Quelle: ST vom 18.06.1951 im Archiv HH
Drei frohe Festtage in Plettenberg
Plettenberg. Lachender Sonnenschein lag am Samstagnachmittag über
unserer Heimatlandschaft und ließ das festliche Bild der mit Girlanden und Ehrenpforten,
mit Fähnchen und Tannengrün reich geschmückten Straßen um so prächtiger zur
Geltung kommen. Auch in diesem Jahr ließen es sich die Schützen nicht nehmen, das
Fest mit einer Gedenkstunde am Gefallenenehrenmal auf dem Wieden zu beginnen,
die von dem Kreisfeuerwehr-Musikzug würdig umrahmt war.
Nach dem einleitend gespielten Choral "Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre" sprach
sich vor den im offenen Karree am Ehrenmal angetretenen Schützen das Mitglied des
Aeltestenrats der Gesellschaft, Hermann Fischer, kurze, zu Herzen gehende Worte des
Gedenkens. Er schloß in sein Gedenken ein die Söhne unseres Volkes, die in treuer
Pflichterfüllung an allen Fronten ihr Leben dahingegeben haben, wie auch diejenigen, die
seither aus dem Mitgliederkreis für immer geschieden sind, wobei gerade das letzte Jahr
der Schützengesellschaft einige besonders schmerzliche Verkuste gebracht hat.
Der Kampf um die Königswürde
Seit dem Bestehen unserer Gesellschaft sei es, so betonte vor Beginn des Schießens der
Vereinsvorsitzende Paul Wirth, Brauch gewesen, daß der Bürgermeister der Stadt den 1.
Schuß auf den Königsvogel zu Ehren des Vaterlandes und seines Oberhauptes abgebe.
Leider sei es in diesem Jahr unserem Bürgermeister infolge Erkrankung nicht möglich,
diese Aufgabe zu erfüllen. Für solche Fälle schreiben die Satzungen vor, daß der Vorsitzende
den ersten Schuß abgebe. Die Plettenberger Schützen seien es gewohnt, das Schützenfest
mit einem Gedenken an unsere Toten einzuleiten. Vor Beginn des Vogelschießens gedachten
sie - wie immer - unseres Vaterlandes. - Und im Unglück nun erst recht! Deutschland habe in
seiner Geschichte Auf- und Abstiege erlebt. Wenn es auch scheine, daß unser Vaterland
noch nie so sehr am Boden gelegen habe und wenn die Zukunft noch so trübe erscheine:
"Wir dürfen den Mut nicht sinken lassen, den Mut zum Leben! Wir sind es unseren Kindern
schuldig, daß ein jeder von uns alles das tut, was helfen könnte, unserem Vaterland wieder
den Platz im Leben der Völker zu verschaffen, den es früher eingenommen hat."
In diesem Sinne gebe er, so erklärte der Vorsitzende zum Schluß, den 1. Schuß auf den
Königsvogel des 116. Stiftungsfestes der Schützengesellschaft zu Ehren des Vaterlandes
und seines Oberhauptes, Bundespräsident Heuß ab. |
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Geschossen wurde 1951 erneut hinter der Schützenhalle auf einen Königsvogel, der an
Fäden befestigt war. Diese wiederum waren mit Glühbirnen verbunden, die mit dem Luftgewehr
zum Zerplatzen gebracht werden mussten. Das Foto oben links zeigt den späteren Schützenkönig
Willi "Cissi" Cordes, rechts oben die mit Sandsäcken beschwerte Vogel-Konstruktion hinter der Schützenhalle. Im nachfolgenden
Jahr 1952 fand das Königsvogelschießen wieder auf dem alten "Scheibenstand" auf dem
Kohlbuschberg statt. Hier lagen zwischen dem Auge des Schützen und dem Königsvogel
175 Meter. |
Die Würfel fielen
Kommers am Samstagabend
Bei diesem Anlaß, wie auch bei den Veranstaltungen des Sonntags, bewährte sich die
Festmusik in Gestalt des Kreisfeuerwehr-Musikzuges (Leitung Obermusikzugführer Kraus)
und das Tambourkorps Plettenberg-Himmelmert (Leitung Tambourmajor Rud. Denker) in
vorzüglicher Weise.
Die Zusammensetzung des neuen Throns
In seinem Grußwort hieß der Vereinsvorsitzende Paul Wirth insbesondere die Ehrenmitglieder
und die ehemaligen Könige willkommen. Unter diesen grüßte der Vorsitzende besonders den
Schützenkönig des Jahres 1906 - Emil Rückersberg aus Herborn. Dieser habe sich um unsere
Gesellschaft sehr verdient gemacht, u. a. lange Jahre als Präsident des Biergerichts. Eine
besondere Freude sei für ihn, im Namen des Vorstandes einige besonders verdiente Schützen
am heutigen Abend auszeichnen zu dürfen. Die letzte Mitgliederversammlung habe den
einstimmigen Beschluss gefasst, das Mitglied des Ältestenrates Albert Koch und den Schützen
Albert Tusch
zu Ehrenmitgliedern der Plettenberger Schützengesellschaft zu ernennen.
Verleihung des Verdienstkreuzes II. Klasse der Schützengesellschaft
Treue 25jährige Mitgliedschaft
Quelle: ST vom 02.07.1951 im Archiv HH
Friedrich Wilhelm Cordes
Plettenberg. Jäh bricht der Tod mitunter ein in das Leben, unvermittelt und deswegen
um so härter und schmerzvoller. Um so größer und mitfühlender ist in solchem Falle aber auch
die Anteilnahme der Mitmenschen und so wurde die Trauerkunde vom plötzlichen Heimgang
eines allverehrten Mitbürgers, des Herrn Fabrikanten Friedrich Wilhelm Cordes, die am
Samstagnachmittag die Stadt durchlief, in schmerzlicher allgemeiner Mittrauer aufgenommen.
Ein Herzschlag raffte diesen Mann hinweg, der volkstümlich im besten Sinne war und sich weitester
Beliebtheit erfreute. Vor zwei Wochen erst errang Herr Cordes die Königswürde beim Plettenberger
Schützenfest und erlebte damit eine verdiente Ehrung und Krönung in seinem unentwegten und
treuen, jahrzehntelangen Einsatz für die Sache der Plettenberger Schützengesellschaft. Ihm oblag
als Vorsitzendem des interimistisch gegründeten Plettenberger Bürgervereins die Abwicklung der
Angelegenheiten der Schützengesellschaft und die Vorbereitung der Rückgabe der Schützenhalle
und des Schützenvermögens - eine schwierige Aufgabe, deren er sich zur allgemeinen Zufriedenheit
entledigte. Gerade die Schützen fühlen sich Friedrich Wilhelm "Cissi" Cordes daher zutiefst und
dankbar verbunden und sind tief betroffen über seinen frühen Heimgang im Alter von erst 61 Jahren.
Der Verstorbene kann auf ein arbeits- und erfolgreiches Leben zurücksehen. Vor dreißig Jahren
gründete er - der sich aus eigener Kraft heraufarbeitete zum tüchtigen Unternehmer - die Firma
Cordes & Laucht (Unterlegscheiben, Splinte und Stanzartikel), deren Alleininhaber er später wurde.
Mit menschlichem Verständnis für alle Nöte und Sorgen war er seinen Betriebsmitgliedern ein stets
mitfühlender und helfender Chef. Das Leben ersparte ihm auch Schicksalsschläge nicht und vor
allem traf ihn der Tod seines einzigen Sohnes schwer, der im Osten fiel. Auch sein zunehmendes
Herzleiden hielt ihn nicht davon ab, sich immer wieder für öffentliche Angelegenheiten einzusetzen.
Er wirkte seinerzeit an maßgebender Stelle mit im Denkmalsbauverein für das Ehrenmal; er begegnete
auch dem neuen Plan des Baues der Jugendherberge auf dem Hirtenböhl mit viel Verständnis und
gewährte dem Projekt seine volle Unterstützung. Für seine Vaterstadt Plettenberg sich tätig einzusetzen
war Friedrich Wilhelm Cordes stets ein inneres Bedürfnis. Unsere Gemeinschaft erleidet mit seinem
viel zu frühen Tode einen großen Verlust. Trauernd gedenkt die Bürgerschaft seiner und über den Tod
hinaus wird ihm ein ehrendes und dankbares Gedächtnis bewahrt bleiben.
Quelle: Chronik von Schwartzen, Juni 1951 (Plettenberg-Lexikon)
Das größte Ereignis dieses Monats war - wie meist in jedem Juni - das
Schützenfest der Plettenberger Schützengesellschaft von 1836. Beim Kampf um
die Königswürde schoß Friedrich Wilhelm Cordes den Vogel ab. Er erwählte
sich Frau Adele Fastenrath zur Königin.
Zusammensetzung des Thrones:
Majestäten Willi Cordes und Frau Adele Fastenrath, als Adjutanten Ernst E.
Fastenrath (mit Frau Pauline Cordes) und Rudi Schulte (mit Frau Thea
Schulte), und als Hofmarschälle: Hans-Jürgen Brehmer (mit Frau Ilse
Fernholz), Dr. Alfred Fernholz (mit Frau Friedel Schulte), Wilhelm Schulte
(mit Frau Mila Wolf), Paul Wolf (mit Frau Irmgard Siepmann), und Rolf
Muntinga (mit Frau Lotte Flügge).
Sonntags bot der große Festzug durch Plettenberg ein sehr eindrucksvolles
Bild. Alle Veranstaltungen hatten einen glänzenden Verlauf. Es war ein
rauschendes Fest, an dem sich alle Kreise der Bevölkerung beteiligten. Aus
New York kam ein Telegramm: "Die Plettenberger von New York und Umgebung
senden treue Heimatgrüße und beste Wünsche zum Schützenfest. Ernst Eckes."
Wahrung einer alten Tradition und Schaffung einer echten Volksverbundenheit
für unsere liebe Heimat und unser Vaterland waren auch diesmal das Ziel und
der Sinn des Schützenfestes.
Leider widerfuhr dem Plettenberger Schützenvolk
2 Wochen später ein trauriges Mißgeschick. Schützenkönig Willi Cordes, der
sich persönlich zu viel für das gute Gelingen des Schützenfestes eingesetzt
hatte, der an sich höhere Anforderungen gestellt als seinem
Gesundheitszustand verträglich war, wurde duch Herzschlag aus seiner Mitte
gerissen. |