WR vom 14.09.2000
Die Anfänge: Von 24 Sangesfrohen zum preisgekrönten Chor Plettenberg. (kw) Der Männergesangverein Holthausen feiert am Wochenende sein 120-jähriges Bestehen. Bis zum 17. September wird es ein buntes Festprogramm geben, bei dem zahlreiche Chöre dem MGV Holthausen gratulieren - Anlass für einen Rückblick.
Am 19. September 1880 treffen im Elsetal 24 sangesfreudige Holthauser Männer zusammen, um einen Gesangsverein zu gründen. Das Statut des Vereins, in dem seine Grundlagen zusammengefasst sind, wird am 13. November 1880 von der Stadt Plettenberg genehmigt. Unterzeichner des Statuts sind als Dirigent J. Immel und der Vorstand mit Fritz vom Wege, Wilhelm Funke, Wilhelm Isenberg und Fritz Langenbach.
Im Protokoll der Generalversammlung vom 7. November heißt es, dass "längst schon in den Herzen verschiedener Holthauser Bürger der Wunsch wachgeworden" war, "einmal einem geregelten Gesangverein angehören zu können".
Bereits 1881 können die Sänger bei einem Konzert in der Plettenberger Schützenhalle die ersten Erfolge vorweisen.
In den nächsten Jahren gab es ständig Neuaufnahmen von aktiven und passiven Mitgliedern. Neue aktive Sänger wurden erst nach einer "Ballotage", einer geheimen Abstimmung, aufgenommen. 1894 konnte der so gewachsene Chor den Gesangswettstreit in Lüdenscheid gewinnen. Das "Fastnachtskränzchen" als gesellige Runde imFrühjahr bürgert sich wie zahlreiche andere Feste in dieser Zeit ein, und noch heute sind die Holthauser Sänger für ihre Geselligkeit bekannt.
1900 wird die Ämtertrennung vom 1. Vorsitzenden und Dirigenten vorgenommen. Bis dahin hatte letzterer auch alle Sitzungen geleitet und organisiert.
In den folgenden Jahren pflegt der Männergesangverein den Kontakt und Austausch mit zahlreichen Chören aus der Umgebung und schneidet bei Wettstreiten äußerst erfolgreich ab. Nur an der Pünktlichkeit scheint es zu hapern, denn bei Verspätungen bei den Proben werden 1912 Strafen von 10 Pfennig, bei Ausbleiben sogar 25 Pfennig erhoben.
Nach dem ersten Weltkrieg beginnt der mühsame Wiederaufbau des Vereins: 25 Mitglieder treffen sich am 6. Mai 1919, und ein Jahr später wird Heinrich Knapp Dirigent.
Mit ihm beginnt der Aufstieg des Vereins: Zum 40. Jubiläum richtet der Chor 1920 einen Wettstreit mit 21 Männergesangvereinen aus. Wanderungen und Feiern werden wieder aufgenommen, doch die Inflation macht auch der Vereinskasse zu schaffen: Die Mützen der 62 Sänger müssen 1926 erstmals selber bezahlt werden.
Bis 1940 bestreitet der Verein erfolgreich Konzerte und ist bis über die Grenzen Plettenbergs hinaus bekannt.
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WR vom 14.09.2000
Nach Zusammenschluss mit Quartett gemeinsame Reisen, Feiern und Erfolge
Im Mai 1906 wurde das Holthauser "Männer-Quartett" gegründet. 18 Sänger vereinten sich unter der Führung von Gustav Wernecke, Heinrich Bröcker und Richard Gontermann um Musikdirektor Millies.
Das Quartett machte rasch große Fortschritte und steigerte seine Mitgliederzahl innerhalb von sechs Wochen auf 43 Sänger. Auch dieser Chor wird nach dem ersten Weltkrieg wieder ins Leben gerufen und nimmt erfolgreich an Wettstreiten teil. 1926 hat der Verein 65 aktive Mitglieder und führt ein Jahr später erstmals das bis in die achtziger Jahre beliebte Waldfest durch. Disziplin wird großgeschrieben: Wer den Anweisungen von Dirigent und 1. Vorsitzendem nicht Folge leistet, kann sofort ausgeschlossen werden.
1940 erfolgt der lange angestrebte Zusammenschluss beider Chöre, dem die Mitglieder einstimmig ihren Segen geben. Unter dem Namen "Männergesangverein 1880" werden die Chöre mit ihren Kassen zusammengelegt. Mit 80 aktiven Sängern scheint der Grundstein für eine erfolgreiche Zukunft gelegt, doch schon bald stehen viele Mitglieder im Dienst der Wehrmacht. Anfang 1945 wird der Gesangsbetrieb infolge mangelnder Räumlichkeiten und ständiger Luftangriffe ausgesetzt. Bereits Ende des Jahres finden aber wieder Proben statt, und 1946 zählt der Verein 80 Sänger. Sängerfahrten, erfolgreiche Auftritte und Feste finden in den folgenden Jahren statt. 1962 stirbt der seit 1954 als Dirigent fungierende Peter Hammers während eines Konzerts des MGV Holthausen. Friedrich-Wilhelm Figge übernimmt bald sein Amt, und 1970 kann das 90-jährige Bestehen mit einem viertägigen Festakt gefeiert werden.
Am 29. April wird das neue Vereinsheim eingeweiht, und nun kann der Chor endlich in Ruhe proben.
Das Jahr 1980 steht im Zeichen des 100-jährigen Bestehens. Am 27. April findet ein großes Konzert mit Ausschnitten aus der anspruchsvollen Oper "Orpheus und Eurydike" von Gluck und Werken von Mozart statt. Über fünf Tage geht im Juni das Festwochenende im 1000-Personen-Zelt. Am Sonntag treffen sich 19 Chöre mit über 700 Sängerinnen und Sängern zum Freundschaftssingen. Der abschließende Frühschoppen geht bis 22 Uhr abends - ein weiterer Beweis für die noch heute legendäre Feierlaune der Sänger. Fritz Huß wird für sage und schreibe 70 Jahre Singetätigkeit geehrt, und die Zelterplakette, die allen seit 100 Jahren bestehenden Chören verliehen wird, überreicht Kultusminister Girgensohn an den Vorsitzenden des MGV, Willi Branscheidt.
Dass die Holthauser Männer nicht nur musikalisch topfit sind, beweisen sie beim Sportwochenende des TuS Elsetal im Juli 1981.
Erstmalig schwingen die Sänger auch beim "Tanz in den Mai" im Haus Elsetal, der bis heute von zahlreichen jungen Plettenbergern jährlich besucht wird, das Tanzbein. Bereits seit 1890 findet das Sauerkraut- und Mettwurstessen statt, das 1981 ungewöhnlich großen Anklang findet.
1982 zählt der Chor nur noch 45 Mitglieder, doch auch diese Schwierigkeiten werden erfolgreich bewältigt. Im September eröffnet das Ehepaar Zimmermann das Haus Elsetal und räumt den Holthausern Gastrecht im ehemaligen Sängerheim ein. Ab da geht es wieder aufwärts: Ein weiterer Höhepunkt ist der Auftritt mit den bekannten "Westfälischen Nachtigallen" in der Schützenhalle.
Die Sängerfahrt führt den Chor 1983 nach Hahnenklee im Harz. 1985 ist mal wieder Feiern angesagt: Das 105-jährige Jubiläum wird drei Tage lang gefeiert, 22 Chöre aus der Umgebung kommen dazu ins Elsetal. 1986 tritt der Chor in der Halle Münsterland zusammen mit dem Johann-Strauß-Orchester und Eike Wilm Schulte auf. Auch mit dem weltbekannten Bassisten Karl Ridderbusch treten die Holthauser im April 1988 auf. Im September dieses Jahres führt die alljährliche Sängerfahrt der ebenso feier- wie reisefreudigen Männer nach Luxemburg und Trier, wo ein ungeplanter musikalischer Frühschoppen auf dem Marktplatz zum Zuschauermagnet wird.
1989 knüpft der Chor enge Kontake mit dem Liederkranz Bludenz, und ein reger Austausch mit regelmäßigen Besuchen entsteht. Nicht nur nach Österreich reist der Chor in den 90er Jahren. Eine dreitägige Fahrt führt die Männer 1991 ins Elsaß, wo sie im Straßburger Dom singen dürfen. 1992 fahren die Sänger erstmals nach Oberhundem ins "Trainingslager". Die folgenden Erfolge zeigen die Wirkung der ausgedehnten Proben unter der Leitung von Dietmar Bohrmann: Beim Wettstreit in Elz belegt der MGV mit hervorragenden Leistungen den 2. Platz. Nach dem Konzert abermals ein schockierender Tod nach dem Infarkt von Peter Hammers während eines Konzerts 1962: Leiter Bohrmann bricht im Kreis seiner Sänger tödlich zusammen. Werner Tillmann aus Oberhundem übernimmt kurzfristig den Dirigentenstab. 1994 übernimmt Chordirektor Friedrich-Wilhelm Figge das Amt.
Höhepunkt 1995 ist "Das besondere Konzert" mit Eike Wilm Schulte in der Schützenhalle. 1997 gibt der Chor ein umjubeltes Konzert auf der Blumeninsel Mainau im Bodensee, und bei der Gestaltung der heiligen Messe in der Basilika zu Birnau ist die Kirche bis auf den letzten Platz gefüllt. 1998 führt eine Herrentour die Sänger zum Rhein mit einer Schiffahrt von Köln nach Königswinter. Das große Benefizkonzert des Lionsclub im Mai 1999 unter dem Motto "Zauber der Melodie" mit Eike Wilm Schulte und dem Johann-Strauß-Orchester ist vielen noch in guter Erinnerung. Zum Abschluss des Jahrtausends gelingt endlich die angestrebte Gründung des "Jungen Chors 2000", der beim Festkonzert zum 120-jährigen Bestehen erstmals öffentlich auftreten wird.
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