Festschrift zum 40-jährigen Bestehen


ORDNUNG - EINIGKEIT - FROHSINN

Aus der Geschichte der Schützen in der Grafschaft Mark, des Altenaischen Kreises, des Amtes Schwarzenberg (Plettenberg) und des Oestertal's

Gemessen am Alter anderer Nachbarvereine, ist der Schützenverein Oestertal 1927 e. V. mit seinen 40 Jahren ein noch junger Verein. Ein Blick in die Geschichte der Frühzeit der Schützen in der Grafschaft Mark und in frühere Aufzeichnungen zeigt, dass vor Jahrhunderten auch Oestertaler Schützen die Höfe, Felder und Wälder ihrer Bauernschaft beschützt haben. Zu dieser Zeit hat in der heimischen Gegend schon die Schützenwehr Schwarzenberg bestanden, zu der auch die Bewohner des Oestertals gehörten. In später Zeit, als Stadt und Amt Plettenberg noch nicht so dicht besiedelt waren, gehörten die Talbewohner der Plettenberger Schützengesellschaft 1836 e. V. an. Bei deren Stiftungsfest, im Jahre 1865, wurde den Oestertaler Bürgern und Schützen Koerdt (Dankelmert) und Drees (Himmelmert) sogar eine besondere Ehrung zuteil. Sie waren vom Tragen eines Gewehres befreit, rangierten unmittelbar hinter dem Königspaar und waren zum Tragen der rotrandigen Mütze mit Kokarde berechtigt.


Dieses alles zeigt, dass im Oestertal schon immer Interesse für das Schützenwesen vorhanden war. Laut Satzung bekennt sich der Schützenverein Oestertal zu den Idealen der Heimatliebe, der Kameradschaft und des gutbürgerlichen Geistes der Orte und Städte, aus denen die Schützenvereinigungen hervorgegangen sind. Der Verein ist bestrebt, altes Schützenbrauchtum zu pflegen und zu erhalten, deswegen erstrebt er nach Möglichkeit auch die Mitgliedschaft des Westfälischen Schützenbundes für Westfalen und Lippe im Deutschen Schützenbund.

Die Geschichte der Oestertaler Schützen zerfällt in drei Zeitabschnitte:
1. Die Früh- oder Entstehungszeit der Schützen,
2. die Folgezeit (in vielen Orten, auch im oestertal, die Zeit der Wehrvereine) und
3. die Zeit der Neuorganisation der Schützen.

Sehen wir einmal die vorhandenen Urkunden, Akten und Chroniken auf die Entstehung der alten Schützeninformationen durch, so werden wir vieles von dem Einsatz derselben finden. Leider fehlen da aber die meisten Unterlagen über die Schützenwehr Schwarzenberg (Plettenberg) und die Berichte von deren Einsatz. Von den Schützen der Kirchspiele Valbert und Herscheid ist aber bekannt, das sie im Jahre 1245 den Grafen von Altena und der Mark Adolf I. auf der Garsenbracht bei Herscheid zu Hilfe kamen, als der Graf bereits von den Herren von Waldenburg gefangengenommen war. Sollten da nicht auch Schützen aus dem hiesigen Raum beteiligt gewesen sein? Für diese tapfere Tat ...
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An die Stelle des Schützenfestes, das wesentlich das Gefühl der Zusammengehörigkeit und Verbundenheit in der Bevölkerung stärkte, trat aber Mitte des vorigen Jahrhunderts, bis in die dreißiger Jahre unserer Zeit, auch vielerorts das Jahresfest der Wehrvereine. Diese Vereine rekrutierten sich aus den Reservisten der Armee. Auch im Oestertal begannen sich die Verhältnisse im Jahre 1864 grundlegend zu ändern, als in Wiesenthal der erste größere Industriebetrieb gegründet wurde, dem bald weitere Betriebsneugründungen folgten. Durch die stetig aufblühende Weiterentwicklung der Industrie wurde der Zuzug weiterer Arbeitskräfte notwendig, und in dem vorher nur mit Bauernhöfen und den dazugehörigen Kötterwohnungen besiedelten Tal entwickelte sich bald ein reges Treiben. So kam es auch hier zur Gründung zweier Wehrvereine. Da die Reichswehr nach dem I. Weltkrieg aber nur ein Söldnerheer war und keine allgemeine Wehrpflicht bestand, fehlte mangels Reservisten den Wehrvereinen der Nachwuchs. Nach dem 2. Weltkrieg kam die Vereinstätigkeit dieser Vereinigungen ganz zum Erliegen. Aus diesen Gründen kam es dann auch in den zwanziger Jahren, und vor allem nach dem letzten Krieg, vielerorts zur Neuorganisation der Schützen.
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Im Jahre 1927 wurde der "Schützenverein Oestertal" aus der Taufe gehoben. Der Verein machte es sich zur Aufgabe, die Geselligkeit zu pflegen und die Verbundenheit der Talbevölkerung zu stärken. Vereinsfarben wurden die alten preußischen Schützenfarben "grün-weiß". Zur Aufrechterhaltung der Ordnung bei Vereinsveranstaltungen wurde ein Offizierskorps gebildet, dem der 1. Vorsitzende Willi Arndts über 30 Jahre als Schützenoberst vorstand. Das Sinnbild der Zusammengehörigkeit wurde die Schützenfahne, die, die heute noch den Schützen voranflattert. Im gleichen Jahr wurde auch noch das erste Schützenfest gefeiert. Das heutige Ehrenmitglied Paul Grothe wurde erster Schützenkönig des Vereins. Nach den Statuten wurde der Vogel, der die Gestalt eines Adlers mit Krone, Zepter und Reichsapfel hatte, von der Stange geschossen. Derjenige, dessen Kugel das letzte Stück des Vogels herunter brachte, wurde Schützenkönig.


alten Namen ebenfalls ablegen und hieß fortan Deutscher Schützenbund, Gau Westfalen. Er bildete künftig die Fachsäule 9 im Deutschen Schießsportverband, Gau Westfalen.

Die Neu- und Umorganisation des Schützenwesens ging den Machthabern aber nicht schnell genug und war Ende 1934 noch nicht abgeschlossen. Im Januar 1935 erließ der Reichssportführer die Anweisung, dass sämtliche dem Deutschen Schießsportverband angeschlossenen Schießsportverbände satzungsgemäße Schritte zu ihrer Auflösung zu tun hätten Die Mitglieder der Verbände seien in den neuen Deutschen Schützenbund zu überführen, der gleichzeitig das Aufgabengebiet des Fachamtes Schießen im Deutschen Reichsbund für Leibesübungen übernimmt.

Die Abwicklung sollte bis zum 28. Februar 1936 erfolgen, verzögerte sich aber trotzdem. Das 32. Westfälische Bundesschießen wurde nochmals vom 23. bis 27. September 1936 in Gelsenkirchen durchgeführt und war der letzte Große Appell der Westfälischen Schützen. Aus allen Orten Westfalens und dem Lipper Land war man dem Rufe nach Gelsenkirchen gefolgt. Zum letzten Mal erklangen die Horridos der vielen tausend Schützen auf die Westfälische und Deutsche Schützenbewegung, die auf eine über 700-jährige Vergangenheit zurückblicken konnte und jeden Wandel der Zeiten überstanden hatte.

Vom 1. Januar 1937 an waren alle Schützenvereinigungen dem nationalsozialistischen Schützenverband im Reichsbund für Leibesübungen unterstellt. Damit begann eine neue Epoche im . . .

Der Schützenverein Oestertal war sich selbst und der Sache treu geblieben und hat sich als einziger Verein im heimischen Raum diesem Schützenbund nicht angeschlossen. Damit war aber auch das Todesurteil für den Verein gesprochen. Schon ab 1935 durfte er nicht mehr sein eigenes Schützenfest veranstalten. Das Königsvogelschießen und alle Schützenveranstaltungen wurden zu einem Teil des Volksfestes, welches einmal im Jahr von allen Talvereinen, im Auftrag der NSDAP, veranstaltet wurde. Nach dem Volksfest des Jahres 1937 wurde der Schützenverein Oestertal wegen staatspolitischer Unzuverlässigkeit zwangsweise aufgelöst. Sein Vermögen und Ausrüstungsgegenstände (Gewehre, Säbel usw.) wurden eingezogen. Dafür ist bis heute noch keine Wiedergutmachung erfolgt.

Es ist das große Verdienst des damaligen und auch heute noch amtierenden 1. Vorsitzenden Willi Arndts, dass er die alte Vereinsfahne von 1927 über diese Zeit hinweggerettet hat. Bei der zwangsweisen Vereinsauflösung hat er die Fahne nicht abgegeben, sondern diese zusammengerollt in einem Ofenrohr versteckt und dort bis zur Vereinswiedergründung nach dem II. Weltkrieg aufbewahrt.

Wer auf die Mitte hält, hält richtig.
Der Satz ist auch für's Leben wichtig,
wo mancher schon in's Leere lief,
hielt er sich nur ein bißchen schief:
Zu rechts, zu links, zu hoch, zu tief.

Nach dem letzten Kriege wurde von den Schützen des Oestertales die alte Tradition wieder aufgenommen. Man traf sich zunächst ab und zu in froher Runde, und im Jahre 1953 wurde dann erstmalig in althergebrachter Weise Schützenfest gefeiert. Dieses Fest wurde dann in jedem Jahr wieder der Höhepunkt im Vereinsleben. Die Festfolge ist seit der Gründung des Vereins, von 1927 bis heute, fast gleich geblieben. Nach altem Schützenbrauch beginnt jedes Schützenfest mit einer Gedenkfeier am Ehrenmal auf dem Oesterfriedhof. Hier wird der verstorbenen Vereinsmitglieder und aller Opfer der Kriege gedacht. Die Höhepunkte des Festes, das an zwei Tagen (Sonnabend, Sonntag) gefeiert wird, sind an Schützenfestsonnabend das Vogelschießen, die Proklamation und die Krönung sowie der Große Zapfenstreich; am Schützenfestsonntag das Biergericht und der Festzug durch das Tal.

Seit 1956 konnten die Schützenfeste wieder in der Oesterhalle gefeiert werden. Mit dieser schönen Halle hatte sich der frühere 2. Vorsitzende des Turnverein Oestertal, Fritz Kuhenne (†), ein Denkmal gesetzt, auf dessen Initiative hin sie erbaut wurde. Die Oesterhalle wurde zur Heimstätte aller Talvereine und zum Sinnbild der Talgemeinschaft schlechthin. Auch wurde sie zum Symbol dafür, was Einigkeit und Opfergeist zu leisten vermögen.
Das Vereinsleben der Schützen wurde nach dem Kriege wieder sehr rege und nahm von Jahr zu Jahr immer größeren Aufschwung. Die Schützenfeste wurden jetzt wirkliche Volksfeste, an denen die gesamte Talbevölkerung lebhaft Anteil nimmt.

Am 30-jährigen Jubelfest 1957 nahm der Bügermeister der Stadt die Weihe der neuen Schützenfahne vor. Wie das Vereinsabzeichen, so ziert auch die neue Vereinsfahne das Stadtwappen von Plettenberg, was die Zugehörigkeit des Oestertals zur Stadt Plettenberg besonders bekräftigen soll. Die Anschaffung dieser neuen Fahne ermöglichte das Ehrenmitglied Adolf Brüning. An der Fahnenweihe nahmen Abordnungen folgender Vereine teil:
Plettenberger Schützengesellschaft 1836 e. V.,
Schützenverein Plettenberg-Grünetal 1924 e. V.,
Schützenverein Landemert von 1927,
Schützengesellschaft "St. Jacobus" e. V. Lichtringhausen,
St. Antonius-Schützenbruderschaft Windhausen e. V.
Die Veranstaltung stand ganz unter dem Losungswort des Vereins:
ORDNUNG - EINIGKEIT - FROHSINN

Eine lebendige Chronik des Vereins ist die Schützenkönigskette. Diese Königskette wird von den Schützen auch Königssilber genannt. Sie ist der Schmuck des jeweils regierenden Schützenkönigs. Jeder König heftet zur Erinnerung an seine Amtszeit eine Medaille an die Kette, so dass sie heute schon recht schwer und gewichtig ist. Die Schützenmajestätinnen erhalten beim Ausscheiden aus ihrer Funktion einen silbernen Ordensstern.

Ehrentafel der Oestertaler Schützenkönigspaare:

1927: Paul Grothe / Lisa Grüber (Statzner)
1928: Karl Brüning / Emmi Machate
1929: Marl Machate / Martha Bär
1930: Willi Stahlschmidt / Sophie Schürmann
1933: Fritz Pentinghaus / Elfriede Frommann
1934: August Großhaus / Grete Schmellenkamp
1935: Heinrich Schmellenkamp / Mathilde Knappmann
1936: Wilhelm Arndts / Minna Arndts
1937: Peter Blumenauer / Elfriede Jacobs

1953: Arnold Werle / Anneliese Kowalke
1954: Ernst Duisenberg / Paula Grothe
1955: Rudolf Maier / Hedwig Maier (= Kaiserpaar 1957)
1956: Reiner Kowalke / Edith Boldt
1957: Hermann Petha / Gisela Heite
1958: Heinz Glaeser / Luise Schmidt
1959: Hermann Heckel / Dorothea Ratzke
1960: Walter Jenau / Marlies Junker
1961: Kurt Grüber / Brunhilde Mandera
1962: Karl-Heinz Maier / Erika Werle
1963: Paul Kreft / Gudrun Baberg
1964: Hans-Werner Prühs / Gerda Lösch
1965: Manfred Lösch / Inge Kilwing
1966: Harry Walter / Resi Groll
angefügt:
1967: Günter Duisenberg - Erna Schreich
1967 Paul Grothe - Lisa Statzner-Grüber (Kaiserpaar)


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