Plettenberg. (oso) Vor dem endgültigen "Aus" steht die Suppenküche der Russland- und Osteuropahilfe Plettenberg in St. Petersburg. Seit Oktober 1999 bleiben die monatlichen Abrechnungen aus. Keine Spur, geschweige denn eine Zahlung, auch bei der versprochenen Einnahmebeteiligung des inzwischen etablierten Partyservices: 20 Prozent, so der neue Eigentümer, das Ligowski-Volkshaus, sollten von diesen Erlösen der Suppenküche zufließen.
Heinz Schulte, Vorsitzender der Russlandhilfe, zog auf der Jahreshauptversammlung am Donnerstagabend nun die Konsequenzen. "Wir schließen unsere Suppenküche in St. Petersburg Ende Mai 2001." Dem Antrag des Vorstands stimmten die 16 anwesenden Mitglieder im Burghaus einstimmig zu; wohl wissend, dass es die Ärmsten und Hilfsbedürftigsten alten Menschen am härtesten trifft. "Nicht im Winter, das wäre für unsere alten Menschen eine Katastrophe" - deshalb verschob man nach einer emotional geführten Debatte zu Gunsten der vielen Hilfsbedürftigten die Schließung auf Ende Mai 2001."Wir wissen nicht, was dort läuft." Heinz Schulte und Geschäftsführer Walter Dasberg waren sich einig: Nachdem die mit bescheidenen Mitteln aufgebaute Suppenküche seit 1992 lange Jahre mit eigenem Personal hervorragend lief, stellte der Eigentümerwechsel den Verein vor Probleme. Aus dem Kulturpalast der Eisenbahner ging das Eigentum an die Stadt zurück - nun ist es wieder das Ligowski-Volkshaus. Direktor Nowikow, weit über St. Petersburg hinaus politisch einflußreich, drängte die Rußlandhilfe auf den Umbau der Räumlichkeiten. "Ein Partyservice und die Bewirtung von Gesellschaften ist dort angelaufen, mit uns wurde ein neuer Vertrag geschlossen. Von unseren vier Leuten, die in der Suppenküche arbeiteten, wurde nur die 81-jährige Soja übernommen. Dafür wurden zwei hauptberufliche Köche eingestellt."
Heinz Schultes und Walter Dasbergs Verdacht, die Zuwendungen an die Suppenküche gerieten nun zunehmend in den Einflußbereich des Ligowski-Volkshauses, vermochte auch Direktor Nowikow bei seinem Besuch in Plettenberg nicht auszuräumen - trotz wortreicher Erklärungen. "Über Zuwendungen, die vom Soziamt der Stadt St. Petersburg an die Suppenküche laufen, haben wir trotz mehrfacher intensiver Nachfragen keine Auskunft bekommen. Wir wissen nicht, was läuft", erklärte Heinz Schulte das wachsende Mißtrauen, zumal auch die versprochene Beteiligung am Partyservice völlig ausblieb. Auch die eigenen Leute, sprich die für die Abrechnung verantwortliche Svetlana und die für den Einkauf verantwortliche Soja, haben seit Monaten keine Unterlagen mehr geschickt. "Im April 2001 treffen wir uns, um über die Auflösung unserer Russlandhilfe zu beraten." Der eigentlich zur Wahl stehende 1. Vorsitzende Heinz Schulte bleibt in dieser kritischen Phase noch im Amt, um mit den Verantwortlichen vor Ort in St. Petersburg vielleicht doch noch zu einem Konsens zu kommen. "In jedem Fall werden wir mit Marina eine neue Frau mit der Überprüfung der Abrechnungen beauftragen", gab Schulte eine erste konkrete Maßnahmen bekannt, um zumindest etwas Licht in das offenkundige Ränkespiel um handfeste materielle Interessen in St. Petersburg zu bringen.
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