Ereignisse bis zum Jahre 1889
(Quelle: Süderländer Wochenblatt, Altenaer Wochenblatt, Stadtgeschichte Bd. 5 (v. 1997) u. a.

NOVEMBER 1834
Altenaer Wochenblatt, 1. Jahrgang, November 1834 Anzeige:
"Ein Mann von mittlerer Größe und gesetztem Alter, welcher ein einträgliches Handwerk hat und die besten Zeugnisse seiner Geschicklichkeit in seinem Geschäft und seines sittlichen Betragens beibringen kann, sucht, da er bis hierhin aus Blödigkeit ehelos geblieben, eine Lebensgefährtin.
- Sie muß 800 Thlr. baares Vermögen gleich mitbringen, um dafür ein Haus nebst Garten, wozu sich jetzt gerade Gelegenheit darbietet, anzukaufen. Sie darf nicht über 36 Jahre alt sein, keine körperlichen Fehler haben, muß im Rufe der Sittlichkeit stehen und die Haushaltungskunst, besonders die Kochkunst mehr aus der Erfahrung als aus Büchern kennen. Einer ehelichen Liebe und Treue kann sie sich versichert halten, dagegen wird aber auch von ihr erwartet, daß sie sich ernstlich bestrebe, alle guten Eigenschaften, die sich von einer tugendhaften Hausfrau erwarten lassen, nachzukommen.
Hierauf Reflektirende können sich in frankirten Briefen mit der Aufschrift: W. H. an die Expedition des Wochenblattes für den Kreis Altena wenden."
Bd. 5 der Stadtgeschichte 1997: 1834 - Umbau der Weißgerberei "auf der Bomme" an der Oester in eine Papiermühle.



Quelle: Wochenblatt für den Kreis und die Stadt Altena, Nr. 8, 21.02.1835

21 Webstühle in Wolle und 28 Gasthöfe . . .

Statistik von Stadt und Amt Plettenberg pro 1834:
Stadt 1535 Seelen, Amt 2177 Seelen, Summa 3712 Seelen. Darunter 3526 Evangelische, 158 Katholiken und 28 Juden.
Geboren 140, getraut 41, gestorben 110.
521 Wohnhäuser mit 288 Nebengebäuden
51 Fabrikgebäude etc.
6 Schulen mit 6 Lehrern und 724 schulbesuchenden Kindern.
Viehstand: Füllen und Pferde 126 Stück, Rindvieh 1473 Stück.
Gewerbe: 1 treibt Handlung, 2 Laden, 26 Krämer etc., 3 Sattler mit 1 Gehülfen, 22 Schneider mit 1 Gehülfen, 3 Putzmacherinnen, 27 Zimmerleute mit 7 Gehülfen, 6 Tischler mit 2 Gehülfen, 2 Stellmacher, 2 Böttcher, 12 Drechsler, 3 Korbmacher, 8 Maurer mit 1 Gehilfen, 34 Schuhmacher mit 4 Gehülfen, 10 Bäcker mit 1 Gehülfen, 4 Fleischer, 5 Gerber mit 5 Gehülfen, 1 Töpfer mit 2 Gehülfen, 3 Glaser, 1 Anstreicher, 13 Schmiede mit 3 Gehülfen, 14 Schlosser mit 2 Gehülfen, 1 Kupferschmied mit 1 Gehülfen, 2 Uhrmacher, 2 Ziegelbrenner, 66 Nadler mit 190 Gehülfen, 7 Mühlen mit 16 Gängen, 3 Oelmühlen, 4 Walkmühlen, 3 Lohmühlen, 2 Sägemühlen, 8 Papiermühlen, 42 Eisenhämmer, 21 Webstühle in Wolle, 5 Webstühle in Leinen, 5 Strumpfwirker, 2 Tuchbereiter mit 2 Gehülfen, 28 Gasthöfe und Schenken, 37 Knechte und 76 Mägde.
Weiter wird bemerkt, dass sich hier seit einem Jahr ein Instrumentenmacher niedergelassen hat, der sich in Wien und Paris ausbildete. Seine bisherigen Arbeiten, ein Flügel mit Hammerschlag von oben, mehrere gewöhnliche Forte-Piano und ein dreichöriges mit französischer Mechanik, beweisen es, dass Herr C. H. Schulte für billiges Geld sehr schöne und dauerhafte Instrumente liefert, von vorzüglichem Tone. Er verdient mit vollem Recht empfohlen zu werden.
Bd. 5 der Stadtgeschichte 1997: 1835 - Einführung der Revidierten Städteordnung im Dezember des Jahres in Plettenberg durch eine Verordnung des Oberpräsidenten der Provinz Westfalen, Freiherr von Vincke, nachdem sich vorher der Magistrat gegen und der Gemeinderat für die Einführung ausgesprochen hatte, und es zu keiner Einigung gekommen war. Die Einführung der Revidierten Städteordnung bedeutete die erneute verwaltungsmäßige Trennung von Stadt und Amt sowie die Einführung des städtischen Selbstverwaltungsprinzips. - J. Aubel ist Bürgermeister von Plettenberg.


JUNI 1836
18. Juni 1836 Nachweisung der Brotpreise bei der Bäckerei zu Plettenberg, unter Angabe der Güte des Brotes und der Reinlichkeit in den Bäckereien. (Die Preise werden hier weggelassen.)

Nr.Name des BäckersQualitätReinlichkeit
01Moritz Bettermannist gutsehr gut
02Karl Fischersehr gutkönnte besser sein
03Friedrich Königgutuntadelhaft
04Menschel (Jude ohne Vorname)   recht gutmangelhaft
05Wilhelm Schöttlervorzüglichmusterhaft
06Adam Schultemittelmäßig   gut
07Peter Wilh. Tuschmittelmäßig   gut
08Friedrich Voßgutgut
09Witwe Worthmittelmäßig   gut
10Heinr. Ostermann, Eiringhausen   gutgut
gez. Bürgermeister Abel


Quelle: Bd. 5 der Stadtgeschichte, Chronik der Stadt Plettenberg, S. 288

1839
Umbau des ehemaligen Rathauses für den katholischen Gottesdienst, da die Bemühungen der Plettenberger Katholiken, die Böhler Kapelle mitzubenutzen, fehlschlugen. Die neue Kirche wird am 11. August 1839 dem Hl. Laurentius geweigt. - 4.456 Menschen leben auf dem Gebiet der heutigen Stadt Plettenberg. Davon wohnen 1.539 Menschen in der damaligen Stadt Plettenberg, 2.369 im Amt Plettenberg und 494 in der Gemeinde Ohle.


Quelle: Aufzeichnungen des Joh. Diedr. Ossenberg aus den Jahren 1840-1850, in "Amtliche Bekanntmachungen" vom 06.03.1948, 10.03.1948, 13.03.1948 und 20.03.1948

1840
Wegen der trockenen Witterung in diesem Frühling ist an vielen Orten Feuer in den Bergen entstanden, wo große Bergstrecken abgebrannt sind, nämlich am 2. März ist ein großer Walddistrikt bei Plettenberg abgebrannt. Am 22. November ist der Postillion von Altena bei Teindeln in der Lenne ertrunken. Der Bau der chaussierten Straße Plettenberg - Eiringhausen wurde in Angriff genommen und 1841 beendet.
Die Katholische Kirchengemeinde, die das alte Rathaus der Stadt angekauft und zur Kirche umgebaut hat, erhält ihren ersten Pfarrer, den aus Bremen kommenden Missionar J. P. Hachez.
Seit der Anstellung eines zweiten Lehrers in der Stadt bot das frühere zweite Pfarrhaus nicht mehr ausreichend Raum, weshalb die Stadt das Stammhaus der Familie des Bürgermeisters Homberg am Maiplatz für 2.750 Taler kaufte und zur Schule umbauen ließ.
Bd. 5 der Stadtgeschichte 1997: 1840 - Abhaltung von katholischen Gottesdiensten in der Kirche St. Laurentius, nachdem der Seminarpriester Heinrich Hachez die Missionsstelle in Plettenberg angetreten hat. - Die Gemeinde Ohle stellt einen Totengräber an. - Es gibt 88 Wohngebäude in der Gemeinde Ohle, in denen 544 Menschen leben.

1841
Der Winter war sehr streng und kalt. Die ältesten Leute versicherten, dass sie noch nie eine strengere Kälte erlebt hätten. Am 14. Dezember war die Lenne schon an vielen Stellen zugefroren. Am 14. und 15. Februar wurde durch eine Eisflut das Eis wieder von der Lenne vertrieben. Die Eisgänge und Wasserfluten haben großen Schaden angerichtet an Mühlenschlachten sowie an den Walzen- und Hammerschlachten. So sind dem Rentrop zu Fischersverse 18 Schafe im Stall ersoffen. Im Sommer ist der Roggen auf den feldern ausgekeimt, auch die Kartoffeln sind nicht gut eingekommen. Am 14. September holten wir den letzten Hafer. Der teuerste Kartoffelpreis war 1 Scheffel zu 1 Taler. Das siebenpfündige Brot wurde mit 5 Silbergroschen bezahlt. Friede war in diesem Jahr in unserem Lande.
Gelegentlich einer Kirchenvisitation heißt es: "Die Gemeinde nimmt am Gottesdienst fleißig teil, das Hl. Abendmahl wird in Ehren gehalten." In diesem Jahr waren 5 Papiermühlen in Betrieb.
Bd. 5 der Stadtgeschichte 1997: 1841 - Leonhard Wiel ist bis 1865 Amtmann der Landgemeinde Plettenberg. - Im Kirchspiel Plettenberg gibt es fünf Papiermühlen.

1842
Der Winter war gemäßigt, aber in der Nacht vom 16.-17. April hat es so stark gefroren, dass am Morgen viele Fenster ganz zugefroren waren. Der Roggen kostete 8-9 Taler das Malter.
In diesem Jahr hat der Chausseeneubau von Werdohl nach Rönkhausen seinen Anfang genommen. Der Bau ist veranschlagt mit 32.753 Taler.
Ich habe noch nie ein Jahr erlebt, wo die Früchte so schlecht geraten sind. Dieses Jahr war in unserem Lande Frieden.
Die Straße Plettenberg-Herscheid-Lüdenscheid wird in Angriff genommen und bis 1845 fertiggestellt. Schon 1832 bestand zwischen Plettenberg und Herscheid und Lüdenscheid eine Fahrpost. Aber es heißt darüber bei Schumacher in der Chronik der Stadt- und Landgemeinde Lüdenscheid: "Wer diesen Karren in den vielen Hohlstraßen durch Berg und Tal benutzte, kam gewöhnlich krank oder heißhungrig an dem Ziel seiner Reise an."
In diesem Jahr ließ die lutherische Gemeinde Dach und Turm der Boeler Kapelle gründlich erneuern. In diesem Zustand blieb die Kirche bis zum Umbau 1907.
Bd. 5 der Stadtgeschichte 1997: 1842 - Baubeginn der Straße von Lüdenscheid über Herscheid nach Plettenberg. - Dach und Türme der Böhler Kapelle werden gründlich erneuert.

1843
Am 6. August haben wir das tausendjährige Fest von Deutschlands Selbständigkeit gefeiert. Dieses Fest ist durch ganz Deutschland gefeiert worden. Im Winter und Frühjahr war große Not, denn die wenigen Früchte des Vorjahres waren bald verzehrt. Die Futternot war an einzelnen Stellen so groß, dass man den Tieren altes, durchgeräuchertes Stroh zum Futter vorwarf, ja, man hat sogar die Strohdächer abgedeckt und mit dem Stroh die Tiere gefüttert. Ich habe das Stroh von einem alten Bienenhaus auf der Häckselbank zum Futter verschnitten. Mitten im Juli habe ich auf dem Felde Roggen geschnitten und für das Pferd fertiggemacht.
Die Straße nach Rönkhausen ist mir zwei großen Walzen, welche mit 11 Pferden bespannt waren, dicht gemacht worden. Friede war auch in diesem Jahr in unserem Land.
Die Stadt Plettenberg zählte in diesem Jahr 1.669 Einwohner und 252 Häuser, während die Landgemeinde 2.120 Einwohner aufwies.
Über das Plettenberger Schulwesen aus diesem Jahr urteilt der Plettenberger Chronist Hölterhoff: ". . . dass die dortige Schule die gewöhnlichen Anforderungen an eine Elementarschule nicht überrage." 1826 zeigte sich bei einer Prüfung, dass die Kinder in allen 4 Bauerschaftsschulen der Gemeinde nicht weit gefördert waren. Schuld daran trugen der unregelmäßige Schulbesuch und die Sorgen der Lehrer, denen manche Familien das Schulgeld vorenthielten.
Dagegen rechneten die Kinder der Bremker Schule schon 1835 in dicken Tagebüchern mit Hilfe der Gänsefeder sauber und richtig Aufgaben aus der Regeldetri mit ganzen Zahlen, der Bruchrechnung und der Regeldetri mit Brüchen bis zu schwierigen Fällen, und 1840 leisteten die Schüler des Lehrers Rentrop zu Elsen Vorzügliches im Schönschreiben, in Geschäftsaufsätzen und in der Anfertigung großartiger Kohlezeichnungen. Er erteilte nebenher auch Unterricht im Klavier- und Flötespielen und bereitete junge Männer zum Eintritt in das Seminar vor. Lehrer Rötelmann aus Ohle lehrte schon etwas vaterländische Geschichte und Erdkunde, unter besonderer Berücksichtigung der Gemeinde Ohle, und ließ Karten mit Wasserfarbe zeichnen.
Im Jahre 1843 waren in der Gemeinde Herscheid 48 Kleinschmiede in 19 Betrieben vorhanden, die hauptsächlich Nägel, Schüppen, Pfannen, Ketten und Feilen herstellten.
Bd. 5 der Stadtgeschichte 1997: 1843 - Bürgermeister Hollmann tritt offiziell von seinem Amt zurück, führt jedoch die Amtsgeschäfte kommissarisch bis 1864 weiter. - Der Plettenberger Magistrat setzt sich aus finanziellen Gründen für die Vereinigung von Stadt und Amt ein. - Peter Esselen, Stephan Lemmer und P. Boeley betreiben Tuchfabriken in Plettenberg. D. W. Gregory, Hermann Bernhard Wolf, Schmalenbach und Seißenschmidt besitzen neben ihrer Tuchfabrik auch eine eigene Spinnerei. - Verleihung einer Fahne an die Schützengesellschaft durch die Königin Elisabeth von Preußen, die am 24. Juli 1843 feierlich geweiht wird. - 4.767 Menschen leben auf dem Gebiet der heutigen Stadt Plettenberg. Davon wohnen 1.669 Menschen in der damaligen Stadt Plettenberg, 2.557 im Amt Plettenberg und 541 in der Gemeinde Ohle.

1844
Dies war ein unfruchtbares Jahr. Am 7. September ist in Plettenberg dem Fritz Hanebeck seine Papiermühle abgebrannt. Im April sind an der neuen Lennechaussee die Barrierebäume gesetzt worden, einer zu Teindeln und einer zu Pasel. Vom 1. Juni an fährt der zweispännige Postwagen täglich zwischen Altena und Plettenberg.
In der Stadt gründete in diesem Jahr D. W. Schulte mit wenigen Arbeitern die erste Stimmnägelfabrik, ein Erwerbszweig, der in Plettenberg eine gewisse Bedeutung erlangen sollte, denn im Jahre 1857 waren darin allein 96 Arbeiter und 1882 schon 150 Arbeiter beschäftigt.
Bd. 5 der Stadtgeschichte 1997: 1844 - P. Biermann ist Vorsteher der Gemeindevertretung in Ohle. - Gründung der Stimmnagelfabrik D. W. Schulte. - Errichtung des Ziegeleibetriebes Eckes am Grafweg. Die Herstellung von Ziegeln ist Saisonarbeit, so dass die ARbeiter im Winter auf Nebenerwerb angewiesen sind.

1845
Der Winter war so kalt, dass vielen Leuten die Kartoffeln im Keller erfroren sind. In diesem Frühjahr war alles aufgezehrt, dem einen fehlte dieses, dem andern das. Kartoffeln gab es in Westfalen wenig, weil an denselben sich in diesem Sommer eine Krankheit zeigte, wodurch sie sehr gelitten haben.
In diesem Jahr sind viele nach Amerika ausgewandert. Am Ende des Jahres sprach man auch über den Bau einer Eisenbahn, die von Hagen nach Siegen führen soll. Auch in diesem Jahr war Friede in unserem Lande.
Aus dem Jahre 1845 stammt ein Reisebericht des Reg.-Assessors Wohlers über das damalige süderländische Gewerbe. Er zählt in seinem Bericht über 20 größere Fabriken auf, von denen beispielsweise die Weiß- und Schwarzblechfabrik von C. D. Piepenstock in Oege bei Hohenlimburg bereits über 150 Arbeiter beschäftigt, während man in Plettenberg den Anschluss an die neuen wirtschaftlichen Verhältnisse nur zögernd findet.
Bd. 5 der Stadtgeschichte 1997: 1845 - Fertigstellung der Straße von Lüdenscheid über Herscheid nach Plettenberg. - Gründung einer Papierfabrik durch Heinrich Wilhelm Kühne zur Erzeugung von Packpapier und Pappendeckeln, in der 6 Arbeiter beschäftigt sind. - Karl Eduard Paffrath ist bis 1867 reformierter Prediger in Plettenberg.

1846
Mit der Kartoffelernte sah es in diesem Jahre wieder sehr schlecht aus, die Mühlen konnten nicht mahlen, und die Fabriken standen still, denn wegen der großen Trockenheit fehlte es an Wasser. Dieses Jahr zeitigte viele Krankheiten, u. a. Scharlach und Nervenfieber. Fast in allen Häusern lagen Kranke. Welche Bedeutung die ansteckenden Krankheiten in diesem Zeiten hatten, mögen ein paar Zahlen zeigen: 1880 gab es in Plettenberg 188 Todesfälle, darunter 54 an Masern. 1837 starben bei insgesamt 150 Todesfällen 22 an Stickhusten und Masern. Im Jahre 1834 wurde hier zum ersten Male die Schutzpockenimpfung durchgeführt.
1846 begann H. B. Seißenschmidt mit 10 Arbeitern die Herstellung von Holzschrauben, und 1859 wurde hier die erste Dampfmaschine in Betrieb genommen.
Bd. 5 der Stadtgeschichte 1997: 1846 - Die Plettenberger Stadtverordneten entscheiden sich am 23.11.1846 für den Hauptmann a. D. Heinrich von Schachtmeyer als neuen Bürgermeister, der das Amt bis 1855 innehat. - Gründung einer Fabrik für Eisenbahnoberbaustoffe und Waggonbeschlagteile durch Hermann Bernhard Seissenschmidt.

1847
Anfangs Dezember war es noch so warm, dass wir das Vieh austreiben konnten. Dieses Jahr war auch ein rechtes Not- und Hungerjahr. Überall war wenig Verdienst, weil während der trockenen Witterung die Fabriken sehr schlecht getrieben wurden. Dann mussten die Leute viel Geld zu Doktor und Apotheke tragen. Also dieses Jahr war ein Jahr der Not, des Hungers, des Elends. Man hörte auch, dass an vielen Stellen Räubereien und Diebereien vorgekommen sind.
Es wäre noch schlimmer geworden, wenn nicht aus Rußland und Amerika viel Korn geschickt worden wäre, sonst wären die Preise so hoch gestiegen wie im Hungerjahr 1817.
Besonders im letzten Herbst sind aus unserer Gegend viele ausgewandert nach Amerika.
Bei einem Brande im Amte Plettenberg betätigte sich auch die Bürgerschaft der Stadt. In diesem Jahr gab es in Westfalen 24 Zeitungen, davon waren 9 national, 6 katholisch, 5 liberal und 4 parteilos.
Bd. 5 der Stadtgeschichte 1997: 1847 - Hauptmann Ernst Ludwig Schachtmeyer ist bis 1855 Bürgermeister von Plettenberg. - Einreichung einer Beschwerdeschrift beim Magistrat durch den evangelischen Pfarrer Karl Schirmer am 6. Februar 1847. In ihr wird die Vereinigung von Stadt und Amt und die Annahme der Landgemeindeordnung gefordert. 112 Plettenberger Bürger unterstützen die Beschwerde durch ihre Unterschrift. Die Mehrheit der Plettenberger Stadtverordneten lehnt den Antrag Schirmers ab, weil sie der Ansicht sind, dass die revidierte Städteordnung die für Plettenberg sinnvollste Kommunalverfassung ist. - Umbau der städtischen Tuchwalkemühle am Düppenhaus in eine Papierfabrik durch G. F. Gregory und D. W. Boeley. - Gründung der Gesellschaft "Club" zur Pflege von Geselligkeit und guter Unterhaltung im kleinen, bürgerlichen Kreis.

1848
Folgendes werde ich aus diesem merkwürdigen Jahr berichten: Die Kälte war stark im Winter, und die Erde so hart gefroren, dass der Totengräber kaum die vielen Gräber herstellen konnte, die erforderlich waren.
Aber dieses Jahr war ein fruchtbares Jahr. Es war eine Lust zuzusehen, wenn man über die Felder ging.
Dieses Jahr war ein ereignisvolles Jahr und wird das Revolutionsjahr des 19. Jahrhunderts heißen. Im März entstanden auch in unserer Gegend Unruhen, in Köln und Elberfeld, Solingen, in Hagen, Iserlohn, Attendorn, Altena und Balve. In Plettenberg hatten sie gleichfalls eine Rebellion angestiftet, wo sie dem Justizkommissarius Rauschenbusch an seinem gepachteten Hause die Fenster einwerfen wollten. Sie haben aber das Zimmer seines Hausbesitzers getroffen und haben an selbiger Stelle die Fenster entzweigeschlagen und geworfen, und noch an mehreren Häusern der Stadt sind Fensterscheiben zertrümmert worden.
Bei diesen verworrenen und unruhigen Zeiten lagen Handel und Wandel und alle Fabriken still. In Altena hat man die Leute damit beschäftigt, Straßen anzulegen. Es bildeten sich überall demokratische Vereine.
Bd. 5 der Stadtgeschichte 1997: 1848 - Eröffnung einer katholischen Schule in Plettenberg.

1849
Noch im Monat Juli hat es Reif gegeben. Dieses Jahr war ein Jahr von mittelmäßiger Fruchtbarkeit. Im Sommer und Herbst hat die Cholera in den größeren Nachbarstädten gewütet.
Auch in unserer Gegend entstanden im Frühjahr wieder viele Unruhen. In der Stadt Iserlohn haben sich die Anführer aus vielen Städten versammelt, vor allem aus Hagen. Auch aus Plettenberg sind zwei Anführer nach Iserlohn gegangen, wo einer die Plettenberger Stadttrommel mitgenommen hat, welche er in der Stadt Neuenrade in Branntwein vertrunken hat und ohne Trommel nach Iserlohn gegangen ist.
Die Vorgänge vom 17. Mai 1849 in Iserlohn sind bekannt. Drei Teilnehmer aus Hagen, Dr. Grevel, Butz und Post, sind nach den Vereinigten Staaten geflohen und haben dort eine neue Heimat gefunden. Bei der 25-jährigen Gedenkfeier des Jahres 1849 am 15.06.1874 hat C. Butz aus Hagen in Chikago ein Gedicht über die Vorgänge in Iserlohn, an denen er ja selbst beteiligt war, vorgetragen.

1850
Das Jahr 1850 steht noch stark unter den Nachwirkungen des unruhigen Vorjahres. Man meinte, es würde im Herbst zu einem blutigen Kampfe mit den Mächten kommen, . . . und es war bei uns große Unruhe. Es ist aber zu keinem Kampfe gekommen und am Schluss des Jahres meinte man, die Streitigkeiten würden wieder beigelegt werden.
So weit die Aufzeichnungen des Joh. Diedrich Ossenberg.
Bd. 5 der Stadtgeschichte 1997: 1850 - Der Plettenberger Gemeinderat wird erstmals nach dem neuen Dreiklassenwahlrecht gewählt, bei dem das gemeindliche Steueraufkommen der Wähler die Grundlage des Wahlrechts bildet. - Gründung der Fabrik der Gebrüder Wagner beim Köbbinghauser Hammer, die Bau- und Möbelbeschlagteile herstellen.

1851
Einführung der neuen preußischen Gemeindeordnung, der westfälischen Städteordnung, am 6. Februar 1851 in Plettenberg, die die revidierte Städteordnung von 1831 ablöst. - Vereinigung der lutherischen und der reformierten Gemeinde in Plettenberg.

1852
4.743 Menschen wohnen auf dem Gebiet der heutigen Stadt Plettenberg. Davon leben 1.691 Menschen in der damaligen Stadt Plettenberg, 2.497 im Amt Plettenberg und 555 in der Gemeinde Ohle.

1853
Oeffentlicher Anzeiger als Beilage zum 43. Stücke des Amtsblattes, Arnsberg, den 22. October 1853.
S. 884: B.I. Nr. 2894. Anlegung einer Lohgerberei zu Plettenberg.
Der Lohgerber Wilhelm Brandhoff zu Plettenberg beabsichtigt, auf seinem Garten Flur 9. Nro. 382 am Umlauf, eine Gerberei anzulegen.
Diejenigen, welche gegen dieses Vorhaben in polizeilicher Beziehung gegründete Einwendungen zu machen haben, müssen solche innerhalb vier Wochen bei dem Bürgermeister daselbst, wo auch die Zeichnung zur Ansicht offen liegt, anzubringen.
Plettenberg, den 17. October 1853 - Der Bürgermeister.

Bd. 5 Plettenberger Stadtgeschichte, S. 290 - 1853: Bürgermeister von Schachtmeyer erläßt eine 44 Paragraphen umfassende Straßenordnung für die Stadt Plettenberg. - Vereinigung der beiden evangelischen Schulen in Plettenberg.

1854
Gründung der Sparkasse in Plettenberg am 24. Juli 1854.

1855
Es sind nur noch zwei Sensenschmieden in Arbeit, deren Stilllegung Anfang der 1870er Jahre erfolgt. - Stürme und Überflutungen richten in Plettenberg große Schäden an. - 4.704 Menschen leben auf dem Gebiet der heutigen Stadt Plettenberg. Davon wohnen 1.695 Menschen in der damaligen Stadt Plettenberg, 2.443 im Amt Plettenberg und 566 in der Gemeinde Ohle.


August 1882
Altenaer Kreisblatt Nr. 62 vom 5. August 1882, 49. Jahrgang

Totenköpfe über Totenköpfe!

Ohle. 31. Juli 1882. Heute begann man mit einer schon länger beabsichtigten und dringend nötigen Reparatur an der hiesigen Kirche und Sacristei. Besonders im letzteren Raum mußte man, des schon seit vielen Jahren empfundenen ekelhaften Modergeruchs wegen, gründliche Erneuerung schaffen, und wollte zunächst einen neuen Fußboden legen. Kaum hatte man eins der uralten Beschußbretter aufgebrochen - da, was sah man im schaurigen Halbdunkel des darüber befindlichen Gewölbes! Totenköpfe über Totenköpfe! 25 Stück schon auf den ersten Blick, den einen über dem andern, neben dem andern.


Quelle: Bd. 5 der Stadtgeschichte, Chronik der Stadt Plettenberg, S. 296

1886
Otto Vorwerck ist bis 1906 Amtmann der Landgemeinde Plettenberg. - Gründung der Metallwarenfabrik Wilhelm Schade am 1. Oktober 1886, die Hut- und Mantelhaken herstellt. - Karl Hawerkamp wird Pfarrer in Ohle.

1887
Der Aufbau einer Wasserversorgung für Plettenberg wird am 14. Juni 1887 vom Magistrat beschlossen. Die Bewohner versorgten sich vorher aus Brunnen, die sich in ihren Häusern befanden, mit Wasser. - Betriebaufnahme der "Kreis Altenaer Schmalspur-Eisenbahn-Actiengesellschaft" am 1. Oktober 1887. Die Betriebslänge der drei Bahnstrecken von Altena nach Lüdenscheid, von Werdohl nach Augustenthal und von Halver nach Schalksmühle beträgt 38 km. Das Aktienkapital befindet sich in den Händen des Preußischen Staates, der Landgemeinde Lüdenscheid, der Gemeinde Halver und einzelner Personen. - Gründung einer Heu- und Düngegabelfabrik durch F. Groote an der Ziegelstraße und durch Robert und Hermann Plate auf dem Bruch bei Holthausen.

1888
Inbetriebnahme der städtischen Wasserversorgung, an die noch nicht alle Plettenberger Bürger angeschlossen sind, mit natürlichem Zufluss ohne Pumpwerk am 1. Juli 1888. 276 Hausbesitzer wollen sich an das zentrale Leitungsnetz anschließen lassen, während 151 Hausbesitzer den Anschluss ablehnen. - Auflösung der höheren Mädchenschule wegen zu geringer Schülerzahlen. - Gründung des Männergesangvereins Bremcke. - Gründung des Turnvereins Westfalia Holthausen.

1889
Errichtung eines Walzwerkes in Ohle durch die Fabrikanten Kölsche, Dieckerhoff und Achenbach. - Eduard Ebbinghaus ist bis 1917 evangelischer Pfarrer in Plettenberg.


Quelle: Süderländer Tageblatt vom 4. Mai, ca. 1937

Aus der heimatlichen Chronik

In diesem Aktenhefte, das die Zeit von 1642 bis 1712 umfasst, finden sich mehrere lose Blätter, die das Amt Plettenberg, die Drosten dieses Amtes sowie das Amtshaus (Burg) Schwarzenberg betreffen, z. B. Ernennungen zum Drosten, Verpfändung des Amtes, Verkauf des Hauses Schwarzenberg. Für die Geschichte der Stadt Plettenberg von geringerer Bedeutung.

Im Jahre 1673 hatte ein von Brabeck ein Kupferbergwerk erworben und durch mehrere "Bergknaben" bis zum Jahre 1682 einen Bergstollen, etwa 100 Klafterlan treiben lassen, wofür er 4000 Rmt. hatte aufwenden müssen. Dabei war ein Kupfgang, etwa 1 1/2 Fuß mächtig, erreicht. Von Brabeck bat den Großen Kurfürsten als Landesherrn, ihm den von Bergwerken schuldigen Zehnten auf 10 Jahre zu erlassen (23. Juni 1682). Kurfürst Friedrich Wilhelm gewährte ihm die Zehntfreiheit auf 5 Jahre (12. Mai 1683).

Der Droste (Amtmann) des Amtes Plettenberg hatte den Versuch gemacht, die Bürger der Stadt Plettenberg zu zwingen, ihr Korn auf seiner Mühle mahlen zu lassen, um durch diesen Mahlzwang die Einnahmen aus der Mühle zu erhöhen. Als Bürgermeister, Rat und Gemeinde der Stadt Plettenberg hiergegen Einspruch erhoben, wurde ihnen die überlieferte unbeschränkte Mühlenfreiheit sowie die frei Einfuhr fremden Bieres, Mehles und Brotes bestätigt (29. August 1684).

Akten betreffend die Ratswahl zu Plettenberg 1684-85
Nach der Einführung der Reformation in Plettenberg hatten die Evangel.-Luther. den Versuch gemacht, bei den Ratswahlen die Reformierten zu übergehen. Als diese sich deshalb beschwerten, befahl Kurfürst Friedrich Wilhelm 1. (2. März 1665), dass Bürgermeister und Rat je zur Hälfte aus Lutherischen und Reformierten gewählt werden sollten. Dementsprechend wurde auch in der folgenden Zeit verfahren. Kurz nach 1680 war aber auf Betreiben des landesherrlichen Richters nicht, wie es die Reihenfolge verlangte, ein Reformierter zum Bürgermeister gwählt worden. Auf Beschwerde der Reformierten Bürger erteilte die Regierung zu Cleve dem Drosten (Amtmann) zu Plettenberg den Auftrag, gegen die getätigte Wahl Einspruch zu erheben, um der kurfürstlichen Verordnung Geltung zu verschaffen (1684-85). Es kam deshalb zu einer Beschwerde des Rates an den Landesherrn, der eine Prüfung durch die Regierung in Cleve anordnete.


Lexikon für die Stadt Plettenberg, erstellt durch Horst Hassel,
58849 Herscheid, Tel.: 02357/903090, E-Mail: webmaster@plbg.de