Quelle: WR vom 27.08.2009
Vor 100 Jahren erhielten die Katholiken im Lennetal ein Gotteshaus - Gemeinde
St. Johannes Baptist feiert Jubiläum
Von Horst Hassel
Plettenberg. Am 29. August ist es 100 Jahre her, dass der katholischen
Bevölkerung im Lennetal, die bis dahin in einer Diaspora lebte und sich nach
Affeln orientieren musste, in Eiringhausen eine eigene Kirche gesegnet wurde.
Sie wurde am Tag der Enthauptung des Hl. Johannes Baptista eben diesem Heiligen geweiht.
Es war ein langer Weg für die Katholiken zu einem eigenen Gotteshaus. Bischof Clemens hatte 1830 das ehemalige Rathaus der Stadt erworben und es zur Kirche umgewandelt. 1873/74 wurde das Gebäude abgerissen und an gleicher Stelle eine neue Kirche, die Laurentiuskirche, errichtet. Eiringhausen musste bis 1909 warten, ehe ein eigenes Gotteshaus zum Gemeindemittelpunkt wurde. Der Bau der „dreischiffigen romanischen Kreuzkirche“ hatte 49 000 Mark gekostet. Es fehlte ein Turm, der zur Straße hin gebaut werden sollte, aber nie realisiert wurde.
Blicken wir zurück auf die Anfänge: Durch die Reformation (1563 in der Plettenberger Lambertusgemeinde) sank die Zahl der Katholiken in Eiringhausen wie im gesamten Stadtgebiet gegen Null, erst der Fabrikant Friedrich Wilhelm Schmöle initiierte eine eigenständige katholische Gemeinde in Plettenberg, sandte dazu 1827 seinen Sohn zum Heiligen Vater nach Rom und bat erfolgreich um Hilfe: 1839 wurde erstmals seit der Reformation wieder ein katholischer Gottesdienst in der Stadt gefeiert. In Eiringhausen waren seit dem Bahnbau 1861 zahlreiche Fabrikarbeiter und Handwerksgesellen katholischen Glaubens zugezogen. Eine Kirche gab es nicht, die aus vorreformatorischer Zeit stammende Johanneskapelle war verfallen.
Mit der Gründung eines Kirchbauvereins wurde der erste Schritt zum eigenen Gotteshaus getan. Um Ostern 1908 begannen die Bauarbeiten, am 28. Mai 1908 wurde der Grundsteingelegt. Gut ein Jahr später, am 29. August 1909 erfolgte die Einsegnung. Anfangs hatte die Kirche nur wenig Inventar (nur Altar ohne Aufbau, Kommunionbank, Beichtstuhl und eine alte Kanzel, ein Geschenk der Kirche von Borchen bei Paderborn, sowie einige Bänke im Mittelschiff. Aus der Kirche in Listernohl kamen Herz-Jesu und Herz-Mariä-Figuren. Der damalige Vikar Tilli sorgte auf „Bettelreisen“ für die weitere Ausstattung.
Nach dem I. Weltkrieg folgte die Ausstattung der Kirche mit weiteren Bänken für die Seitenschiffe, eine Deckenbeleuchtung wurde installiert, die Kirchenwände in der Inflationszeit für 23 Billionen Reichsmark ausgemalt, eine Orgelbühne gebaut. Eine Leihorgel von der Franziskanerkirche Werl wurde 1921 aufgebaut. 1925 bekam die Gemeinde an der Halle einen eigenen Friedhof, 1930 bekam man ein Taufbecken und konnte die erste Taufwasserweihe durchführen. 1932 wurde aus Bruchsteinen aus der Blemke eine Umfassungmauer errichtet. Kirchliche Fahnen durften ab 1938 nur auf Kirchengrundstücken gezeigt werden. 1940 wurde ein Luftschutzkeller wurde durch Unterkellerung des Querschiffes errichtet, wobei man sich durch 1,80 Meter dicke Kirchenmauern einen Weg bahnen musste. 1945 stand ein amerikanischer Panzer schussbereit vor dem Kirchengebäude, drehte dann aber ab.
Unter Pastor Josef Busche (1962-1981) wurde der veränderten Infrastruktur der kath. Kirchengemeinde Rechnung getragen und ein zeitgemäßes Gemeindezentrum und Seniorenzentrum errichtet.
INFO-BOX
Pfarrer Fischer erwarb 1897 das Vettersche Grundstück an der Jüttenstraße und ließ das vorhandene Gebäude („Schafstall“) zur katholischen Schule umbauen.
Im Jahre 1900 erwarb Pfarrer Fischer vom Landwirt Heinrich Kellermann das an der Bundesstraße 236 gelegene Grundstück, auf dem die Kirche St. Joh. Baptist errichtet wurde.
Der Abriss der Kirche erfolgte 1978. Ein Neubau eines Gemeindezentrums mit Kirche, Kindergarten, Altenzentrum und Pfarrhaus auf einem bereits 1966 von der Fa. Graewe & Kaiser erworbenen Grundstück am Kilian-Kirchhoff-Damm folgte. Baubeginn war 1973, Grundsteinlegung durch Weihbischof Julius Angerhausen am 30.06.1974, Einweihung am 14.12.1975.
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