Schützen und Schützengesellschaften in früherer Zeit
Von Horst Hassel
Schützengesellschaften gab es schon vor vielen Jahrhunderten, wie das
Beispiel der "Friedrich-Wilhelms-Gesellschaft" in Altena belegt.
Dort "setzt man die Tradition der altehrwürdigen Schützengesellschaft
fort, die aus der Altenaer Bürgerwehr hervorging und im Jahre 1429
gegründet wurde". Ihren Namen erhielt die Gesellschaft zwar erst nach
dem Besuch König Friedrich Wilhelm II. von Preussen in Altena im Jahre
1788, ihren Ursprung datiert die Schützengesellschaft aber in das Jahr
1429.
"Wenn es die Not erforderte, mussten die Bürger nach Aufforderung durch
den Bürgermeister und Magistrat sich an der Verteidigung der Stadt
beteiligen. Sie mussten in Kriegszeiten mit ihren Waffen erscheinen,
an gefährdeten Punkten der Stadt Wache halten, und die Stadt verteidigen.
Innerhalb dieser Bürgerwehr bildete sich eine "Schützengesellschaft".
Solche bestanden in Lüdenscheid, Altena, Plettenberg, Herscheid und
allen größeren Kirchdörfern. Die Schützengesellschaften duldeten keine
Ehrlosen unter ihren Fahnen, nicht Fluchen, Schwören, Zank und Schlägerei
unter ihren Mitgliedern und verlangten von diesen unbedingten Gehorsam
gegenüber dem gewählten Könige, den Bürgermeistern, Fähnrichen und
Unteroffizieren. Sie übten einen heilsamen Einfluss auf die Schützen aus,
in dem sie diese zu Zucht und guter Sitte erzogen und in ihnen ein
Zusammengehörigkeitsgefühl weckten. . .
Die Ziele der auf demokratischer Grundlage beruhenden Vereinigungen zum
Zwecke der Verteidigung von Hab und Gut deckten sich meistens mit den
Interessen der Altenaer Grafen. Darum kämpften z. B. die Bauern der Gemeinde
Herscheid und Valbert um 1243 willig und erfolgreich mit ihrem Grafen
Adolf III. und seinen Rittern gegen ihr Gebiet verheerende mächtige
Adelige des Kölnischen Sauerlandes, die sie auf der Grafenbracht gründlich
schlugen . . . Die Plettenberger Schützen dürften sich, weil ihre Stadt
Grenzfeste gegen Kurköln war, an nicht wenigen Verteidigungseinsätzen beteiligt
haben. Bauern und Bürger als Schützen effektiv einzusetzen wurde erst möglich
mit dem Aufkommen der Armbrust. Ihr Gebrauch musste natürlich regelmäßig geübt werden.
Gegen Ende des Jahres 1546 wurde das ganze Amt Balve zum Einfall in das
Amt Schwarzenberg aufgerufen. Weil dabei
Da das mittelalterliche Denken keine Trennung zwischen rein weltlichen und rein
kirchlichen Bereichen kannte, waren die Schützengesellschaften, wie alle anderen
Vereinigungen auch, immer kirchliche Bruderschaften.
Beispiele für die enge Anbindung der Schützen an die Kirche sind die "Schützenbruderschaften" (St. Sebastianus-Bruderschaft Köln-Mülheim gegr. 1435, St.
Sebastianus-Bruderschaft Köln-Deutz gegr. vor 1463). Erst in nachreformatorischer
Zeit lassen die Bindungen an die Kirche nach.
Im 14. Jahrhundert kamen die Schützenfeste auf; sie sollen zuerst in
Schlesien gefeiert worden sein. Angeblich wurde 1286 von dem Herzog
Boleslaw (Bolko) I. in Schweidnitz das erste regelrechte Schützenfest veranstaltet,
bei dem nach einem auf einer Stange befestigten Vogel geschossen worden
ist. Außer dem Vogelschießen wird an manchen Orten noch das Scheibenschießen
erwähnt..."
Der Autor Theo Reintges [Ursprung und Wesen der spätmittelalterlichen Schützengilden,
Ludwig Röhrscheid Verlag, Bonn 1963]) glaubt dagegen aufgrund systematischer Untersuchungen
mit Gewißheit feststellen zu können, daß die Schützengesellschaften gegen Ende
des 13. Jahrhunderts in Flandern entstanden sind und sich von dort nach Süden,
Osten und Norden ausgebreitet haben. Um 1400 habe die Schützenbewegung bereits
die nördlichen Niederlande und das Rheinland erreicht. Sehr schnell sei sie
dann zu Beginn des 15. Jahrhunderts in die übrigen Gebiete Mitteleuropas und
bis ins Baltikum gelangt. Nach Reintges Recherchen wurden die ersten Schützenfeste in
Flandern/Belgien gefeiert.
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