Quelle: Süderländer Tageblatt vom 09.07.1952

Junge vom Blitzschlag getötet
Tragischer Unfall im Freibad
Kugelblitz schlug in eine Gruppe von Jugendlichen ein

Plettenberg. Das Gewitter, das gestern nachmittag gegen 4 Uhr über unsere Gegend hereinbrach, führte im Freibad Grünetal zu einem tragischen Unglücksfall und kostete ein junges Menschenleben.

In dieser Zeit zwischen drei und vier Uhr nachmittags pflegt der Badebetrieb erst richtig anzulaufen und aus diesem Grunde waren nicht mehr als etwa zweihundert Besucher im Freibad. Plötzlich zog sich der Himmel zu und ein kurzer Sturm brach aus. Bademeister Bauer bemerkte das heranrückende Gewitter und forderte durch Pfeifen und Rufen alle Badegäste auf, sofort das Schwimmbecken zu verlassen und die gedeckten Räume aufzusuchen. Ein Teil der Besucher, der dem Gewitter keine größere Bedeutung beimaß, suchte jedoch unter Bäumen Unterschlupf. Eine kleine Gruppe von Jugendlichen glaubte sich in der Baumallee beim Rundlauf vor dem gleichzeitig ausbrechenden Regen schützen zu können. Einer der ersten Blitze - und zwar ein als Feuerball sichtbarer Kugelblitz - schlug in diese Gruppe ein und zerplatzte mit ohrenbetäubendem Krachen.

Während einige etwas entfernter Stehende nur geringen Schaden nahmen, blieben drei Jugendliche im Alter von 15 bis 15 Jahren offenbar verletzt liegen.

Unter Leitung des Bademeisters wurde sofort die erste Hilfe geleistet, während gleichzeitig Arzt, Sanitätsauto und Krankenhaus alarmiert wurden. Der am schwersten verletzte Alwin Waschke (wohnhaft Eschensiedlung) gab nur noch schwache Lebenszeichen von sich. Trotz zweistündiger angestrengter Bemühungen und Einsatz eines Sauerstoffgerätes unter Leitung von Dr. med. Lueg-Althoff war es nicht möglich, den Verunglückten am Leben zu erhalten. Die beiden anderen Jungen Konrad Hester (Böddinghausen) und Manfred Düsse (Weide) wurden durch das Sanitätsauto dem hiesigen Krankenhaus zugeführt. Sie befinden sich auf dem Wege der Besserung; sie hatten zunächst einen Kreislaufschock und in einem Fall auch Verbrennungen an den Füßen davongetragen. Den Angehörigen des auf so tragische Weise ums Leben Gekommenen wird allgemeine Anteilnahme entgegengebracht.


Quelle: Westfalenpost vom 10.07.1952

In Plettenberg
Im Grünetal schlägt es öfter ein
Erwägungen nach dem Blitzeinschlag im städtischen Freibad

Plettenberg. Zu dem bereits gemeldeten Blitzschlag im Freibad, durch den ein Schüler getötet und zwei betäubt, aber durch sofort angestellte Wiederbelebungsversuche gerettet werden konnten, erfahren wir noch folgende Einzelheiten: Der Name des getöteten Schülers ist Alwin Waschke, 13 Jahre alt, vom Eschener Weg 53, die Geretteten heißen Manfred Düssel und Konrad Hester. Die Erste Hilfe leistete Dr. Lueg-Althoff, unter dessen Anweisung auch die Wiederbelebungsversuche mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln angestellt wurden. Der Bademeister hat vollauf seine Pflicht getan und beim Heraufziehen des Gewitters sofort zum Verlassen des Bassins aufgefordert und auch vor dem Unterstellen unter Bäume gewarnt, obwohl seiner Warnung nur widerwillig nachgekommen wurde.

Als die Nachricht vom Blitzeinschlag im Freibad sich wie ein Lauffeuer in der Stadt verbreitete, wurde von nachdenklichen Naturfreunden die Frage aufgeworfen, wie es möglich war, daß ein Blitz in die Talsohle einschlug. Das Freibad ist rings von Bergen mit hohen Bäumen eingeschlossen, und nach bisherigen Erfahrungen schlägt der Blitz immer in höher gelegene Punkte ein. Gewiß ist jede Wasserfläche blitzanziehend und vielleicht mag der Umstand, daß die Bank, auf der der Schüler saß, ein eisernes Untergestell hatte, und dadurch der Tod herbeigeführt worden ist, während die beiden anderen Jungen, die sich neben der Bank auf dem Boden niedergelassen hatten, nur betäubt wurden.

Ein Naturfreund, der schon seit Jahrzehnten die Blitzeinschläge gerade im Grünetal beobachtet, macht darauf aufmerksam, daß im Laufe der Jahrzehnte fast alle Häuser in der Talsohle der Grüne Blitzeinschläge zu verzeichnen hatten, wie zum Beispiel die Steinkuhle, die Schmelzhütte und der Heveschotten. Im Jahre 1938 schlug der Blitz auch in den Betrieb von Rasche in Landemert ein, der innerhalb einer Stunde eingeäschert wurde. Dieselbe Beobachtung hat man auf dem Gut Ewig bei Attendorn gemacht, das schon fünfmal im Laufe der Zeit infolge Blitzeinschlags abgebrannt ist. Man vermutet, daß das Grünetal durch irgendwelche durch das Tal führende Wasser- und Erzadern besonders blitzanziehend wirkt. Wie wir erfahren, soll durch Anbringen von Blitzableitern und sonstige Vorkehrungen die Gefahr für das Freibad behoben und auch zusätzliche Rettungsgeräte angeschafft werden.