Quelle: ST vom 18.06.1951 im Archiv HH

Drei frohe Festtage in Plettenberg
"König Willi" (Cordes) und "Königin Adele" (Fastenrath) regieren das Plettenberger Schützenvolk - Das traditionelle Volksfest unserer Stadt auf vollen Touren - Grüße der ehemaligen Plettenberger in New York und Umgebung


Nach dem Königsschuss wird die neue Majestät dem Schützenvolk vorgestellt (v.l.n.r.): Der "alte" König Heinz Ochtendung, Schriftführer Paul Niggemann, König Willi Cordes und Vorsitzender Paul Wirth. (Foto: Archiv HH)

Plettenberg. Lachender Sonnenschein lag am Samstagnachmittag über unserer Heimatlandschaft und ließ das festliche Bild der mit Girlanden und Ehrenpforten, mit Fähnchen und Tannengrün reich geschmückten Straßen um so prächtiger zur Geltung kommen. Auch in diesem Jahr ließen es sich die Schützen nicht nehmen, das Fest mit einer Gedenkstunde am Gefallenenehrenmal auf dem Wieden zu beginnen, die von dem Kreisfeuerwehr-Musikzug würdig umrahmt war.

Nach dem einleitend gespielten Choral "Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre" sprach sich vor den im offenen Karree am Ehrenmal angetretenen Schützen das Mitglied des Aeltestenrats der Gesellschaft, Hermann Fischer, kurze, zu Herzen gehende Worte des Gedenkens. Er schloß in sein Gedenken ein die Söhne unseres Volkes, die in treuer Pflichterfüllung an allen Fronten ihr Leben dahingegeben haben, wie auch diejenigen, die seither aus dem Mitgliederkreis für immer geschieden sind, wobei gerade das letzte Jahr der Schützengesellschaft einige besonders schmerzliche Verkuste gebracht hat.
Unter den Klängen des Liedes vom guten Kameraden legte der Vereinsvorsitzende Paul Wirth, während die Schützenfront stillstand und die Fahne sich senkte, einen großen Kranz am Gefallenenehrenmal nieder.

Der Kampf um die Königswürde
Das Vogelschießen fand auch diesmal, wie im Vorjahr, hinter der Halle und zwar mittels Luftgewehren statt, während es in der Halle Kaffee und Kuchen für die Jugend der Stadt gab. Vor dem Start zum Königsschießen richtete der Vorsitzende einige Worte an das Schützenvolk.

Seit dem Bestehen unserer Gesellschaft sei es, so betonte vor Beginn des Schießens der Vereinsvorsitzende Paul Wirth, Brauch gewesen, daß der Bürgermeister der Stadt den 1. Schuß auf den Königsvogel zu Ehren des Vaterlandes und seines Oberhauptes abgebe. Leider sei es in diesem Jahr unserem Bürgermeister infolge Erkrankung nicht möglich, diese Aufgabe zu erfüllen. Für solche Fälle schreiben die Satzungen vor, daß der Vorsitzende den ersten Schuß abgebe. Die Plettenberger Schützen seien es gewohnt, das Schützenfest mit einem Gedenken an unsere Toten einzuleiten. Vor Beginn des Vogelschießens gedachten sie - wie immer - unseres Vaterlandes. - Und im Unglück nun erst recht! Deutschland habe in seiner Geschichte Auf- und Abstiege erlebt. Wenn es auch scheine, daß unser Vaterland noch nie so sehr am Boden gelegen habe und wenn die Zukunft noch so trübe erscheine: "Wir dürfen den Mut nicht sinken lassen, den Mut zum Leben! Wir sind es unseren Kindern schuldig, daß ein jeder von uns alles das tut, was helfen könnte, unserem Vaterland wieder den Platz im Leben der Völker zu verschaffen, den es früher eingenommen hat."

In diesem Sinne gebe er, so erklärte der Vorsitzende zum Schluß, den 1. Schuß auf den Königsvogel des 116. Stiftungsfestes der Schützengesellschaft zu Ehren des Vaterlandes und seines Oberhauptes, Bundespräsident Heuß ab.



Im Wettstreit mit Willi Cordes zeigt sich hier Erwin Wurth. Zwei Jahre später, 1953, sollte auch ihm der Königsschuss gelingen. (Fotos: Archiv H. Hassel)

Geschossen wurde 1951 erneut hinter der Schützenhalle auf einen Königsvogel, der an Fäden befestigt war. Diese wiederum waren mit Glühbirnen verbunden, die mit dem Luftgewehr zum Zerplatzen gebracht werden mussten. Das Foto oben links zeigt den späteren Schützenkönig Willi "Cissi" Cordes, rechts oben die mit Sandsäcken beschwerte Vogel-Konstruktion hinter der Schützenhalle. Im nachfolgenden Jahr 1952 fand das Königsvogelschießen wieder auf dem alten "Scheibenstand" auf dem Kohlbuschberg statt. Hier lagen zwischen dem Auge des Schützen und dem Königsvogel 175 Meter.

Die Würfel fielen
Lange und heiß war der Kampf um die Königswürde, und die Musik wußte die zahlreichen Feuerpausen mit ihren zackigen Marschklängen gut auszufüllen, bis schließlich der historische Augenblick gekommen war. Vorher war der Vogel schon in zäher Kleinarbeit gerupft und seiner Insignien beraubt worden, und zwar hatten Ernst Winkemann den Reichsapfel, Karl-Heinz-Lohmann die Krone und Hans-Werner Schröder das Zepter geschossen. Noch an drei Fäden hing der Vogel, als endlich um 19.21 Uhr Fabrikant Willy Cordes mit einem Meisterschuß ihn seines letzten Haltes beraubte und damit die Würde des Schützenkönigs von 1951 errang. Laute Böllerschüsse kündeten die Tatsache, daß das Plettenberger Schützenvolk einen neuen König hatte. Bei dem

Kommers am Samstagabend
wurde der neue König von seinen Schützen jubelnd begrüßt. In kurzen launigen Worten versicherte der neue König, daß die Schützen mit jedem Anliegen bei ihm und der Königin ein offenes Ohr finden würden und fügte humorvoll hinzu, daß er die Würde dieses hohen Amtes, um daß er nun dreißig Jahre mit ganzem Eifer gekämpft habe, wohl zu schätzen wisse.

Bei diesem Anlaß, wie auch bei den Veranstaltungen des Sonntags, bewährte sich die Festmusik in Gestalt des Kreisfeuerwehr-Musikzuges (Leitung Obermusikzugführer Kraus) und das Tambourkorps Plettenberg-Himmelmert (Leitung Tambourmajor Rud. Denker) in vorzüglicher Weise.


Die Zusammensetzung des neuen Throns
war inzwischen erfolgt und zwar in folgender Weise: Majestäten Willi Cordes und Frau Adele Fastenrath, als Adjutanten Ernst E. Fastenrath mit Frau Pauline Cordes und Rudi Schulte mit Frau Thea Schulte, und als Hofmarschälle: Hans-Jürgen Brehmer mit Frau Ilse Fernholz, Dr. Alfred Fernholz mit Frau Friedel Schulte, Wilhelm Schulte mit Faru Mila Wolf, Paul Wolf mit Frau Irmgard Siepmann, und Rolf Muntinga mit Frau Lotte Flügge.

In seinem Grußwort hieß der Vereinsvorsitzende Paul Wirth insbesondere die Ehrenmitglieder und die ehemaligen Könige willkommen. Unter diesen grüßte der Vorsitzende besonders den Schützenkönig des Jahres 1906 - Emil Rückersberg aus Herborn. Dieser habe sich um unsere Gesellschaft sehr verdient gemacht, u. a. lange Jahre als Präsident des Biergerichts. Eine besondere Freude sei für ihn, im Namen des Vorstandes einige besonders verdiente Schützen am heutigen Abend auszeichnen zu dürfen. Die letzte Mitgliederversammlung habe den einstimmigen Beschluss gefasst, das Mitglied des Ältestenrates Albert Koch und den Schützen Albert Tusch

zu Ehrenmitgliedern der Plettenberger Schützengesellschaft zu ernennen.
Beide seien am 8. Juni 1901 Mitglied unserer Gesellschaft geworden. Fünf Jahrzehnte lang hätten sie in Treue zu unserer Schützensache gestanden. "Sie stellten immer wieder unter Beweis, dass sie nicht nur zahlende Mitglieder sein und ein Schützenfest mitfeiern wollten, sondern, dass sie auch zu tatkräftiger Mitarbeit bereit wären!" Beide entstammten alten Plettenberger Familien, deren Namen bereits im Gründungsprotokoll von 1836 enthalten seien. Der Vorsitzende sagte:
"Wir Schützen anerkennen, was Ihr in langen Jahren für uns getan habt und danken euch durch die Ernennung zu unseren Ehrenmitgliedern. Wir hoffen, dass ihr uns noch lange bei bester Gesundheit erhalten bleibt." Gleichzeitig gab der Vorsitzende die

Verleihung des Verdienstkreuzes II. Klasse der Schützengesellschaft
an den Hauptmann und Adjutant des Schützenoberst, Heinrich Solms, den Hauptmann der 2. Kompanie Ernst Thomee und den Schützen Willi Wurm bekannt. Hauptmann und Adjutant Heinrich Solms ist Mitglied seit 1927. Er wurde am 12.04.1939 Mitglied des Vorstandes und ist seit Jahren der bewährte Schießmeister der Gesellschaft. Hauptmann Ernst Thomee ist seit 1920 Mitglied, wurde 1937 Fahnenoffizier und gehörte später dem Offizierskorps der 2. Kompanie an, zu deren Hauptmann er in diesem Jahre befördert worden ist. Schütze Willi Wurm ist Mitglied seit 1936. Er war immer ein besonders eifriges Mitglied der Schießkommission.

Treue 25jährige Mitgliedschaft
bewiesen gleichzeitig die Schützenbrüder Ernst Allhoff, Walter Au, Josef Bonsemeyer und August Kemper, denen als Zeichen der Anerkennung das Abzeichen für 25-jährige Mitgliedschaft von dem Vorsitzenden überreicht wurde.



Quelle: ST vom 02.07.1951 im Archiv HH

Friedrich Wilhelm Cordes †
Der Plettenberger Schützenkönig von 1951 plötzlich verschieden!

Plettenberg. Jäh bricht der Tod mitunter ein in das Leben, unvermittelt und deswegen um so härter und schmerzvoller. Um so größer und mitfühlender ist in solchem Falle aber auch die Anteilnahme der Mitmenschen und so wurde die Trauerkunde vom plötzlichen Heimgang eines allverehrten Mitbürgers, des Herrn Fabrikanten Friedrich Wilhelm Cordes, die am Samstagnachmittag die Stadt durchlief, in schmerzlicher allgemeiner Mittrauer aufgenommen.

Ein Herzschlag raffte diesen Mann hinweg, der volkstümlich im besten Sinne war und sich weitester Beliebtheit erfreute. Vor zwei Wochen erst errang Herr Cordes die Königswürde beim Plettenberger Schützenfest und erlebte damit eine verdiente Ehrung und Krönung in seinem unentwegten und treuen, jahrzehntelangen Einsatz für die Sache der Plettenberger Schützengesellschaft. Ihm oblag als Vorsitzendem des interimistisch gegründeten Plettenberger Bürgervereins die Abwicklung der Angelegenheiten der Schützengesellschaft und die Vorbereitung der Rückgabe der Schützenhalle und des Schützenvermögens - eine schwierige Aufgabe, deren er sich zur allgemeinen Zufriedenheit entledigte. Gerade die Schützen fühlen sich Friedrich Wilhelm "Cissi" Cordes daher zutiefst und dankbar verbunden und sind tief betroffen über seinen frühen Heimgang im Alter von erst 61 Jahren.

Der Verstorbene kann auf ein arbeits- und erfolgreiches Leben zurücksehen. Vor dreißig Jahren gründete er - der sich aus eigener Kraft heraufarbeitete zum tüchtigen Unternehmer - die Firma Cordes & Laucht (Unterlegscheiben, Splinte und Stanzartikel), deren Alleininhaber er später wurde. Mit menschlichem Verständnis für alle Nöte und Sorgen war er seinen Betriebsmitgliedern ein stets mitfühlender und helfender Chef. Das Leben ersparte ihm auch Schicksalsschläge nicht und vor allem traf ihn der Tod seines einzigen Sohnes schwer, der im Osten fiel. Auch sein zunehmendes Herzleiden hielt ihn nicht davon ab, sich immer wieder für öffentliche Angelegenheiten einzusetzen.

Er wirkte seinerzeit an maßgebender Stelle mit im Denkmalsbauverein für das Ehrenmal; er begegnete auch dem neuen Plan des Baues der Jugendherberge auf dem Hirtenböhl mit viel Verständnis und gewährte dem Projekt seine volle Unterstützung. Für seine Vaterstadt Plettenberg sich tätig einzusetzen war Friedrich Wilhelm Cordes stets ein inneres Bedürfnis. Unsere Gemeinschaft erleidet mit seinem viel zu frühen Tode einen großen Verlust. Trauernd gedenkt die Bürgerschaft seiner und über den Tod hinaus wird ihm ein ehrendes und dankbares Gedächtnis bewahrt bleiben.


Quelle: Chronik von Schwartzen, Juni 1951 (Plettenberg-Lexikon)

Das größte Ereignis dieses Monats war - wie meist in jedem Juni - das Schützenfest der Plettenberger Schützengesellschaft von 1836. Beim Kampf um die Königswürde schoß Friedrich Wilhelm Cordes den Vogel ab. Er erwählte sich Frau Adele Fastenrath zur Königin.

Zusammensetzung des Thrones: Majestäten Willi Cordes und Frau Adele Fastenrath, als Adjutanten Ernst E. Fastenrath (mit Frau Pauline Cordes) und Rudi Schulte (mit Frau Thea Schulte), und als Hofmarschälle: Hans-Jürgen Brehmer (mit Frau Ilse Fernholz), Dr. Alfred Fernholz (mit Frau Friedel Schulte), Wilhelm Schulte (mit Frau Mila Wolf), Paul Wolf (mit Frau Irmgard Siepmann), und Rolf Muntinga (mit Frau Lotte Flügge).

Sonntags bot der große Festzug durch Plettenberg ein sehr eindrucksvolles Bild. Alle Veranstaltungen hatten einen glänzenden Verlauf. Es war ein rauschendes Fest, an dem sich alle Kreise der Bevölkerung beteiligten. Aus New York kam ein Telegramm: "Die Plettenberger von New York und Umgebung senden treue Heimatgrüße und beste Wünsche zum Schützenfest. Ernst Eckes." Wahrung einer alten Tradition und Schaffung einer echten Volksverbundenheit für unsere liebe Heimat und unser Vaterland waren auch diesmal das Ziel und der Sinn des Schützenfestes.

Leider widerfuhr dem Plettenberger Schützenvolk 2 Wochen später ein trauriges Mißgeschick. Schützenkönig Willi Cordes, der sich persönlich zu viel für das gute Gelingen des Schützenfestes eingesetzt hatte, der an sich höhere Anforderungen gestellt als seinem Gesundheitszustand verträglich war, wurde duch Herzschlag aus seiner Mitte gerissen.