Quelle: Westfalenpost Plettenberg vom 13.05.1955 im Archiv HH

Vom Feuereimer bis zur Motorspritze
Löscheinrichtungen vor 100 Jahren / 70 Jahre Löschzug Plettenberg-Mitte

Plettenberg. Der Löschzug der Freiwilligen Feuerwehr Plettenberg-Mitte feiert heute und morgen sein 70-jähriges Bestehen in Verbindung mit der alle zwei Jahre stattfindenden Technischen Tagung der Freiwilligen Feuerwehren des Kreises Altena. In sieben Jahrzehnten hat das Feuerlöschwesen mit der Entwicklung der Technik Schritt gehalten, und besonders nach der Währungsreform sind die fünf Plettenberger Löschzüge mit den modernsten Motorspitzen und Löschgeräten ausgerüstet worden, so daß die Gewähr gegeben ist, daß Leben und Eigentum der Bürgerschaft gegen Feuergefahr durch eine schlagkräftig ausgebildete Wehr gesichert ist.

Vom Löscheimer bis zur modernen Motorspritze, die mit ungeheurem Druck 1500 Liter Wasser in einer Minute kirchturmhoch zu befördern vermag, war ein langer Weg, aber ebenso von der Pflichtfeuerwehr bis zur Freiwilligen Feuerwehr und der Berufsfeuerwehr in großen Städten. Wenn man in den "Acta specialia betr. Feuerlöschwesen der Stadt Plettenberg", die im Jahre 1841 angelegt wurden und heute noch im Archiv erhalten sind, blättert, findet man manchen Aufschluß über die damaligen Feuerlöscheinrichtungen.

Feuerlöschordnung vor hundert Jahren
Nach der am 27. Juli 1843 vom Landrat in Altena erlassenen Feuerlöschordnung mußten in jeder Gemeinde Löschmannschaften aufgestellt werden. Die Aufstellung der Mannschaften erfolgte durch die Ortspolizeibehörde und soweit sich nicht genügend Freiwillige meldeten, war es Bürgerpflicht, an der Brandbekämpfung teilzunehmen. Die Löschmannschaft war in vier Abteilungen eingeteilt. Die erste bediente die Spritze, die zweite hatte Wasser heranzuschaffen, die dritte Mauern, Giebel und Dächer bei Brandausdehnung niederzureißen und schließlich die vierte Personen und Sachen zu retten. Die eingeschriebenen Freiwilligen trugen beim Brande ein schmales weißes Band am rechten Arm mit der Nummer der Abteilung.

In einem Protokoll vom 24. November 1843 beklagte sich der Protokollführer, daß trotz mehrmaliger öffentlicher Aufforderung sich kein Eingesessener freiwillig für die einzelnen Abteilungen gemeldet habe, und daher vom Stadtvorstand die Mannschaft für die einzelnen Abteilungen bestimmt werden mußten. Aus den Aufzeichnungen ist weiter zu ersehen, daß die Ausbildung nur mangelhaft war und häufig die Löscheimer gestohlen wurden, die jeder Bürger noch selbst mit zur Brandstelle bringen mußte.

Mit Freiwilligen ging es besser
Im Jahre 1870 erließ der Vorstand des Rheinisch-Westfälischen Feuerwehrverbandes an die Bürgermeister einen Aufruf, freiwillige Feuerwehren zu bilden, denn bei den Unzulänglichkeiten des bestehenden Feuerlöschwesens müsse es eine Ehrensache für die Bürger sein, sich freiwillig zum geordneten Zusammenwirken einzuüben, um in der Stunde der Gefahr Leben und Eigentum der Bürger nach Möglichkeit zu schützen. Nur gut organisierte Feuerwehren, die unter einem einheitlichen Kommando durch fortgesetzte Übungen sich zu einem sicheren Zusammenarbeiten herangebildet haben, könnten mit Erfolg einem Brande entgegentreten.

1927 die erste Motorspritze
Immerhin dauerte es noch 15 Jahre, bis die Freiwillige Feuerwehr Plettenberg im Jahre 1885 vom damaligen Bürgermeister Posthausen gebildet wurde, die aus der zwei Jahre vorher gegründete Turner-Feuerwehr hervorgegangen ist. Mit finanzieller Unterstützung der Feuer-Sozietät konnten auch bald die notwendigsten Geräte angeschafft und wenige Jahre später die bisher im Turm der Christuskirche untergebrachten Löschgeräte in dem am Wieden erbauten Feuerwehrgerätehaus untergebracht werden. 1927 erhielt der Löschzug Stadtmitte die erste Motorspritze. Heute ist der Löschzug, unter der Leitung von Oberbrandmeister Ewald Betzler, mit den modernsten Löschgeräten ausgestattet und in der Lage, auch bei größten Bränden erfolgreich einzugreifen.

Wenn die Männer, die unter dem Wahlspruch "Gott zur Ehr', dem Nächsten zur Wehr" freiwillig Leben und Gesundheit bei Gefahr für ihre Mitbürger einsetzen, so ist es wohl auch Pflicht der Bürgerschaft, ihnen anläßlich ihres Jubiläums durch rege Teilnahme an den öffentlichen Veranstaltungen einen kleinen Dank zu erweisen. Das Programm der Veranstaltung ist aus dem Anzeigenteil ersichtlich.