Quelle: ST vom 20. Mai 1950 im Archiv HH

Wichtige Schützenversammlung
Um die Rückgabe der Schützenhalle
Die erforderlichen Schritte zur Rückübertragung der Schützenhalle bis zum kommenden Schützenfest sind eingeleitet

Plettenberg. Die für gestern abend in die Schützenhalle einberufene außerordentliche Mitgliederversammlung der Plettenberger Schützengesellschaft war verhältnismäßig gut besucht. Zweck dieser Zusammenkunft war es, die erforderlichen Beschlüsse zur Umwandlung der Plettenberger Schützengesellschaft im Vereinsregister zu fassen, damit die nötigen Schritte zur Rückübertragung der Schützenhalle beschleunigt durchgeführt werden können.

Der Vorsitzende der Schützengesellschaft, Paul Wirth, begrüßte einleitend die zahlreich erschienenen Schützen, in Sonderheit Alte Majestät Schwarz, die Ehrenmitglieder und die ehemaligen Schützenkönige. Vor Eintritt in die Tagesordnung teilte er mit, daß der Vorstand beschlossen habe, auf Grund 50-jähriger Vereinszugehörigkeit die Schützen Carl Fastenrath und Albert Voß zu Ehrenmitgliedern zu ernennen, was die einmütige Billigung der Schützenversammlung fand.

Eine längere Aussprache ergab sich beim ersten Punkt der Tagesordnung, die Umwandlung im Vereinsregister betreffend. Der Vereinsvorsitzende Paul Wirth und das Mitglied des Ältestenrates Dr. Schneider berichteten über die bisherigen Bemühungen, die Treuhänderschaft über die Schützenhalle zu beenden und diese wieder in die unbeschränkte Verfügungsgewalt der Gesellschaft zu bekommen. Weil die Plettenberger Schützengesellschaft (zwangsweise) dem "NS-Reichsbund für Leibesübungen" angehört hat, wurde 1945 ihr gesamtes Vermögen gesperrt. Eine Freigabe ist nach Mitteilung des Beauftragten für gesperrte Vermögen in Nordrhein-Westfalen ausgeschlossen. Infolgedessen war die Gründung eines neuen Vereins aus den alten Mitgliedern der Plettenberger Schützengesellschaft notwendig. Die Freigabe des Vermögens zugunsten dieses neugegründeten Vereins ist in Aussicht gestellt. Der neue Verein wird die Tradition und hoffentlich später auch den Namen der Plettenberger Schützengesellschaft weiterführen. Vorläufig bleibt die Plettenberger Schützengesellschaft mit dem alten Namen bestehen und wird auch Trägerin des kommenden Schützenfestes sein.

Zum Vorsitzenden des aus den genannten formellen Gründen zunächst ins Leben gerufenen Plettenberger Bürgervereins wurde Friedr. Wilhelm Cordes, zum Schriftführer Walter Siepmann und zum Kassenwart Willi Schulte gewählt. Sie werden die erforderlichen Schritte zur Neueintragung im Vereinsregister sofort unternehmen. Die Schützenversammlung beschloss, Vermögen und Grundbesitz dem Bürgerverein zu übertragen.

Zum Thema "Schützenfest 1950" wurde nach längerer Aussprache der Beschluss der letzten Vorstandssitzung bestätigt, das diesjährige Schützenfest - das an dem traditionellen 18. Juni mit den Landtagswahlen zusammenfallen würde - nunmehr am 3. und 4. September zu feiern. Es ist anzunehmen, dass die Rückgabe der Schützenhalle bis dahin erfolgt ist.

Unter Punkt Verschiedenes machte der Vereinsvorsitzende von der bereits gelegentlich der letzten Vorstandssitzung von uns berichteten Tatsache Mitteilung, dass die Nachforschungen nach den beiden verschwundenen Schützenfahnen nunmehr jenseits des Ozean fortgeführt werden sollen. Das Bundeskanzleramt, Verbindungsstelle zu den Hohen Kommissaren, hat auf Antrag der Schützengesellschaft hin mitgeteilt, dass der Hohe Kommissar der Vereinigten Staaten Nachforschungen in USA auf dem Wege über das Kriegsministerium in Washington veranlassen werde. Ob die Schützengesellschaft, die damit bereits an den Rand der Weltpolitik gerückt ist, durch diese Aktion allerdings die beiden als "Siegtrophäen" seinerzeit mitgeführten Schützenfahnen zurückerhalten wird, steht jedoch auf einem anderen Blatt und dürfte nach wie vor mit einem Fragezeichen zu versehen sein.

Mit Beifall und Anerkennung wurde die Mitteilung des Vorsitzenden aufgenommen, dass durch die Opferfreudigkeit zahlreicher Mitglieder, die sich gelegentlich einer Spendensammlung für die Schützenhalle gezeigt hat, bereits 500 neue Stühle und 40 neue Tische zur Vervollständigung des Inventars angeschafft werden konnten, so dass unsere Schützenhalle bereits wieder über rd. 1.100 Stühle verfügt.

Mit einem warmen Appell an alle Schützen zu weiterer Mitarbeit und Werbung für den Verein und einem Hinweis auf die kommunale und nationale Bedeutung seines volksverbindenden Wirkens schloß der Vorsitzende die anregend verlaufene Versammlung.