Das Lager beim Kaltwalzwerk
Brockhaus wird geräumt

 

Quelle: Kopie eines Schreibens von Walter Dasberg an die Westfälische Rundschau, per Fax vom 06.03.1999 in Kopie an das Vereinsmitglied Horst Hassel

Bericht zu den Gründen der
Schließung unseres Sammellagers

Seit dem 02.01.1990 bis zum kommenden 11.03.1999 wurden von der Russland- und Osteuropahilfe insgesamt 57 Hilfstransporte durchgeführt. Hierbei wurden 105 Lkw mit Hilfsgütern hauptsächlich nach St. Petersburg und Tallinn, aber auch nach Königsberg, Turguviste (Rumänien), Opole (Polen) und nach Lvov, Rovojavorsute (Ukraine) gebracht.
Viele Menschen in Plettenberg und Umgebung und auch aus Meerbusch, Nürnberg, Marburg, Hagen und Dortmund haben sich an den Sammlungen für unsere Transporte beteiligt.

Fast in allen Fällen wurden uns die Fahrzeuge für die Transporte kostenlos überlassen. Das Lager im Haus Breddestr. 37 wurde uns von der Firma Brockhaus kostenlos zur Verfügung gestellt. Bei diesen Fahrten sind auch viele Helfer tätig gewesen, die dadurch die Not der Menschen in den anderen Ländern mit eigenen Augen ansehen konnten. Für diese ganz beträchtliche Unterstützung möchten wir uns bei jedem einzelnen herzlich bedanken.


Jetzt scheint uns aber die rechte Zeit gekommen zu sein, diese Transporte einzustellen. Es haben sich einige Gründe ergeben, die zu dieser Entscheidung geführt haben, dazu folgendes:
In den Jahren bis 1997 wurden uns von den Fährgesellschaften Rabatte eingeräumt, die speziell die Kosten der Hilfstransporte niedrig hielten. Diese Rabatte wurden aber im Laufe des Jahres 1997 nicht mehr gewährt, weil die Fähren unter starkem Preisdruck standen. Seit Beginn unserer Fahrten wurden wir bei jedem Grenzübertritt nach Russland mit neuen Bestimmungen überrascht, die in den meisten Fällen zu langen Wartezeiten führten.

Lkw vom Petersburger Stadtzoll sichergestellt
Bei unserer letzten Fahrt im Januar dieses Jahres (1999) gipfelten diese angeblichen Vorschriften darin, dass der Lkw beim Stadtzoll sichergestellt wurde, nachdem ein ganzer Tag mit Wartezeit vergangen war, weil von den Empfängern der Hilfsgüter Bescheinigungen verlangt wurden, womit sie die ordnungsgemäße Verteilung bestätigen sollten. Da es aber bereits Abend war, konnten diese Bescheinigungen mit den entsprechenden Stempeln nicht mehr besorgt werden. Die Fahrer mussten sich zu Fuß auf den Heimweg machen.

 

Über Handy wurde der auch in Plettenberg gut bekannte "Mischa" Vassiliew um Hilfe gebeten, der die Fahrer zu ihrer Unterkunft brachte und sie auch am nächsten Morgen erneut zum Zoll begleitete.
Dort waren 10 [russische] Arbeiter dabei, den Wagen zu entladen, jedes Paket zu wiegen und den Inhalt zu überprüfen. Hierbei stellte sich heraus, dass die Kilozahl des Ladegewichtes mit dem in der Ladeliste angegebenen Gewicht gering differierte. Strafgeld: 90 Dollar. Dann wurde festgestellt, dass drei Säcke mit Plüschtieren gefüllt waren. Bemängelung wegen fehlender Hygiene, Strafgeld 30 Dollar. Abladen und Aufladen der Hilfsgüter durch die 10 Arbeiter, Kosten 182 DM.
Die hohen Fährgebühren und die zusätzlichen, zum Teil unzumutbaren Kosten, haben uns bewogen, die Hilfstransporte in dieser Weise einzustellen.

Da wir seit 1992 eine Suppenküche in St. Petersburg unterhalten, in der täglich zwischen 80 und 100 Personen eine volle Mahlzeit erhalten, sind wir der Meinung, hier das Spenden- und Mitgliedergeld sinnvoller einsetzen zu können. Wir möchten die Suppenküche noch so lange wie eben möglich am Leben erhalten, weil die dort essenden Menschen zu den Ärmsten in St. Petersburg gehören.
Sollte uns bei dieser Hilfe jemand unterstützen wollen, so möge er bitte die Spende auf das Konto Nr. 82....., BLZ 458 410 31 bei der Commerzbank Plettenberg einzahlen. Spendenbescheinigungen können ausgestellt werden.
In der Hoffnung auf Verständnis für unsere Entscheidung verbleiben wir mit freundlichen Grüßen und herzlichem Dank an alle Beteiligten
Ihre Russland- u. Osteuropahilfe Plettenberg e.V.
W. Dasberg
Geschäftsführer



Fotos: Horst Hassel