Plettenberg 1936
(Quelle: Süderländer Tageblatt vom 31.12.1936 und eine weitere 1936er Chronik: Ernst Weimann)
Rückblick auf ein Jahr erfolgreicher Arbeit

Wieder können wir an der Schwelle eines Jahres einen Augenblick Einkehr halten und zurückschauend erkennen, was es uns an guten u. schlechten Tagen gebracht hat und inwieweit wir selbst, unsere Heimat und unsere Nation auf unseren Wegen in dieser Zeitspanne vorwärtsgekommen sind. Nicht nur für unser neues Deutschland, sondern auch für unsere engere Heimat war das letzte Jahr reich an Ereignissen und hat uns manchen Schritt weitergebracht zu den Zielen, die uns vorschweben. Die sogut wie vollständige Beseitigung der Arbeitslosigkeit in unserer Heimat möchten wir dabei als wichtige Tatsache voranstellen.

Der Januar
brachte in der evgl. Kirchengemeinde Plettenberg zunächst eine Pfarrer-Neuwahl, die notwendig geworden war, nachdem der ursprünglich durch einstimmigen Beschluss der Kirchenvertretung anstelle des nach Halle i. W. verzogenen Pfarrers Müller gewählte Pfarrer Dr. Pertz die Wahl abgelehnt hatte. Bei der durch die Ablehnung von Dr. Pertz erforderlich gewordenen Neuwahl erhielt Pastor Benz aus Gelsenkirchen- Erle die Mehrheit der Stimmen und nahm die Wahl an. - Am 6. Januar starb zu Haus Habbel Anna v. Holtzbrinck im 81. Lebensjahre; ein in unserer Heimat seit vielen Jahrhunderten ansässiges Rittergeschlecht ist damit endgültig erloschen. - Am 22. Januar gastierte in Plettenberg mit großem Erfolg die Jutta-Klamt-Gruppe der Deutschen Tanzbühne Rudolf von Labans.

Der Februar
begann mit einer großen Kundgebung in der Schützenhalle, in deren Mittelpunkt eine Rede von Gauleiter Staatsrat Florian über "Drei Jahre nationalsozialistisches Deutschland" stand. - Am 8. fand eine Sternwanderung nach Plettenberg anlässlich des 40-jährigen Bestehens der hiesigen SGV-Abteilung statt, an der sich rd. 500 SGVer mit 16 Wimpeln beteiligten. Auf der großen SGV-Veranstaltung in der Plettenberger Schützenhalle sprach u. a. Regierungsvizepräsident Dellenbusch. - Am 22. fand eine Großkundgebung der DAF (Deutsche Arbeitsfront) mit Reichsredner Theiler, Hagen, und Kreisorganisationsleiter Wieber, Lüdenscheid, als Redner in der Schützenhalle statt. - Am darauffolgenden Tage wählte der Schützenverein Plettenberg-Grünetal in seiner Jahreshauptversammlung den Schützen Robert Heßmer zum neuen Vereinsführer.

Im März
stand die Reichstagsneuwahl im Mittelpunkt des öffentlichen Lebens. In Plettenberg sprach auf einer Wahlkundgebung Kreisleiter Borlinghaus, in Eiringhausen Oberbürgermeister Vetter. Die Ergebnisse der eindrucksvollen Volksabstimmung vom 23. März übertrafen in unserer Heimat noch den allgemeinen Reichsdurchschnitt. Der Hundertsatz der Ja-Stimmen betrug in Plettenberg-Stadt 99,1 Prozent, in Plettenberg-Land 99,4 Prozent, in Herscheid 99,8 Prozent und in Ohle sogar 100 Prozent. Damit haben auch wir Sauerländer ein Bekenntnis zum Führer abgelegt, wie es überzeugender nicht gedacht werden kann.
Am 12. März starb in unserer Stadt der Fabrikant Adolf Pühl, der lange Jahre Mitglied des Stadtverordnetenkollegiums und des Magistrats sowie ein Vierteljahrhundert Vorstandsmitglied und Vorsitzender der Plettenberger Straßenbahn AG gewesen war.

Der April
brachte am 16. die feierliche Übergabe und Einweihung der neuen Betriebsräume der Verwaltungsstelle Plettenberg des Kommunalen Elektrizitätswerkes "Mark" in Plettenberg-Bahnhof.
Vom Morgen des 17. bis zum Mittag des 18. April wütete ein furchtbares Schneetreiben im Sauerland, das in unseren heimischen Wäldern gewaltige Verwüstungen infolge Schneebruchs hervorrief. Besonders stark war der Hestenberg mitgenommen, der wie nach einer Artilleriebeschießung aussah.
Am 20. April fand in Plettenberg die feierliche Vereidigung von 150 politischen Leitern und Amtswaltern statt. - Am 24. übertrug der Westdeutsche Rundfunk im Rahmen eines Wunschkonzerts den Plettenberger Schützenmarsch, und am 29. begann in Plettenberg zum zweitenmal seit Einführung der allgemeinen Wehrpflicht die Musterung. - In den letzten Apriltagen hatten wir Plettenberger den Zirkus Althoff zu Gast. Am ersten Tage des

Mai
wurde der Nationalfeiertag, der diesmal unter dem Motto "Freut euch des Lebens" stand, auch bei uns mit großen Kundgebungen und Umzügen festlich begangen. - In diesem Monat wurden von den heimischen SA-Stürmen die Ehrenlisten für das "Dankopfer der Nation" zur Einzeichnung ausgelegt. - Der 17. Mai führte einen Sonderzug mit Eisenbahnern von Hamm nach Plettenberg, dem an den darauffolgenden Sonntagen noch eine Reihe weiterer folgten. - Am 30. Mai veröffentlichte das S.T. ein großes Preisausschreiben für alle Leser mit dem Thema "Vorteile des Zeitungslesens".

Der Juni
stand im Zeichen des hundertjährigen Jubiläums der Plettenberger Schützengesellschaft, das am 20., 21. und 22. gefeiert wurde. Den Königsschuss tat der Schütze Hans Hiby, der sich Fräulein Hiltrud Prinz zur Königin erkor. Auf dem Kommers verlas der Vereinsführer Paul Wirth Telegramme, die die Schützengesellschaft anlässlich ihres 100-jährigen Bestehens an den Führer und Reichskanzler, an den Reichsjägermeister Herm. Göring und an den Reichssportführer v. Tschammer-Osten gerichtet hat. Am Festsonntag fand ein großer historischer Festzug durch Plettenberg statt. Am dritten Festtag, dem Montag, ruhten in Plettenberg die Fabriken.

Juli
Zu Beginn dieses Monats wurde in Holthausen und in Ohle je ein Arbeitsdienstlager eingerichtet, um die schweren Auswirkungen der Schneebruch-Katastrophe zu beseitigen. - Am 4. fand

Januar
11. Der 1000. Dampfkessel hat nunmehr die heimische Dampfkesselfabrik Achenbach und Schulte verlassen. Anläßlich dieses Ereignisses hat der Führer der Betriebsgefolgschaft, Pg. (Parteigenosse) Achenbach, allen Arbeitskameraden eine Anerkennung zuteil werden lassen. In diesem Zusammenhang muß noch erwähnt werden, daß es der Firma durch die bewährte Leitung des Betriebsführers Achenbach gelungen ist, die Belegschaftsziffer seit 1933 um über 100 Prozent zu erhöhen - Im ST erscheint eine plattdeutsche Geschichte von Pfarrer A. Freiburg, Beringhausen (früher Plettenberg), mit dem Titel "Twiärge im Suerland". - Aus dem Anzeigenteil: Cafe Gertzen - Eiringhausen. Sonntag, den 12. Januar: Unterhaltungskonzert. Es spielen "Die fröhlichen Dollis", die Lieblinge der Gäste.
13. Der Wasserrohrleitungsbruch, der sich seit etwa drei Wochen im oberen Stadtteil bemerkbar gemacht hatte, konnte nach vielen Mühen gegen Ende voriger Woche in der Herscheider Straße, gegenüber dem Hause des Dentisten Jos. Schmidt, ermittelt und beseitigt werden.
15. Der Umbau des Gebäudes des Commerz- und Privatbank in der Wilhelmstraße, das vor mehreren Monaten (im September 1935) bekanntlich von der Stadt Plettenberg erworben wurde und als Rathaus umgestaltet wird, ist bereits so weit fortgeschritten, daß Ende Januar oder Anfang Februar ein Teil der Stadtverwaltung in das Erdgeschoß des Gebäudes umziehen kann. Es entstehen im Erdgeschoß des Hauses 7 Büroräume, in denen drei Abteilungen der Verwaltung untergebracht werden.
17. Die Metallwarenfabrik Wilhelm Schade GmbH läßt augenblicklich einen Gas-Anschluß an die Ferngasleitung zu ihrem Stammwerk an der Bahnhofstraße bauen. Die Firma Schade hatte den Gasbedarf bisher durch eigene Generatoren erzeugt. - In der am Mittwoch stattgefundenen Sitzung des Vorstandes der Plettenberger Schützengesellschaft konnten 97 Mitglieder neu aufgenommen werden. . . Die weiteren Beratungen standen im Zeichen der vom 20.-22. Juni stattfindenden Hundertjahrfeier der Gesellschaft. Es ist beabsichtigt, wie zum 50jährigen Bestehen im Jahre 1886, für die Vereinsmitglieder neue Vereinsabzeichen - vielleicht aus Eisen hergestellt - zu beschaffen.
21. Die Stadt Plettenberg ist nunmehr dazu übergegangen, eine Verbindungsleitung von der neuen Wasserleitung in der Elsetalstraße zur neuen Leitung im Dingeringhauser Weg herstellen zu lassen. Hierdurch wird erreicht, daß für das gesamte Gelände am Dingeringhauser Weg, welches heute schon ziemlich besiedelt ist und bisher unter Wasserdruckmangel zu leiden hatte, weit bessere Druckverhältnisse geschaffen werden. Die Versorgung des Geländes am Dingeringhauser Weg erfolgt nunmehr durch den höchstgelegensten Hochbehälter der Stadt, die Hachmecke.
23. Am heutigen Tag kann das ST ein technisches Jubiläum besonderer Art feiern. Zehn Jahre sind vergangen, seit am 23. Januar 1926 die große 16seitige Rotationsdruckmaschine (Fabrikat König & Bauer, Würzburg) nach mehrwöchigem Aufbau in Betrieb genommen werden konnte. Durch diese Neuerung war es möglich, den Druck der mehrere tausend Exemplare umfassenden Auflage, der bis dahin im Flachdruck viele Stunden beansprucht hatte, in etwa einer Viertelstunde vorzunehmen. Es dürfte nicht allzu viele Orte in Deutschland geben, die bei der Größe Plettenbergs eine moderne Zeitungsrotationsmaschine dieses Umfangs aufzuweisen haben.

Im Februar

Der März

Im April

Mai

Der Juni

Juli

Im August

September

Der Oktober

November 26. Einen guten Eindruck von dem, was Fliegerangriffe im Ernstfall bedeuten, aber auch von den Möglichkeiten eines erfolgreichen Selbstschutzes vermittelte die Werbeveranstaltung des Reichsluftschutzbundes (RLB) mit Lichtbildvorträgen und praktischen Vorführungen. So wurde die Wirkungskraft und Intensität moderner Brandbomben vorgestellt. Der Inhalt einer Brandbombe wurde in einen wassergefüllten Behälter gebracht, wo sich die Brandwirkung unvermindert auswirkte und die Metallwand des Behälters sofort zerstörte.

Im Dezember,

Das Jahresende


Jahresrückblick 1936 von Rektor i. R. E. Weimann
(Quelle: Schreibmaschinenmanuskript 13 S. DIN A4 mit handschriftl. Ergänzungen des Autors; Archiv Horst Hassel)

. . . Beim Rückblick auf die wirtschaftlichen Vorgänge und Entwicklungen des Jahres 1936 in der Stadt Plettenberg können wir mit Fug und Recht und innerer Genugtuung feststellen, dass da eine Bilanz vorliegt, die sich sehen lassen kann. Nicht dass bei diesem Rückblick nicht auch Passiva zu verbuchen wären. Man denke nur an das furchtbare Schneetreiben, das auch in unseren heimischen Wäldern und besonders im Hestenberg vom Morgen des 17. bis zum Mittag des 18. April gewaltige Verwüstungen infolge Schneebruchs hervorrief und großen Schaden anrichtete. Man erinnere sich nur an das epidemische Auftreten der spinalen Kinderlähmung vom 27. August an mit ihrer nachteiligen Auswirkung bis zum 23. Oktober, die es herbeiführte, dass Schulen, Kirchen und Kinos geschlossen wurden und Versammlungen zeitweise nicht stattfinden durften.

Man vergesse auch nicht, daß 1936 auch die ungewöhnlich hohe Niederschlagsmenge von 1261,4 mm brachte und zum Nachteil der Landwirtschaft . . . ? ?

Die Wirtschaftsleistung des Jahres 1936 - auch im lieben Plettenberg - kann man nun nicht betrachten, ohne sie immer wieder in den größeren Rahmen des ersten Vierjahresplanes zu stellen, der bereits Monate vor dem ursprünglich vorgesehenen Erfüllungstermin Wirklichkeit wurde. Es war am 1. Februar 1933, einen Tag nach der Machtergreifung durch die NSDAP, als der Führer vor sein Volk hintrat und die Forderung stellte: "Gebt mir 4 Jahre Zeit, um den gewaltigen und umfassenden Angriff gegen die Arbeitslosigkeit zu führen!" Der Angriff ist auf der ganzen Linie gelungen. An der Schwelle des Winters 1936-37 gab es in Deutschland nur noch eine kleine Restzahl von etwas über einer Million gegenüber 6 Millionen Arbeitsloser bei der Machtergreifung. Ein erheblicher Prozentsatz dieser Arbeitslosen kommt nicht mehr für seinen früheren Beruf in Frage, ein anderer ist nur noch zum Teil voll arbeitsfähig.

Nach dem Bericht des Arbeitsamtes Lüdenscheid waren in unserer Heimatstadt Ende 1936 nur noch 5 Arbeitslose vorhanden, gegenüber 59 Ende 1935. In der Fürsorge wurden in Plettenberg unterstützt im Jahre

	1933:	838 Parteien mit 2.050 Köpfen
	1934:	486 Parteien mit 1.102 Köpfen
	1935:	274 Parteien mit   583 Köpfen
	1936:	182 Parteien mit   382 Köpfen (Stand: 23.03.1936)

Davon waren in der Wohlfahrterwerbslosenfürsorge

	1933:	533 Parteien mit 1.333 Köpfen
	1934:	116 Parteien mit   290 Köpfen
	1935:	 35 Parteien mit    87 Köpfen
	1936:	 16 Parteien mit    35 Köpfen (Stand: 23.03.1936)

Kann es wohl einen besseren Beweis für die weise Staats- und Wirtschaftsführung der NSDAP geben als diese Zahlen, des es schlagend auch hier in Plettenberg beweisen, dass es um so besser geht, je länger das Schiff des städtischen Gemeinwesens nach den genialen Ideen unseres großen Führers gelenkt wird?

Ähnlich verläuft auch die Kurve der Wohlfahrtausgaben. Während noch zu Beginn des Jahres 1933 fast der dritte Teil der Einwohnerschaft von Plettenberg von Wohlfahrtsunterstützung lebte, und dabei für Wohlfahrtszwecke 280.000 RM verausgabt wurden, sank diese Summe 1934 auf 140.500 RM, 1935 auf 68.000 RM, wovon 1933 für Wohlfahrtserwerbslose 125.000 RM, 1934 nur noch 14.700 RM und 1935 nur 9.000 RM verausgabt wurden.

Freilich: niemals würde das Ziel des Generalangriffs auf die Arbeitslosigkeit so schnell erschritten worden sein, wenn nicht der Staat mit voller Initiative sich in den deutschen Wirtschaftsapparat auch hier in Plettenberg eingeschaltet, eine Staatskonjunktur ausgelöst und durch dieses Beispiel die in den Krisenjahren eingebüsste Privatinitiative zu ihrer Entfaltung angeregt hätte. Im Jahre 1936 war der weitaus größte Teil unserer Wirtschaftsunternehmungen, wobei im ganzen an gewerblich beschäftigten Arbeitern und Handwerkern 3.525 vorhanden waren, bis zur Grenze der Leistungsfähigkeit beschäftigt. Überstunden der Gefolgschaften waren durchaus keine Seltenheiten, und trotz dieser Überstunden war es nicht immer möglich, die gewünschten Lieferfristen der Auftraggeber in vollem Maaße einzuhalten, besonders in der Eisen- und Metallindustrie, die durchweg Fertigwaren auf den Markt brachte, die als Qualitätsware sich sehen lassen konnte und Plettenbergs Namen als Industriestadt im In- und Auslande bekannt machte. Nicht vergessen soll auch an dieser Stelle diese überaus ..... Arbeit des Winterhilfswerk des deutschen Volkes sein.

Der Haushaltsplan der Stadt schloss 1929 mit einem Fehlbetrag von 25.000 RM ab, 1930 mit 125.000 RM, 1931 mit 185.000 RM, 1932 mit 385.000 RM. Das sind wahrlich schreckliche Zahlen: "So konnte es nicht mehr weiter gehen!" Und es ist anders und radikal besser geworden unter nationalsozialistischem Regime. Denn das Jahr 1933 sah den Fehlbetrag schon sinken auf 230.000 RM, und 1934 hatte schon einen Überschuß von rd. 40.000 RM und 1935 nur noch den kleinen Fehlbetrag von 20.000 RM. Der Gesamt-Bruttohaushalt für 1936 weist nach der Haushaltsatzung der Stadt Plettenberg vom 17.04.1936 in Einnahme und Ausgabe 972.229 RM und der Gesamt-Nettohaushalt 791.431 RM auf.

Im Laufe des Jahres wurde der I. Nachtragshaushaltsplan aufgestellt, der in Einnahme und Ausgabe mit 981.094 RM abschloss. Die Steuersätze für die Gemeindesteuern waren: Grundvermögenssteuer 1: 290 v. H. des staatlich veranlagten Grundbetrages in Höhe von 37.660 RM, Grundvermögen 2: 260 v. H. des staatlich veranlagten Grundbetrages in Höhe von 1.435 RM, Gewerbesteuer: nach dem Ertrag 500 v. H. des staatlich veranlagten Grundbetrages in Höhe von 24.000 RM, nach dem Kapital 1.200 v. H. des staatlich veranlagten Grundbetrages in Höhe von 2.500 RM, 20 v. H. Sonderzuschlag für Filialen und Bürgersteuer: 500 v. H. des Reichssatzes.

An Steuern kamen nach dem Ansatz in der Satzung ein: 1935 = 370.633 RM und 1936 = 444.600 RM. Es stiegen die Einnahmen: aus der Reichseinkommensteuer in den beiden Jahren von 55.900 RM auf 60.700 RM, der Körperschaftssteuer von 9.900 RM auf 10.600 RM, der Biersteuer von 18.000 RM auf 26.000 RM, der Bürgersteuer von 40.000 RM auf 54.000 RM, der Grundvermögenssteuer von 115.000 RM auf 117.300 RM und der Gewerbesteuer nach dem Ertrage von 75.500 RM auf 120.000 RM, und nur bei den weniger ertragreichen Steuern, z. B. bei der Umsatzsteuer mit 16.700 RM und der Gewerbesteuer vom Kapital mit 30.000 RM blieben die Einnahmen gleich.

Überaus erfolgreich wurde im Jahre 1936 auf dem Gebiete von Strassen- und Kanalbau gewirkt und Anlagen wurden geschaffen, die wie bei der bisherigen Grünestraße nicht schon längst als Bedürfnis empfunden wurden, sondern dieser Straße als Zugangsstrasse zu unserm herrlichen Freibad nun in ihrer Aufmachung ein geradezu zum Teil grossstädtisches Aussehen verleiht. Dafür sind nicht nur die Anlieger dankbar, sondern gewiss auch noch die kommenden Geschlechter, wenn ihnen einmal von der früheren beängstigenden Enge in der Strasse bei dem großen Strassenbahnverkehr erzählt wird. Dabei soll auch anerkannt werden, dass die Strassenbahngesellschaft wacker mitgeholfen hat in finanzieller Hinsicht betr. Umlegen der Weichen. Im ganzen genommen wurden mit einem Kostenaufwand von 75.000 RM im Jahre 1936 folgende Arbeiten ausgeführt:
1.) Neupflasterung der Strasse der SA, früher Grünestrasse, vom Abgang der Freiligrathstrasse bis Abgang Brachtstrasse;
2.) Instandsetzung der Zeppelinstrasse, früher Elsetalstrasse, durch Pflasterung des oberen Teiles und Auflegen einer Teersplittdecke auf den unteren Teil;
3.) Instandsetzung des Landemerter Weges vom Wohnhaus Ante bis zur Gemeindegrenze durch Auflegen einer wassergebundenen Decke;
4.) Instandbringung folgender Strassen durch Aufbringen von Teersplittdecken: Lindengraben, Im Steinkamp, W. Seissenschmidtstr. - früher Stiftstrasse, Brachtstrasse, Herm. Göringstrasse und ein Teil der Hindenburgstrasse - früher Grafweg, Böddinghauserweg, ein Teil des Landemerter Weges von Battenfeld bis Ante und Aufgang des Bahnhofs Oberstadt;
5.) Verlegung eines Cementrohrkanals durch einen Teil der Herm. Göringstrasse - früher Ziegelstrasse;
6.) Kanalisierung des Geländes an der Radschelle
7.) Herstellung eines Kanals durch einen Teil der Tannenbergstrasse - früher Weidenstrasse, desgl. durch einen Teil der Scharnhorststrasse - früher Lennestrasse.
So ist unser Strassennetz durch die weise Fürsorge unserer Stadtverwaltung zur Zeit durchweg in einen Zustand versetzt worden, der sich sehen lassen kann, und den wir nie besser gekannt haben.

In der Stadt wurden 1936 insgesamt 32 Gebäude neu errichtet und zwar 21 Wohnhäuser mit 31 Wohnungen und 11 Gebäude für gewerbliche Zwecke, Fabrikanbauten, Lagerschuppen pp., und es waren in der Stadt vorhanden: 940 Wohn- und Geschäftshäuser, 60 Fabriken, 119 Werkstätten u. dergl. und 16 öffentliche Gebäude. Nicht vergessen sei an dieser Stelle, dass im Jahre 1936 die Besitzung der Erben Hanebeck, Wilhelmstr. 29, die im Jahre 1934 zum Preise von 80.000 RM käuflich erworben war, mit einem Kostenaufwand von rd. 25.000 RM zu einem neuen schmucken Rathaus um- und ausgebaut wurde nach den Plänen des Stadtbauobersekretärs Wilhelm Langenbach, der sich dadurch ein großes Verdienst um die Stadt erwarb und dass die Verwaltung im August 1936 das neue Rathaus bezog, das dann am 30. Januar 1937 in Verbindung mit der 10-Jahresfeier der hiesigen Ortsgruppe der NSDAP feierlich eingeweiht worden ist.

Das alte Rathaus war an den hiesigen Schuhmachermeister Klumpe - Umlauf - verkauft worden, der es zu einem Geschäftshaus umbauen liess, das nun auch eine Zierde der Stadt genannt werden kann. Ein Teil des städtischen Wohnhausbesitzes wurde auch 1936 in Privathände überführt, da es nach Ansicht der Verwaltung nicht ihr Zweck ist, Wohnhauseigentümer zu sein, was sogar meistens mit Unannehmlichkeiten verbunden ist.

Zwecks Förderung der Bautätigkeit wurde am 14.07.1936 eine Baugenossenschaft ins Leben gerufen für Stadt und Amt Plettenberg und das Amt Herscheid. Vorsitzender des Aufsichtsrates ist Bürgermeister Dr. Eckler, und der Vorstand besteht aus Schornsteinfegermeister Paul Fechner, Stadtbaumeister a. D. Otto Schmidt und Bürodirektor Alfred Hefendahl. Bauten wurden bisher noch nicht errichtet. Da die Verhandlungen bezgl. Erwerb von Siedlungsgelände am Dingeringhauser Weg im Jahre 1936 nicht mehr zum Abschluss kamen, konnte auch mit der Errichtung der daselbst vorgesehenen Siedlungsbauten nicht mehr begonnen werden. Doch sind die Vorarbeiten für die Durchführung der Siedlung schon so weit fortgeschritten, dass mit der Ausführung der Bauten im Jahre 1937 aller Wahrscheinlichkeit nach zu rechnen ist.

Zur Behebung des immer hierorts noch vorhandenen Wohnungsmangels hat auch die Stadtsparkasse im Jahre 1936 wieder gehörig beigetragen, indem sie auf 57 Anträge 256.000 RM auslieh. Ihre günstige Entwicklung von 25.407.833,97 RM Einlagen im Jahre 1933 auf 40.458.906,98 RM im Jahre 1936 (bis einschl. November) ist zugleich ein Spiegelbild der günstigen Wirtschaftslage der Stadt überhaupt.

Nicht unerwähnt soll auch bleiben, dass die schon vor dem Kriege der Sparkasse angegliederte Schulsparkasse der ev. Volksschule, die einst viel Segen gestiftet hat, in neuer Form für alle städtischen Schulen wieder ins Leben gerufen worden ist, um auch der heutigen Jugend wieder ans Herz zu legen, dass Sparen eine sittliche Tat bedeutet.

Das Gesamtvermögen der Stadt belief sich am 1. Januar 1936 auf 3.543.679 RM, wovon 776.550 RM Verwaltungsvermögen, 2.313.730 RM Finanzvermögen und 453.299 RM Betriebsvermögen waren (davon im ganzen 719.910 RM ertraglos) gegenüber 3.321.283 RM Gesamtvermögen 1934 und 3.356.506 RM im Jahre 1935. Die Gesamtschulden gingen von 2.255.466 RM im Jahre 1934 und 2.153.413 RM im Jahre 1935 auf 2.122.174 RM im Jahre 1936 zurück. Das Nettovermögen betrug also am 1.1.1936 1.421.405 RM. Als Gründe für diese günstige Entwicklung der Vermögenslage der Stadt gibt der Bürgermeister in seinem Artikel "Aus der Stadtverwaltung" zur 10-Jahresfeier der hiesigen Ortsgruppe der NSDAP an: Nichtaufnahme neuer Schulden, Konsolidierung der schwebenden Schulden durch das Umschuldungsgesetz, sparsame Wirtschaftsführung, Erstellung neuer Vermögenswerte im Laufe der letzten Jahre aus den laufenden Mitteln und ordnungsgemäße Tilgung der aufgenommenen Darlehen.

In ganz hervorragender Weise haben auch im Jahre 1936 die hiesigen industriellen Werke wieder den Gedanken der "Schönheit der Arbeit" zu verwirklichen gewußt und Aufenthaltsräume, Toiletten und drgl. für die Gefolgschaftsmitglieder geschaffen, die sich sehen lassen können. Besonderen Dank schuldet die Bürgerschaft der hiesigen NS-Gemeinschaft "Kraft durch Freude", die in nimmermüder Arbeit durch so manche Feierabendveranstaltung belehrender und unterhaltender Art echte deutsche Kultur im nationalsozialistischen Sinne den schaffenden Menschen zu bieten wusste im grossen und schönen Festraume unserer Schützenhalle, durch Erholungsfahrten in die Ferne die Volksgenossen mit der Schönheit des grossen deutschen Vaterlandes und darüber hinaus bekannt machte und durch Herbeiführung zahlreicher Sonderzüge mit deutschen Frauen und Männern aus dem Kohlenbezirk, aus Schlesien, Thüringen u. s. w. nach Plettenberg im Bunde mit der auf Hebung des Fremdenverkehrs bedachten rührigen Stadtverwaltung es erreichte, dass nun auch in anderen Gauen mehr als früher die Schönheit unserer sauerländischen Heimat gerühmt wird.

Die hiesige Abteilung des SGV aber stellte sachkundige und heimatbegeisterte Führer, wenn es galt, den Volksgenossen von draußen die Schönheiten der heimatlichen Bergwelt zu zeigen. Bei dieser fleissigen Arbeit der NS-Gemeinschaft "Kraft durch Freude" wurde es uns leichter, die Tatsache zu verschmerzen, dass hierorts die beiden Jahre vorher auch eine vorbildlich wirkende "NS-Kulturgemeinde" bestand, die aber ihre Arbeit aus Zweckmäßigkeitsgründen einstellte.

Und wenn dann zum Schluss der Chronist noch einmal das Heimatgeschehen des Jahres nach den einzelnen Monaten Revue passieren lässt, so möchte er als besonders wichtige Tatsachen folgende noch festlegen: Mit dem 1. Januar 1936 wurde der Sitz der Allgemeinen Ortskrankenkassen im Kreis Altena nach Altena verlegt, und auch in Plettenberg blieb nur noch eine sogen. Zahlstelle. Der 19. Januar brachte eine Jubiläumsfeier der Firma Metallwarenfabrik Wilhelm Schade im Rüsingschen Saale für Werksjubilare. Am 8. Februar fand eine Sternwanderung nach hier anlässlich des 40jährigen Bestehens des SGV-Bezirks "Unterlenne" statt, an der sich 500 SGVer mit 16 Wimpeln beteiligten. Bei der Feier in der Schützenhalle sprach u. a. Regierungsvizepräsident Dellenbusch, Arnsberg. Am 12. März starb Fabrikant Adolf Pühl, lange Jahre Mitglied der städtischen Kollegien und des Vorstandes der Plettenberger Strassenbahn. Der Monat Juni stand im Zeichen der 100jährigen Jubelfeier der Plettenberger Schützengesellschaft am 20.-22. Juni. Rektor Ernst Weimann verfasste eine Festschrift über die hervorragende Geschichte dieses größten aller Plettenberger Vereine, der zugleich auch der älteste Ortsverein ist. Der Führer dankte in einem Telegramm für die Bekundung der Ergebenheit des Jubelvereins. Im August wurde hier bekannt, dass der in USA verstorbene ehemalige Plettenberger Ad. Hohage der hiesigen ev. Kirchengemeinde sein Vermögen in Höhe von 28.000 RM vermacht hat. Am 1. Oktober feierte die Firma Schade ihr 50jähriges Bestehen und am 17. Oktober die Firma H. B. Seissenschmidt ihr 90jähriges mit gleichzeitiger Ehrung der Gefolgschaftsmitglieder W. Ries, Grafweg, und W. Bald, Brachtstrasse, die 50 Jahre lang der Firma die Treue hielten. Die 25jährige Jubelfeier der Sportvereinigung 1911 war am 14. November. Am 11. Dezember starb der älteste Einwohner der Stadt, Rektor i. R. Peter Klein, von 1876-1911 Leiter der Plettenberger Volksschule.

Verwaltet wurde die Stadt Plettenberg im Jahre 1936 nach der Deutschen Gemeindeordnung vom 30.01.1935, die am 01.04.1935 in Kraft trat. An der Spitze der Verwaltung stand in hingebender und erfolgreicher Arbeit Bürgermeister Dr. Eckler, unterstützt von den städtischen Beamten und dem I. Beigeordneten Albert Menschel, den Stadträten W. Behrendt, Fr. Wunderlich und H. Annemann und den 10 Ratsherren: Berges, Groll, Heseler, Höngen, Kayser, Kirchhoff, Schäfer, Schnevoigt, Sprenger und Winner. Die Stadt zählte 1936 insgesamt 7.599 Einwohner, 3.727 männliche, 3872 weibl., 5.901 evang, 1534 kath., 37 jüd., 122 Sonstige.

Mit einer Bilanz, die alle Achtung und Bewunderung verdient, ging die deutsche Wirtschaft in das neue Jahr. Grosses hat sie 1936 erreicht, vielfach zunächst noch Unmöglichscheinendes möglich gemacht. Aber viel bleibt auch noch zu tun. "Wir sind nun einmal in einer belagerten Festung", wie Ministerpräsident Göring im Oktober sagte. "Da heisst es, alles und das Letzte einsetzen, denn wir wollen eine starke und unabhängige Nation schaffen; dazu setzen wir alle Kräfte ein." Die Erreichung dieser Unabhängigkeit, das ist der Aufgabenbereich, der der deutschen Wirtschaft für 1937 zugewiesen wurde.

Ernst Weimann, Rektor i. R.


Lexikon für die Stadt Plettenberg, erstellt durch Horst Hassel,
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