Quelle: WT (Westdeutsches Tageblatt) vom 19.09.1949
Warum kein Plettenberger Schützenfest?
Technische Schwierigkeiten im Wege - Schützenversammlung und Schützenball
Unsere Schützengesellschaft ist wieder da
Plettenberg. Die erste Generalversammlung der von der Militärregierung wieder zugelassenen
Plettenberger Schützengesellschaft 1836 eV wird am Mittwoch, 12. Oktober, in der Schützenhalle
stattfinden. In Anbetracht der Tatsache, daß dieses seit zehn Jahren die erste Zusammenkunft unserer
Schützengesellschaft ist, soll der Abend durch musikalische Darbietungen ausgestaltet werden
und ein gemütliches Beisammensein sich anschließen. Weiter hat der Vorstand der Schützengesellschaft
beschlossen, am darauffolgenden Sonntag, 15. Oktober, in der Schützenhalle ein großes Schützenkonzert
mit Ball zu veranstalten, wozu alle eingetragenen Mitglieder nebst Angehörigen Zugang haben.
Nachdem aus verschiedenen technischen Gründen in diesem Jahr leider noch von einer Durchführung
des Schützenfestes Abstand genommen werden mußte, soll dieses altbeliebte Plettenberger Volksfest
im nächsten Jahr auf alle Fälle wieder gefeiert werden. Das Haupthindernis war in diesem Jahr die
mangelnde Bereitschaft der Halle, die vorher überholt werden mußte, der Mangel an Stühlen und Geschirr
und die immer noch fortdauernde Treuhänderschaft der Militärregierung, deren Aufhebung nunmehr
durch den Vereinsvorstand beantragt worden ist.
Quelle: WT (Westdeutsches Tageblatt) vom 09.05.1949
Glänzender Start der Plettenberger Schützen
Erste öffentliche Veranstaltung der wiederzugelassenen Gesellschaft -
Beherzigenswerter Appell an die Brudervereine
Plettenberg. Zum erstenmal nach langer, unfreiwilliger Unterbrechung
konnte am Samstagabend unsere wiedererstandene Schützengesellschaft ihre
alten und neuen Mitglieder wieder zusammenrufen. Über Erwarten zahlreich
war das Echo aus Teilen der Bürgerschaft auf die Einladung zum ersten
Schützenkonzert in der renovierten Schützenhalle. Kaum vermochte die große
Halle die Mitglieder und Freunde der Schützengesellschaft alle zu fassen,
die an diesem Abend nicht fehlen wollten, um eine alte und schöne Tradition
unserer Vaterstadt zu neuem Leben zu erwecken.
Die Halle selbst bot sich in erneuertem Gewande dar, nachdem auch die
Ausmalung der Stirnseite rechtzeitig fertig geworden war, die (nach einem
Entwurf des Bühnenmalers Kaupa) das Plettenberger Stadtwappen, umschlungen
von dem blau-gelben Schützenband zeigt mit der traditionellen Unterschrift
"Einigkeit macht stark!"
Besonders herzlich begrüßte Paul Wirth namens des vorläufigen Vorstandes
der Plettenberger Schützengesellschaft das Schützenkönigspaar, die
Schützen-Majestäten Rauterkus und Schwarz, die wohl auf die längste
Regierungszeit eines Schützenkönigspaares in der Geschichte der Gesellschaft
zurückblicken könnten. In gleicher Weise begrüßte der Vereinsvorsitzende
auch
die letzten drei Ehrenmitglieder,
nämlich die langjährigen Vorsitzenden und ehemaligen Schützenkönige Otto
Wirth (Ehrenmitglied seit 1912, Vorstandsmitglied seit 1899, Vorsitzender
1902-1911), Walter Hermens (Ehrenmitglied seit 1933, Vorsitzender 1921-1933)
und den langjährigen Rendanten der Gesellschaft Hermann Fischer sen.
(Ehrenmitglied seit 1939). Einen besonderen Gruß entbot der Redner auch
dem Schützenoberst Ludwig Pickardt, der seit 36 Jahren dem Vorstand angehört
und seit 28 Jahren Schützenoberst ist. Alle übrigen Ehrenmitglieder, welche
auf Grund 50-jähriger Mitgliedschaft Ehrenmitglieder der Gesellschaft
geworden waren, hat der Tod seit dem letzten Schützenfest abberufen.
Wiederzulassung - zunächst ohne Gewehre
Der Vereinsvorsitzende benutzte die Gelegenheit, um offiziell davon
Kenntnis zu geben, dass die Militärregierung die Genehmigung zur
Wiederaufnahme der Vereinstätigkeit erteilt hat, wenn auch mit der
Einschränkung, dass vorerst keine Gewehre geführt werden dürfen. Gestattet
wurde aber ausdrücklich die Weiterführung des Vereinsnamens "Plettenberger
Schützengesellschaft 1836". Wegen der noch geltenden Bestimmungen bleibt
zurzeit das Vereinsvermögen noch beschlagnahmt und unter Verwaltung des
Treuhänders, des Rendanten der Gesellschaft Ernst Weber, dem der Vorsitzende
für seine aufopfernde Tätigkeit besonders dankte.
Fünfhundert neue Schützen
Der Redner konnte die erfreuliche Mitteilung machen, dass bis heute rd.
500 frühere Mitglieder und eine über Erwarten große Zahl neuer Mitglieder
ihren Beitritt zur Schützengesellschaft erklärt haben. Man kann dies als
einen erfolgversprechenden Start ansehen, nachdem jetzt die Mitgliederzahl
von 325 des Jahres 1935 (als der Redner die Vereinsleitung übernahm)
überschritten ist. Aber der Vorsitzende setzte der Gesellschaft ein höheres
Ziel: "Bei Ausbruch des Krieges hatten wir rund 800 Mitglieder! Diese Zahl
muss nicht nur wieder erreicht, sondern überschritten werden! Es wird die
Aufgabe des von der demnächst einzuberufenden Mitgliederversammlung zu
wählenden Vorstandes sein, den größten und ältesten Heimatverein wieder
zu neuer Blüte zu führen." Einen nachdrücklichen
Appel an die Brudervereine
richtete Paul Wirth mit der Bitte, getreu der Devise "Einigkeit macht stark",
welche schon die Stirnseite der alten, 1918 abgebrannten Halle zierte, nicht
wieder künstliche Schranken aufzurichten, sondern sich mit der Gesellschaft
zu einer Plettenberger Schützengemeinschaft zusammenzuschließen:
"Vereint werden wir viel erreichen, getrennt wahrscheinlich nur wenig! Es
werden sich sicherlich Wege finden lassen, den früher in der Grüne, Oester usw.
vereinten Schützen ein gewisses Eigenleben in der dann großen, gemeinsamen
Schützengesellschaft zu belassen. Sei es, dass die einzelnen Stadtteile
besondere Schützenkompagnien bilden oder auch Zusammenkünfte in kleinerem
Rahmen, etwa als Kompagnie-Abende o. dgl. veranstalten. Wo ein Wille ist,
wird sich doch ein Weg finden lassen. Wir wollen doch alle dasselbe: Eine
auf gegenseitige Achtung gegründete Vereinigung der Bürgerschaft, umfassend
alle Berufe und Konfessionen, zur Pflege der Eintracht, der Geselligkeit,
der Liebe zur Heimat und die Aufrechterhaltung einer wertvollen Tradition!"
Der Redner erinnerte auch an die
vielhundertjährige Vorgeschichte
unseres Plettenberg Schützenfestes
und wies auf die Tatsache hin, dass die schon 1624, wahrscheinlich sogar noch
viel früher in Plettenberg üblichen Markenumzüge mit ihren Gebräuchen die
Grundlage der vor 113 Jahren erfolgten Gründung der Schützengesellschaft bildeten
und dass wir die Pflicht haben, diese alten Kulturgüter in eine hoffentlich
nicht ferne, bessere Zeit hinüber zu retten. Das Recht, wenigstens in
beschränktem Umfang eine Schusswaffe zu führen, werde man nicht immer
vorenthalten wollen. Dann werde auch wieder
ein Schützenfest im alten Rahmen
gefeiert werden, mit dem Abschießen des Vogels und allen anderen Überlieferungen.
Das Schützenfest bleibe in Plettenberg das Fest, von dem ein früherer Vorsitzender
der Gesellschaft, Otto Maercker, in einem Gedicht sagte: "Es ist das schönste
Fest, das wir in Plettenberg kennen", und "Unser liebes Schützenfest, nimmer
wollen wir es missen!"
Die stürmische Zustimmung der vielen alten und jungen Schützen zeigte dem Redner,
auf einen wie fruchtbaren Boden sein Appell an die alte Schützentreue gefallen
war.
Das Schützenkonzert mit anschließendem Schützenball ließ bei den schneidigen
Klängen der Kreisfeuerwehrkapelle unter der Stabführung des Dirigenten Kraus
die Stunden wie im Fluge verrinnen. Von den Darbietungen des Konzerts ernteten
besonders lebhaften Beifall der "Plettenberger" sowie der "Grüner Schützenmarsch",
ferner die Melodienfolge "Ein Abend bei Paul Linke", der Marsch "Alte Kameraden"
und das Rhode'sche Liederpotpourri "Deutsche Volksmusik", während das Musikstück
"Die beiden kleinen Finken" (Mit Fuhrmann und Hauda als Trompeten-Solisten)
infolge des starken Applauses sogar wiederholt werden mussten.
Es war ein schöner und genußreicher Abend in alter Schützenharmonie, mit dem
unsere Schützengesellschaft das neue Kapitel ihrer Geschichte begonnen hat.
Quelle: Amtliche Bekanntmachungen für den Kreis Altena vom 17.04.1949
Neuer Start der Plettenberger Schützengesellschaft
Erste öffentliche Veranstaltung der wieder zugelassenen Gesellschaft am 7. April
Plettenberg. Soeben trifft die Nachricht ein, dass unsere auf
eine 113 Jahre alte Tradition zurückblickende Schützengesellschaft
von der Militärregierung die Genehmigung zur Wiederaufnahme ihrer
Tätigkeit erhalten hat. Auch die von einem Ausschuss des alten
Vorstandes erarbeitete neue Satzung hat die erforderliche Genehmigung
erhalten, so dass einer sofortigen Wiederaufnahme der Tätigkeit
nichts im Wege steht. Bis zur neuen Vorstandswahl wird der bisherige
Vorsitzende Paul Wirth die Leitung der Gesellschaft weiter innehaben.
Als erste große Veranstaltung plant die Schützengesellschaft für Samstag,
7. Mai, ein großes Schützenkonzert mit Ball in der Schützenhalle, wobei
Mitglieder und eingeführte Gäste teilnahmeberechtigt sind. Von nun an
wird unsere traditonsreiche Schützengesellschaft wieder ihren alten Platz
im geselligen Leben unserer Stadt einnehmen. Ob es möglich sein wird,
bereits in diesem Jahre wieder ein Schützenfest in alt überkommener
Weise zu feiern, ist im Augenblick noch unentschieden. Die Nachricht
aber, dass unsere im Leben der Stadt Plettenberg seit Generationen
verwurzelte Schützengesellschaft wieder den ihr zukommenden Platz
einnehmen kann, wird in weitesten Kreisen der Bürgerschaft mit Freude
und Genugtuung zur Kenntnis genommen werden.
(es folgt ein Rückblick auf die Geschichte der Schützengesellschaft)
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