Quelle: Jahresbericht 1984/85, abgegeben vom Vorsitzenden Karl Josef Schmidt auf der Jahreshauptversammlung vom 26. April 1985 in der Schützenhalle (im Archiv HH)


Schmidt: "Ich hatte gehofft, heute das
1.000. Mitglied vorstellen zu können!"

Majestät, meine lieben Schützenbrüder,
ich eröffne die diesjährige Jahreshauptversammlung unserer Gesellschaft und begrüße Sie im Auftrag des Vorstandes recht herzlich. Ich begrüße heute abend besonders unseren Schützenkönig, Majestät Engel, seine Adjutanten und Hofmarschälle, alle Ehrenmitglieder, Altmajestäten, unser Tambourkorps sowie die Herren der Presse....
Bevor wir mit der Tagesordnung beginnen, bitte ich Sie, sich zu Ehren der im Berichtsjahr verstorbenen Mitglieder unserer Gesellschaft von den Plätzen zu erheben. Es starben: Ernst Heinzemann, Dr. Ulrich Schröder, Fritz Kühne, Hansgünther Kettling, Wilhelm Schulte-Wiese, Kurt Gunkel, Werner Stremel, Wilhelm Midderhoff...
Zunächst zur Entwicklung der Mitgliederzahl: 1984 hatten wir 885 Mitglieder. Durch Tod und Austritt sind 51 Mitglieder ausgeschieden. Neu aufgenommen wurden 47 Mitglieder, so daß wir heute einschließlich 22 Ehrenmitglieder 880 Mitglieder haben.
Am Schützenfest-Samstag 1984 hat zum letzten Mal Pastor Solbach die Gedenkrede gehalten. Herr Pastor Solbach geht am 1. Mai in den verdienten Ruhestand. Ich habe dies zum Anlaß genommen, ihm von unserer Gesellschaft aus folgenden Brief zu schreiben:

"Sehr geehrter Herr Pastor Solbach,
die Plettenberger Schützengesellschaft möchte anläßlich ihrer Verabschiedung in den Ruhestand herzlich danken für die im Laufe der vergangenen Jahre zu Beginn unseres Schützenfestes am Ehrenmal gehaltenen Ansprachen. Sie haben jeweils bei allen anwesenden Mitgliedern einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Ihre Worte waren so gewählt, daß man nicht einfach anschließend zur Tagesordnung überging, sondern manches Wort über den Inhalt Ihrer Rede noch gewechselt wurde. Sie haben uns zur Eröffnung unserer Schützenfeste viel für die Tage mitgegeben, so daß wir Sie in Zukunft sicherlich vermissen werden.
Wir danken Ihnen für Ihre wohlwollende Unterstützung unserer Gesellschaft ganz besonders herzlich. Wir wünschen Ihnen für Ihren Ruhestand Gesundheit, Zufriedenheit und die Möglichkeit, noch recht häufig in den von Ihnen so geliebten Bergen spazieren gehen zu können."

...

Es war ein arbeitsreiches, aber für uns im Ganzen gesehen auch ein erfolgreiches Jahr, wenngleich ich nicht verhehle, daß ich ein wenig darüber enttäuscht bin, daß wir von dem 1.000. Mitglied noch so weit entfernt sind. Ich hatte gehofft, in der heutigen Jahreshauptversammlung dieses 1.000. Mitglied vorstellen zu können. Bleiben wir weiter darum bemüht, daß es uns gelingt, diese Mitgliederzahl alsbald zu erreichen.
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Ich bitte, mir aber einzuräumen, daß ich bei meinen Überlegungen, wie man die Plettenberger Schützengesellschaft festigen und ausbauen kann und wie man die erstrebte Zahl von 1000 Mitgliedern erreichen kann, zumindst Vorschläge unterbreiten sollte, welche möglicherweise hilfreich sein könnten.
Ich bitte, in den nächsten Monaten darüber nachzudenken, ob wir das Recht haben, den Damen, welche Schießsport betreiben wollen, diese Möglichkeit zu versagen? Was veranlaßt mich, diese Frage zu stellen.

1. Am 18.03.1985 erschien in der Westfälischen Rundschau ein Artikel über die Jahreshauptversammlung unseres Nachbarvereins in der Werdohl mit der Überschrift: "Schützenverein strebt Mitgliederzahl 1.000 an". Wie wir ja auch, wobei man berücksichtigen muss, dass es in Werdohl nur einen Schützenverein gibt. Man hofft, die Zahl 1.000 zu erreichen, nachdem inzwischen 84 Schützenschwestern aufgenommen worden sind. Ich persönlich glaube, daß wir das 1.000. Mitglied ohne diese Öffnung - wie auch immer - nicht erreichn werden.

2. Wir gehören zu den Ausnahmen, da es unbestritten ist, daß der Schießsport, dem wir uns widmen, selbstverständlich den Damen offen steht. Im Grunde genommen verstoßen wir gegen unser Grundgesetz, wenn wir die Damen bei uns von dieser Sportart ausschließen. Mich hat auch immer nachdenklich gestimmt, daß Briefe des Westfälischen Schützenbundes, welche bei mir eingehen, stets mit der Anrede beginnen: "Liebe Schützenschwestern, liebe Schützenbrüder".
Es haben eine Zeit lang bei uns Damen mitgeschossen. Die Schießkommission hatte mich gefragt. Dies ist ausdrücklich zugestanden worden. Leider hat es sich nicht so positiv entwickelt, daß man daraus eine eigene Damensportschützengruppe hätte bilden können. Inzwischen fahren die Damen an unserer Halle vorbei und gehen auf dem Eiringhauser Schießstand ihrer sportlichen Betätigung nach.
Kritiker können mir vielleicht entgegenhalten, daß ich vor einigen Jahren zur Eröffnung einer Biergerichtssitzung gesagt habe: "Abgesehen von eingeladenen Gästen bleiben wir in diesem Jahrhundert unter Männern." Daran muss sich sicherlich nichts ändern, weil es in anderen Bereichen auch ausgesprochene Herrensitzungen gibt. Auch das Königsvogelschießen ist sicherlich eine Angelegenheit der Männer von der Natur der Sache her. Dies wird in unseren Nachbarvereinen, welche bereits etliche Damen aufgenommen haben, auch nicht anders gehandhabt.

3. An unserem Jubiläumsfestzug 1986 werden hoffentlich alle geladenen Vereine teilnehmen. Ich bin sicher, daß etliche Schützenschwestern dabei sein werden - warum auch nicht.

Wie man das Problem in den Griff bekommt, wird gemeinsam zu überlegen sein. Es gibt verschiedene Denkmodelle: Man könnte eine eigene Sportschützengruppe für Damen gründen, welche dadurch Mitglied unserer Gesellschaft werden könnten. Wir könnten auch generell unsere Satzung dahin ändern, daß nicht nur männliche Einwohner, sondern allgemein Einwohner über 18 Jahre Mitglied unserer Gesellschaft werden können. Damit wären den Damen die Mitgliedschaft zu unserer Gesellschaft zugänglich.
Ich gebe diese Anregung aus der Sorge heraus, daß wir möglicherweise wegen unserer traditionellen Scheuklappen von der Entwicklung überrollt werden und eines Tages doch gezwungen sind, die Ausweitung vorzunehmen. Wenn wir diese Anregung überschlafen haben, sollten wir gemeinsam versuchen, für die Plettenberger Schützengesellschaft den richtigen Weg zu finden.