Der weitere Ausbau der
Walther-Brockhaus-Siedlung

Von Arnold Kruse ( Kleinsiedler)

IV. Folge

Wie bereits früher berichtet, hatten sich schon bei dem ersten Plan der Siedlung etwa 40 Bauanwärter gemeldet, von denen als erste wegen der schwierigen Geldbeschaffung nur ein geringer Teil berücksichtigt werden konnte. Der trotz aller Schwierigkeiten erzielte Erfolg, verbunden mit dem Wunsche, sich ein eigenes Heim zu gründen, ließ weitere Anwärter nicht ruhen, bis auch sie zum Ziele kamen.

Obwohl nicht, wie bisher, die sogen. "Vorstädtische Kleinsiedlung" in Frage kam, sondern die weiteren Häuser mehr den Charakter von Eigenheimen hatten, stehen sie doch mit den bisherigen Siedlungen in so enger Verbindung, daß sie ohne weiteres als zur Walther-Brockhaus-Siedlung gehörig zu betrachten sind. - So soll denn auch eine kurze Beschreibung dieser neuen 12 Häuser sowie des Denkmals, das zur Erinnerung an den Förderer der Siedlung, Herrn Walther Brockhaus errichtet wurde, der bereits vorhandenen kleinen Schrift hinzugefügt werden.

Als erster entschloß sich der Schlosser Ernst Remmel zum Bau eines Eigenheimes aus eigenen Mitteln; der Bau wurde bereits im Herbst 1935 fertiggestellt und bezogen. Weitere 11 Volksgenossen meldeten sich als Bauanwärter, jedoch zogen sich die Verhandlungen wegen der Geldbeschaffung so lange hin, daß die Bauten erst im Frühjahr 1936 in Angriff genommen werden konnten.

Während bei der bisherigen Siedlung die Grundstücke von der "Westf. Heimstätte" angekauft und auch die Häuser durch die Heimstätte errichtet worden waren, traten jetzt die Anwärter selbst als Bauherr auf. Bedingung war, daß die Anwärter ein Eigenkapital von 20 Prozent der Bausumme einschließlich der Grundstücke aufzuweisen hatten. Dies wurde dadurch erreicht, daß die Firma Brockhaus einmal die Grundstücke auf die einzelnen übertragen ließ und das danach an 20 Prozent noch fehlende Kapital, beides gegen geringe Verzinsung und Abtragung, zur Verfügung stellte.

- Als Eigenhilfe wurden nur die Ausschachtungsarbeiten vorgesehen; im übrigen wurde das Baukapital durch Vermittlung der Heimstädte von der Bayrischen Hypotheken-Bank sowie von der Amtssparkasse in Eiringhausen und dem Kreise Altena, z.T. mit Reichsbürgschaft als 1. und 2. Hypothek beschafft, wofür sich insbesondere Herr Amtsbürgermeister Wahle voll und ganz einsetzte. Die gesamten Baukosten wurden nach dem Bauentwurf 1935 des Amtsbauamtes auf Rmk. 72800,- einschließlich Grundstücke veranschlagt. Dieser Entwurf entstand in der Erkenntnis, daß die früheren Siedlungshäuser sich als zu klein und zu leicht erwiesen hatten. Zugleich wurde noch ein Kniestock vorgesehen, um den Besitzern zwecks Verringerung der jährlichen Kosten die Möglichkeit zur Aufnahme eines Mieters zu geben.

Unter diesen Bedingungen entschlossen sich nun die folgenden 11 Volksgenossen im Herbst 1935 zum Bau: Albert Cramer, Vinzenz Wach, Wilhelm Ley, Georg Siebke, Johannes Freyer, Wilhelm Vogelsang, Erich Eigenbrod, Adolf Beckmann, Johannes Rüschenberg, Walter Schönfuss und Fritz Schönfuss.

Noch bevor die Frage der Kapitalbeschaffung gelöst, also die Baumöglichkeit noch fraglich war, gaben sich die sämtlichen Leute, bereits im Herbst 35 "wie ein Mann" an die Ausschachtungsarbeiten. Dies zeigt den Eifer und die Schaffensfreudigkeit, um auch so schnell wie möglich zu einem Eigenheim zu gelangen; es zeigt aber auch das unbedingte Vertrauen zur Wirtschaft des heutigen Staates. Ein weithin sichtbares Schild wurde errichtet mit den Worten: "Daß wir hier bauen, verdanken wir unserem Führer Adolf Hitler."

Das Vertrauen der Anwärter wurde nicht zu Schanden, denn im Laufe des Februar 36 wurden die notwendigen Gelder bewilligt, und nun konnte, da durch die bereits erledigten Erdarbeiten viel Zeit gewonnen war, bereits im März 36 mit dem Bau selbst begonnen werden. - Die Maurerarbeiten wurden an vier Unternehmer vergeben und dadurch so gefördert, daß bereits Anfang Mai sämtliche Bauten unter Dach und im Laufe des Juli bezugsfertig waren.

Schmuck und schön stehen die Häuser nun da, zur großen Freude der Besitzer, die sich nun in ihrem eigenen Heim im Gegensatz zu ihren früheren Mietswohnungen so außerordentlich wohl fühlen. Noch bleibt manches an Restarbeiten, insbesondere Planierung der Umlage und Gartenarbeiten, zu tun übrig, doch auch das wird mit Freuden geschafft, da es auf eigener Scholle für Kinder und Kindeskinder geschieht. Harmonisch reihen sich die neuen Siedlungen an die alten an zur Verschönerung des gesamten Ortsbildes.

Zugleich wurde in diesem Jahre auf Anregung des Amtsbürgermeisters Herrn Wahle, dem ersten und eifrigen Förderer der Siedlung, Herrn Walther Brockhaus, ein kleines Denkmal errichtet. Es besteht aus einer von dem Bildhauer M. Kuhmichel in Siegen modellierten Gußplatte, den Verewigten im Profil darstellend, welche an dem Eingang zur Siedlung auf einer Steinmauer mit würdiger Umrahmung angebracht ist. Den Gesamtentwurf hat der langjährige Freund des Verstorbenen, Herr Architekt Friedr. Karl Diedrichs angefertigt.


Zum Gedenken an den "Vater der Siedlung", Walther Brockhaus, wurde ein kleines Denkmal errichtet.

Der Bericht auch dieser erweiterten Siedlung soll nicht geschlossen werden, ohne Herrn Amtsbürgermeister Wahle zu danken für das große Interesse, welches er auch jetzt wieder für unsere Siedlungen im Oestertal gezeigt und diese durch sein tatkräftiges Eingreifen erst ermöglicht hat.

Auch dem Herrn Amtsbaumeister Schulte gebührt unser Dank; er hat mit seinem Bauentwurf nicht nur ein praktisches und schönes Eigenheim geschaffen, sondern auch die Bauleitung so zielbewußt und energisch durchgeführt, wie es nicht besser hätte geschehen können.


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