Quelle: ST vom 12. Juni 1967 im Archiv HH

Jugend regiert auf Plettenbergs Schützenthron
Eine neue Fahne der Junggesellen-Kompanie geweiht - Mit Thomas Hiby kam der jüngste König seit vielen Jahren zur Herrschaft - Viele Ehrungen wurden vorgenommen

Plettenberg. Und wieder einmal herrscht in diesen Tagen Schützenfesttrubel in Plettenberg, ist es diesmal doch die Plettenberger Schützengesellschaft, die ihr 132. Stiftungsfest begeht. Und wieder einmal drehen sich die Karussells und die übrigen Fahrgeschäfte und knallten die Schüsse auf den Vogel am Kohlbuschberg, und wieder einmal herrschen Frohsinn und Freude über die festlichen Tage, die auch kein regnerisches Wetter trüben konnte.

In diesem Jahr begann das bedeutsame Fest mit einem besonders feierlichen Akt vor dem Ehrenmal am Böhler Friedhof, galt es doch, eine neue Fahne der Junggesellen zu weihen. Der 2. Vorsitzende Günter Dienstühler sprach zu diesem festlichen Akt. Die Anschaffung der neuen Fahne, aus den Spenden der Junggesellen erworben, sei notwendig geworden, nachdem das alte Fahnentuch, das die Schützen seit der Jahrhundertwende schon begleitet habe und eine Art Musterungsfahne mit der Inschrift "Den Wehrtüchtigen von Plettenberg" zu zerfallen drohe. Sie werde nun der Stadt Plettenberg zurückgegeben zur treuen Aufbewahrung, und die Schützengesellschaft hoffe, daß

die alte Musterungsfahne einmal
einen Ehrenplatz in einem
Plettenberg Heimatmuseum

erhalte. Der neuen Fahne wünsche man, daß sie nicht so viele schwere Jahre erleben müsse, wie man sie unter der alten Fahne nun schon hinter sich gebracht habe.
Majestät Horst Römer nahm dann die Weihe der Fahne vor und brachte den Wunsch zum Ausdruck, daß sie den Schützen allzeit im Frieden voranwehen möchte.

Anchließend begann die Gedenkfeier, die von der Musikkapelle mit dem Vortrag des Satzes "Die Himmel rühmen..." eröffnet wurde. Dann hielt Pastor Dr. Litschel die Gedenkrede, in der er eingangs seiner Freude darüber Ausdruck gab, daß die Plettenberger Schützengesellschaft zu Beginn ihres frohen Festes derer gedenke, die so viele Jahre mit ihr verbunden gewesen seien und in ihren Reihen mitmarschiert seien. Aus der Jubiläumsschrift der Schützengesellschaft sei ihm ein Satz von Landrat von Holtzbrinck in Erinnerung geblieben, der bei der Genehmigung der Statuten 1836 gewünscht habe, daß die Schützen auch die "Ehre und die Sitte" fördern möchten.

Heute heiße das, daß auch sie Verantwortung trügen für Heimat und Vaterland und ihren Auftrag vor Gott und den Menschen getreulich erfüllen, in dem sie auch dem Vergangenen in Dankbarkeit gedächten und die Zukunft in diesen Auftrag hineinnähmen. Es sei ihre Pflicht, all derer zu gedenken, die der Gesellschaft einmal von Herzen angehangen und bewiesen hätten, daß ihre Herzen der Heimat gehörten. So sollte man ihnen heute auch von Herzen dafür danken. Der Geistliche wünschte, daß die Schützen davon auch einen Abglanz in ihre fröhlichen Tage mit hineinnähmen, daß ein jeder von uns an der Stelle, auf die ihn Gott gestellt habe, für Frieden und Freiheit eintreten müsse.

Wir stünden noch ganz unter dem Eindruck der ernsten Ereignisse im nahen Osten, wobei wir wieder einmal erfahren hätten, daß heute alles unmittelbar zusammenhänge. Denn alle Friedlosigkeit wirke sich immer wieder nach allen Seiten aus. Alles Kleine über seine Ausstrahlung auf das Große, und gerade darum sollte auch die Schützengesellschaft sich immer wieder daran erinnern, daß wir für den Frieden, die Freiheit und das Recht einzutreten hätten. Ihre Männer nennen sich Schützen, ihre Vorfahren hätten dieses Wort noch wörtlich genommen: sie wollten wirklich "schützen". Das solle auch heute so sein, wenn nunmehr freilich auch nicht mehr mit der Waffe in der Hand, sondern jeder solle sich an seinem Platz dafür einsetzen, daß in Heimat und Vaterland das Recht bewahrt werde in guten und bösen Stunden. In diesem Sinne möge auch die Schützengesellschaft zum Wohle der ganzen Stadt wirken.

Pastor Dr. Litschel schloß mit der Wiedergabe einer Stelle aus dem 90. Psalm. Nach dem Gebet erklang wieder die Weise vom "guten Kameraden", und die Schützen legten einen Kranz am Ehrenmal zum Gedenken ihrer gefallenen und vermißten Kameraden nieder.

Dann erfolgte der Abmarsch zum Kohlbuschberg, wo bald das Schießen auf den Vogel begann. Während auf dem Kohlbuschberg schon eifrig um die Königswürde gerungen wurde, begann das Luftgewehrschießen der Jungschützen auf einem Stand hinter der Schützenhalle. Mit großem Eifer war man dabei, den Vogel herunter zu holen. Es war für Schützenoffizier Friedhelm Weyland, der die Teilnehmer zu Beginn herzlich begrüßt hatte, sicherlich keine leichte Aufgabe, die durch das spannende Erlebnis des Schießens aufgeregte und unruhige Schar der jungen Schützen im Zaum zu halten, aber mit einem wenig Humor und Freundlichkeit klappte alles dennoch gut, und so zäh der Vogel auch war, er mußte sich schließlich doch ergeben und fiel herunter.

Mit dem 28. Schuß traf Dietmar Müller schon die Krone, Thomas Marl ließ ließ mit dem 36. Schuß den Reichsapfel folgen. Christoph Mylaeus schoß mit dem 129. Schuß den rechten und Ulrich Broichhaus mit dem 180. Schuß den linken Flügel. Jungschützenkönig aber wurde Wolfgang Drepper, der mit dem 310. Schuß das Zepter herunter holen konnte. Zur Königin erwählte er sich Petra Haaso. 1. Adjutant wurde Rainer Stute mit Sylvia Müller, und 2. Adjutant Detlef Priemer mit Iris Fröhlich.

In einer besonders netten Weise konnte sich diesmal übrigens der vorherige Jungschützenkönig Martin Matthias Schröder verabschieden. Sein Vater hatte gestattet, daß die gesamte Jungschützengruppe kürzlich an einem Samstag nachmittag zum Gern hinaus eingeladen wurde. Das war natürlich etwas für die Jungen! Dort oben wurden sie nicht nur mit Kakao und Kuchen bewirtet, dort fehlte auch ein lustiges Reibekuchenessen nicht, und im übrigen gab es fröhliche Spiele. Da war es kein Wunder, daß die Jungen hellauf begeistert waren, die mit privaten Kleinbussen an ihr Ziel befördert worden waren. Dieser schöne Nachmittag wird ihnen gewiß noch lange in Erinnerung bleiben.

War nun inzwischen der König der Jungschützen ermittelt worden, so sollten auch die "Großen" am Sonnabendnachmittag einige Überraschungen erleben. Auf dem Kohlbuschberg schoß Klaus Schütrumpf mit dem 247. Schuß den rechten Flügel des Vogels, Helmut Bendrien holte mit dem 399. Schuß den linken Flügel herunter. Rudi Uter traf mit dem 576. Schuß die Krone, Günther Baldauf ließ mit dem 594. Schuß das Zepter folgen, und mit dem 616. Schuß war es Thomas Hiby, der den Rumpf mit dem Reichsapfel traf. Er wurde damit der jüngste Schützenkönig der Plettenberger Schützengesellschaft seit vielen Jahren und bewies, daß der Schützengeist auch in der Familie Hiby nach wie vor lebendig geblieben ist.

Mit viel Festesfreude und froher Stimmung fand man sich dann am Samstagabend in der Halle wieder zusammen, wo nicht nur das Tambourkorps unter Leitung von Rudolf Denker und der Fanfarenzug unter Leitung von Reinhold Balzer Proben ihres Könnens gaben, sondern vor allem auch die Musikkapelle aus Hagen unter Leitung vom Landesmusikmeister i. R. Raue zur Unterhaltung und zum Tanz aufspielte.

Verdienste Schützen wurden geehrt
Der 2. Vorsitzende Günther Dienstühler ehrte im Laufe des Abends verdiente Schützen. Wenn diese in dieser hektischen Zeit noch in selbstloser Weise ihre Freizeit opferten, so sagte er, und obendrein noch Geld spenden, um die Halle zu erhalten und noch mehr zu verschönen, dann verdiene das eine besondere Anerkennung. Aus diesem Grunde wurden mit dem Verdienstkreuz 2. Klasse ausgezeichnet die Schützen Walter Listringhaus sen., Lothar Thomee, Willi Loke, Lothar Fröhlich und Gerhard Wilmink.

Das Verdienstkreuz I. Klasse wurde an diesem Abend jedoch nur einmal verliehen. Ein Mann habe sich ganz besonders um die Gesellschaft verdient gemacht, und das sei der 1. Vorsitzende Werner Winkemann. Unter dem Beifall der Anwesenden heftete das alte Königspaar diesem dann das Verdienstkreuz I. Klasse an. Dienstühler betonte dabei, daß im Laufe eines Schützenjahres von dem 1. Vorsitzenden eine Unmenge an Kleinarbeit zu leisten sei. Die verschiedenen Kommissionen arbeiten zwar selbständig, aber schließlich liefen doch alle Fäden bei dem Vorsitzenden in einer Hand zusammen, und man könne wohl sagen, daß dieser die Fäden immer fest in den Händen gehalten habe, so daß das Niveau der Gesellschaft nicht nur erhalten blieb, sondern noch gefördert wurde und jeder Bürger die Veranstaltungen mitfeiern kann. Das sei das Verdienst Werner Winkemanns.

Das Großkreuz für Hans Hiby
Schließlich habe er noch eine ganz besondere Auszeichnung zu vergeben. Durch einen Beschluß des Vorstandes händige die Gesellschaft jeweils nur fünf Großkreuze aus an Mitglieder, die sich über viele Jahre hinaus um die Gesellschaft verdient gemacht hätten. Durch das Ableben des Ehrenoberschießmeisters Heinrich Solms sei es möglich, ein Großkreuz nun neu auszugeben, und zwar solle dieses ein Mann erhalten, der seit dem Jahre 1952 echte Aufbauarbeit in der Gesellschaft geleistet und sich zu jeder Zeit opferbereit erwiesen habe, nämlich der frühere Vorsitzende Hans Hiby. Die Gesellschaft freue sich ganz besonders darüber, daß er bei diesem Schützenfest ihr wieder einen Junggesellenkönig aus seiner Familie zur Verfügung stelle, nachdem er selbst im Jahre 1936 als letzter Junggesellenkönig amtiert habe. Unter allgemeinem Jubel überreichte er dann Hans Hiby die hohe Auszeichnung.

Für eine 25-jährige Zugehörigkeit zur Gesellschaft wurden außerdem ausgezeichnet die Schützen Gerhard Nagel, Alfred Thomee, Bernhard Lütticke, Karl-Heinz Müller und Altmajestät Karl-Heinz Niggetiet. Abschließend appellierte der 2. Vorsitzende wieder einmal an alle anderen Schützen, mit Hand anzulegen, wenn sie einmal benötigt würden. Er konnte dabei darauf verweisen, daß auch in diesem Jahr wieder beachtliche Eigenarbeit geleistet worden sei.

Herr Hiby dankte in bewegten Worten für die hohe Auszeichnung. Es sei ihm eine ganz besondere Freude, feststellen zu dürfen, dass das, was man als selbstverständlich getan habe, in einer solchen Weise von der Schützengesellschaft honoriert werde. Er dankte ihr und versicherte, auch in der Zukunft seine ganze Kraft für die Belange und das Ansehen der Gesellschaft einzusetzen.

Zu später Stunde konnte der 1. Vorsitzende Werner Winkemann dann das neue Königspaar proklamieren: Thomas Hiby und Fräulein Birgit von Finckenstein. Im Namen der Schützen gelobte er dem neuen Herrscherpaar Treue und Ergebenheit.
Der Thron wurde folgendermaßen zusammengestellt: 1. Adjutant Jürgen Lütticke und Ulrike Marl, 2. Adjutant Wolfgang Schulte und Katharina Hiby. Hofmarschälle: Peter Holthaus mit Roswitha Niggemann, Peter Niggemann mit Beate Holthaus, Udo Balshüsemann mit Birgit Seuthe, Peter Hermens mit Bärbel Krause, Friedhelm Güde mit Christel Voß.
Frohsinn und Tanz beherrschten die letzten Stunden des Sonnabends.
(wird fortgesetzt)


Quelle: Süderländer Tageblatt vom 09.06.1967

Feierstunde für Ehrenoberschießmeister Solms
Gedächtnispreis und Gedächtnisschild zu Ehren des Verstorbenen

Plettenberg. Gestern trafen sich die Mitglieder der Schießkommission der Plettenberger Schützengesellschaft 1836 e. V. zu einer Feierstunde zu Ehren des verstorbenen Ehrenoberschießmeisters Heinrich Solms im Hotel Schützenhof.

Oberschießmeister Friedrich Wilhelm Menschel begrüßte Frau Solms, den Ehrenoberst der Gesellschaft, Walter Winkemann nebst Gattin, Schützenkönig Horst Römer, den ersten Vorsitzenden der Gesellschaft Werner Winkemann und die Mitglieder der Schießkommission recht herzlich.

Der Heinrich-Solms-Gedächtnispreis wurde von Frau Solms in dieser Feierstunde enthüllt. Der Preis stellt ein springendes Westfalenpferd auf einem Marmorsockel dar mit der Aufschrift "Heinrich Solms zum Gedächtnis". Aus der Hand von Frau Solms erhielten die Mitglieder der Schießkommission dann den Heinrich-Solms-Gedächtnisschild.

Ein Mann mit Rat, aber auch ein Mann der Tat, in treuer Pflichterfüllung ständig für die Gesellschaft bereit, das war der verstorbene Ehrenoberschießmeister Heinrich Solms. Mit großer Liebe und Geduld bemühte er sich um den Schießsport und um den Aufbau des Schießstandes nach dem Kriege. Seit 1938 war er in der Schießkommission tätig. Ausgezeichnet wurde er mit dem Verdienstkreuz erster und zweiter Klasse, dem Großkreuz der Gesellschaft und mit der großen Ehrennadel des Schützenbundes.
Mit einem Horrido auf den Ehrenoberschießmeister Heinrich Solms wurde die Feierstunde beendet.


Quelle: Jahrbuch zum 150jährigen Bestehen der Plettenberger Schützengesellschaft 1836 e.V

1967: Als Königspaar wurden Schützenbruder Thomas Hiby und Gräfin Finkenstein gefeiert. Seit langen Jahren saß wieder ein Junggeselle auf dem Königsthron. Während der Regierungszeit von Majestät Hiby wurden weitere Umbau- und Renovierungsarbeiten von beachtlichem Ausmaß getätigt. Die Stadt Plettenberg und tatkräftige sowie großzügige Mitglieder ermöglichten die Vorhaben. Wolfgang Drepper und Petra Haaso regierten als Jungschützenkönigspaar. Peter Neumann schoß die letzten Reste des Probevogels.

Am 9.4. 1967 wurde der Plettenberger Schützengesellschaft die Austragung des Westfälischen Schützentages in Plettenberg übertragen. Zur Bewältigung dieser Aufgabe waren zahlreiche Sitzungen verschiedener Kommissionen erforderlich. 875 Mitglieder zählte die Gesellschaft und 61 Jungschützen.