Quelle: WR Plettenberg vom 26.09.2003
Solms und Rottmann 1903 die
ersten Sozialdemokraten im Stadtrat


Im KZ ermordet: Jakob Kurth

Plettenberg. (jam) Die Autoren Martina Wittkopp-Beine und Jürgen Beine bringen es auf den Punkt: "Von der Klassen- zur Volkspartei" titelten sie das erste Kapitel ihrer Festschrift zum 100-jährigen Bestehen des SPD-Ortsvereins Plettenberg, das am morgigen Samstag in der Oesterhalle offiziell gefeiert wird (Einlass: 18 Uhr). Die wichtigsten Eckdaten stellt die WR in zwei Folgen vor: Von 1903 bis zur Wiedergründung 1945 und von 1946 bis heute.

Wer die Geschichte komplett im Detail nachlesen möchte, bekommt das Festbuch morgen zum Preis von 5 Euro in der Oesterhalle oder kann sich ein Exemplar per E-Mail über vorstand@spd-plettenberg.de bestellen.

Die Gründung, daran erinnert Bürgermeister Walter Stahlschmidt in seinem Grußwort, fand 1903 zu einer Zeit statt, in der viele Menschen nach einer neuen Orientierung suchten. Angesichts der ausgeprägten sozialen Gegensätze war bereits 1899 ein Industriearbeiterverein gegründet worden, dem fast die Hälfte der in den Betrieben beschäftigten Arbeiter beitrat. Als "ausdrücklich gewolltes Gegengewicht", so Stahlschmidt, gründete sich nur zwei Monate später ein Arbeitgeberverein.

"Der schwere Stand der Arbeiter und Kleingewerbetreibenden bewegte im Jahr 1903 siebenundvierzig Bürger dazu, den sozialdemokratischen Volksverein zu gründen, um gemeinsam gegen die Armut und Missstände der damaligen Zeit zu kämpfen. Es war ein Kampf für das allgemeine, freie Wahlrecht, für den 8-Stunden-Tag, für das Frauenwahlrecht, für höhere Löhne und kürzere Arbeitszeit", schreibt Ortsvereinsvorsitzender Bernd Paulus.

Im selben Jahr zogen mit dem Lagerhalter Heinrich Solms und der Schuhmachermeister Wilhelm Rottmann die ersten Sozialdemokraten in den Plettenberger Stadtrat ein. Und dies, obwohl noch das preußische Dreiklassenwahlrecht galt. Dies bedeutete, dass die Stimmen von vier Wählern der ersten Klasse das gleiche Gewicht hatten wie die Stimmen von 300 Wählern der zweiten Klasse und von rund 2000 Wählern der dritten Klasse, zu der die Industriearbeiter gehörten.

Entsprechend ging es im Stadtrat zu. "Solms und Rottmann wurden von den politischen Parteien geschnitten. Eine Mitarbeit in den Ausschüssen wurde ihnen auf Jahre verwehrt", schreiben die Festschrift-Autoren.

Ein wichtiger Zeitpunkt in den Jahren nach der Gründung war das Jahr 1912. Damals kam mit Jakob Kurth einer der namhaftesten Vertreter der SPD zu Zeiten der Weimarer Republik nach Plettenberg. Der gelernte Formgießer fungierte als Gewerkschaftssekretär des Ortsverbandes der Metallarbeiter-Gewerkschaft in der Vier-Täler-Stadt.

Von Anbeginn griff Kurth lokale Konflikte auf. Auf einer Versammlung im Weidenhof am 27. Juli 1913 redete er zum Thema "Warum verweigert man der Arbeiterschaft von Plettenberg und Eiringhausen die am Ort befindlichen Säle zwecks Abhaltung von Versammlungen und Festlichkeiten und welche Stellung nimmt sie dazu ein".

Jakob Kurth von den Nazis ermordet
Kurth hatte festgestellt, dass die "herrschenden Klassen von Plettenberg und Umgegend" die Vermieter von Sälen bedrängten, ihre Räumlichkeiten der SPD nicht zur Verfügung zu stellen. Die Antwort der Sozialdemokraten: Boykott aller Festlichkeiten in Sälen, bis die -Räumlichkeiten wieder zur Verfügung gestellt wurde.

Nach der "Urkatastrophe" des Ersten Weltkriegs landete die Sozialdemokratie im Jahre 1919 erstmals einen überwältigenden Wahlerfolg bei einer Kommunalwahl. Nach der Einführung des allgemeinen Wahlrechts erzielte die Partei fast 52 Prozent der Stimmen und besetzte 13 von 24 Sitzen im Stadtparlament.

Mit der gelernten Hebamme Elise Lüsebrink zog erstmals eine Frau in den Rat ein. Jakob Kurth wurde Vorsitzender der Stadtverordnetenversammlung. Die Förderung des Schul- und Gesundheitswesens, Wohnungsbau, Armenpflege, der Ausbau des Verkehrswesen - diese Themen standen für die SPD ganz vorne.

Die in der Weltwirtschaftskrise gipfelnden Verwerfungen der 1920-er Jahre machten auch vor Plettenberg nicht halt. In der Folge erzielte die SPD bei den Kommunalwahlen 1924 nur noch 21,4 Prozent der Stimmen, wurde aber 1929 mit 26 Prozent wieder stärkste Fraktion - vor der NSDAP.

Die Fahne des "Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold - Ortsgruppe Plettenberg" ist heute das wertvollste Erinnerungsstück an jene Zeit. Das Tuch, das bei jeder SPD-Hauptversammlung das Podium schmückt, erinnert an eine nationale Organisation, die sich als Reaktion auf rechte Gewalttaten 1924 begründete und dem Schutz der parlamentarischen Demokratie diente. Getragen wurde dieser Bund republikanisch gesinnter Kriegsteilnehmer neben der SPD von den Gewerkschaften, der Deutschen Demokratischen Partei und dem Zentrum.

Um nach der Machtübernahme der Nazis 1933 die Plettenberger Fahne vor den Zugriffen der örtliche Machthaber zu retten, wurde sie von Alfred Woide und den Gebrüdern Rötz in den Sundheller Schrebergärten vergraben und 1945 wieder ausgebuddelt.

Zum Ende der Weimarer Republik erlitt die SPD mit dem Tod ihres langjährigen Parteivorsitzenden Heinrich Solms einen schmerzlichen Verlust. Für ihn rückte der Malermeister Heinrich Kordes nach, der eine Generation vertrat, die auch nach 1945 maßgeblich die SPD-Politik bestimmte.

Nach dem Parteienverbot in der Zeit der nationalsozialistischen Diktatur litten auch Plettenberger Sozialdemokraten ganz konkret unter dem Terror der braunen Machthaber. Jakob Kurth wurde nach dem 20. Juli 1944 inhaftiert, in das Konzentrationslager Sachsenhausen verschleppt und dort ermordet.

Wilhelm Ding (später erster Nachkriegsbürgermeister) und sein Bruder Karl Ding, waren der Verfolgung ausgesetzt, nachdem sie sich geweigert hatten, für das nationalsozialistische Winterhilfswerk zu spenden, und wurden in "Schutzhaft" genommen.

Auf Betreiben des NSDAP-Ortsgruppenleiters Josef Zimmermann wurde der als NS-Gegner bekannte Karl Drucks seines Postens als Lagerhalter des Eiringhauser Konsumvereins enthoben und in den wirtschaftlichen Ruin getrieben. Nach der "inneren Emigration", in die sich viele Sozialdemokraten während der Nazi-Diktatur zurückgezogen hatten, hoben 36 Sozialdemokraten am 25. August 1945 die Partei in Plettenberg wieder aus der Taufe. Dazu zählten Heinrich Kordes, der zum Ersten Vorsitzenden gewählt wurde, sein direkter Nachfolger Gustav Müller sowie der 2. Vorsitzende Wilhelm Ding. (wird fortgesetzt)


Quelle: WR Plettenberg vom 27.09.2003
"Des Volkes Wohl ist unser Arbeit Ziel"

Plettenberg. (jam) Nach der Wiedergründung des SPD-Ortsvereins Plettenberg am 25. August 1945 entwickelte sich bald ein reges Parteileben. Die Zahl der Mitglieder stieg von 36 im August auf 289 Ende 1946 an. Das geht aus der von Martina Wittkopp-Beine und Jürgen Beine verfassten Festschrift zum 100-jährigen Bestehen des SPD-Ortsvereins Plettenberg hervor. Eine Zusammenfassung der Zeit von der Gründung bis zum Jahre 1945 konnten Sie in der gestrigen Ausgabe lesen, hier eine kurze Chronik der folgenden Jahre.

"Der Nazismus muss für alle Zeiten ausgemerzt werden", lautete das Credo des damaligen Ortsvereinsvorsitzenden Heinrich Kordes.

Die existenziellen Probleme der Nachkriegszeit rückten die Wohnraumfrage und das Thema Versorgung der Bevölkerung in den Vordergrund.

Die große wirtschaftliche Not breiter Bevölkerungskreise veranlasste die Plettenberger SPD, einen Ortsverein der Arbeiter-Wohlfahrt (AWo) zu gründen, dessen erster Vorsitzender Alfred Spiegel war. Die AWo richtete am Grafweg in einer Baracke ein Heim für all jene ein, "denen ein enges Zimmer und ein kalter Ofen jeden Mut zum Leben nahmen", wie ein zeitgenössischer Chronist schrieb. Die Städtische Volksküche, die schon seit längerer Zeit den Ostvertriebenen und Ausgebombten zu einer warmen Mahlzeit verholfen hatte, wurde von den ehrenamtlichen Helfern kurzerhand übernommen.

Bis heute hat die AWo ihre erfolgreiche Arbeit fortgeführt, allerdings mit veränderten Schwerpunkten. Nach Aufgabe der Volksküche 1962 wurde die Baracke zur Wiesenstraße umgesetzt. 1983 bezog die AWo an der Brachtstraße ein neues Haus, in dem heute auch das SPD-Parteibüro untergebracht ist.

Alfred Spiegel, seit 1924 SPD-Mitglied, nach dem Krieg Kreisjugendpfleger und später beim Sozialamt des Kreises Altena tätig, wurde für seine Verdienste 1984 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.

Heinz Baberg prägte neuen Stil der SPD
Schon in den ersten Jahren nach dem Krieg legten die SPD-Mitglieder im Rat Wert auf Konsens in der Ratsarbeit.

"Die SPD-Vertreter lehnen es ab, das Stadtparlament zu einem parteipolitischen Tummelplatz zu machen, wohl aber fühlen sie sich verpflichtet, die von der allgemeinen Not diktierten Maßnahmen im sozialistischen Geiste zur Durchführung zu bringen und Vertrauen hierbei auf die verständnisvolle Mitarbeit der übrigen Parteien. . . Des Volkes Wohl ist unser Arbeit Ziel", erklärte der damalige Fraktionsvorsitzende Gustav Müller.

Zu den wichtigen Projekten, die sich die Plettenberger SPD vornahm, gehörte die Erweiterung des Plettenberger Krankenhauses um eine innere Abteilung. Diese wurde 1950 als Wichernhaus in der Villa Kaiser an der Kaiserstraße eröffnet, finanziert auch mit Geldspenden aus der Arbeitnehmerschaft.

Zwischen 1945 und 1952 gab es drei Wahlen zum Stadtrat. Am 15. September 1946 erreichte die SPD mit 15 von 24 Sitzen die absolute Mehrheit. Enttäuschung am 17. Oktober 1948, als die Partei nur noch 32,2 Prozent der Stimmen erreichte. Mit einem Sitz mehr war die CDU stärkste Fraktion. Vier Jahre später erreichte die SPD mit 36,5 Prozent wieder ein zufriedenstellendes Ergebnis und stellte mit Emil Arndt den Bürgermeister, der bis 1954 im Amt blieb und von Paul Thomee (FDP) abgelöst wurde.

In der Legislaturperiode von 1952 bis 1956 waren sechs Parteien im Rat vertreten, was die kommunalpolitische Arbeit erschwerte.

Zwischen 1945 und 1952 hatte die Plettenberger SPD vier Vorstandsvorsitzende: Heinrich Kordes, Gustav Müller, Emil Arndt und ab 1952 Heinz Chmill, der über zehn Jahre im Amt blieb. Wie kein anderer verkörperte Chmill in den 1950er Jahren die Plettenberger SPD. Er stand für eine Kontinuität, wie sie zuvor nur Heinrich Solms zugeschrieben werden kann.

In den Jahreshauptversammlungen der Jahre 1947 und 1948 kam es zu Kampfabstimmungen, die bereits symptomatisch waren für eine Organisation, die unterwegs war von der sozialistisch geprägten Klassenpartei der Gründerjahre zur sozialdemokratischen Volkspartei des Godesberger Programms.

So kandidierten 1947 mit Franz Kastner und Max Vogel Sozialdemokraten für den Ersten und Zweiten Vorsitzenden, die aus der Arbeiterschaft und der Gewerkschaftsbewegung kamen.

Der Gegenvorschlag mit dem gelernten Buchdrucker Gustav Müller und dem Kaufmann Wilhelm Ding verkörperte die Linie der pragmatisch ausgerichteten "Revisionisten".

Im Jahr 1947 gewannen die Pragmatiker, 1948 setzte sich der Traditonalist Emil Arndt deutlich gegen Gustav Müller durch.

Die Kommunalwahlen der 50-er Jahre brachten den Sozialdemokraten ständige Zugewinne. 1956 erreichte die SPD 43,5 Prozent, 1961 46 Prozent. Sie stellte mit Emil Arndt und (von 1956 bis 1961) mit Heinz Chmill den Bürgermeister. Von 1964 bis 1974 war er Landrat, gehörte dem Landtag in Düsseldorf von 1966 bis 1980 an.

Zu den größten und mit Baukosten von 4,6 Millionen Mark teuersten Projekten jener Jahre gehörte der Neubau des Krankenhauses am Kirchlöh, das 1959 eröffnet wurde.

Nachdem sich die SPD 1959 mit dem Godesberger Programm von planwirtschaftlichen Konzepten der Vergangenheit verabschiedet hatte, betrat mit Heinz Baberg ein Mann die kommunalpolitische Bühne, der wie kein anderer den neuen Stil der SPD als Partei für alle Bevölkerungsgruppen verkörperte.

Nachdem die SPD 1961 den Verlust der Mehrheit beklagen musste, gelang ihr mit dem Spitzenkandidaten Heinz Baberg 1964 mit 54,2 Prozent der Stimmen die absolute Mehrheit im Rat.

Unter Babergs Ägide wandelte sich die Vier-Täler-Stadt im vielerlei Weise. Verlagerung der Industriebetriebe aus der Innenstadt ins Elsetal bei Köbbinghausen, Stadtsanierung, Bau der Fußgängerzone, Schaffung neuer Wohngebiete sind nur einige Stichworte.

Baberg, der als beinharter Stopper beim TuS Eiringhausen Fußball spielte und in seiner Eigenschaft als Oberstudiendirektor von 1974 bis 1980 das Plettenberger Gymnasium leitete, legte großen Wert auf den Ausbau der Sportstätten und ein gutes Schulsystem, was sich in vielen Neubauten niederschlug. So wurde in den 1960er Jahren das Schulzentrum Böddinghausen mit Gymnasium und Realschule gebaut.

Höhepunkt in Babergs Karriere war die Wahl in den Landtag am 1. Mai 1980.

Mit den guten Kommunalwahlergebnissen einher gingen ein Anstieg der Mitgliederzahlen. 1997 hatte der Ortsverein 443 Mitglieder, ein Niveau, das bis Ende der 1980er Jahre gehalten werden konnte.

Groß war die Erschütterung in der gesamten Bevölkerung, als Heinz Baberg am 22. November 1983 völlig unerwartet starb. "Heinz Baberg war einer aus dem Volk und im Volk. Seine Integrationsfähigkeit prägte nicht nur die Arbeit des Rates, sondern brachte die Bürger der verschiedenen Ortsteile einander näher", sagte der damalige stellvertretende Bürgermeister Jan Marl auf der Trauerfeier für Heinz Baberg in der Aula des Gymnasiums, an der auch der damalige Ministerpräsident Johannes Rau teilnahm.

Partei hat "dicke Bretter gebohrt"
Zum Nachfolger Babergs wählte der Rat den damals 37-jährigen Udo Scheepers, seinen Schwiegersohn. Zu Beginn der 1970er Jahre als Vorsitzender der Plettenberger Jungsozialisten aktiv, war Scheepers 1978 für den verstorbenen Alfred Cordes in den Rat nachgerückt. Bei der Kommunalwahl 1979 hatte er in Ohle das Direktmandat geholt.

Nachdem Udo Scheepers 1985 als Direktkandidat in den Landtag einzog und so eine von Heinz Chmill über Heinz Baberg reichende Kontinuität fortsetzte, bedeutete der völlig überraschende Tod von Udo Scheepers im Jahre 1986 eine erneute Bewährungsprobe für die Plettenberger SPD, die sie solidarisch meisterte.

Nachfolger Scheepers wurde der damalige SPD-Fraktionsvorsitzende im Rat, Otto Klehm, der dieses Amt bis 1999 bekleidete. Mit Klehms Wahl und der Wahl von Wolfgang Schrader, der Helmut Bornemann 1988 als Parteivorsitzender ablöste, begann für die SPD in Plettenberg eine neue Phase ihrer Entwicklung.

Otto Klehm konnte sich in seiner Amtszeit, die bis zum Ende der letzten Legislaturperiode dauerte, auf eine breite Zustimmung in der Bevölkerung stützen. Wolfgang Schrader gab nach seiner Wahl zum Fraktionsvorsitzenden den Parteivorsitz an Michael Schöttler ab. Dessen Rücktritt schuf 1993 die Voraussetzung zur Wahl von Karin Rother. Ihre Nachfolge trat 2001 Bernd Paulus an.

Die Festschrift-Autoren verhehlen nicht die Probleme der Partei in den 90er Jahren. In dieser Zeit bahnte sich eine immer stärker werdende "Parteiverdrossenheit" den Weg, die auch der SPD vor Ort stark zusetzte. Die Mitgliederzahlen vor Ort sanken. Die SPD verlor rund 100 Mitglieder. Und die Wahlbeteiligung erreichte nicht für möglich gehaltene Tiefstände.

Abschließend heißt es: "Die unübersehbaren Krisensymptome des Parteienstaates korrelierten in Plettenberg in eigentümlicher Weise mit der Durchsetzung von langjährigen politischen Visionen der örtlichen SPD. Die Partei konnte und kann auf ihrer Haben-Seite den im Jahre 2003 begonnenen Bau der Westtangente und des neuen Erlebnisbades Aqua Magis im Böddinghauser Feld verbuchen. Beide Projekte symbolisieren wie schon beim Krankenhausbau in den 1950er Jahren den sozialdemokratischen Willen zur aktiven Gestaltung Plettenbergs als einer lebenswerten Industriestadt. Gerade diese beiden Projekte zeigen aber auch, wie wichtig es ist, in politischen Dingen einen langen Atem zu haben und für die eigenen Interessen und Projekte zu kämpfen. Der Bau der Westtangente beispielsweise, schon seit Jahrzehnten Thema in der Partei, konnte nur über eine Politik der kleinen Schritte, d.h. über langwierige Verhandlungen und politische Auseinandersetzungen mit den zuständigen Verantwortungsträgern realisiert werden. Dieser lange Atem und das berühmte Bohren dicker Bretter scheint aber für viele Menschen eher abschreckend zu sein. Im Zeitalter der schnellen Informationen und der event-Kultur, in einer Zeit, in der die Globalisierung und das zusammenwachsende Europa fast stetig neue Herausforderungen an die Menschen und ihre Flexibilität stellt, in einer Zeit, in der Politiker den Sozialstaat reformieren und für tiefe Einschnitte in der Verteilung der Einkommen sorgen, ist die Bereitschaft vieler Menschen, über Jahre für eigene politische Überzeugungen und Projekte kämpfen zu wollen, auf eine harte Probe gestellt.

Dass es sich trotzdem lohnen kann, Verantwortung in einer Partei zu übernehmen und für politische Projekte auch bei eventuellem scharfen Gegenwind den Kopf hinzuhalten, das sollte die Geschichte der Plettenberger SPD gezeigt haben."


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