Quelle: Jubiläumsschrift zum 75-jährigen Bestehen des Löschzuges, 1983

75 Jahre Freiwillige Feuerwehr
Löschzug Ohle

Festschrift 1908 - 1983, 28 S., zahlr. Abbildungen
Herausgeber: Freiw. Feuerwehr, Löschzug Ohle, Gestaltung und Druck: Overhoff

Immer schon fanden sich Menschen, die durch ihre Taten selbstlos ihren Mitmenschen zu helfen versuchten. Durch die Strukturen, der im heimischen Raum zur Mitte des vorigen Jahrhunderts vorhandenen Siedlungen und der Stand der Technik, konnte sich die Hilfe jedoch nur auf das Äußerste beschränken. Wie wir aus Überlieferungen aus dem Remissionsbefund des Feuerlöschinspektors C. Modersohn vom Oktober 1889 wissen, besaß das Dorf Ohle, als es noch zum Amt Neuenrade gehörte, eine Spritze mit alten Lederschläuchen, die in einem sehr schlechten Zustand waren. Außerdem waren in der Gemeinde Ohle ein Spritzenmeister, sein Stellvertreter und ein Schlauchführer benannt. Um die Jahrhundertwende erkannte man die Notwendigkeit einer leistungsstarken Feuerwehr, die auf die Bedürfnisse der wachsenden Einwohnerzahl und der anfangenden Industriealisierung des Dorfes Ohle zugeschnitten war.


Am 2. August 1908 trafen sich die Bürger des Dorfes Ohle auf Geheiß des Gemeindevorstehers Maiweg zu einer Versammlung, die eine Feuerwehrgründung zum Ziel hatte. Es wurde in der Versammlung die Frage aufgeworfen, ob unter der Bürgerschaft zwangsweise eine Anzahl Männer für eine Brandwehr bestimmt werden sollte, die in den Orten ohne Berufs- oder Freiwillige Feuerwehr von den Ortsvorständen errichtet werden musste, oder sollte man eine Mannschaft auf freiwilliger Basis zusammenstellen.

Es gab zunächst einige Bedenken um die Sicherheit und die Ausrüstung der Mannschaft, die aber durch Zusagen der Gemeinde, die erforderliche Erstausrüstung bereitzustellen, ausgeräumt wurden. Zum aktiven Feuerwehrdienst fanden sich dann 36 Männer unter dem Hauptmann Karl Wirbatz und seinem Stellvertreter Karl Becker bereit. Um auch organisatorisch den Betrieb einer freiwilligen Feuerwehr in den Griff zu bekommen, wurden die Kameraden des Nachbarortes Eiringhausen, die schon über eine mehrjährige Erfahrung verfügten, zu Rate gezogen.

Im Jahre 1909 musste die junge Wehr bei Hochwasser und Waldbränden in Tätigkeit treten. Durch eine private Sammlung konnte im Jahre 1910 eine Handdruckspritze der Fa. Tietow aus Hannover angeschafft werden. Infolge Kompetenzschwierigkeiten und Streitigkeiten mit dem Amtmann Struchtemeier stand die Wehr 1911 kurz vor der Auflösung. In letzter Stunde konnte noch eine Einigung erzielt werden und die Freiwillige Feuerwehr Ohle bleib bestehen.

Ein Höhepunkt in der Entwicklung des Ohler Löschzuges war das Jahr 1913, in dem der erste Steigerturm aus Holz erbaut wurde. Leider musste die junge Wehr auch ihren Tribut im I. Weltkrieg zahlen. Die Feuerwehr Ohle verlor durch den Krieg 10 Kameraden einschließlich des Wehrführers. Am 16. März 1919 fanden sich die Kameraden unter der Führung von Wilhelm Becker wieder zusammen. Da es nach dem Krieg um den freiwilligen Dienst, besonders in den Jahren der Inflation, schlecht bestellt und das Interesse an den Übungen sehr gering war, wurde im September 1924 die Auflösung der Wehr beschlossen. Aber schon ein Jahr später, am 21. August 1925, wurde von Amtmann Abel die Gründung einer neuen Feuerwehr angeregt und eine Versammlung einberufen.

Zu dieser Gründungsversammlung war auch der Regierungsrat Herpel aus Altena erschienen. 70 Kameraden meldeten sich wieder zum aktiven Dienst. Otto Wolff wurde zum 1. Brandmeister gewählt und Wilhelm Becker zu seinem Stellvertreter. Es war wieder ein reges Interesse für die Feuerwehr vorhanden. Die damalige Gemeinde Ohle stellte Mittel zur Verfügung, so dass die Ausrüstung der Wehr weiter vervollständigt werden konnte; 1929 wurde eine Motorspritze angeschafft und ein neuer, massiver Steigerturm aus Bruchsteinen, der heute noch an dem Gerätehaus in der Friedrich-Mayweg-Straße steht, erbaut. Gleichzeitig wurde die Ausrüstung des Löschzuges weiter ergänzt.

Waren bis zum 13. September 1931 auch Männer aus Selscheid Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Ohle, so wurde an diesem Tag um 16.15 Uhr eine Versammlung vom Ohler Gemeindevorsteher Schulte-Suhr im Gasthof Werthmann zur Gründung einer Löschgruppe Ohle-Land einberufen. Die Bürger von Selscheid und der umliegenden Gehöfte zeigten großes Interesse, so dass sich unter dem 1. Zugführer August vom Wege und seinem Stellvertreter Wilhelm Mittendorf jr. 16 Kameraden zur Spritzenmannschaft meldeten und weitere 8 Kameraden unter der Führung von Alex Kleerbaum zur Ordnungsmannschaft. Der Gerätewart Wilhelm Werle wurde beauftragt, die in Ohle überzähligen Ausrüstungsgegenstände den Selscheider Feuerwehrmännern auszuhändigen.

In den folgenden Jahren festigte sich die Kameradschaft zwischen den beiden Löschzügen, und als man 1933 das 25-jährige Bestehen des Löschzuges Ohle feierte, waren viele Kameraden des Löschzuges Ohle-Land maßgeblich an den Vorbereitungen und der Ausrichtung des Jubiläums beteiligt. Die Feierlichkeiten wurden im großen Rahmen mit reger Beteiligung der Nachbarvereine abgehalten.
Das Jahr 1934 brachte die Auflösung der Freiwilligen Feuerwehren des Amtes Plettenberg, die bis dahin einen Vereinsstatus hatten. "Nach dem neuen Feuerwehrgesetz wird im Amte Plettenberg nur eine Freiwillige Feuerwehr sein, die den Namen Freiwillige Feuerwehr Plettenberg-Land-Ohle führt. Die Auflösungsversammlung, in der auch die Neugründung der oben genannten Wehr beschlossen wurde, fand am 18. Februar 1934 beim Gastwirt Siepmann in Eiringhausen statt."

Dieses Zitat stammt aus dem Jahresbericht 1933. Brandmeister Otto Wolff und sein Stellvertreter Wilhelm Becker behielten die Führung des Löschzuges Ohle bis 1937. Als Fritz Wunderlich und Stellvertreter Wilhelm Werle 1938 die Wehr übernahmen, war sie in der Übergangszeit kommissarisch von Karl Alte geführt worden. Kurz vor dem Kriege wurde das heutige Gerätehaus, das vor dem Steigerturm erbaut wurde, seiner Bestimmung übergeben. Im 2. Weltkrieg mussten die meisten Wehrmänner den blauen Feuerwehrrock gegen den Militärrock tauschen. Auch dieser Krieg forderte von den Ohler Kameraden seine Opfer. 7 Kameraden konnten nicht mehr zu ihren Familien zurückkehren.

Beim Neuaufbau der Feuerwehren 1945 wurde Otto Forneberg Brandmeister in Ohle, während Fritz Wunderlich zum Hauptbrandmeister der Stadt Plettenberg ernannt wurde. Die Nachkriegsjahre brachten die Ausstattung des Löschzuges Ohle mit modernen Geräten, unter anderem einem Ford LF 8, der von den Ohler Wehrmännern bis heute gehegt und gepflegt wird; auch, nachdem man ihn nicht mehr für Einsätze benötigt. Als besonderes Schmuckstück besaß der Ohler Löschzug einen BMW V 8 als Kommandowagen. Dieser Wagen war der Feuerwehr von der Familie Pfeiffer, die immer ein besonderes Verhältnis zur Ohler Feuerwehr hatte, als Unfallwagen geschenkt und von den Ohler Feuerwehrkameraden unter Benutzung der Ohler Eisenwerksgarage wieder hergerichtet worden.

Wie aus dem . . .


Einsätze der letzten 25 Jahre, die in Erinnerung blieben:

16.08.1959 20.00 Uhr Bauernhofbrand Schulte-Bröcker, Altenaffeln
01.10.1959 13.45 Uhr Waldbrand Silbergkopf, Eiringhausen
06.10.1959 12.15 Uhr Waldbrand Wixbergkopf, Altena
03.12.1960 18.30 Uhr Hochwassereinsatz, Lennetal
22.07.1965 02.00 Uhr Werkshallenbrand Fa. Schade, Plettenberg
05.01.1969 10.45 Uhr Bauernhofbrand Kaiser, Teindeln
30.05.1970 04.15 Uhr Reithallenbrand Baberg, Selscheid
25.03.1972 14.55 Uhr Waldbrand Homert, Eiringhausen
13.01.1977 04.40 Uhr Wohnhausbrand Vieregge, Leinschede
03.09.1977 22.00 Uhr Bauernhofbrand Kalthoff, Selscheid
14.11.1978 16.30 Uhr Autounfall, Bahnübergang Ohle
19.01.1980 09.15 Uhr Ölalarm auf der Lenne
14.03.1982 12.57 Uhr Motorbooteinsatz Tauchunfall, Oestertalsperre
22.03.1982 06.15 Uhr Wohnhausbrand SGV-Heim, Jeutmecke

Mit diesen nüchternen Daten verbindet sich menschliches Leid und Tragik, sie sollen uns auch in Zukunft eine Verpflichtung sein, unsere ganze Kraft einzusetzen, Schaden an Leben, Hab und Gut unserer Mitmenschen zu bekämpfen.


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