Das Plettenberger Stadtwappen

Von Horst Hassel

Das Stadtwappen in seiner heutigen Form besteht erst seit 1843. Ein Wappen führte Plettenberg aber schon seit der Erhebung zur Stadt im Jahre 1397. Im Laufe der Zeit veränderte sich seine Form mehrmals, was an den unterschiedlichen Siegelabdrücken aus verschiedenen Jahrhunderten ersichtlich ist. Alle Wappen hatten den märkischen Schild zwischen zwei Türmen gemeinsam. Der Schachbalken im Schild war zumeist dreireihig, in manchen Siegelabdrücken aber auch vierreihig. Auch die geschachteten Reihen veränderten sich, es sind Abdrücke mit fünf, sieben und acht Feldern zu finden. Die Türme auf den ältesten Siegeln sind schlank, die Türme der späteren Siegel gedrungen.
Im Jahre 1842 wurde der Magistrat gebeten, eine genaue Wappenzeichnung mit den heraldischen Farben nach Berlin zu senden, da die Königin der Plettenberger Schützengesellschaft eine Fahne stiften wollte. Da keinerlei Urkunden über das Stadtwappen vorhanden waren, richtete man sich nach dem damals ältesten Stadtsiegel von 1794 und drei alten, vollständig verblichenen Fahnen, die im Rathaus aufbewahrt wurden. Die Angaben die dem Berliner Hofsticker und akad. Heraldiker C.Röhrig dann gemacht wurden, richteten sich bezüglich des Wappensymbols nach den oben genannten Vorbildern, die Wappenfarben waren aber willkürlich gewählt.


Bei Albrecht v. Schwartzen (Plettenberg-Buch 1962) finden wir folgende Hinweise: Der bisher älteste Abdruck eines Plettenberger Stadtsiegels (Siegel Nr. 1) wurde auf einer Soester Toversichten-Urkunde aus dem Jahre 1492 festgestellt. Dasselbe Siegel befand sich auch an einer Soester Urkunde aus dem Jahre 1495 (abgedruckt im Wappenbuch, Meyer, Münster 1940). Ohne Zweifel führte aber Plettenberg seit der Erhebung des Dorfes zur Stadt (1397) ein Wappen. Da nur Originalschreiben gesiegelt wurden, und die normalerweise in den Besitz des Empfängers übergingen, sind Urkunden mit eigenen Siegeln im Archiv nicht vorhanden. Petschafte von vor 1794 sind ebenfalls nicht vorhanden.
Im Jahre 1910 fand von seiten des Ministeriums eine allgemeine Überprüfung der preußischen Stadtwappen statt. Der Plettenberger Magistrat reichte zu diesem Zweck beim damaligen Heroldsamt, das mit der Überprüfung beauftragt war, eine Darstellung des heute (1962) noch geführten Wappens ein. Jedoch wurde die Genehmigung dieses Wappens nicht erteilt, weil der von einer Königskrone bedeckte märkische Schild Bestandteil des königlichen Wappens war. Die Stadt verzichtete daraufhin auf eine formelle Verleihung, führte aber das Wappen als ein "althergebrachtes" bis auf den heutigen Tag weiter.


Im Jahre 1633 wurden zwei neue Siegel (Nr. 2 und 3) gestochen, von denen das erste nach den bisherigen Feststellungen hauptsächlich im 17. Jahrhundert verwendet wurde. Abdrucke des Siegels Nr. 3 wurden bisher auf Urkunden des Justizbürgermeisters des 18. Jahrhunderts festgestellt.


Ab 1794 wurde ein neues Siegel verwendet (Nr. 4), zu Anfang des 19. Jahrhunderts war das Siegel Nr. 5 in Gebrauch. Beide Wappen-Siegel haben den märkischen Schild zwischen zwei Türmen gemeinsam. In Bild Nr. 4 ist der Schachbalken vierreihig, in Bild Nr. 5 dreireihig bei jeweils 8 Feldern. Während bei Siegel Nr. 5 der Wappenschild am Band mit einer Schleife hängt, ist das Wappenschild bei Siegel Nr. 4 "von einer schlecht gestochenen Laubkrone überdeckt" (v. Schwartzen).


Nach Einführung der neuen Städteordnung erhielten 1836 die Stadtverordneten das Siegel Nr. 6. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts war das Siegel Nr. 7 in Gebrauch. (Quelle: Plettenberg - Industriestadt im Märkischen Sauerland, v. Schwartzen, 1962, S. 46/47)

1842: ". . . wenn Ihro Majestät die Königin allergnädigst
das städtische Wappen zu wählen geruhen mögten"

Im Jahre 1840 richtete der Vorstand der Plettenberger Schützengesellschaft an die damalige Königin Elisabeth die Bitte um Verleihung einer Fahne aus königlicher Gnade. Der von der Königin mit der Herstellung der Fahne beauftragte Berliner Hofsticker und akademischer Künstler C. Röhrig hielt die Anbringung des Stadtwappens auf der einen Seite der Fahne für geschmackvoll und wandte sich 1842 an den Plettenberger Magistrat mit der Bitte, ihm eine Wappenzeichnung mit den heraldischen Farben zuzusenden. Ein solches Wappen gab es aber gar nicht.

Man entrollte daher drei beim Magistrat aufbewahrte, verwaschene und verblichene Fahnen, von denen die jüngste fast 100 Jahre alt war. Hierauf war verwischt und unvollständig der Überrest einer Zeichnung des alten Stadtwappens zu erkennen. Bei kritischer Betrachtung hielt man bei zwei der alten Fahnen den Grundton des Fahnenstoffs für "dunkelzitronengelb". Die dritte Fahne hatte einen blauen Grundton. Die Farbe der Türme wurde ebenfalls als "dunkelzitronengelb" bezeichnet. Man kam auch dahinter, dass in der Mitte des Stadtwappens das an einer Schleife hängende Schild mit den drei Schachbalken aus dem Wappen der Grafen von der Mark abgebildet war.

Dem Berliner Hofsticker wurden auf grund der gemachten Feststellungen die gewünschten Angaben gemacht. Ihm wurde aber auch mitgeteilt, dass über die eigentlichen Farben der Stadt und der Schützengesellschaft "keine Unterlagen vorliegen, diese aber nunmehr mit rot und silbern angenommen würden." Gleichzeitig wurde für geschmackvoller gehalten, wenn die beiden Türme näher an das mittlere märkische Wappen gerückt würden. Abschließend wurde bemerkt, dass "die hiesige Bürgerschaft es gewiß höchst anerkennen würde, wenn Ihro Majestät die Königin allergnädigst das städtische Wappen zu wählen geruhen mögten."

Im Jahre 1843 erhielt die Schützengesellschaft die erbetene Fahne zum Geschenk. Auf der einen Seite der aus weißer Seide bestehenden Fahne war im blauen Felde mit einem Kranz von Eichenzweigen das Wappen der Stadt gestickt, während auf der anderen Seite in weißem Grund der Namenszug der Königin, überschwebt von der landesherrlichen Krone gestickt war. Sie wurde am 24. Juli 1843 unter Beteiligung der gesamten Bürgerschaft und der Schützenabordnungen vieler Städte der Grafschaft Mark feierlich enthüllt. Beim Einmarsch der amerikanischen Truppen am 12. April 1945 ging die in der Schützenhalle aufbewahrte Fahne verloren, wurde mit der Schützenfahne von 1866 als Souvenir entführt.
(Auszug aus den Amtl. Bekanntmachungen des Kreises Altena vom 26.02.1949)

Mit Beginn des 20. Jahrhunderts
kommt Farbe ins Stadtwappen


Im Ständesaal des Kreishauses in Altena (erbaut 1908) findet sich dieses Plettenberger Stadtwappen. Es fällt auf, dass die beiden Fahnen in verschiedene Richtungen wehen. Damit orientierte sich der Künstler an den Stadtsiegeln der Jahre 1633 und 1836, die ebenfalls nach innen wehende Fahnen zeigten. (Otto Linnemann, Frankfurt - Foto: H. Hassel)


Das Plettenberg-Wappen in der Böhler Kirche. Die Besonderheit: wie beim Wappen im Altenaer Ständesaal wehen die beiden Fahnen auf den Türmchen in entgegengesetzte Richtungen. Kein Wunder, stammt doch auch dieses Wappen aus der Werkstatt des Glasmalers Otto Lindemann in Frankfurt. Foto: H. Hassel


Hier eine weitere Variante der auf den Stadttürmen wehenden Fahnen: beide wehen auf der Medaille der Plettenberger Schützengesellschaft nach links.


Dieses Wappen verwendete die Stadt in den Jahren 1927/28. Es ziert die "Monografie westfälischer Städte" (1927, E. Weimann) ebenso wie die "Denkschrift über die kommunale Neugliederung in Stadt und Amt Plettenberg (1928, Bürgermeister Dr. Schneider). Offensichtlich benutzte man es auch als Vorlage für das nachfolgende Stadtwappen, das 1936 am Rathaus angebracht wurde. Repro: H. Hassel


Dieses Wappen hängt über dem Eingang des alten Rathauses (heute Stadtarchiv). Es weist interessanter Weise die falsche Reihenfolge im märkischen Schachbalken auf. Richtig ist "rot-silbern geschachteter Balken". Foto: H. Hassel


In der Hauptsatzung der Stadt Plettenberg findet sich unter "§ 2 Wappen, Siegel, Flagge, Amtskette" folgender Hinweis auf das Stadtwappen:
1. Das Wappen der Stadt zeigt: In rotem Schilde zwischen durch eine Mauer verbundenen, goldenen, mit blauen Spitzdächern versehenen Türmen einen goldenen, von einer Krone bedeckten Schild mit einem dreireihig rot-silbern geschachten Balken.
2. Die Dienstsiegel der Stadt entsprechen in Gestalt und Größe den Siegeln dieser Hauptsatzung.
3. Die Stadtflagge enthält die Stadtfarben blau-gelb in zwei gleichgroßen länglich recht-eckigen Feldern mit dem Stadtwappen in der Mitte.
4. In öffentlichen Ratssitzungen und bei feierlichen Anlässen trägt der Bürgermeister eine Amtskette.


In § 16 der Hauptsatzung der Stadt Plettenberg heißt es: "Die Stadt Plettenberg stiftet zur Ehrung von Persönlichkeiten, die sich um die Stadt Plettenberg in besonderem Maße verdient haben, den Ehrenring der Stadt Plettenberg. Der Ehrenring trägt das Wappen der Stadt Plettenberg. Auf der Innenseite des Ringes sind "Stadt Plettenberg" und der Tag der Verleihung einzugravieren.


Die Ehrenmedaille der Stadt Plettenberg für verdiente Mitbürger wurde erstmals 1996 an Dr. Fritz Schade verliehen. 2006 wurde beschlossen, die Medaille alle drei Jahre zu vergeben. Ehrenring und Ehrenmedaille zeigen das Wappen nicht mit dem korrekten rot-silbern geschachteten Balken.


In der Kaffee-Hag-Reihe "Deutsche Ortswappen" erschien zwischen 1927 und 1938 dieses Plettenberg-Wappen.


Solche Medaillen erhielten Mitglieder der Plettenberger Schützengesellschaft im Jahre 1853. Foto: R. Wilmink


Zum 75-jährigen Bestehen der Firma Langenbach & Köster ließ Firmenchef Dipl.-Ing. Horst Koester das Plettenberg-Wappen in seiner gewichtsmäßig schwersten Form, in geschmiedeter, dreidimensionaler Form erstehen. Foto: H. Hassel


Mit solchen Wappen-Schildern begrüßte die Stadt Plettenberg - hier 1981 am Ortsausgang von Hüinghausen - ihre Besucher. Die meisten dieser Schilder dürften heute in Party-Kellern hängen. Sie wurden abgelöst durch Tafeln, die drei Wappen zeigen, nämlich das der Stadt Plettenberg sowie die der Partnerstädte Schleusingen/Thüringen und Bludenz/Vorarlberg. Fotos: H. Hassel



Dreidimensionale Holzschnitzerei aus der Ehrentafel der Gesellschaft "Kanone". Diese Tafel wurde später bei der Plettenberger Schützengesellschaft zur Ehrung der "Gesellschafts-Kanone" benutzt und hängt in der Schützenhalle. Hier wurden für den märkischen Schachbalken im Plettenberg-Wappen die Farben Rot und Weiß benutzt.


Auf der Lokalseite Plettenberg der Westfälischen Rundschau findet man das Stadtwappen ebenfalls mit dem falschen Schachbalken der Grafschaft Mark - silbern - rot statt rot - silbern geschachtet.


Korrekt präsentiert wird der Schachbalken im Stadtwappen auf der ersten Lokalseite des Süderländer Tageblatt.

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