Quelle: ST vom 12. Juni 1967 im Archiv HH
Jugend regiert auf Plettenbergs Schützenthron
Plettenberg. Und wieder einmal herrscht in diesen Tagen Schützenfesttrubel in
Plettenberg, ist es diesmal doch die Plettenberger Schützengesellschaft, die ihr 132.
Stiftungsfest begeht. Und wieder einmal drehen sich die Karussells und die übrigen
Fahrgeschäfte und knallten die Schüsse auf den Vogel am Kohlbuschberg, und wieder
einmal herrschen Frohsinn und Freude über die festlichen Tage, die auch kein regnerisches
Wetter trüben konnte.
In diesem Jahr begann das bedeutsame Fest mit einem besonders feierlichen Akt vor dem
Ehrenmal am Böhler Friedhof, galt es doch, eine neue Fahne der Junggesellen zu weihen.
Der 2. Vorsitzende Günter Dienstühler sprach zu diesem festlichen Akt. Die Anschaffung
der neuen Fahne, aus den Spenden der Junggesellen erworben, sei notwendig geworden,
nachdem das alte Fahnentuch, das die Schützen seit der Jahrhundertwende schon begleitet
habe und eine Art Musterungsfahne mit der Inschrift "Den Wehrtüchtigen von Plettenberg"
zu zerfallen drohe. Sie werde nun der Stadt Plettenberg zurückgegeben zur treuen
Aufbewahrung, und die Schützengesellschaft hoffe, daß
die alte Musterungsfahne einmal
Anchließend begann die Gedenkfeier, die von der Musikkapelle mit dem Vortrag des Satzes
"Die Himmel rühmen..." eröffnet wurde. Dann hielt Pastor Dr. Litschel die Gedenkrede, in der
er eingangs seiner Freude darüber Ausdruck gab, daß die Plettenberger Schützengesellschaft
zu Beginn ihres frohen Festes derer gedenke, die so viele Jahre mit ihr verbunden gewesen
seien und in ihren Reihen mitmarschiert seien. Aus der Jubiläumsschrift der Schützengesellschaft
sei ihm ein Satz von Landrat von Holtzbrinck in Erinnerung geblieben, der bei der Genehmigung
der Statuten 1836 gewünscht habe, daß die Schützen auch die "Ehre und die Sitte" fördern möchten.
Heute heiße das, daß auch sie Verantwortung trügen für Heimat und Vaterland und ihren Auftrag
vor Gott und den Menschen getreulich erfüllen, in dem sie auch dem Vergangenen in Dankbarkeit
gedächten und die Zukunft in diesen Auftrag hineinnähmen. Es sei ihre Pflicht, all derer zu gedenken,
die der Gesellschaft einmal von Herzen angehangen und bewiesen hätten, daß ihre Herzen der Heimat
gehörten. So sollte man ihnen heute auch von Herzen dafür danken. Der Geistliche wünschte, daß
die Schützen davon auch einen Abglanz in ihre fröhlichen Tage mit hineinnähmen, daß ein jeder von
uns an der Stelle, auf die ihn Gott gestellt habe, für Frieden und Freiheit eintreten müsse.
Wir stünden noch ganz unter dem Eindruck der ernsten Ereignisse im nahen Osten, wobei wir
wieder einmal erfahren hätten, daß heute alles unmittelbar zusammenhänge. Denn alle Friedlosigkeit
wirke sich immer wieder nach allen Seiten aus. Alles Kleine über seine Ausstrahlung auf das
Große, und gerade darum sollte auch die Schützengesellschaft sich immer wieder daran erinnern,
daß wir für den Frieden, die Freiheit und das Recht einzutreten hätten. Ihre Männer nennen sich
Schützen, ihre Vorfahren hätten dieses Wort noch wörtlich genommen: sie wollten wirklich "schützen".
Das solle auch heute so sein, wenn nunmehr freilich auch nicht mehr mit der Waffe in der Hand,
sondern jeder solle sich an seinem Platz dafür einsetzen, daß in Heimat und Vaterland das Recht
bewahrt werde in guten und bösen Stunden. In diesem Sinne möge auch die Schützengesellschaft
zum Wohle der ganzen Stadt wirken.
Pastor Dr. Litschel schloß mit der Wiedergabe einer Stelle aus dem 90. Psalm. Nach dem Gebet
erklang wieder die Weise vom "guten Kameraden", und die Schützen legten einen Kranz am
Ehrenmal zum Gedenken ihrer gefallenen und vermißten Kameraden nieder.
Dann erfolgte der Abmarsch zum Kohlbuschberg, wo bald das Schießen auf den Vogel begann.
Während auf dem Kohlbuschberg schon eifrig um die Königswürde gerungen wurde, begann das
Luftgewehrschießen der Jungschützen auf einem Stand hinter der Schützenhalle. Mit großem
Eifer war man dabei, den Vogel herunter zu holen. Es war für Schützenoffizier Friedhelm Weyland,
der die Teilnehmer zu Beginn herzlich begrüßt hatte, sicherlich keine leichte Aufgabe, die durch
das spannende Erlebnis des Schießens aufgeregte und unruhige Schar der jungen Schützen im
Zaum zu halten, aber mit einem wenig Humor und Freundlichkeit klappte alles dennoch gut, und so
zäh der Vogel auch war, er mußte sich schließlich doch ergeben und fiel herunter.
Mit dem 28. Schuß traf Dietmar Müller schon die Krone, Thomas Marl ließ ließ mit dem 36. Schuß
den Reichsapfel folgen. Christoph Mylaeus schoß mit dem 129. Schuß den rechten und Ulrich
Broichhaus mit dem 180. Schuß den linken Flügel. Jungschützenkönig aber wurde Wolfgang Drepper,
der mit dem 310. Schuß das Zepter herunter holen konnte. Zur Königin erwählte er sich Petra Haaso.
1. Adjutant wurde Rainer Stute mit Sylvia Müller, und 2. Adjutant Detlef Priemer mit Iris Fröhlich.
In einer besonders netten Weise konnte sich diesmal übrigens der vorherige Jungschützenkönig Martin
Matthias Schröder verabschieden. Sein Vater hatte gestattet, daß die gesamte Jungschützengruppe
kürzlich an einem Samstag nachmittag zum Gern hinaus eingeladen wurde. Das war natürlich etwas
für die Jungen! Dort oben wurden sie nicht nur mit Kakao und Kuchen bewirtet, dort fehlte auch ein
lustiges Reibekuchenessen nicht, und im übrigen gab es fröhliche Spiele. Da war es kein Wunder,
daß die Jungen hellauf begeistert waren, die mit privaten Kleinbussen an ihr Ziel befördert worden waren.
Dieser schöne Nachmittag wird ihnen gewiß noch lange in Erinnerung bleiben.
War nun inzwischen der König der Jungschützen ermittelt worden, so sollten auch die "Großen" am
Sonnabendnachmittag einige Überraschungen erleben. Auf dem Kohlbuschberg schoß Klaus Schütrumpf
mit dem 247. Schuß den rechten Flügel des Vogels, Helmut Bendrien holte mit dem 399. Schuß den
linken Flügel herunter. Rudi Uter traf mit dem 576. Schuß die Krone, Günther Baldauf ließ mit dem 594.
Schuß das Zepter folgen, und mit dem 616. Schuß war es Thomas Hiby, der den Rumpf mit dem
Reichsapfel traf. Er wurde damit der jüngste Schützenkönig der Plettenberger Schützengesellschaft
seit vielen Jahren und bewies, daß der Schützengeist auch in der Familie Hiby nach wie vor lebendig
geblieben ist.
Mit viel Festesfreude und froher Stimmung fand man sich dann am Samstagabend in der Halle wieder
zusammen, wo nicht nur das Tambourkorps unter Leitung von Rudolf Denker und der Fanfarenzug unter
Leitung von Reinhold Balzer Proben ihres Könnens gaben, sondern vor allem auch die Musikkapelle
aus Hagen unter Leitung vom Landesmusikmeister i. R. Raue zur Unterhaltung und zum Tanz aufspielte.
Verdienste Schützen wurden geehrt
Das Verdienstkreuz I. Klasse wurde an diesem Abend jedoch nur einmal verliehen. Ein Mann habe sich ganz
besonders um die Gesellschaft verdient gemacht, und das sei der 1. Vorsitzende Werner Winkemann.
Unter dem Beifall der Anwesenden heftete das alte Königspaar diesem dann das Verdienstkreuz I. Klasse
an. Dienstühler betonte dabei, daß im Laufe eines Schützenjahres von dem 1. Vorsitzenden eine Unmenge
an Kleinarbeit zu leisten sei. Die verschiedenen Kommissionen arbeiten zwar selbständig, aber schließlich
liefen doch alle Fäden bei dem Vorsitzenden in einer Hand zusammen, und man könne wohl sagen, daß
dieser die Fäden immer fest in den Händen gehalten habe, so daß das Niveau der Gesellschaft nicht nur
erhalten blieb, sondern noch gefördert wurde und jeder Bürger die Veranstaltungen mitfeiern kann. Das
sei das Verdienst Werner Winkemanns.
Das Großkreuz für Hans Hiby
Für eine 25-jährige Zugehörigkeit zur Gesellschaft wurden außerdem ausgezeichnet die Schützen Gerhard
Nagel, Alfred Thomee, Bernhard Lütticke, Karl-Heinz Müller und Altmajestät Karl-Heinz Niggetiet.
Abschließend appellierte der 2. Vorsitzende wieder einmal an alle anderen Schützen, mit Hand anzulegen,
wenn sie einmal benötigt würden. Er konnte dabei darauf verweisen, daß auch in diesem Jahr wieder
beachtliche Eigenarbeit geleistet worden sei.
Herr Hiby dankte in bewegten Worten für die hohe Auszeichnung. Es sei ihm eine ganz besondere
Freude, feststellen zu dürfen, dass das, was man als selbstverständlich getan habe, in einer
solchen Weise von der Schützengesellschaft honoriert werde. Er dankte ihr und versicherte,
auch in der Zukunft seine ganze Kraft für die Belange und das Ansehen der Gesellschaft
einzusetzen.
Zu später Stunde konnte der 1. Vorsitzende Werner Winkemann dann das neue Königspaar proklamieren:
Thomas Hiby und Fräulein Birgit von Finckenstein. Im Namen der Schützen gelobte er dem neuen
Herrscherpaar Treue und Ergebenheit.
Quelle: Süderländer Tageblatt vom 09.06.1967
Feierstunde für Ehrenoberschießmeister Solms
Plettenberg. Gestern trafen sich die Mitglieder der Schießkommission
der Plettenberger Schützengesellschaft 1836 e. V. zu einer Feierstunde
zu Ehren des verstorbenen Ehrenoberschießmeisters Heinrich Solms im
Hotel Schützenhof.
Oberschießmeister Friedrich Wilhelm Menschel begrüßte Frau Solms, den
Ehrenoberst der Gesellschaft, Walter Winkemann nebst Gattin, Schützenkönig
Horst Römer, den ersten Vorsitzenden der Gesellschaft Werner Winkemann
und die Mitglieder der Schießkommission recht herzlich.
Der Heinrich-Solms-Gedächtnispreis wurde von Frau Solms in dieser
Feierstunde enthüllt. Der Preis stellt ein springendes Westfalenpferd
auf einem Marmorsockel dar mit der Aufschrift "Heinrich Solms zum
Gedächtnis". Aus der Hand von Frau Solms erhielten die Mitglieder
der Schießkommission dann den Heinrich-Solms-Gedächtnisschild.
Ein Mann mit Rat, aber auch ein Mann der Tat, in treuer Pflichterfüllung
ständig für die Gesellschaft bereit, das war der verstorbene Ehrenoberschießmeister
Heinrich Solms. Mit großer Liebe und Geduld bemühte er sich um den
Schießsport und um den Aufbau des Schießstandes nach dem Kriege. Seit
1938 war er in der Schießkommission tätig. Ausgezeichnet wurde er mit
dem Verdienstkreuz erster und zweiter Klasse, dem Großkreuz der Gesellschaft
und mit der großen Ehrennadel des Schützenbundes.
Quelle: Jahrbuch zum 150jährigen Bestehen der Plettenberger Schützengesellschaft 1836 e.V
1967: Als Königspaar wurden Schützenbruder Thomas Hiby und Gräfin Finkenstein gefeiert. Seit
langen Jahren saß wieder ein Junggeselle auf dem Königsthron. Während der Regierungszeit von
Majestät Hiby wurden weitere Umbau- und Renovierungsarbeiten von beachtlichem Ausmaß
getätigt. Die Stadt Plettenberg und tatkräftige sowie großzügige Mitglieder ermöglichten die
Vorhaben. Wolfgang Drepper und Petra Haaso regierten als Jungschützenkönigspaar. Peter
Neumann schoß die letzten Reste des Probevogels.
Am 9.4. 1967 wurde der Plettenberger Schützengesellschaft die Austragung des Westfälischen
Schützentages in Plettenberg übertragen. Zur Bewältigung dieser Aufgabe waren zahlreiche
Sitzungen verschiedener Kommissionen erforderlich. 875 Mitglieder zählte die Gesellschaft und
61 Jungschützen. |