Quelle: Westfälische Rundschau Plettenberg vom 11.10.2012

100 Jahre DRK
Sanitätskolonnen als Grundstock


Gruppenbild bei der Übung am 21.09.1963 in Plettenberg. Foto: DRK

Von Andreas Bäumer

Plettenberg. Mit Festakt, Technik- und Leistungsschau, Kinderaktionen sowie buntem kulinarischen Angebot feiert das Deutsche Rote Kreuz (DRK) Plettenberg morgen, Samstag, seinen 100. Geburtstag. Mit aktuell rund 1400 Mitgliedern ist das DRK einer der größten Vereine in der Vier-Täler-Stadt.

Seit den 1860er Jahren wurden europaweit vor allem Frauen aktiv für Soziales und gegen Kriegsleid – die Vaterländischen Frauenvereine entstanden, am 3. Oktober 1912 auch in Plettenberg. Angestoßen durch ein Treffen in der Gaststätte Ostermann in Eiringhausen wurde der „Vaterländische Frauenverein vom Roten Kreuz Plettenberg-Stadt“ gegründet, zur „Förderung der Krankenpflege, der Volksgesundheitspflege, der Kin­derfürsorge und der Armenpflege“.

Der Verein wächst zusammen
Aus dieser Gründung und aus Sanitätskolonnen sowie Frauenvereinen in Eiringhausen und Ohle wuchs der Verein Stück für Stück zusammen. Im Jahr 1964 kam das bis dahin eigenständige DRK Eiringhausen hinzu, 2006 der frühere DRK-Ortsverein Ohle.

Die Frauenvereine und Sanitätskolonnen bildeten den Grundstock des DRK, geprägt durch unterschiedliche Menschen und Gegebenheiten. So organisieren engagierte Rotkreuzler seit Jahrzehnten ehrenamtlich die unterschiedlichsten Aufgabenbereiche; Ärzte, Unternehmer oder Verwaltungsspitzen übernahmen die Leitung des DRK-Ortsvereins, junge Rettungssanitäter und Rettungsassistenten halfen früher bei jedem Fußballspiel und leisten heute beim P-Weg-Marathon Erste Hilfe.

Auch heimische Fabrikanten spielten immer eine bedeutsame Rolle, insbesondere als Förderer. Wilhelm Seissenschmidt zum Beispiel war 1899, also vor der Gründung des Plettenberger Frauenvereins, unter den ersten zahlenden Mitgliedern des Kreisvereins. Der Ohler Unternehmer Walter Pfeiffer sorgte für den Vaterländischen Frauenverein vom Roten Kreuz Ohle. Dieser wurde 1926 von seiner Frau Anneliese gegründet. 1956 schenkte er den Ohlern auf Drängen seiner Frau den DRK-Kindergarten in der Papenkuhle. 1966 wurde der Kindergarten dem DRK-Kreisverband übereignet.

Walter Knauer, der damalige Direktor von Graewe & Kaiser (Graeka), führte ab 1951 die Bereitschaft Eiringhausen. Sie wurde 1914 als Sanitätskolonne gegründet und im Rahmen der Gleichschaltung mit den Rot-Kreuz-Gruppen in Ohle und Plettenberg-Stadt zusammengelegt. Die Firma Graeka stellte dem Roten Kreuz außerdem bis 1974 Schulungsräume im Keller ihres Bürogebäudes zur Verfügung.

Für die sich fortsetzende Technisierung des DRK Plettenberg stehen zwei Namen: Gustav Bahr und Dr. Gustav Hubo. Bahr war ein Bastler und wurde 1932 vom Oberpräsidenten der Provinz Westfalen für die Entwicklung von Sanitätsartikeln geehrt. Matthias Schröder, selbst 25 Jahre beim DRK aktiv, erinnert sich an ein paar der hilfreichen Konstruktionen wie die Bindenwickelmaschine. Während der Weltkriege und danach wurden die gebrauchten Binden gewaschen, neu gewickelt und wiederverwandt. „Heute wird so etwas kaum gebraucht“, so Schröder.

Der Respekt vor Atomwaffen während des Kalten Krieges trieb den 1951 zum Bereitschaftsarzt in Eiringhausen gewählten Dr. Hubo um. 1959 setzte er sich für eine kreisweite Strahlenschutztruppe ein. Mit Geigerzählern maß die in den folgenden Jahren anwachsende Spezialtruppe regelmäßig die Umgebungs-Strahlung.

Kriegs- und Friedenszeiten
Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz wurde von Henri Dunant 1863 in Friedenszeiten gegründet und ist auf den Einsatz in Kriegszeiten ausgelegt. So schickte der DRK Plettenberg während der beiden Weltkriege Sanitätskolonnen ins Feld. Die Frauen vor Ort versorgten Verletzte, Kriegsrückkehrer und Flüchtlinge, die mit den Zügen der Rhein-Sieg-Strecke nach Plettenberg kamen. Sie strickten Strümpfe und Leibbinden, nähten Laken und packten später Feldpostpäckchen.

In Friedenszeiten waren Krankentransport und Sanitätsdienst ein Schwerpunkt der Arbeit. Der Transport geschah zunächst mit einfachsten Mitteln und ab 1930 mit einem Krankenauto. Heute ist der Fuhrpark des DRK Plettenberg um Rüstfahrzeug, Versorgungseinheit, Behindertenfahrzeug, Busse und Transportfahrzeuge angewachsen. Vor allem der soziale Dienst für Senioren, wie Essen auf Rädern und Behindertenfahrten, bildet ein Hauptarbeitsfeld der Geschäftsstelle in der DRK-Zentrale an der Ratschelle.


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