Quelle: Westfälische Rundschau vom 22.06.1953

Schützenfesttrubel in Plettenberg
445 "blaue Bohnen" hielt der Vogel aus
Ueber drei Stunden knallten die Gewehre / Kaufmann Erwin Wurth neuer König der Schützen

Das 118. Stiftungsfest der Plettenberger Schützengesellschaft nahm am Samstagnachmittag mit der Gedenkfeier und Kranzniederlegung vor dem Ehrenmal im Wieden seinen Auftakt. Mitglied des Aeltestenrates, Otto Wirth, gedachte in seiner Ansprache der Toten der beiden Weltkriege und ebenso der deutschen Brüder, die in diesen Tagen dem Terrorregime in der Ostzone zum Opfer fielen. Dann marschierten die drei Schützenkompanien geschlossen zum Schießstand am Kohlbuschberg, wo gegen 15 Uhr das Königsschießen mit den erst kürzlich angekauften Wehrmannbüchsen begann.

Der 1. Vorsitzende Paul Wirth übernahm an Stelle des erkrankten Bürgermeisters Arndt den Einschuß. Schon nach wenigen Minuten mußte der aus Holz gedrechselte, 80 x 110 cm große Schützenvogel seine ersten Federn lassen. Durch die sichere Hand des Biergerichtspräsidenten Paul Thomee wurde dem stolzen Vogel der Reichsapfel geraubt. Aber es sollte dann noch über drei Stunden dauern, bis Altmajestät Albert Hiby den linken Flügel schoß und einige Minuten später, nachdem der 445. Schuß vertan war, die letzten Überreste einer sicheren Schützenhand zum Opfer fielen. Dann brach der Jubel aus und die
dreifachen Horridos und Böllerschüsse
kündeten den neuen König, seine Majestät Erwin an.

Der König Erwin Wurth nahm die Huldigungen seiner Untertanen glückstrahlend entgegen. Durch die festlich geschmückten Straßen der Stadt, die von Hunderten von Schaulustigen umsäumt waren, ging es im Triumphzug zur Schützenhalle.


Während des Kommers sprach Vorsitzender Paul Wirth im Namen der Gesellschaft der früheren Schützenkönigin Adele Fastenrath den herzlichen Dank für die gestifteten Buntglasfenster aus. Nicht zuletzt, so sagte der Vorsitzende weiter, sei es ihr und ihrem Gemahl, der nach dem Tode des damaligen Königs die Nachfolge antrat, zu verdanken, daß die Schützenhalle schöner als je zuvor aufgebaut worden sei. In fröhlicher Runde saßen die Schützen mit ihren Damen an den weißgedeckten Tischen, als der Vorstand den Schützenbruder Erwin Wurth zum König und Frau Hanne Ochtendung zur Königin proklamierte.


Ehrung verdienter Mitglieder
Die Schützenbrüder Heinrich Becker und Paul Pickardt wurden auf Grund des einstimmigen Beschlusses der Mitgliederversammlung vom 30. Mai d. J. zu Ehrenmitgliedern ernannt. Beide gehören der Gesellschaft seit 50 Jahren an. Den Schützen Ernst Keitmann, Wilhelm Kern, Rudolf A. Muntinga und Wilhelm Schulte wurde das Verdienstkreuz II. Klasse verliehen. Das Abzeichen für 25-jährige Zugehörigkeit zur Schützengesellschaft erhielten: Hermann Asbeck, Adolf Gutschlag, Alfred Heyne, Werner Heitmann, Otto Kirchhoff, Walter Listringhaus, Otto Niebling, Karl Ohm, Ernst Rübsamen, Wilhelm Schöpe, Erich Stumpf, Karl Winterhoff und Walter Winterhoff. Der Vorsitzende gab weiter bekannt: 21 Mitglieder mit 50- bis 60-jähriger Mitgliedschaft und annähernd 200 Mitglieder mit 25- bis 50-jähriger Mitgliedschaft.

Für das vor kurzem durchgeführte Medaillenschießen wurden die Medaillen außerdem verliehen, und zwar 10 goldene, 28 silberne und 18 bronzene.


Auf zum Biergericht . . .