe mehrerer Jahre durch Besuch vieler derartiger Bäder gesammelt habe, in meinem Projekt vereinigt habe. Ich stehe auch auf dem Standpunkt, dass, wenn hier etwas geschaffen werden soll, etwas Ganzes geschaffen werden muss, damit nicht hinterher Fehler, die man hätte vermeiden können, auch hier in Plettenberg auftreten.

Schenken Sie mir Ihr volles Vertrauen und ich bin überzeugt davon, dass in dieser Hinsicht etwas geschaffen wird, was weit über die Grenzen unserer Stadt hinaus sich sehen lassen kann. Auswärtige, besonders diejenigen, die an Sonntagen Plettenberg besuchen, müssen in ihre Heimat einen guten Eindruck mitnehmen, denn nur so können wir die Besucherzahl der Badeanstalt in die Höhe treiben.

Damit sich die Herren Magistratsmitglieder in diese recht umfangreiche Materie in Ruhe vertiefen können, habe ich es für richtig gehalten, diese Abschrift vorstehenden Schreibens und der anliegenden Gegenüberstellung zu übermitteln.
Unterschrift (Lgb) Bauobersekretär.


Quelle: handschriftliche Gegenüberstellung in deutscher Schrift (zeitgemäße Blaupausen)

Betr. die Errichtung eines Schwimm- und Strandbades in Plettenberg
Gegenüberstellung

Projekt "Heidrichs"
1. Bei diesem Projekt handelt es sich um einen Vorentwurf
2. Zugang: Als Hauptzugang ist ein Treppenweg, etwa 4,00 m breit an der Grenze von Linde vorgesehen. Wo sollen auswärtige Besucher (ich denke an die Sonntagsbesucher, viele von ihnen werden mit Fahrzeugen kommen) ihre Fahrzeuge unterstellen?
3. Badehaus: Gesamtlänge rd. 67,0 m, Grundfläche rd. 1.264 qm. Vorgesehen: Vereinszimmer, Geräte- u. Pumpraum, Pissoir, 2 Brauseräume mit je 3 Stück, also 6 Brausen für Herren u. Damen, 46 Stück Einzelzellen, 2 Massenumkleideräume, Garderobenraum, Bademeister u. Erfrischungsraum sowie 1 Kassenraum. Rd. 500 Garderoben können gleichzeitig untergebracht werden. Die Baukosten hierfür sind im Kostenanschlag nicht mit vorgesehen, ich schätze diese niedrig auf rd. 9.000 RM. Dürfte ein derartiges Gebäude nicht für eine weit größere Stadt wie Plettenberg geeignet sein? Das Äußere, die Ansichten wirken architektonisch sehr gut, und dürften die Entstehungskosten für uns zu hoch sein.
4. Herstellung der Becken:

Projekt "Langenbach"
1. Hier handelt es sich um die Ausführungszeichnungen pp.
2. Zugang: Als Hauptzugang ist ein befahrbarer Weg - Zufahrt - vorgesehen. Anschließend hieran liegt der Parkplatz und der Fahrräderstand. Auswärtige Personen können, soweit sie mit Fahrzeugen kommen, bis zum Badehaus fahren und hier parken. Sie wissen, dass ihre Fahrzeuge hier gut untergebracht sind. Diese Fahrzeuge brauchen also nicht auf der Straße zu stehen. Ich gedenke durch diese Maßnahme viele Fremde aus der näheren Umgebung, besonders an Sonntagen, heranzuziehen.
3. Baudehaus: Gesamtlänge = 20,00 m, Grundfläche 130 qm. Vorgesehen: 2 Massenumkleideräume für Herren und Damen von je 5,00 x 3,20 m, 10 Stück Wechselzellen, 1 Kassen-, Wäsche- u. Erfrischungsraum von 4,40 x 4,00 m, 1 Raum von 4,40 x 4,00 m für den Bademeister sowie zum Unterbringen von Schwimmgeräten pp. sowie 1 Garderobenraum von 12,00 x 4,40 m, hier können gleichzeitig 200 Garderoben untergebracht werden. Die Umfassungswände müssen, um eben dem Ganzen ein gutes Gepräge zu geben, in Stülpenschalung hergestellt u. mit dem richtigen Anstrich versehen werden. Dies Gebäude kann ohne Schwierigkeiten jederzeit beliebig vergrößert werden.
Abort: Vorgesehen ist ein Holzgebäude von 4,50 x 2,00 m und enthält 1 Pissoir, 1 Wasserspülklosett für Herren und 2 Wasserspülklosetts für Damen.
Brause: 1 Brause ist vorgesehen im Freien über dem Fußreinigungsbecken.
Die Kosten für Badehaus und Abort betragen rd. 3.000 RM.
4. Herstellung der Becken: