Die Stadt Plettenberg im Jahre 1928

von E. Weimann
(Quelle: Süderländer Tageblatt vom Samstag, 31. Dezember 1928)


JANUAR

FEBRUAR

AUGUST

SEPTEMBER

OKTOBER
Mit dem 15. Oktober wurde das staatliche Arbeitsamt in das Haus der Witwe Fritz Muth, Kirchstraße, gelegt.
In der Zeit vom 28. Februar bis 7. Oktober 1928 stieg an der Zählstelle Lennebrücke der Verkehr bei Krafträdern von 56 am ersten Tage auf 90 am letzten Tage = 61 Prozent, von Kraftwagen von 153 auf 263 = 34 Prozent und von Lastkraftwagen von 68 auf 136 = 100 Prozent. Das gibt für das Problem der Verkehrsregelung zu denken.
Die Übergabe des neuerbauten Gerätehauses seitens der Stadt an die Freiwillige Feuerwehr, verbunden mit Schlußübung fand am 21. Oktober in glänzendster Weise im Beisein von Vertretern hoher Behörden statt.
Der Kavallerieverein lehnte am 20. Oktober in seiner Generalversammlung die Veranstaltung eines gemeinsam alljährlich zu feiernden größeren Festes aus finanziellen Gründen ab.
Die Reichszentrale für Heimatdienst veranstaltete am 22. Oktober hierorts einen Vortragsabend im Gasthof Bettermann.
Ein "heiterer Abend" von "Karlchen" (K. Efflinger, München) füllte am 24. Oktober den Bettermannschen Saal.
Am 28. Oktober hielt der Landwehrverein seine von 110 Kameraden besuchte Generalversammlung ab. Der bisherige Vorstand wurde wiedergewählt. Die Einnahmen betrugen 10.910,84 RM, die Ausgaben 11.063,07 RM.

NOVEMBER
Am 4. November beging die ev. Kirche das Reformationsfest.
Am 8. November genehmigte die Stadtverordnetenversammlung für die Einrichtung eines Kindergartens im ev. Vereinshaus einen einmaligen Zuschuß von 2.000 RM. Ebenso stimmte sie im Prinzip der Elektrifizierung der Betriebsmittel des Personenverkehrs unserer Straßenbahn mit einem Kostenaufwand von 450.000 RM zu.
Im Sommer 1928 wurde die hiesige Jugendherberge von 1.410 Jugendlichen und 185 Erwachsenen besucht.
Am 11. November feierte der hiesige Männer- und Jünglingsverein sein 34. Jahresfest. 17 Mitgliedern wurden die vom Reichsverband herausgegebenen Ehrenurkunden für eine Mitgliedschaft von 26 bis 42 Jahren überreicht.
An demselben Tage beging unter großer Beteiligung der Vaterl. Frauenverein sein Herbstfest und ehrte die ehemaligen Vorsitzenden Frau Gerichtsrat Hiddemann und Frau W. Mylaeus.
Am 12. November sprach im Volksbildungsverein Physiker Dr. Stadthagen, Charlottenburg, in interessanter Weise über "Okkulte Phänomene".
Für die auf den 18. November festgesetzte Wahl der größeren Gemeindevertretung der ev. Kirchengemeinde war nur ein Wahlvorschlag eingereicht, so daß sich eine eigene Wahlhandlung erübrigte und die zu 1 - 40 Aufgeführten als gewählt gelten.
Der Lehrerverein Plettenberg beging am 23. November in der Aula der Realschule eine Schubert-Gedenkfeier.
In der Ortsgruppe des Reichsbundes der Kinderreichen sprach am 23. November Geschäftsführer Schröder (Münster) über "Was haben die Kinderreichen zu erwarten?".
Vom 23. November an richtete mehrere Tage hindurch der Sturm hierzulande Schaden an, und am Totenfeste drohte infolge andauernden Regens Hochwassergefahr.
Am 24. November hielt der Turnverein "Jahn" eine außerordentliche Generalversammlung ab und am Totenfest eine Gefallenengedenkfeier.
Am Totenfest wurde bei der Abendandacht das hl. Abendmahl zum ersten Male mit Einzelkelch gefeiert.
Volkswirt Dr. Nedekorn von der städtischen Verwaltung wurde zum kommissar. Bürgermeister von Worbis gewählt.
Am 30. November fand in der Aula der Realschule ein glänzendes Konzert des Westd. Kammerchors unter Otto Laugs statt.
Infolge des Eisenkonflikts im Ruhrgebiet haben auch hiesige Firmen den Stillegungsantrag bei der Regierung eingericht.
Die hiesige Ortsgruppe der Nat.-soz. deutschen Arbeiterpartei hielt am 30. November eine gut besuchte Versammlung im Schwarzenbergsaale ab, wobei Reichstagsabgeordneter Wagner (Essen) über "Panzerkreuzer - Aussperrung - der Leidensweg des deutschen Arbeiters" sprach.

DEZEMBER
Anfang Dezember betrug die Zahl der Arbeitslosen 373 und der Arbeiter in der Krisenfürsorge 65. Auf die Stadt entfallen 202, auf das Amt 122 und auf Herscheid 49 Hauptunterstützungsempfänger.
Im Steinbruch bei Köbbinghausen wurde am 4. Dezember die Leiche des verunglückten 20jährigen A. Waldminghaus gefunden.
Nachdem Unstimmigkeiten wegen der erste und zweite Vorsitzende des Landwehrvereins ihre Ämter niedergelegt hatten, wählte eine stark besuchte Mitgliederversammlung am 9. Dezember Kamerad Max Schneevoigt mit 130 Stimmen zum 1. Vorsitzenden und Kamerad W. Brücher, Grafweg, mit 201 Stimmen zum 2. Vorsitzenden. Kamerad K. Schade erhielt 128 Stimmen.
Am 8. Dezember sprach Rechtsanwalt Dr. Schneider im Haus- und Grundbesitzerverein über die Zusammenlegung von Grundstücken in der Stadt Plettenberg nach dem erlassenen Ortsstatut.
Das Winterfest des Kavallerievereins fand am 8. Dezember im Hotel zur Krone statt und verlief aufs schönste.
Im Volksbildungsverein hielt am 12. Dezember Notar Küchen einen Vortrag über Schuberts Instrumentalmusik.
In der Nacht vom 12. zum 13. Dezember zog die Natur ihr Winterkleid mit Schnee und Eis an.
Die größere Gemeindevertretung der ev. Kirchengemeinde wählte am 16. Dezember das bisherige Presbyterium wieder. Neugewählt wurde Werkmeister W. Ries.
Im Roten Meere erlitt der Maschinist beim Nordd. Lloyd, Heinrich Ohm von hier, den Seemannstod.
Am 20. Dezember beschloß die Stadtverordnetenversammlung den Abbau der Höheren Mädchenschule und setzte die Baufluchtlinie für das Gelände am Böhl fest, am Tage nachher erörterte die Amtsversammlung Berufsschulfragen.
Das Weihnachtsfest am 25. und 26. Dezember begann im Zeichen einer schönen Winterlandschaft; über die Festtage trat aber Tauwetter ein. Das Christfest stand hierorts in hergebrachter Weise wieder im Zeichen trauter Familienfeiern. Die Festgottesdienste waren überaus stark besucht. Über 6 Millionen Christbäume wanderten in Deutschland aus den deutschen Wäldern in die festlich geschmückten Häuser.
Der 30. Dezember, der letzte Sonntag im alten Jahr, lockte zunächst jung und alt ins Freie wo hierzulande von Eis und Schnee befreit war die Natur und goldener Sonnenschein die Fluren verklärte. Doch in den Stunden des späten Nachmittags trat der Winter mit Schnee und Regen wieder seine Herrschaft an, worauf am letzten Tage des Jahres wieder trockenes Wetter herrschte.

Im Jahre 1928 wurden in der ev. Kirchengemeinde 148 Kinder geboren, 5 weniger als im Vorjahre, 86 Paare getraut, 2 mehr als im Vorjahre und 76 Tote beerdigt, 11 weniger als 1927.


Lexikon für die Stadt Plettenberg, erstellt durch Horst Hassel,
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