Quelle: ST vom 18.03.1998 im Archiv HH
Seit 75 Jahren gibt es die
Plettenberg. Am Freitag, 20. März, findet die Jahreshauptversammlung
der Sterbekasse im AWo-Haus statt. Wie es zur Gründung der Sterbeunterstützungskasse
kam, werden die beitragsfreien Mitglieder noch wissen, wenn sie an das Jahr
1923 zurückdenken, als in Plettenberg - bedingt durch die Inflation - große Armut
herrschte.
Der damalige Regierungspräsident in Arnsberg ordnete im Frühjahr 1923 an, daß
in allen Städten des Regierungsbezirkes Unterstützungskassen gegründet werden
sollten. Karl Kämpfer wurde von der Plettenberger Stadtverwaltung beauftragt, die
erforderlichen Vorbereitungen zu treffen.
Durch eine Bekanntmachung in der Presse hatte man die Bevölkerung über die
Anordnung des Regierungspräsidenten informiert und zu einer Gründungsversammlung
für den 27. Mai 1923 eingeladen. Dieselbe fand im Zeichensaal der efangelischen
Volksschule (Martin-Luther-Schule) statt. Die Herren Kämpfer und Hoche hatten
die Tagesordnung und eine Satzung vorbereitet. Da eine größere Anzahl interessierter
Bürger erschienen war, konnte die Gründungsversammlung durchgeführt werden.
Es wurde der erste Vorstand der Sterbekasse gewählt und eine Satzung verabschiedet,
die am 1. Juli 1923 in Kraft trat. Die Mitglieder bekamen ein Quittungsbuch mit
vorgedruckter Satzung. Zur Finanzierung wurde das Umlageverfahren beschlossen. Bei
einem Sterbefall gab jedes Mitglied einen Betrag von 0,25 Reichsmark (RM). Ab dem
1. Januar 1927 wurde ein monatlicher Beitrag kassiert; das Sterbegeld wurde auf
134 RM festgesetzt. Der monatliche Grundbeitrag beträgt heute 1 Mark und kann aufgestockt
werden. Im Jahre 1971 ist ein altersgerechter Leistungstarif eingeführt worden.
Im Jahre 1958 forderte der RP in Arnsberg den damaligen Vorstand auf, die Kasse der
Versicherungs-Aufsichtsbehörde zu unterstellen. Da ein fester Beitrag kassiert und eine
bestimmte Leistung garantiert wurde, mußte die Kasse unterstellt werden. Mit
Zulassungsurkunde vom 27. November 1968 untersteht die Kasse der Aufsichtsbehörde
und ist ein kleiner Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit. Die Kassenführung wird
jährlich durch einen Beauftragten der Behörde geprüft. Da alle fünf Jahre ein
versicherungs-mathematisches Gutachten erstellt werden muß, ist der Tarif wesentlich
verbessert worden.
Ein Beispiel: Eintrittsalter 16 bis 20 Jahre, Monatsbeitrag 1 Mark = Versicherungssumme
1.100 Mark. Der Beitrag kann bis 13 Mark erhöht werden = 14.300 Mark; der Gewinnzuschlag
beträgt zur Zeit 30 Prozent = 4.290 Mark, die Versicherungssumme beträgt dann 18.590 Mark.
Sind beide Elternteile Mitglied der Kasse, so sind die Kinder bis zur Vollendung des 16.
Lebensjahres beitragsfrei mitversichert. Die Kasse ist von der Versicherungssteuer befreit.
Die Mitglieder haben heute einen Versicherungsschein, und die Beiträge werden per
Lastschrift eingezogen oder von den Mitgliedern überwiesen. Mitglied der Kasse werden kann
jede Person, die das 16. Lebensjahr vollendet hat und nicht älter als 40 Jahre ist.
Mitglieder, die das 80. Lebensjahr vollendet haben, sind beitragsfrei. Interessierte Bürgerinnen
und Bürger der Stadt Plettenberg sind zur Jahreshauptversammlung im AWo-Haus in der
Brachtstraße am Freitag, 20. März, um 18 Uhr herzlich eingeladen. |